Sonntag, 3. Oktober 2010
Der vierte Tag unserer Reise begann mit Nieselregen, was uns jedoch wenig ausmachte, hatten wir doch als ersten Programmpunkt ohnehin den Besuch des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum vorgesehen. Das weitläufige Museum gilt als eines der bedeutendsten seiner Art und ist in einem halben Tag nicht annähernd gewürdigt. Dennoch konnten wir recht viel lernen über Geschichte und Technik des Bergbaus, über dessen Eigenarten wir natürlich prinzipiell schon vorher einigermaßen Bescheid wußten, dessen faszinierende Details uns aber noch nicht so geläufig waren. Schier unglaublich erschien es uns, was beim Untertageabbau so alles an Gerät und Material in die Grube verbracht werden muß, bevor man dem Erdinneren überhaupt etwas abgtrotzen kann. Nicht weniger verblüffend ist freilich, was nach Ausbeutung der Kohleflöze alles unten bleibt, wenn die Grube endgültig geschlossen wird...
Nach diesem Ausflug in die Industriegeschichte tuckerten wir weiter an den Stadtrand zur Ruhr-Universität, um deren berühmte Kunstsammlungen zu inspizieren. Der betonlastige Campus erinnerte den zonebattler stark an die Technische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität zu Erlangen, woselbst er vor drei Dekaden eher halbherzig ein Ingenieurstudium angefangen (und sehr bald wieder beendet) hatte:
Marmor, Stein und Beton bricht, aber das hat ja letztlich auch seine eigene Ästhetik und visuellen Charme...
Ein Bummel durch die Innenstadt (nebst Genuß je eines Eises) rundete den Tag. Wir fuhren am Abend in südöstlicher Richtung weiter und fanden schließlich am hinteren Zipfel des Parkplatzes eines Sportgeländes bei Witten einen annehmbaren Platz für das ambulante Nachtquartier.
Am Morgen des fünften Tages rollten wir zielstrebig zurück nach Bochum: Des zonebattler’s bessere Hälfte wollte unbedingt die Medizinhistorische Sammlung der Universität besichtigen, welche in einem pittoresken alten Malakoffturm sehr stilvoll untergebracht ist. Wir verbrachten mehrere ungestörte Stunden lang in der recht informativen Ausstellung. Leider waren einige interaktive Exponate defekt und nicht zu benutzen, wie so oft hat das Geld einst nur für die Einrichtung, nicht aber für die laufende Unterhaltung und Pflege gereicht... Als unverhoffter Höhepunkt der Visite erwies sich die eigentlich schon rumme, aber noch nicht abgebaute Sonderausstellung »Gelenkte Blicke« über Rassenhygienische Propaganda und Politik im Kontext des Nationalsozialismus. Eine vortreffliche Dokumentation und Analyse der perfiden NS-Propaganda mit ihrem kruden Mix aus echten biologischen Erkenntnissen und pseudowissenschaftlichem Rassenwahn-Geschwurbel...
Ein reinigender Besuch im Bochumer Stadtbad machte uns anschließend wieder aufnahmefähig für die künstlerischen Herausforderungen, die wir in dem spektakulären Gebäudeensemble Situation Kunst (für Max Imdahl) suchten und fanden. Wir rissen mit unserem zaghaften Geklingel eine angehende Kunstgeschichtlerin aus ihren Studien und wurden von ihr eingelassen in eine Enklave der Kontemplation:
Teils unter fachkundiger Führung der diensttuenden Studentin hatten wir nun Gelegenheit, die ausgestellten Werke und den situativen Kontext auf uns wirken zu lassen. Sehr elitär, da wir auch hier wieder einmal die einzigen Besucher waren! Wer immer sich für zeitgenössische Kunst interessiert und in der Nähe ist, sollte die Gelegenheit zu einem Besuch dort nicht versäumen!
Im benachbarten Park fügen sich allerlei Skulpturen in die Umgebung ein und spielen mit der Wahrnehmung duch den Betrachter, wie beispielsweise dieser neckische Knick in der Optik hier:
Wieder zurück in der Innenstadt gönnten wir uns noch einen ausgiebigen Rundgang durch das Museum Bochum, gleichfalls mit Schwerpunkt auf moderner Kunst. Wie erstaunt waren wir doch, dergleichen in dieser Menge und Güte mitten im ehemaligen Kohlenpott zu finden! Was wir hingegen leider nicht fanden, war ein vertrauenserweckendes Plätzchen für die Nacht. Überdies wurde es rasch dunkel, also fuhren wir kurzerhand Richtung Witten, um eine weitere Nacht neben dem uns schon bekannten Sportplatz zu verbringen...
Dortselbst brachen wir am sechsten Tag unserer Reise am frühen Morgen auf und hielten einmal mehr auf Bochum zu. Nachdem wir dort die Jahrhunderthalle umlaufen und ausgiebig inspiziert hatten, zog es uns weiter in Richtung Bottrop, wo unsere nächste Destination auf uns wartete, das Museum Quadrat. Während in einem der räumlich verbundenen Gebäudeteile die Werke des Bottroper Künstlers Josef Albers gezeigt werden, gibt es auf der anderen Seite Heimatkundliches zu sehen, flankiert von einer eigenen Sammlung der Ur- und Frühgeschichte. Rechts abstrakte Kunst, links sehr konkrete Mammutskelette. Eine eigenartige, wenngleich durchaus reizvolle Mischung. Wohingegen sich gigantische Ammoniten und andere Fossilien über viele Millionen Jahre erhalten haben, ist der eher zeitgenössische Museumsbau leider schon nach wenigen Jahrzehnten marode geworden: Der pflichtbewußte zonebattler meldete dem Wachpersonal ein stetes Tropfen von der Decke, direkt zu Füßen eines darob ungerührt scheinenden Mammuts. Tja, Flachdächer halt, ein Irrweg der bautechnischen Evolution...
Mehr haben wir von Bottrop diesmal nicht gesehen, schon ging es weiter ins nahe Oberhausen. Dort erwarben wir Kombitickets für die aktuelle Ausstellung im weithin sichtbaren Gasometer sowie für die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Die Zeit reichte indes nur noch für die Besichtigung der Galerie mit der sehr originellen Ausstellung »Zu[m] Tisch!«. [1]
Da wir dann ganz zufällig gleich nebenan einen gut ausgeschilderten, gleichwohl kaum belegten Wohnmobil-Parkplatz fanden, war die Suche nach einem Platz für die Nacht diesmal schon beendet, kaum daß sie recht begonnen hatte. Es blieb also noch Zeit für einen Abstecher zur nahen Siedlung Eisenheim, eine der ältesten komplett erhaltenen Arbeitersiedlungen Deutschlands. Erstaunlich, wie schon vor über hundert Jahren qualitätsvoll gebaut werden konnte: Vier völlig getrennte Wohnungen in einem Haus (separate Eingänge inklusive) sorgten für minimierte Baukosten und für den sozialen Frieden gleich mit! Heutzutage werden allerorten für teuer Geld reihenweise minimierte Bürgerkäfige mit maximierter Reibungsfläche zum Nachbarn errichtet, aber ich will das heute nicht schon wieder thematisieren...
Die Geschichte der Siedlung Eisenheim ist auf vielen informativen Texttafeln vor Ort nachzulesen. Kaum zu glauben, daß eine unheilige Allianz aus Eigentümer, Politik und Gewerkschaften seit den 1960ern den Totalabriß des (in baulicher wie von der Sozialstruktur her) völlig intakten Viertels gegen den erklärten Willen der Bewohner durchsetzen wollte. Wir lasen weiter und weiter, von den damaligen Bürgerinitativen und deren teils prominenten Aktivisten hatten wir bislang nie gehört. Na gut, wir waren damals noch zu jung und zu wenig politisch im Denken. Immerhin, die Sache ging gut aus: Was damals zu Aufruhr im Revier führte wie heute der Streit um Stuttgart 21, liegt heute ruhig und beschaulich vor den Augen des Betrachters:
Ob sich die heutigen Bewohner über die historische Bedeutung ihres Viertels im Klaren sind, ob sie sich überhaupt darum scheren? Man weiß es nicht, aber es wäre wenig verwunderlich, wenn die junge (Multikulti-)Generation für die Vorgeschichte ihrer engeren Heimat allenfalls ein Achselzucken übrig hätte...
So, es wurde duster, es ging auf Ladenschluß zu, drum noch schnell im nächsten Laden Milch und Käse geholt und sich auf den durch hohe Hecken intimisierten Wohnmobil-Stellplatz in eine Ecke verzogen. Daß der Platz unweit der Bahn lag, war uns zwar bereits aufgefallen, daß der Güterverkehr dort nahe am theoretischen Auslastungslimit liegen mußte, bemerkten wir erst im Laufe der Nacht. Na ja, irgendwas ist immer, und solange die Räder so rollen wie dort, muß sich der zonebattler vermutlich keine Sorgen um die Sicherheit seines Arbeitsplatzes machen.
Fortsetzung folgt!
[1] Wer Fotos aus den genannten Museen vermißt, findet diese sämtlich hier!
Mittwoch, 29. September 2010
Mehrere bemerkenswerte (Wendel-)treppen habe ich in diesem Blog über die Jahre schon zusammengetragen, aber die »Stairs to Nowhere« sind nochmal ein ganz anderes Kaliber. Danke an Frau Etosha für den Hinweis!
Dienstag, 28. September 2010
Nachdem der zonebattler und seine bessere Hälfte im Frühjahr reichlich Gelegenheit zur Körperertüchtigung gehabt hatten, sollte die allfällige Spätsommer-Exkursion der Abwechslung halber doch eher dem Training von Geist und Hirnschmalz dienen. Außerdem war längst wieder eine Campingreise mit der Renngurke fällig, um sich eine Weile in Demut und Bescheidenheit und nach Art der U‑Boot-Fahrer in einem nachgerade asketischen Lebensstil zu üben. Also ward beschlossen (wenn auch nicht groß verkündet), die weite Fahrt ins Ruhrgebiet anzutreten: Deutschlands größter Ballungsraum wartet mit reichlich industriegeschichtlichen Sehenswürdigkeiten und bedeutenden Kunstmuseen auf, die den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2010 als allemal gerechtfertigt erscheinen lassen. Wie üblich war der kleine GPS-Tracker mit von der Partie, was mir nun die nachträgliche Visualisierung der zurückgelegten Route auf der Landkarte ermöglicht:
Wir starteten in Fürth am Morgen des ersten September-Samstags und trafen nach etwa fünf Stunden weitgehend ereignisloser Marschfahrt [1] im schönen Soest ein, woselbst wir Freunde mit Haus, Garten und Hund besuchten und uns übers Wochenende bei ihnen einnisteten. Am Montag Morgen ging es dann frühzeitig weiter und das eigentliche Abenteuer los... [2]
Erste Haltestation war das nordöstliche Ufer des Hengsteysees, von wo aus wir zur nahen, aber hochgelegenen Syburg wanderten. Gleich nebenan guckt Wilhelm I. über das weite Land und hat sich über die Jahre grün geärgert über seine ihn mittlerweile weitgehend ignorierenden Untertanen:
Vielleicht ist er aber auch immer noch verstimmt über den plumpen Geschmack der braunen Kulturverweser, die seinen weiland gründerzeitlichen Schnörkelgarten in den 1930ern zu einem kalt-abweisenden Monumentalkonstrukt verhunzten...
Wieder unten angelangt, fand sich nach dem ambulanten Mittagsmahl zwischen den nahgelegenen Siedlungen Hengstey und Bathey endlich das langesuchte und ‑ersehnte Spätsommermotiv für ein jahreszeitlich passendes Desktop-Hintergrundbild:
Wenige Minuten und Streckenkilometer später gelangten wir in die Innenstadt von Hagen, welche wir per pedes und sehr ausführlich inspizierten. Hier wie später andernorts in den Städten des Ruhregebiets fiel uns auf, daß dort richtige Italiener mit Berufsehre im Leibe hervorragendes Speiseeis zubereiten und zu fairen Preisen feilbeiten: 80 Cent pro üppig bemessener Kugel in einer knusprigen Waffel und dazu noch ohne künstliche Aromen, das ist in Nürnberg und Umgebung beileibe keine Selbstverständlichkeit mehr! Womöglich handelt es sich dabei um eine kulinarische Spätfolge der Gastarbeiter-Schwemme in den Industriezentren zu Zeiten des Wirtschaftswunders?
Weiter ging der Weg über das erstaunlich beschauliche Land bis nach Hattingen, dessen vielgerühmte Altstadt aus Fachwerkhäusern uns ebenfalls eine ausgiebige Erkundung zu Fuß wert war. In der Tat hätten wir nicht erwartet, dort oben in Deutschlands weiland stark industrialisiertem Westen so viel pittoreskes Fachwerk anzutreffen. Dieses zeigt sich zwar eher streng und weniger verspielt als die fränkische Bauweise, weiß aber trotzdem sehr zu gefallen. Nicht weniger originell sind übrigens die örtlichen Einzelhandelsgeschäfte, in denen man neben allerlei Tinnef beispielsweise modische Tarnanzüge für seine Vierbeiner erwerben kann:
Auch sonst gibt es allerlei Eigenwilliges zu sehen in der wirklich putzigen Hattinger Altstadt. Das finden freilich nicht alle lustig, manch einer wendet sich sogar peinlich berührt und mit Grausen ab:
Eine Sekunde lang habe ich die beiden Gnome tatsächlich für echt gehalten...
Der Abend nahte. Wir versorgten uns noch mit ein paar Lebensmitteln (insbesondere kühlbedürftigen solchen wie Milch und Käse, die die Nacht über neben dem Auto ausharren und aushalten müssen) und begannen im Umland mit der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Nach einigen Irrwegen [3] bezogen wir schließlich auf einem großen Platz hinter einer Großgärtnerei und vor der Einfahrt zu einer großen Biogas-Anlage Posten. Sehr angenehm, da ruhig und mit asphaltiertem Untergrund, ein rares Komfortmerkmal auf unseren motorisierten Exkursionen. Mit routinerten Handgriffen wurden alsbald die Klamottentaschen, die Küchen- und die Waschkiste nach vorne in das Cockpit verfrachtet und der hintere Teil des treuen Minibusses damit zum Wohn- und Schlafzimmer umgewidmet. [4] Der einsetzende Regen machte das Hausen in der beschützenden Eierschale aus Glas und Blech so richtig gemütlich...
Soviel zu den ersten drei Tagen der Reise, von denen ja recht eigentlich nur einer eine Expedition ins Unbekannte war. In der nächsten Folge wird es dann schon mehr zu berichten geben!
[1] von der obligatorischen Entwässerungspause mal abgesehen...
[2] Bewaffnet waren wir übrigens mit dem dicken und fast schon zu umfangreichen »RuhrKompakt« Reise- bzw. »Erlebnisführer«. Die telefonbuchdicke Schwarte ist zu schwer zur Mitnahme auf Wanderungen und Spaziergänge, aber sie ist auch überaus informativ, thematisch sehr umfassend und noch dazu billiger als die meisten Konkurrenzprodukte.
[3] Man braucht bei unserer Art des improvisierten Herumzigeunerns regelmäßig ein paar Tage Übung, bis man wieder ein Gespür und einen Blick für gut geeignete Übernachtungsplätze in der freien Wildbahn bekommt...
[4] Wie immer hatten wir unten Isomatten und Wolldecken auf die beiden umgeklappten Rückbänke gelegt und ansonsten die regulären Federbetten von daheim mitgenommen. Im eigenen Bett schläft es sich ja bekanntlich allemal am besten!
Mittwoch, 25. August 2010
Man kann es kaum glauben: Ein junger Immobilienmakler sucht für ein Buchprojekt alte Fotos seiner Heimatstadt Chicago und ersteigert zu diesem Behufe den wegen Zahlungsunfähigkeit der Mieterin unter den Hammer kommenden Inhalt eines Lagerabteils mit ‑zigtausend belichteten, aber überwiegend unentwickelten Filmen. Er läßt einige, dann immer mehr davon entwickeln und kommt langsam dahinter, daß die ihm unbekannte Fotografin in den 1950ern bis 1990er Jahren eine ebenso manische wie künstlerisch herausragende Lichtbildnerin gewesen sein mußte, die ihre meisten Schnappschüsse – sei es aus tragischem Geldmangel, sei es aus nach dem erfolgreichen Einfangen der gejagten Motive erloschenem Interesse – nie zu sichtbaren Bildern verarbeitet hat. Er beginnt selbst mit der Knipserei und der street photography, angeleitet und zusehends fasziniert von der in quantitativer wie qualitativer Hinsicht immensen Hinterlassenschaft der geheimnisvollen Frau, die ihm damals vom Auktionator als krank und schwierig beschrieben wurde. Als er – etwa ein Jahr nach dem Erwerb des gigantischen Filmkonvolutes – schließlich doch nach Vivian Maier googelt, um sie endlich persönlich kennenzulernen, findet er ... eine erst wenige Tage vorher aufgegebene Todesanzeige. Er kommt zu spät.
Der eher beiläufig erworbene Schatz erweist sich als so wertvoll und umfangreich, daß John Maloof den Beruf wechselt: Heute ist er selbst als street photographer unterwegs und hat sich zudem der Erschließung und Aufbereitung des künstlerischen Vermächtnisses jener großen, vorher der Welt gänzlich unbekannten Fotografin verschrieben. Man wird sich beider Namen merken müssen.
Dies war nur die Kurzfassung einer an erstaunlichen Zufällen reichen und trotzdem wahren Geschichte. In Gänze nachzulesen ist sie hier, hier, da und dort. Einen deutschsprachigen Zeitungsartikel darf ich aus urheberrechtlichen Gründen nicht zum Download anbieten, aber gute Freunde können sich privat an mich wenden...
Samstag, 10. Juli 2010
Im Neuen Museum Nürnberg gibt es derzeit eine Ausstellung mit anthropomorphen Skulpturen des Kölner Künstlers Joachim Bandau. Bei einem Künstlergespräch am vergangenen Donnerstag räumte Bandau freimütig ein, mit seinen vor über 40 Jahren (!) entstandenen Arbeiten heute gar nicht mehr soviel anfangen zu können, doch vermögen die zeitlos wirkenden, überwiegend aus Puppenbestandteilen konstruierten Plastiken den Betrachter noch immer zu begeistern. Das langsam-lautlose Ballett der sich innerhalb einer durch ein Bleiband markierten »Tanzfläche« elektromotorisch bewegenden »Grusinischen Tänzer« (zu sehen im zweiten Bild) lädt zum längeren Betrachten ein und ist nicht ohne amüsante Note (wenn eine der rollenden Skulpturen an der Begrenzung hilflos hängenbleibt oder gar zu entkommen droht und dann von einer behandschuhten Aufsichtsperson wieder mit sanfter Gewalt in das vorgesehene Areal zurückbugsiert werden muß)...
Die Ausstellung »Grusinische Tänzer« läuft noch bis zum 1. Aug. 2010.
Freitag, 9. Juli 2010
Samstag, 3. Juli 2010

abendlicher Dösebetrieb in einem Hinterhof am Marktplatz |
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Montag, 28. Juni 2010

Gepflasterter Hinterhof (Nürnberg, Espanstraße) |
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Samstag, 26. Juni 2010
Nach schier endlos erscheinender Kurverei über steile Serpentinen erreicht man endlich die höchste Erhebung La Palmas, den Roque de los Muchachos im Norden der Insel. Der Panoramablick, der sich dort oben in gut 2.400 Metern Höhe dem wackeren Wanderer ebenso wie dem fußfaulen Automobilisten bietet, ist nichts weniger als atemberaubend spektakulär! Wer beizeiten aufgebrochen und noch vor der Mittagsstunde vor Ort ist, kann zusehen, wie die weiße Wolken-Watte über den östlichen Kesselrand der Caldera schwappt und den gewaltigen Topf nach und nach füllt, bis man nur noch den äußeren Grat aus der wässerigen Suppe ragen sieht! Hoch über den gleißend weißen Wolken ragen die vielen Kuppeln des Observatoriums aus dem kargen Vulkangestein und geben einem das Gefühl, den unendlichen Weiten des Universums so nahe zu sein wie kaum je zuvor:
Man kann sich schwer lösen von dem faszinierenden Wechselspiel zwischen Wand und Wolke: schroff die Grate, weich das Wabern der Wassertröpfchen, ein Anblick, den man wahrlich nicht oft geboten bekommt. Erstaunlich, daß man die Erhabenheit des genius loci dennoch nicht mit allzuvielen anderen Touristen teilen muß, selbst da oben trifft man auf seinesgleichen nur in homöopatischer (und damit verträglicher) Verdünnung...
Auch viel weiter unten ist das eigenartige (und nachgerade einmalige) Spiel der Wetterkräfte wunderbar zu beobachten: Immer wieder sahen wir die weiße Wolkenwalze über die Cumbre wuppen, wo sie sich aber durch die Energie des Sonnenlichtes genauso schnell in Wohlgefallen auflöst, wie von hinten neuer Wasserdampf nachgeschoben wird. Was für ein Schauspiel!
Nicht minder faszinierend waren die abendlichen Sonnenuntergänge, die wir fast jeden Abend von der Terrasse unserer Casa aus gegen 20:50 Uhr Ortszeit genießen konnten: Auch da sorgten kondensierte Wassertröpfchen (vulgo: Wolken) für ein visuelles Sinnesspektakel, in dem sie die horizontale Grenzlinie zwischen Himmel und Ozean aufhoben zu einer fein aquarellierten Farbverlaufsstudie erlöschenden Lichtes:
Aber wie der Mensch so ist, er gewöhnt sich rasch auch an das Außergewöhnliche: Irgendwann guckt man dann nur noch flüchtig hin, es ist ja eh fast jeden Abend das gleiche Feuerwerk zu sehen...
Womit wir am Ende unserer diesjährigen Expeditions-Berichterstattung angekommen wären. Der zonebattler (der dafür tatsächlich länger gebraucht hat als für die Reise selbst) gesteht freimütig, die Serie ohne rechtes Konzept angegangen zu sein in der Hoffnung, daß sich das knappe halbe Hundert zum Vorzeigen ausgewählter Fotos schon irgendwie zu einer halbwegs interessanten Geschichte zusammenfädeln lassen würde. Ob das nun aus der Sicht der geschätzten Leserschaft geklappt hat und zudem einigermaßen interessant und lesenswert ist, vermag er allenfalls zu hoffen; für das Bewahren des Erlebten in der eigenen Erinnerung genügt ihm das Ergebnis allemal.
Schließen möchte ich mit einem empfehlenden Hinweis auf die private Website La Palma Aktuell. Die »täglich frischen Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik« taugen nicht nur zur Urlaubsvorbereitung, sondern bieten eine Fülle von aktuellen und fundierten Insiderinformationen für alle, die sich mit ihrem Reiseziel (oder gar dem ins Auge gefaßten späteren Wohnsitz) intensiv beschäftigen möchten.
Donnerstag, 24. Juni 2010
Wiewohl auf La Palma und den übrigen Inseln des kanarischen Archipels ewiger Frühling herrscht, geht dieser natürlich schon mit zuweilen ganz beachtlichen Niederschlagsmengen einher, zumal auf der passatwindbeaufschlagten Ostseite von La Isla Bonita. Kein Wunder also, daß die traditionelle Dachform dem Rechnung trägt und dem vom Himmel fallenden Wasser den kürzesten Weg nach unten weist:
Dennoch ist auch die festlandspanische Flachdachbauweise weit verbreitet, wohl weil eine bespielbare Dachfläche praktischerweise zum Trocknen und Dörren der Ernte, zum Fußballspielen, Sonnenbaden und nicht zuletzt zum Wäscheaufhängen taugt. Leider ist sie halt auch immanent ursächlich für die oft anzutreffenden Schimmelprobleme im Inneren der Häuser, denn Wasser hat einen kleinen Kopf, wie die alten Architekten zu sagen pflegen. Auch sonst zeichnen sich die oftmals in den Hang gebauten Bauernhäuschen durch in unseren Augen eher unpraktische Details aus: Warum zum Beispiel montieren die insularen Spanier die Fensterscheiben vor die Fensterläden? Ist das am Ende das Resultat einer arbeitsbeschaffenden gesetzlichen Regelung, initiiert und durchgesetzt von der übermächtigen Glaserlobby?
Na ja, nicht alles kann und muß man mit unserer germanisch-analytischen Denkweise erklären, die Welt ist bunt und das ist auch gut so. Auf der Großbritannischen Insel halten sie ja auch an ihren winzigen Hähnen für Eiswürfel links und Wasserdampf rechts fest und kämen nie auf den Gedanken, die traditonellen Armaturen gegen unsportliche Einhebelmischer from the continent auszutauschen...
Aber lassen wir das Genöle und werfen wir stattdessen lieber noch schnell einen Blick auf eine L(i)egebatterie zur platzsparenden Haltung von Pauschal-Touristen:
So manch ein fröhlicher Zecher dürfte dort nach übermäßigem Genuß alkoholischer Getränke seine liebe Not haben, den Eingang zur eigenen Zelle wiederzufinden, sieht es doch links wie rechts auf Dutzenden von Metern gleich aus. Na ja, jedem das seine und jeder das ihre...
Wer es sich leisten kann und etwas abseits der Hauptstraße seine Ruhe sucht, kann natürlich auch exklusiver wohnen, und das nicht nur für ein paar Tage im Jahr:
So manches Häuschen im (üppig wuchernden) Grünen hätte dem zonebattler und seiner besseren Hälfte durchaus zugesagt, indes es nagten in ihnen leise Zweifel, ob die auf Reisen erlebten Freuden des Gastlandes, die Schönheiten der Natur und ein eher entschleunigter Lebensstil auf Dauer nicht doch etwas eintönig wären: Das kulturelle Angebot ist bei aller Vielfalt letztlich nicht mit dem heimischen zu vergleichen! Und darum fanden wir nach drei Wochen intensiven Einlassens auf die örtlichen Verhältnisse, das es damit jetzt doch (vorerst) genug wäre...
Dies also war der neunte Streich, und der zehnte folgt sogleich: Im letzten Teil unseres bunten Bilderbogens wollen wir unsere launische Reise-Reportage mit ein paar wolkigen Ausblicken beschließen (und dann endlich wieder zur Tagesordnung übergehen)...
Dienstag, 22. Juni 2010
Der eine oder die andere wird sich sicherlich schon gefragt haben, warum sich des zonebattler’s diesjähriger Reise-Rapport dermaßen in die Länge zieht und kein Ende finden will. Nun, eine naheliegende Erklärung könnte der am gestrigen Tag offiziell eingeläutete Sommer sein, der sich zumindest hier in der fränkischen Provinz so gar nicht von der sommerlichen Seite zeigen mag! Da schwelgt unsereiner nur zu gern in den noch fast frischen Urlaubserinnerungen und versetzt sich im Geiste lieber zurück in das angenehme Klima der Kanaren...
Das obige Bild rückt die üppige Vegetation, das Meer und die menschliche Zivilisation in enge Nachbarschaft, und genau so ist es dort drüben auch: Wer sich in einem jener Lebensräume tummelt, hat es nie weit bis zu den beiden anderen! Man gewöhnt sich schnell daran und wünschte sich bald, daß es daheim in der großen Stadt im Binnenland doch genauso einfach sein möge, den eigenen Artgenossen zu entfliehen und zum völlig ungestörten Kontakt mit der ungestümen Natur zu finden.
Natürlich ist auch La Palma trotz aller Schönheiten nicht das Paradies auf Erden, hier wie andernorts sind wirtschaftliche Interessen, egoistisches Besitzdenken und Streben nach Macht starke Triebfedern des menschlichen Tuns. Und ob die Palmeros in ihrer Mehrheit die Schönheit Ihrer Insel angemessen zu würdigen wissen, ist auch noch nicht erwiesen. Hatte ich übrigens schon erwähnt, daß die großflächigen Bananenplantagen dem Eiland nicht eben zur Zierde gereichen?
Ausgerechnet Bananen! Zum knallhart manipulativ-anklagenden Reportagefotografen hat der Verfasser indes ganz offenkundig nicht das Zeug, sogar die häßlichen Planen und Folien der Bananenbauern verwandelt er im abendlichen Gegenlicht zu nett anzuschauenden Lichtspielereien. Er kann halt nicht anders! Und wenn wir vom Osten über die Caldera hinweg in den Westen springen und da die Linse auf die Wein-Terrassen richten, dann sehen auch die auf den ersten Blick nicht problematisch aus:
Dennoch, selbst wenn das gerötete Auge des wackeren Wanderers den großflächigen Monokulturen zuweilen manchen Reiz abgewinnen kann, die Reizung des Riechorgans durch die reichlich ausgebrachten Spritzmittel geht ihm dort in des Wortes doppelter Bedeutung bald die Nase hoch. Darum schneuzen wir uns jetzt kräftig und warten auf den nächsten Teil, in dem wir uns noch ein wenig der einheimischen Architektur auf La Palma annehmen wollen...
Freitag, 18. Juni 2010
Das Meer! Der weite, weite Ozean und seine rauschende Brandung, sein unablässig forderndes Lecken am Land, seine am Ufer oft spielerischen, mitunter aber heillos verheerenden Demonstrationen einer kollossalen Macht faszinieren die Menschen seit jeher. Insbesondere natürlich den gemeinen Binnenländler, der jene gewaltigen und schier endlos erscheinenden Wassermassen nicht tagtäglich vor Augen hat, sondern dem diese Begegnung nur urlaubshalber und in größeren Zeitabständen vergönnt ist.
Der zonebattler ist in der ordnungsgemäß abgewickelten ersten Hälfte seines auf 100 Jahre angelegten irdischen Daseines schon diverse Male an des salzigen Wassers Kante gestanden, an der Nordsee, an der Ostsee, im Mittelmeer, am Atlantik und tatsächlich auch am Pazifik. Schwarze Strände aus fein zerkrümelter Lava waren ihm freilich bis dato noch nicht untergekommen:
Wie neulich bereits ausgeführt, ist die Küste La Palmas überwiegend zerklüftet und unwegsam, regelrechte Badestrände gibt es nur wenige und diese sind noch dazu von überschaubarer Ausdehnung. Doch selbst dort geht es nicht eben überlaufen zu, was unsereinem zugegeben sehr gelegen kam, der ich zwar die Menschen mag, die Leute aber mitunter nicht ausstehen kann... Über die Gründe des Touristen-Mangels zu spekulieren ist hier nicht der rechte Ort, jedenfalls herrscht im »Wonnemonat« Mai sogar in unmittelbarer Nähe größerer Hotelanlagen unübersehbare Belegungsflaute:
Von der trüb-traurigen Tristesse der überdimensionierten Bettenburgen und der darin stattfindenden Zwangsbespaßung träger Touristen will ich in einer späteren Folge noch berichten, hier wollen wir es bei dem Hinweis belassen, daß das Meer dort am schönsten ist, wo man es weitgehend für sich alleine hat. Wie zum Beispiel rund um die sogenannte »Piratenbucht« unterhalb von El Pueblo an der Westküste:
Der keineswegs knieschonende Abstieg dorthin fand nicht nur in prallem Sonnenlichte statt, sondern im späteren Verlauf auch abseits der offiziellen Wege. Über Stunden kam sich der zonebattler wieder wie im Film vor, ein einsamer Schiffbrüchiger abseits aller bewohnten Gefilde. Das mühsame Vorankommen, Schritt für Schritt und Meter für Meter entlang ebenso ungesicherter wie steiler Abbruchkanten sorgte für selten zuvor erlebten Adrenalinausstoß. Doch wie wollte man je seine eigenen Grenzen ausloten, wenn man sich Ihnen nicht hin und wieder auf Sicht- (bzw. Tritt-)weite näherte? Eben. Der spätere, gleichfalls mehrstündige Aufstieg in der gleißenden Sonne schattenloser Glut reduzierte den Berichterstatter auf ein hechelndes, jappsendes, keuchendes und auch weitgehend würdeloses Etwas. Eine läuternde Erfahrung, ich wollte sie niemals mehr missen.
Nicht minder bewegend war für den Autor ein körperlich eher wenig anstrengender Nachmittag an den semi-natürlichen Planschbecken unweit von Hoyo Grande, nördlich von San Andrés an der Ostküste La Palmas gelegen: Ziemlich genau 19 Jahre nach seinem letzten Tauchgang zog er sich seine (in all den Jahren nur leicht gelblich verfärbte) Profi-Taucherbrille über, steckte sich den Schnorchel in den Schlund und sah fortan fasziniert dem flimmernden Treiben unterhalb der Wasseroberfläche zu...
Flossen und Blei waren aus Platz- und Gewichtsgründen daheim geblieben; indes es geht auch ohne, wenngleich man es dann nicht viel tiefer als drei oder vier Meter schafft, bevor einen der im Salzwasser ohnehin erhöhte Auftrieb wieder an die Oberfläche zurückdrückt. Egal, viel tiefer sind die in die Lavaküste gebaggerten Becken ohnehin nicht. Dennoch waren sie ein spannendes Revier, denn immer wieder schwappte der anbrandende Ozean über die seeseitige Kante und spülte neues Getier herein, kleine Fische, größere Fische, gut getarnte ebenso wie in auffälligen Faben leuchtende. Oh, wie schön ist es dort unten, wo alle lungenatmenden Zweibeiner die Klappe halten und sich in Demut üben müssen...
Nach einer Stunde einsamen Genusses erhielten der zonebattler und seine bessere Hälfte unverhofft Gesellschaft in Form eines zweiten Pärchens, welches sich zunächst auf italienisch unterhielt. Man kam rasch ins Gespräch, man schaltete auf Deutsch um, denn wiewohl der junge Mann italienischer Abstammung war und seine Freundin polnischer, so kamen sie doch beide aus... nein, nicht aus Fürth, aber immerhin aus Nürnberg-Gostenhof! Der Zufall wollte es ferner, daß wir eine Woche später nicht nur allesamt im gleichen Flieger gen Heimat saßen, sondern dann auch noch die gleiche U‑Bahn nahmen, Umsteigen am Plärrer inklusive! So klein ist die Welt. Den beiden sei hiermit nochmals herzlich zugewunken!
Nun, damit sind wir schon wieder am Ende einer Episode angekommen und können mittlerweile absehen, daß es insgesamt wohl derer zehn geben wird. Ein Dutzend stimmungsvoller Schnappschüsse habe ich noch vorbereitet auf Halde liegen, vier Stück davon schauen wir uns in der nächsten Folge an...
Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...