Sonntag, 22. September 2013
Schon vor dreieinhalb Jahren hatte ich den Versuch unternommen, mit einer neuen digitalen Kamera meinen alten Bestand an Objektiven einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen. Letztlich habe ich das vollformatige Prunkstück damals aus guten Gründen nicht behalten und zurückgeschickt...
Als ich neulich aber meine zehn im Regal stehenden, analogen Spiegelreflex-Kameras der Marke Minolta entstaubte, erwachte die Lust neu in mir und ich überlegte, meinem statischen Museum zumindest teilweise wieder einen praktischen Nutzen abzugewinnen. Nach stundenlanger Recherche im Minolta-Forum, vor allem aber im SonyUserforum bestellte ich mir dann die ziemlich neue SONY SLT-A58:
Im Gegensatz zur bulligen und schweren Alpha 850 ist die kompakte und leichte Alpha 58 natürlich keine »Vollformat«-Kamera, d.h. ihr APS-C-Bildsensor ist erheblich kleiner als der Sensor im Kleinbildformat 36 x 24 mm der älteren Schwester, was gravierende Auswirkungen auf die Bildwirkung hat: Während sich der kleinbildformatige Sensor der A850 aus meinen vollformattauglichen Objektiven das maximal mögliche Rechteck herausschnippelte, kriegt der kleinere Sensor der A58 natürlich nur einen mittigen Ausschnitt davon zu sehen. Dieser sogenannte »Crop-Faktor« bewirkt im Endeffekt, daß der Blickwinkel der vorhandenen Objektive in den Tele-Bereich verschoben wird (wobei sich deren bauartbedingte Brennweite selbstverständlich nicht ändert). Kurz gesagt: Ein Weitwinkel wirkt weniger weitwinklig, ein Teleobjektiv dafür noch »teliger« als an der alten analogen oder der modernen Vollformatkamera.
Die teilweise durchaus bedauerliche Verschiebung (mit meinem Fisheye und meinem extremen 20 mm-Weitwinkel konnte ich früher auch kleine Innenräume komplett erfassen) hat natürlich auch ihre Vorteile, die freilich nicht gestalterischer Natur sind: Zum einen fällt das Gehäuse der A58 dank des kleineren Sensors erheblich kompakter und leichter aus als das der Vollformat-Vorgängerin, zum anderen kostet es nur ein Viertel bis ein Fünftel davon, mit einem zusätzlichen »Kit«-Zoomobjektiv in Leichtbauweise als nicht zu verachtende Zugabe.
Ernsthaft vergleichen kann man die preiswerte Einsteigerklasse mit der soliden Profikamera natürlich nicht. Die Unterschiede in der Materialanmutung und der Solidität sind augenfällig. Dennoch spürt man den klassenübergreifenden Fortschritt, insbesondere in Sachen Software sind dreieinhalb Jahre ja eine halbe Ewigkeit. Vor allem aber hat es mir das rückwärtige Klapp-Display angetan, da ich doch immer wieder gerne unauffällig »aus der Hüfte schieße« oder ungewohnte Perspektiven ausprobiere...
Alle aktuellen SONY-Kameras mit Wechselobjektiven sind heute keine »klassischen« Spiegelreflex-Apparate mehr mit optischem Sucher und Schwingspiegel: Statt des tatsächlichen Blicks auf das Motiv via Objektiv, Spiegel, Pentaprisma und Okular schaut man heutzutage durch den Sucher auf einen Miniatur-Monitor, dessen abstrahierende Anmutung zunächst ungewohnt ist, wenn man die althergebrachte Bauform gewohnt ist. Das Thema spaltet die Gemeinde und erhitzt die Gemüter. Meiner einer sieht den konzeptuellen Wechsel eher positiv: Der Verzicht auf die komplexe Spiegelmechanik zugunsten einer festehenden, teildurchlässigen Reflektorfolie senkt den Aufwand, erhöht die Robustheit und eliminiert den Spiegelschlag. Das elektronische Suchersystem bietet bis dato unbekannten Komfort wie Restlichtverstärkung oder Schärfentiefe-Beurteilung durch Abblendung ohne Helligkeitsverlust. Alle möglichen Informationen sind einblendbar, und um zu hilfreichen Rasterlinien zu gelangen muß man nicht nach alter Väter Sitte eine andere Mattscheibe einbauen, sondern nur den entsprechenden Menüpunkt anwählen. In ein paar Geräte-Generationen wird man den simulierten Sucherblick nicht mehr vom realen unterscheiden können, dessen bin ich mir sicher.
Daß der Umgang mit einer Systemkamera trotz allen gebotenen Komforts anders ist als der mit einer Kompaktknipse und ggf. neu erlernt werden will, habe ich auf meiner ersten Foto-Pirsch mit der neuen Kamera bereits feststellen müssen. Dennoch wird das Experiment diesmal nicht abgebrochen und die neue Ausrüstung behalten: Die erweiterten Möglichkeiten hängen nicht allzuschwer an meiner Schulter und selbst ein Totalverlust wäre finanziell kein Beinbruch. Angesichts der aktuellen Wetterlage werde ich heute aber wohl nicht das Haus verlassen, um frohen Herzens zu fotografieren, sondern nur, um sorgenvollen Gemüts einen neuen Bundestag zu wählen. Als Souverän hat man es nicht leicht, denn wenn man seine Auswahl hinterher bereut, kann man Regierung und Kanzler(in) nicht einfach umtauschen...
Samstag, 21. September 2013
Gestern hatte sich der zonebattler einen spontanen Tag Urlaub gegönnt, um sich mit einer neuen Kamera und alten Objektiven nach Bamberg zu begeben. Wie schon beim letzten Mal sollte die Domstadt mit ihren vielfältigen Motiven die passende Umgebung zum ausgiebigen Testen des lichtbildnerischen Handwerkszeuges stellen.
Leider war der freie Freitag arm an Licht und reich an Regen, was ich freilich nicht zum Anlaß zu verschärfter Trübsal nahm, sondern eher als Herausforderung begriff: Immerhin hat Nieselwetter ja den Vorteil, daß dann nicht ganz so viele Touristen wie sonst in der Gegend herumhampeln und einem das Blickfeld verstellen...
Zu den Details und den Meriten der neuen Kamera werde ich mich in Kürze in einem eigenen Beitrag äußern, aber den bemerkenswerten Unterschied der hier gezeigten Aufnahmen zu den Bildern aus meinen immer noch hochgeschätzten Kompaktknipsen sieht sicherlich nicht nur der Fachmann: mit größerem Sensor und weiteren Blendenöffnungen werden Motiv-Freistellungen und abstrakt-unscharfe Hintergründe möglich, die der kleine Immer-dabei-Apparat prinzipiell nicht zustande bringen kann.
Neben dem zum Lieferumfang des Bodies gehörenden »Kit-Objektiv« mit einem Zoom-Bereich von 18–55 mm hatte ich zwei bewährte alte Festbrennweiten aus seligen Analog-Zeiten eingepackt (50 mm und 135 mm), um deren Tauglichkeit im digitalen Zeitalter zu überprüfen. Was sich im Vergleich zu früher schon mal nicht geändert hat, ist das lästige Herumhantieren mit Gehäuse und Linsen beim Objektivwechsel: Ein Octopus vulgaris mit seinen acht Armen würde wohl souveräner agieren als unsereins, der mit zwei Händen drei Gerätschaften in Relation zu bringen sucht...
Mit Wasser von oben und keinem schützenden Dach in der Nähe gilt es dann noch zusätzlich einen Regenschirm zu balancieren, was den umbauenden Fotografen fraglos selbst zum kuriosen Fotomotiv macht. Aber was tut man nicht alles der Schönheit halber... Einen weiteren Knipser der unfreiwillig komischen Sorte habe ich dann selbst einfangen können, wenn auch nur von hinten:
Von vorne habe ich den eiligen Kollegen mit dem gehetzten Blick und den mit mehreren Kameras behängten Kugelbauch leider nicht konservieren können. Aber selbst wenn, dann hätte ich ihn der Diskretion wegen hier ohnehin nicht öffentlich zeigen können. Macht aber nichts, es gibt ja genug unbelebte Objekte, die sich als Motiv anbieten, jedenfalls dem, der nicht achtlos vorbeihastet auf der Suche nach den schon millionenfach abgelichteten »Sehenswürdigkeiten«...
Ganz zufrieden bin ich mit der abends heimgebrachten (Aus)beute nicht, insbesondere die Schärfe läßt in etlichen Fotos noch zu wünschen übrig. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß das Problem nicht in der Kamera sitzt, sondern hinter dem Sucher stand: Den souveränen Umgang mit Fokus, Zeit und Blende kann man im Umgang mit Kompakten auch verlernen, und ich muß mir die korrekte Fokussierung bei dank offener Blende extrem kleiner Schärfentiefe erst wieder aneignen. Aber dafür warte ich schöneres Wetter und besseres Licht ab!
Samstag, 14. September 2013
Begegnung beim jährlichen Kunst-Event »Offen Auf AEG« in Nürnberg
Donnerstag, 22. August 2013
Der morgendliche Weg zum Bahnhof brachte eine überraschende Begegnung mit sich:
Schön und rot, leider schon tot. Mitten auf dem Bürgersteig der Karolinenstraße! Kann jemand die Spezies bestimmen? Ein heimisches Gewächs scheint mir das eher nicht zu sein...
Mittwoch, 21. August 2013
Urlaubszeit, schwere Zeit: zonebattler’s eigene Schlüssel-Konvolute für Heim und Büro, plus die von Nachbarn hier und die von Freunden da. Blumen gießen und Briefkasten leeren ist nicht schwer, die wahre Herausforderung liegt im Finden der jeweils passenden Schlüssel!
Donnerstag, 15. August 2013
In diesem meinem Blog haben sich seit dem Start im September 2005 mittlerweile 2.410 Artikel und 10.242 Kommentare angesammelt. Darin befinden sich insgesamt 9.154 Links, von denen zu meinem Erschrecken mittlerweile 411 tot sind und weitere 1.135 auf unterdessen geänderte Adressen umgeleitet werden. Verraten hat mir das ein WordPress-Plugin namens »Broken Link Checker«, welches im Gegensatz zu mir eine unerschütterliche Geduld dafür aufbringt, den hiesigen (und riesigen) Text-Fundus akribisch genau zu durchforsten, kaputte Links zu registrieren und zu melden.
Auch wenn man den einen oder anderen Verweis wieder reparieren kann (weil sich die weiland verlinkte Information beispielsweise an neuer Stelle ergoogeln läßt), so sind doch sehr viele Links unrettbar verloren, weil die darüber angepeilten Seiten schlichtweg nicht mehr existieren: Private Blogs, Firmenseiten, Zeitungen, es geht in diesen schnelllebigen Zeiten vieles schneller unter, als man sich darüber wundern kann.
Was kann man machen? Wenig. Im Laufe der Zeit werde ich mal hier, mal da ein bißchen was an meinem Link-Netzwerk flicken und kunststopfen, da wo es sinnfällig erscheint. Tote kann auch der zonebattler nicht wiederbeleben, dann bleibt halt der Verweis ins Nichts bestehen als ein Zeichen, daß es da mal etwas gab. Wieviele LeserInnen in älteren Beiträgen oder Kommentaren auf funktionslos gewordene Links klicken, ist ohnehin die Frage. Gemeldet hat sich deswegen noch niemand...
Was für eine Lehre ist daraus zu ziehen? Wo immer man online eine Information findet, die einem persönlich relevant und des Aufhebens wert erscheint, sollte man sich eine lokal lauffähige Offline-Kopie der entsprechenden Website generieren. Tools dafür gibt es genügend. Sogar ein Papierausdruck mag Jahre später hilfreicher sein als ein abgespeichertes Lesezeichen, welches ins elektronische Nirwana zeigt!
Dienstag, 13. August 2013
Montag, 12. August 2013
Mittwoch, 7. August 2013
Wer viele Websites im Auge behalten und über allfällige Neuigkeiten dort zeitnah informiert werden möchte, ohne immer wieder mal »auf Verdacht« vorbeizuschauen, der nutzt – wie der zonebattler schon seit Jahren – gerne einen Feed-Reader. Auf einen Blick und in einem einzigen Fenster läßt sich damit sehr schön überblicken, was sich auf den präferierten Anlaufstellen in letzter Zeit getan hat. Eine äußerst praktische Sache, von der freilich etliche Gelegenheits-Surfer immer noch nie gehört zu haben scheinen!
Meiner einer benutzte lange Zeit das in meinem Lieblingsbrowser Opera integrierte Reader-Modul: Wozu nach zusätzlicher Software fahnden, wenn die vorhandene und täglich verwendete auch dafür wunderbar taugt? Lange war ich daher mit dieser lokal installierten Lösung zufrieden, die nur einen prinzipbedingten Nachteil hat: Ich mußte meine Feed-Abonnements auf mehreren Rechnern parallel pflegen und bekam natürlich beim Wechsel von einem PC zum anderen auf diesem als neu vorgelegt, was ich auf jenem schon längst gesehen und gelesen hatte. Irgendwann wurde mir das zu doof, und als ich neulich von einem Bekannten nach einem passablen Ersatz für den abgekündigten »Google Reader« gefragt wurde, begann ich mich dann doch selbst nach einer zeitgemäßen Online-Alternative umzusehen...
Über diverse (Um-)Wege bin ich nun beim InoReader hängengeblieben, den ich hiermit meiner geneigten Leserschaft wärmstens ans Herz legen möchte: Wo immer man per Webbrowser in seine (nur an einer Stelle definierten) Leseliste schaut, stets kriegt man nur das als neu vorgelegt, was man auch wirklich noch nicht gesehen hat. Die Bedienung ist unkompliziert und übersichtlich, die Bedienoberfläche kann selbstverständlich auch auf die deutsch Sprache umgeschaltet werden. Über ein Support-Forum steht der Entwickler in regem Austausch mit der Fan-Gemeinde. Klasse!
Wo immer ich mich jetzt vor einen Monitor setze oder auf dem Sofa räkelnd in das elektrische Tablett vertiefe, stets kriege ich zuverlässig mit, was die von mir verehrten Bloggerinnen und Blogger so alles abgesondert haben. Auch die in meinen eigenen Baustellen eintrudelnden Kommentare behalte ich solcherart im Blick, und das einzige, was mir zum ungetrübten Leseglück noch fehlt, ist die Zeit dazu. Da hilft nur die weise Selbstbeschränkung: Wer Dutzende von Kanälen abonniert hat, kommt schlicht nicht mehr hinterher. Da nützt dann auch der tollste Aggregator nichts. Die Perlen muß man also weiterhin selbst suchen und finden, das Abfischen indes kann man getrost dem InoReader überlassen.
Sonntag, 4. August 2013
Dienstag, 16. Juli 2013
Ein drittes und letztes Mal geht es heute in die Upper Barrakka Gardens, um dort Punkt zwölf lautstark demonstriert zu bekommen, was die Stunde geschlagen hat: In einem täglich wiederkehrenden Ritual wird von (mutmaßlich pseudo-)britischen Soldaten mittags Salut geschossen und damit ein weithin hörbares Zeit- (und früher auch Macht-) Zeichen gegeben...
Der Officer links im Bild erklärt per Mikrofon und Lautsprecheranlage das Prozedere, die beiden Haubenträger rechterhand führen die Ballerei durch. Leider wird nur eine einzige Kanone abgeschossen und noch leiderer hat die nur Pulver, aber keine Kugel im Rohr, weshalb es kein spektakuläres Schiffe-Versenken-Spiel im Maßstab 1:1 zu beklatschen gibt, sondern halt nur einen Knall zu hören und eine weiße Rauchwolke zu sehen:
Für drollige Spleens wie derlei militärische Herumhampeleien lieben wir ja die Söhne Albions, wobei ich wie schon eingangs angedeutet den nagenden Anfangsverdacht hege, daß in den Uniformen Ihrer Majestät Artilleristen in Wirklichkeit maltesische Hilfsarbeiter stecken könnten, die für kleines Geld die romantisierten Kolonialzeitträume der Touristen beflügeln. Aber man muß den harmlosen (Feuer-)Zauber ja nicht unbedingt entzaubern...
Magische Eindrücke hält Valletta auch in den Abendstunden bereit, wenn sich die Touristenmengen verpulverisiert haben und die Einheimischen daheim vor ihren Glotzen sitzen: Dann hat man die pittoreske Altstadt fast für sich allein und kann im schwindenden Tageslicht noch manche schöne Szene auf den Film Sensor-Chip bannen. Wie diese dienstfrei habenden Sonnenschirme hier:
Manchmal wünscht man sich als Freizeit-Fotograf die analogen Zeiten zurück: Bei um die 50 Pfennigen pro Dia hätte ich derlei Motive unter mühevollen Verrenkungen nach langer Überlegung genau 1x sorgsam anvisiert und abgelichtet. Heutzutage nimmt man ein halbes Dutzend leicht verschiedene Schnappschüsse mit und quält sich später daheim mit der Frage herum, welcher davon nun letztlich der beste ist... Tja.
Auch von diesen gestaffelten Haustüren habe ich im schummerigen Dämmerlicht etliche Aufnahmen gemacht, ja sogar einige freihändige Belichtungsreihen realisiert zum Zwecke der nachträglichen HDR-Bearbeitung:
Die fraglos surrealste und skurrilste Begegnung in den schläfrigen Gassen Vallettas kündigte sich schon aus einiger Entfernung lautstark akustisch an. Unter blechern-schepperndem Abspielen einer Klimper-Fassung von Lili Marleen machte ein motorisierter Eis-Verkäufer die Runde, mal an dieser, mal an jener Ecke haltend und sich musikalisch mit einem Klirrfaktor nahe 100% bei der potentiellen Kundschaft ankündigend:
Nachdem der im Bild gezeigte Knabe mit der Startnummer 18 auf dem Rücken sein tiefgekühltes Betthupferl gekauft hatte, raste der ambulante Eis-Dealer mit quietschenden Reifen heiter weiter, sein Lili-Marleen-Getröte bald hier, bald dort ertönen lassend, vielfältiges Echo inklusive. Mal war sein Wagen einige Querstraßen weiter zu sehen, mal flitzte er an ganz anderer Stelle durchs beschauliche Bild. Ob sich der unüberhörbare Einsatz letztlich wirtschaftlich für ihn gelohnt hat, erscheint mir zumindest zweifelhaft zu sein: Allein der Betrieb der wattstarken Beschallungsanlage wird – im Verein mit der Kühlanlage – einiges an Energie verbrauchen. Ein nennenswerter Kundenansturm war hingegen nicht zu konstatieren. Vermutlich zahlt der Gelatiero bei jeder verkauften Kugel drauf, aber die Menge macht’s dann wohl wett...
Nachdem wir dann die Stadt bis zum äußersten erreichbaren Ende durchlaufen und an ihrem Rand halb umrundet hatten, näherten wir uns über den zentralen Busbahnhof wieder ihrem Eingang. Inzwischen war es gänzlich dunkel geworden, was mir Gelegenheit gab, mich dem ansonsten bus-umtosten Tritonbrunnen gefahrlos zu nähern, um ihn per Langzeitbelichtung einzufangen und zu konservieren:
Gemessen am Status – Valletta ist ja immerhin die Hauptstadt eines souveränen EU-Staates – ist das Städtchen eher überschaubar und provinziell anmutend; genau das aber macht ja seinen besonderen Reiz aus. Wie es um das Kulturleben bestellt ist, kann ich nicht wirklich beurteilen – Feuerwerks-Festivals mal ausgenommen. Aber wenn überhaupt, dann wäre Valletta wohl der Ort, an bzw. in dem sich unsereins gerne dauerhaft niederlassen würde. Aber da es bis zum Ruhestand noch einge Jährchen hin sind, sind derlei Überlegungen derzeit akademischer Natur.
In Sachen Reisemitbringsel sind der zonebattler und seine bessere Hälfte ja einigermaßen pragmatisch orientiert: raumgreifende Staubfänger sind verpönt, im Zweifelsfall genießen natürliche Fundstücke wie Wurzeln, Steine, Schneckengehäuse etc. eine höhere Wertschätzung als von Menschenhand gebastelter oder gar industriell gefertigter Mumpitz. Gerne genommen werden hingegen Lebensmittel in Form ortsüblicher Delikatessen, mit denen sich das Urlaubsgefühl im heimischen Alltag noch eine Weile und im Wortsinne geschmackvoll aufrechterhalten läßt. Hier sehen wir die am Tag vor der Heimreise eingekaufte Auswahl an maltesischen und italienischen Käsesorten, ambulant gekühlt im Wasserbad des hotelzimmereigenen Waschbeckens:
Dank einer schon Monate vorher gelegenheitshalber eingekauften, digitalen Gepäckwaage konnten wir diesmal guten Gewissens kiloweise einkaufen, was uns lecker und probierenswert erschien, ohne eine gewichtsmäßige Überschreitung der Freigepäcksgrenze befürchten zu müssen...
So, die Koffer sind gepackt, alle Schubladen, Schränke und Kommoden zum x. Mal auf vergessene Habseligkeiten gecheckt, dann also mit Sack und Pack runter in die Hotel-Lobby, ein schnelles Frühstück im noch schummerig leeren Restaurant-Saal verputzt, good bye gesagt und ab ins private Flughafen-Taxi. So schön der Urlaub auch gewesen war, an seinem Ende freut man sich doch immer auf die eigenen vier Wände. Ein letzter Blick zurück auf Sonne, Meer und landestypische Architektur:
Ob wir jemals wieder nach Malta kommen werden? Wer weiß... Aus eigenem Antrieb vielleicht nicht, dazu haben wir jetzt einerseits das Land intensiv genug erforscht und andererseits vom Rest der Welt etliches noch gar nicht gesehen. Aber wenn sich beispielsweise im Freundeskreis ein Plan herauskristallisierte, den maltesischen Archipel in fröhlicher Runde gemeinsam zu bereisen, dann würden wir uns sicherlich nicht lange bitten lassen, eine neue Expedition dorthin zu begleiten...
Samstag, 13. Juli 2013
Was nun wirklich faszinierend ist auf Malta, sind die steinernen Zeugen der Geschichte, angefangen von den frühsteinzeitlichen Tempelanlagen über die auch ästhetisch bombastischen Festungsbauten des Johanniterordens bis hin zu den Wohnsiedlungen aus britischer Kolonialzeit. Auch wenn es hier und da und dort bröselt und Wind und Wetter ihre Nagezähne ohne Unterlaß wetzen, Malta ist ein Freilicht-Museum par excellence!
Hier standen wir in den Buskett Gardens, dem (einzigen!) Wald Maltas und erspähten dort ein prunkvolles Wappen am Verdala Palace, dem offiziellen Sitz des Staatsoberhauptes und damit sozusagen das insulare Schloß Bellevue [1]:
Auch wenn wir in diesem unseren zweiten Malta-Urlaub darauf bedacht waren, uns bis dato unbekannte Ecken der Inseln zu erkunden, so zog es uns natürlich dennoch auf’s Neue in jene Orte, die wir schon im Vorjahr begeistert erforscht hatten. Wie z.B. in die alte Hauptstadt Mdina, in deren mittelalterlichen Gassen-Labyrinth man immer wieder gerne auf den Auslöser drückt:
An sonnig-heißen Tagen lernt man die schattigen Zufluchtsorte Mdinas zu schätzen und setzt sich gerne zu Kaffee und Kuchen in eines der Cafés an bzw. in der Stadtmauer, wo man überdies noch einen grandiosen Fernblick genießen kann...
Doch auch die weniger schattigen Sehenswürdigkeiten haben ihren Reiz, zumal die Temperaturen im späten Frühling und frühen Sommer durchaus noch gut auszuhalten sind. Also sind wir natürlich auch heuer mit dem Bus ins Fischerstädtchen Marsaxlokk gefahren, um dort dem bunten Treiben zuzuschauen. Ganz besonders bunt sind dort bekanntermaßen die Fischerboote:
Auch an Sonn- und Feiertagen kann man die Fischer beim Arbeiten beobachten, denn zu tun ist natürlich immer etwas: Netze müssen entheddert und geflickt, Motoren repariert und geschmiert, Betriebsstoffe geladen und verstaut werden. Vor allem aber müssen die vom Salzwasser und der Sonne maltraitierten Anstreiche regelmäßig erneuert werden, eine Arbeit, die mit Hingabe und in nachgerade kontemplativer Versenkung ausgeführt wird:
Die Malteser kümmern sich nicht nur sorgsam und leidenschaftlich um ihre Kähne und Kutter (sowie um ihre Schrotflinten), sie haben auch ein Herz für Oldtimer auf Rädern: Immer wieder begegnet man tadellos restaurierten solchen, meist britischer Provenienz. Oftmals sind sie leider schon wieder weg, bevor man die Kamera in Anschlag bringen kann, aber einmal hatte ich Glück und konnte einen langsam dahintuckernden LKW geradezu mustergülig ablichten:
Von Marsaxlokk aus sind wir landeinwärts in Richtung Nordwesten gewandert, und wenn ich heute – zweieinhalb Monate später – diese Zeilen niederschreibe, so habe ich wieder die flirrende Luft vor Augen, das Summen der Insekten im Ohr, die vielfältigen Düfte in der Nase. Und natürlich die Bilder der Landschaft im Kopf, die ich im Interesse der Verdichtung gerne auf das Wesentliche zurechtschneide und von störendem Drumherum befreie:
Was in diesen Tonnen mal drin war, will man vermutlich gar nicht so genau wissen. Über allerlei dubiose Behältnisse am Rande landwirtschaftlicher Nutzflächen hatte ich mich ja schon im letzten Jahr befremdet gezeigt...
Nicht weniger befremdlich und auch etwas bedrohlich erscheinend, letztlich aber belustigend war ein paar Stunden später der lautstarke Empfang, den uns in einer winzig kleinen Siedlung am Rand des Flughafens von Malta ein paar vierbeinige Wächter der Hl. Mutter Gottes bereiteten:
Wenn man gegen den Turbinenlärm startender Passagierjets ankläffen muß, muß man sich schon ordentlich ins Zeug legen. Immerhin konnten auch diese armen Schweine Köter ihren Posten nicht verlassen und uns nicht in die Waden beißen. So konnten wir unverseht zum Flugplatz weitertappen, an seinem Zaun entlang bis zum Terminal-Gebäude marschieren und dort dennächsten Bus Richtung Valletta nehmen...
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegen auf dem überschaubaren Inselreich recht nah beieinander, und es ist verblüffend, wie schnell man zu Fuß (!) von einer »Zeitzone« zur nächsten gelangen kann. Springen wir zum Abschluß und zum Exempel noch schnell in die Zukunft und schauen uns eine unfertige Luxus-Wohnanlage an, die auf einem Hügel nördlich von Naxxar entsteht:
Wie so oft ließ der Zustand der Baustelle nicht erkennen, ob hier nur im Rahmen einer ausgedehnten Siesta pausiert wurde, oder ob die zu 85% fertiggestellte Wohnanlage schon wieder dem bauträgerpleitebedingten Verfall preisgegeben ist [2]: Hier und da hörte man zwar eine Bohrmaschine oder eine Säge kreischen, aber ansonsten herrschte – mitten unter der Woche – Ruhe und Leere.
Leer sind nunmehr auch des Chronisten Hirn und Wampe, weshalb er sich jetzt in Richtung Küche und Kühlschrank verabschiedet. In der nächsten und letzten Folge seines Reise-Rapports läßt er es aber demnächst noch einmal so richtig krachen!
[1] Wenn der zonebattler sich nicht faulheitshalber um die vorbereitende Lektüre von Reiseführer und Wikipedia gedrückt gehabt hätte, dann hätte er vorher gewußt, daß der Präsidentenpalast der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist und er hätte sich von seiner besseren Hälfte nicht bergauf bis zum verschlossenen Zaun treiben lassen müssen. Tja, so ereilte ihn die verdiente Strafe (wobei der Fußmarsch dorthin natürlich trotzdem ein schöner solcher war)...
[2] Man sieht so vieles auf Malta und Gozo, was sich unseren teutonischen Denkmustern nicht wirklich erschließt. Ist aber umgekehrt vermutlich genauso.
Süßer und scharfer Senf: