Montag, 28. Februar 2011
Die italienische Schauspielerin Isabella Rosselini überzeugt auch als Regisseurin: In einer TV-Reportage auf arte sah ich dieser Tage zu später Stunde einige ihrer künstlerischen Kurzfilme der Reihen »Green Porno« und »Seduce Me« und kam aus dem Staunen (und Kichern) kaum noch heraus. Glücklicherweise kann ich die sexuelle Aufklärung mit meiner Leserschaft teilen, denn die wunderbaren Episoden (in denen die Macherin stets die Hauptrolle spielt) sind online abrufbar: Man beginne z.B. mit dem Paarungsverhalten der Enten und klicke sich dann durch die anderen dort angebotenen Tierfilmchen. Grandios!
Donnerstag, 17. Februar 2011
Schon früher gab es passende Fan-Produkte zu Filmen, doch heutzutage läuft die Merchandising-Maschinerie oft andersherum und überdies unentwegt auf Hochtouren. Einen lesens- und bemerkenswerten Einblick in die Perfidie des modernen Marketings liefert der F.A.Z.-Artikel »Der große Dreh«, in dem sich alles um die kuriose Welt der kleinen Kampf-Kreisel dreht...
Sonntag, 6. Februar 2011
Zum ersten Mal seit Jahren heute abend RTL angeschaltet, um den »Hindenburg«-Zweiteiler anzuschauen. Der Zeppelin selbst ist spektakulär gut getroffen (nachgebaut im Inneren, computergeneriert außen). Die zweibeinigen Darsteller indes sind allesamt klischeehaft überzeichnet, die Zahl der konkurrierenden Verschwörungstheorien würde für ein halbes Dutzend Thriller reichen. Geschenkt, ist halt Kintopp. Was ich den Fernsehfritzen aber wirklich übelnehme, ist der Umstand, daß alle dramatis personae des Films (Hugo Eckener inklusive!) immer und immer wieder vom »Fliegen« sprechen, wo doch Luftschiffe stets und ausschließlich zu fahren pflegen. Hatte RTL bei so einer aufwendigen Produktion denn keine fachkundigen Berater mit an Bord genommen?
Donnerstag, 6. Januar 2011
Nicht genug, daß die Rundfunkgebühren demnächst zur Zwangsabgabe werden sollen (zu zahlen pro Haushalt, unabhängig vom Vorhandensein von Empfangsgeräten), nein, die Generalsekreteuse der ARD will den Zuhörer bzw. Zuschauer für von ihm bereits bezahlte Produktionen ein weiteres Mal blechen lassen. Eine angemessene Antwort darauf gibt Stefan Niggemeier in »Frau Piel, wir müssen reden«.
Dienstag, 14. Dezember 2010
Man schieße jeden Tag ein Portraitfoto von sich selber und bastele sich daraus nach zehn Jahren ein virtuelles Daumenkino. Wer sich sowas einfallen läßt? Einige! Drei bemerkenswerte Zeitraffer-Videos sind auf SPIEGEL Online im Artikel: »Zehn Jahre in einer Minute und 25 Sekunden« zu sehen. Zu schade, daß meiner einer nicht rechtzeitig damit angefangen und dergestalt den schleichenden Rückzug der einst üppigen Haarpracht dokumentiert hat...
Freitag, 1. Oktober 2010
Hier gelesen, da gesehen. Jetzt brauche ich ein Taschentuch zum Schniefen...
Sonntag, 15. August 2010
Robin Hood, Robin Hood, reitet durch die Lande,
voller Stolz und Wagemut folgt ihm seine Bande.
Es fürchten ihn die Bösen, die Guten sind ihm guuuut,
Robin Hooood, Robin Hooood, Robin Hooood... |
Wer beim Lesen vorstehender Zeilen sofort die dazugehörige Melodie mitsummen konnte, der weiß, wovon hier die Rede sein wird: Von der amerikanisch-britischen TV-Serie »Die Abenteuer von Robin Hood« natürlich, die redlich gealterte Recken meiner Generation in jungen Jahren nur zu gerne guckten, sich dabei mit dem von Richard Greene gespielten Titelhelden identifizierten und sich jedesmal diebisch (!) freuten, wenn der seinem schurkischen Gegenspieler, dem Sheriff von Nottingham, einmal mehr ordentlich eins auf die Mütze geben konnte.
Dem zu nostalgisch-wehmütigen Anwandlungen stets neigenden zonebattler kam es dieser Tage in den Sinn, sich geistig in seine lange zurückliegende Sturm- und Drangzeit zurückzuversetzen und sich im Abstand von mehreren Dezennien erneut in den Sherwood Forest zu begeben, ohne dabei seine Couch verlassen zu müssen...
Hierzulande sind weiland längst nicht alle Folgen der erfolgreichen Produktion aus den 1950er Jahren ausgestrahlt worden. Überdies sind die Silberscheiben mit den deutsch synchronisierten Episoden alles andere als ein Sonderangebot: Für eine DVD-Box mit neun Episoden (von jeweils nur ca. 25 Minuten Dauer) werden stolze EUR 22,90 aufgerufen! Sowas kommt einem Sparfuchs wie dem zonebattler natürlich nicht in die virtuelle Einkaufstüte, und darum hat er sich jetzt aus dem fernen Land der begrenzten Unmöglichkeiten fürs gleiche Geld (!) kurzerhand die Komplett-Edition mit allen 143 Folgen auf 11 DVDs kommen lassen:
Und diese US-Ausgabe ist nun wahrlich ein absolutes Schnäppchen: An jeweils 13 Episoden pro Scheibe hat man (im Vergleich zur deutschen Fassung mit läppischen drei pro Silberling) viel länger Freude, auch wenn man notgedrungendermaßen beim Ton auf die deutsche Synchronspur verzichten muß.
Was aber in des Rezensenten Augen (und insbesondere Ohren) kein allzugroßes Manko darstellt: Zum einen sind die Dialoge überwiegend klar ausgesprochen und gut verständlich, zum anderen wären viele eloquente Wendungen und Wortspiele in einer lippensynchronen Übersetzung ohnehin verloren. Wer also leidlich Englisch versteht, kann getrost zugreifen, auch wenn es hier (wie bei den meisten TV-Produktionen »vorsintflutlichen« Alters) noch nicht einmal englischsprachige Untertitel gibt.
Die Handlung ist ja meist ohnehin nicht sonderlich kompliziert: Irgendwie kommen sich die normannischen Usurpatoren und die rechtschaffenen englischen »Outlaws« unter ihrem charismatischen Führer Robin ins Gehege, nicht selten geht es um Leben oder Tod, doch spätestens nach 25 Minuten siegen List und Recht über (Heim)tücke und Unrecht und die Welt ist vorerst wieder in Ordnung. Nebenbei werden quasi spielerisch ethische Werte wie Haltung, Anstand und Moral vermittelt, und wer das nervig, überholt und altmodisch findet, ist nach des zonebattler’s Meinung Teil des Problems in der heute viel beklagten »Ellenbogengesellschaft«...
Aus technischer Sicht gibt es bei realistischer Betrachtungsweise wenig zu mäkeln: Das Schwarzweiß-Bild ist von passabler Qualität, glücklicherweise sind computergenerierte Nachcolorierungen wohl (noch) zu kostspielig, um 3480 Minuten alten Filmmaterials den nostalgischen Charme nachhaltig auszutreiben. Gut so! Das »analoge Feeling« gehört bei sowas einfach dazu: Wir Älteren wollen es nicht anders, und die Jüngeren würden sich so etwas Altbackenes auch in aufgepeppter Fassung nicht kaufen. Unter dem Strich ist mir die dicke Box aus Amerika daher eine klare Empfehlung wert:
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Extras |
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Gesamturteil |
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Bei dem extrem günstigen Preis sind natürlich keine Extras zu erwarten: Man kriegt weder ein Booklet dazu noch irgendwelche digitalen Dreingaben, doch wen sollte das stören? Was es an Hintergrundinformationen zu erfahren gäbe, kann sich jede(r) selbst ergoogeln, und ansonsten will man ohnehin nur schnell auf sein abendliches Betthupferl in Form eines knapp halbstündigen Abenteuers zugreifen und sich über stets adrett gekleidete, pseudo-mittelalterliche Genrefiguren in Studiokulissen köstlich amüsieren können...
Dienstag, 20. Juli 2010
Was könnte auf Dauer frustierender sein, als für ein winziges Publikum zu schreiben? Für eine riesige Zielgruppe zu »depublizieren«. Schöne neue Welt!
Donnerstag, 10. Juni 2010
Fernseh-Nostalgiker meines Alters erinnern sich sicherlich noch an die legendären Abenteuervierteiler des ZDF, die zwar nach heute herrschenden Maßstäben ziemlich bieder inszeniert waren, einem jugendlichen Leichtmatrosen vor 40 Jahren aber als ungeheuer spannend vorkamen. Der zu bizarr-theatralischen Assoziationen jederzeit neigende zonebattler fühlte sich auf La Palma schon bei der ersten Wanderung abseits der Straßen sofort an jene »Schatzinsel«-Verfilmung von 1966 erinnert, die ihn im längst vergangenen Schwarzweiß-Zeitalter in ihren Bann geschlagen hatte: Bereits nach wenigen Schritten stiegen die Bilder (diesmal in Farbe) in der Erinnerung wieder auf und mischten sich mit, nein sie wurden zur Realität...
Du kommst Dir vor, als wärest Du der einzige Mensch auf diesem einsamen Eiland: Keine Hütte ist zu sehen, nirgends ein Zaun, ein Zeichen, ein von menschlichen Händen geformtes Artefakt. Du kletterst immer tiefer in die Schlucht hinein, rundum ist alles grün in grün, meterlange Lianen hängen von den überstehenden Felsen herunter, hie und da fällt gleißend helles Sonnenlicht durch das üppige Blätterdach und blendet Dich. Immer wieder drehst Du den Kopf alarmiert zur Seite, doch ist es stets nur das Huschen einer Eidechse, das Krächzen eines Vogels, das Ächzen eines Baumes im Wind gewesen, was Dir einen Schrecken eingejagt hat...
Du kommst nur langsam voran, denn wo kein Weg ist, mußt Du Dir selbst einen schaffen. Am einfachsten noch geht es durch das ausgetrocknete Flußbett vorwärts, wenngleich das Klettern über das Geröll und die mitunter mannshohen Felsbrocken mühsam und kräftezehrend ist. Der Blick reicht nicht weit, und wenn, dann meist nur direkt nach oben, wo dunkle Höhlen unerreichbar hoch in der Steilwand die Fantasie anregen: Bewegte sich dort nicht jemand? Wirst Du auf Schritt und Tritt verfolgt? Bist Du einem Geheimnis auf der Spur? Du würdest schier zu Tode erschrecken, wenn Du plötzlich einen aufgespießten Totenschädel vor Dir sähest, aber wirklich überraschen würde Dich eine solche unzweideutige Warnung vor dem Weitergehen kaum.
Stundenlang arbeitest Du Dich Schritt für Schritt durch den Barranco empor, die Beine sind längst schwer geworden, der Atem keuchend, die Kleidung klebt Dir schweißnaß am Körper. Endlich erreichst Du einen Punkt über den Wipfeln, von wo aus Du einen weiten Blick ins Land hast. Aber wohin Du Dich auch drehst und wendest, es ist in allen Richtungen dasselbe: Wald, nichts als stoischer, gleichgültiger Wald. Du allein bist der Fremdkörper hier, zum Überleben außerstande. Wirst Du jemals wieder aus der wuchernden Wildnis herausfinden?
Na ja, herausgefunden hat der zonebattler dann letztlich doch immer wieder, nicht zuletzt dank seiner ihn begleitenden Führungskraft, die stets die Orientierung behielt und sich im Gegensatz zum pathetischen Berichterstatter keinen irrlichternden Erschöpfungs-Fantasien hingab...
Die Assoziation mit dem großen Klassiker der Abenteuer-Literatur bzw. dessen schöner Verfilmung hatte ich übrigens durchaus auch außerhalb der Regenwälder von La Palmas Nordosten: In den Kiefernwäldern an den steilen Hängen der Caldera sah ich mich ebenso auf den Spuren Long John Silvers humpeln wandeln wie vorher in den trockenheißen Lavafeldern am südlichen Zipfel der Insel. Wo immer man die Straße hinter sich läßt, ist man im Nu alleine mit sich selbst und der grandiosen Natur, eine Konfrontation, der man sich als Stadtmensch im Alltag ja nicht alle Tage stellen muß (und die man erst einmal auszuhalten hat). Die Erinnerung an die weiland durch den Fernseher beflügelte Fantasie (heute trotz rasanter technischer Fortschritte ein eher seltenes Phänomen) hat mich jedenfalls bald bewogen, meine kleine Reise-Reportage unter den (durchaus mehrschichtig gemeinten) Titel »Die Schatzinsel« zu stellen. Und wir sind noch lange nicht am Ende: In der Episode Nr. 6 nähern wir uns demnächst wieder der Zivilisation.
Dienstag, 13. April 2010
Ich habe ja schon hier, da und dort die Ikonograpie der frühen Videospiele im richtigen Leben verortet. Aber dieses Video [1] toppt alles!
[1] Man achte auf die unauffällig eingestreuten Logos von Atari und Commodore.
Mittwoch, 10. Februar 2010
Es ist schon erstaunlich, was man zustandebringen kann, wenn man all sein Tun und Streben eine Zeitlang völlig auf ein Ziel fokussiert: Seit genau einer Woche arbeiten der zonebattler und ein paar Freunde wie die Blöden Berserker an der Errichtung eines neuen Blogs :
Binnen nur sieben Tagen ward der ganze technische Krimskrams organisiert (Domains und Webhosting-Paket bestellt, Datenbank eingerichtet, WordPress-Blog aufgesetzt, Mail-Adressen definiert, und, und, und...) und auch schon Einiges an (in Rohfassung vorhandenen) Inhalten eingestellt. Zwei Drittel der vorzustellenden Filmproduktionen sind jetzt bereits drin und ein gutes Viertel der dazugehörigen Szenenfotos.
Die technische Einrichtung des Blogs ging deshalb so zügig vonstatten, weil ich mich ganz strikt an zonebattler’s homezone orientieren durfte, alle Plugins und deren Einstellungen 1:1 übernehmen und auch vom Erscheinungsbild her weitgehend auf die eigenen virtuellen Tapeten zurückgreifen konnte. Wer beide Blogs nebeneinander aufmacht und vergleicht, wird pixelgenaue Übereinstimmung im Layout feststellen. Die unterschiedlichen Farben und das andere Titelbild lassen www.medienpraxis.tv dennoch als absolut eigenständigen Entwurf erscheinen.
Brandneu ist auch die Erfahrung, im Team an einem Blog zu basteln: Während meiner einer den virtuellen Maschinenraum betreut, Bilder bearbeitet und anschließend in Artikel einbindet, feilen andere an deren Formulierungen und stellen neue Beiträge ein. Jede(r) an ihrem/seinem Computer und an ihrem/seinem Stand- bzw. Sitzort, die »Wort-Presse« macht’s möglich. Nun ist ein Blog mit chronologisch einsortierten Artikeln nicht für jede Art Internet-Auftritt die geeignete Form, aber da, wo es paßt, kommt man mit diesem Multiuser-Medium schnell voran und kann sich mehr auf die Inhalte konzentrieren denn auf etwaige technischen Tücken (und Krücken).
Abschließend noch ein Fernseh-Tipp: Medien PRAXIS e.V. sendet jeden Sonntag !
Montag, 14. Dezember 2009
Als es sich noch lohnte, hin und wieder den Fernseher einzuschalten (also vor etwa 30 Jahren), da wurde das auch damals schon überwiegend seichte Meer der Unterhaltung von Kapitänen wie Hans-Joachim Kulenkampff, Leichtmatrosen wie Hans Rosenthal und einem Fliegenden Holländer namens Rudi Carrell befahren. Etwas abseits vom Mainstream schipperten die etwas weniger bekannten Unterhaltungskanonen durch die experimentierfreudigen Dritten Programme, von denen unsereins hier mitten in Bayern Franken nur das des eigenen Bundeslandes empfangen konnte.
Zu später Stunde gab es im Fernsehprogramm des Bayerischen Rundfunks freilich manch funkelnde Perle zu entdecken, und ich erinnere mich auch heute noch gern an die unverhofften Begegnungen mit zwei amerikanischen Comedians, die mich höchst nachhaltig beeindruckt haben und denen übliche Etikettierungen wie »Showmaster«, »Entertainer« oder auch die wörtliche Übersetzung »Komiker« nicht annähernd gerecht werden. Die Rede ist von Jack Benny und Ernie Kovacs. [1]
Einer spontanen Eingebung folgend, habe ich vor einiger Zeit nach den beiden mir noch im Hirn herumgeisternden Namen gegoogelt und nach der Lektüre diverser Quellen beim amerikanischen amazon-Mutterhaus zwei DVD-Editionen bestellt [2], die nachfolgend gemeinsam vorgestellt werden sollen: »The Best of Jack Benny« und »The Best of Ernie Kovacs«. Nun ist Skepsis gegenüber protzigen »Best of ...«-Sammelausgaben ja nur allzuoft berechtigt, in diesen beiden Fällen ‑soviel sei vorab schon verraten- ist der überstrapazierte Superlativ jedoch durchaus angebracht!
Fangen wir mit Jack Benny an, der in den frühen 1950er Jahren das Konzept seiner bewährten Radio-Programme höchst erfolgreich auf die Mattscheibe übertragen konnte: In seinen Shows gewährte er (scheinbar echte) Einblicke in seine Arbeit als TV-Unterhalter und in sein Privatleben als Medien-Star. Während er seine launische Anmoderation und auch den Schlußmonolog stets vor einem echten Publikum auf der Bühne von sich gab, waren die Sequenzen zwischendrin meist aufwendig inszenierte Studio-Sketche und offenbar separat aufgenommene Kabinettstückchen. Eine Vielzahl prominenter Hollywood-Größen waren darin als Gaststars mit von der Partie und sich für keinen Jux zu schade. Die »running gags« (Benny gerierte sich z.B. immer wieder als betont geizig, gab sein Alter über viele Jahre stets unverdrossen mit 39 an und wußte selbst in den absurdesten Situationen seinen als Markenzeichen berühmten, regungslosen Gesichtsausdruck zu bewahren) und die Auseinandersetzungen mit seinem farbigen Faktotum Rochester sind immer wieder für einen herzhaften Lacher gut. Natürlich versteht man als Europäer einer anderen Generation nicht alle Pointen ‑namentlich nicht die mit zeitspezifischen Anspielungen oder jene mit doch typisch amerikanischem Hintergrund- aber was macht das schon? Aus heutiger Sicht kurios und nachgerade rührend, aber nichtsdestotrotz sehr interessant sind die ins Programm voll integrierten, wiewohl deutlich abgesetzten Werbebotschaften des jeweiligen Sponsors (z.B. der Zigarettenmarke »Lucky Strike«).
Jack Bennys Späße waren durchwegs fein und nie verletzend, gleichwohl populär und massenkompatibel. Der Humor des mit nur 42 Jahren tödlich verunglückten Ernie Kovacs hingegen war sperriger, sich zuweilen schwerer erschließend, in jedem Falle weit avantgardistischer: Ob er ein Revolverduell ‑den klassischen Western-Topos schlechthin- aus einem halben Dutzend schräger Perspektiven filmt, Spielzeug-Affen die 1812er-Ouvertüre von Tschaikowsky aufführen oder eine Büro-Einrichtung musizieren läßt, der experimentierfreude Kovacs zog alle Register der damals noch in den Kinderschuhen steckenden TV-Technik. Ein meisterhaft umgesetztes Feuerwerk der Ideen, und das meiste davon ist heute so originell und amüsant wie vor 50 Jahren... [3]
In technischer Hinsicht muß man sich vergegenwärtigen, daß es sich bei beiden Editionen um Dokumente aus der Frühzeit der Fernsehgeschichte handelt, in der magnetische Bildaufzeichnungsverfahren (MAZ) noch nicht verbreitet waren: So sind die frühen Jack-Benny-Shows beispielsweise im Kinescope-Verfahren aufgezeichnet, sprich mit einer Filmkamera von einem das Live-Bild zeigenden Video-Monitor abgefilmt worden. Die technische Güte der Schwarz/Weiß-Bewegtbilder schwankt daher zwischen grenzwertig schemenhaft und erstaunlich klar und kontrastreich, der (Mono-)Ton hingegen klingt durchwegs tadellos. Der Freude tut die historisch zu nennende Bildqualität indes nicht den geringsten Abbruch, und angesichts der geradezu läppischen Preise von $ 8.49 für 4 prallvolle Jack Benny-DVDs mit 39 (!) Shows (1260 Minuten Spieldauer!) bzw. $ 17.49 für zwei Ernie Kovacs-Scheiben (mit 320 Minuten Programm) erschiene jedes Herummäkeln als beckmesserhaft:
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Film / Inhalt |
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Bild & Ton |
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Extras |
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Aufmachung |
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Gesamturteil |
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Echte Extras gibt es weder bei der einen noch bei der anderen Edition zu beklatschen, aber klar, bei solchen Antiquitäten in (mutmaßlicher) Kleinauflage ist kein Budget für ein ordentliches Booklet vorhanden, von Mitteln für eine filmische Dokumentation gar nicht zu reden. Selbst auf einblendbare Untertitel hofft man vergebens! Einen einsamen Stern vergebe ich gleichwohl in dieser Kategorie, weil beiden Produktionen ohne Regionalcode veröffentlicht wurden und damit auch auf unmodifizierten DVD-Playern überall auf der Welt wiedergegeben werden können. [4]
Trotz der altersbedingten Mängel fällt meine Fünf-Sterne-Empfehlung eindeutig aus: Was diese beiden genial zu nennenden Künstler den unsäglichen TV-Kaspern von heute voraus hatten, wird durch ein paar technische Unzulänglichkeiten nicht im Geringsten getrübt!
[1] Naturgemäß sind die englischsprachigen Wikipedia-Artikel über Jack Benny und Ernie Kovacs ausführlicher und erheblich ergiebiger als ihre deutschen Pendants. Auf der populären Film-Plattform YouTube finden sich zudem viele Original-Beispiele des televisionären Schaffens sowohl von Benny als auch von Kovacs.
[2] Einzeln in den USA bestellte DVD-Boxen dieser Preislage kommen erstaunlich schnell hierzulande an und kosten regelmäßig weder Zoll noch Einfuhr-Umsatzsteuer.
[3] Einer meiner persönlichen Favoriten ist das affige »Nairobi Trio« ...
[4] Wessen Spieler ohnehin schon auf »codefree« geschaltet ist, muß sich natürlich sowieso keine Gedanken um mögliche Restriktionen machen.
Süßer und scharfer Senf: