Samstag, 25. Februar 2006
Was ist die Fürther Südstadt doch reich an kreativen Köpfen: Allein in der Amalienstraße kenne ich mindestens drei KünstlerInnen und eine Galerie! Einen der ortsansässigen Meister der reduzierten Form habe ich unlängst vorgestellt, heute widme ich meinen Tagesbeitrag dem gleichfalls unverwechselbaren Axel Voss. Der begeistert mich immer wieder mit seinen auf wenige satte Farben reduzierten Druckgrafiken im Comic-Stil:
Einheimische LeserInnen werden hier sicher gleich die prächtige Fabrikanten-Villa an der Kreuzung Karolinenstraße / Jakobinenstraße / Ritterstraße erkannt haben. Nur eine Eisenbahn-Unterführung weiter findet sich das Vorbild zu dieser Arbeit hier:
Das Ortsschild steht im Bild wie in der Realität auf der Fürther Seite der Bahnbrücke, wie man oben im Zaun-Pfeiler am Fürther Kleeblatt erkennen kann. Die linke Seite (im Motiv nicht mehr zu sehen) weist dagegen den Nürnberger Reichsadler auf... Doch zurück zur künstlerischen Umsetzung: Mir gefällt die abstrahierte und gekonnt herausdestillierte Atmosphäre der Melancholie und Verlorenheit in diesen Bildern!
Wiewohl in Fürth lebend und arbeitend, ist Axel Voss weit herumgekommen, was sich in seinem im Wortsinne farbenfrohen und vielfältigen Oeuvre widerspiegelt. Unter www.axel-voss.de kann man sich einen ersten Eindruck verschaffen, es empfiehlt sich freilich ein Besuch in des Meisters Atelier in der Friedrichstraße: Man muß die Originale sehen, um sie angemessen würdigen zu können!
Sonntag, 19. Februar 2006
Gleich um die Ecke wohnt und arbeitet mein Freund und Nachbar Udo Meyer. Als Kunsterzieher im wohlverdienten Ruhestand genießt er das Privileg, die leidige Pflicht hinter sich, die souveräne Kür aber noch überwiegend vor sich zu wissen. Ideale Voraussetzungen für produktive Schaffenskraft! Für mich als oft gestreßten Berufstätigen ist ein Besuch in Udos Atelier jedesmal ein Eintauchen in eine visuell faszinierende Welt, in der ganz andere zeitliche Maßstäbe gelten: Es kehrt nämlich zunächst einmal Ruhe ein...
Wie auf den ersten Blick zu erkennen ist, gilt Udo Meyers Aufmerksamkeit zur Zeit der Waagerechten. Die der Betrachter natürlich sofort als Horizont einzuordnen sucht. Was anhand des kleinen Fotos leider nicht so gut nachzuvollziehen ist, ist die unerhörte Dynamik im Detail, die so vielen von Udos Werken innewohnt: Oft bestehen sie aus vielen, mit breitem Strich aufgetragenen Farbschichten, an deren Kanten und Berührungszonen darunterliegende Töne hervorkommen. Da ist es dann gleich vorbei mit der Ruhe, da herrschen Leben und Bewegung, ja zuweilen Aufruhr!
Der zonebattler ist stolz darauf, einen »echten Meyer« an seiner präsentabelsten Wohnzimmerwand hängen zu haben: Schier unglaublich, wie das den Raum prägende Bild je nach Lichtsituation immer wieder anders wirkt und aussieht.
Udo Meyer ist ein waschechter Fürther, und obendrein ein sehr geselliger und unprätentiöser Zeitgenosse, der sich immer über interessierte Besucher freut!
P.S.: Ein paar von des Meisters außergewöhnlichen Habseligkeiten mußte der zonebattler seinerseits im Bilde festhalten: Zum einen seine bemerkenswerten Schuco-Spielzeuge, zum anderen die Göttin auf der Straße...
Samstag, 18. Februar 2006
Als Mitglied der Museumsinitiative des Neuen Museums Nürnberg erhalte ich regelmäßig Newsletter, denen zuweilen eigener Kunstwerk-Charakter zugebilligt werden muß. Unlängst wurde zu einem Vortrag eingeladen, und die Mail schloß mit den Worten:
Wir versprechen uns einen spannenden Abend und würden uns freuen, Sie zahlreich begrüßen zu dürfen. |
Nun hat man mir in meinem Leben zwar mehr als einmal Schizophrenie unterstellt, gleichwohl bestehe ich darauf: Ich bin EINER und nicht MEHRERE, geschweige denn VIELE. Mithin wird man mich niemals zahlreich begrüßen können!
Man/frau sollte abgedroschene Floskeln wie diese doch hin und wieder auf ihren Sinngehalt abklopfen und sich ggf. etwas Besseres einfallen lassen. So spricht der darob unwirsche zonebattler, der als gelernter Beamter durchaus was von leblosen und bürokratischen Phrasen versteht...
Freitag, 17. Februar 2006

...und auch gegen schwarzen Stahl hab’ ich nix einzuwenden! Nachdem ich erst vorgestern den MietMichel vorstellte, kommt heute ein befreundeter Nachbar von der eher feinmotorischen Fraktion dran: Der Goldschmied Stefan Günther. Da mich seine Profession natürlich immer wieder an Wagners Ring des Nibelungen erinnert, bin ich versucht zu behaupten, der Stefan würde seine Handwerkskunst tief in der Erde wärmenden Schoß verrichten [1]. In realiter sind es freilich nur ein paar Stufen nach unten in seinen typisch fürtherischen Hinterhaus-Werkstattkeller, doch hat auch der Atmosphäre genug (und einen wärmenden Holzofen obendrein):
Wie man auf www.SymPole.de sehen kann, fertigt der Meister äußerst individuelle und spirituell durchdachte Schmuckstücke für Haut und Haus, die so gar nichts mit dem allerorten anzutreffenden Billigkram fernöstlicher Provenienz gemein haben. Obendrein gibt er in Workshops sein Wissen und sein Können weiter, letzteres natürlich nur dann mit vorzeigbarem Erfolg, wenn die Adepten einigermaßen lernwillig, aufgeschlossen und halbwegs talentiert sind. Wer ein persönliches und ausgefallenes Geschenk für einen nahestehenden Menschen (oder auch sich selbst, wer stünde einem näher?) sucht, ist bei Stefan Günther jedenfalls an der richtigen Adresse. Die selbstverständlich in der Fürther Karlstraße zu suchen ist!
[1] Hinweis an seelenverwandte Klugscheißer: Ja, ja, ich weiß, diese Zeile stammt aus dem Tannhäuser. Sei’s drum!
Freitag, 27. Januar 2006
Von den (Film-) Idolen meiner Jugend hatte ich schon berichtet, die neuzeitlichen Heroen sah ich dieser Tage in der Kunsthalle Nürnberg. Die dort präsentierte Installation der Prager Künstlerin Katerina Vincourova heißt denn auch durchaus nachvollziehbarerweise »New Heroes«:
Herr Karotte und Frau Zahnbürste sitzen gemeinsam am wärmenden (vielmehr: lärmenden) Kunst-Lagerfeuer, ihnen gegenüber haben (hier leider nicht im Bild zu sehen) Opa Glühbirne und Cousine Handy Platz genommen. Ein unbesetzter Baumstumpf lädt den Betrachter ein, sich der illustren Runde anzuschließen. Sehr hintersinnig! Der erläuternde Begleittext war ziemlich umfangreich, doch der an sich keineswegs lesefaule zonebattler läßt lieber die Werke für sich selber sprechen...
In dem kleinen Eckzimmer der Kunsthalle geht es einigermaßen eng zu, was die fotografischen Möglichkeiten schon etwas einschränkt. Aber das schon andernorts gezeigte Gesamtkunstwerk kann man hier in voller Schönheit bewundern. Klasse!
Donnerstag, 12. Januar 2006
Ich hatte ja schon anläßlich der Vernissage im Oktober von der grandiosen Tony Cragg-Ausstellung im Neuen Museum Nürnberg berichtet. Gestern habe ich meine Mittagspause dazu genutzt (ich arbeite praktischerweise in der Nachbarschaft), mal schnell rüberzuflitzen und die herrlichen Plastiken ohne störende Publikumsmassen abzulichten:

Ich hoffe, meine werten LeserInnen haben auch Lust auf einen eigenen Museumsbesuch! Langes Zaudern ist freilich unangebracht: Die (verlängerte) Ausstellung läuft nur noch bis zum 22. Januar...
Sonntag, 4. Dezember 2005
Eines Abends besuchten wir einen Kollegen meiner besseren Hälfte. In dessen Wohnzimmer stand eine Tischlampe im Tiffany-Stil, deren warmes Licht mich sogleich faszinierte: Das mußte festgehalten werden! Für verwackelungsfreie Aufnahmen frei Hand sah ich keine Chance, also ließ ich es gleich bleiben und zog einer Eingebung folgend die Kamera während der Belichtung am Objekt zügig vorbei. Kostet im Digital-Zeitalter ja keinen Film mehr, darum drückte ich gleich ein paar Dutzend mal ab. Das Ergebnis sah dann so aus:
Als ich das Bild tags drauf meiner Freundin zeigte, sagte die ungerührt: »Sowas hängt bei uns in der Firma«. Ich wußte nicht so recht, was ich davon halten sollte, bis sie mir aus dem Büro das Link zur Homepage des Künstlers mailte. Mein Erstaunen war beträchtlich, und ich starrte ungläubig auf den Monitor:
Schon kurios, nicht wahr? Ich will mir keinesfalls anmaßen, mein Zufalls-Foto mit dem Gemälde eines etablierten Künstlers zu vergleichen, aber bemerkenswert finde ich die Ähnlichkeit schon...
Samstag, 26. November 2005
Als der zonebattler gestern Abend von einer schlauchenden Seminar-Woche aus Ludwigsburg nach Fürth heimkehrte, ist er erst mal nicht nach Hause, sondern schnurstracks und mit Sack und Pack (sprich Rucksack und Rollkoffer) vom Bahnhof aus ins Kleine Atelier Hirschenstraße geeilt, um dort einer Vernissage beizuwohnen. Seit gestern also (und bis zum 24.12.2005) gibt es da Holzarbeiten des polnischen Künstlers Marian Ulc zu sehen:
Mein erster Schnappschuß zeigt einen Klezmer-Musikanten, einen aus einem Ensemble von vieren. Sehr ansprechend und mal was anderes als die immergleichen Jazz-Musiker! Himmlische Melodien kommen dagegen von diesen Wesen:
Auch ohne Herkunft und Vita des Künstlers zu kennen, liegt man mit einer ersten Einordnung »naive Kunst aus Osteuropa« sicherlich richtig. Hier marschieren (passend zur Weihnachtszeit) die Heiligen Drei Könige auf:
Alle Schnitzfiguren sind von matter und zurückhaltender, »erdiger« farblicher Fassung. Ein weiterer gemeinsamer Nenner ist der irgendwie nachdenkliche Blick aller Figuren, der selbst den Vierbeinern zu eigen ist:
Die Verführung von Adam und Eva als biblische Schlüsselszene, plastisch dargestellt in einem umrahmenden Apfel:
Jetzt bei der Nachbereitung der Fotos für diesen Artikel fällt mir auf, daß die männlichen Figuren (einschließlich des Adam) sämtlich durch einen Schnurrbart typisiert sind, der ja in West-Europa längst aus der Mode gekommen ist.
Alles in allem anrührend bodenständige und »ehrliche« Kunst mit einem gewissen altmodischen Touch. Ich war dann doch etwas verblüfft, im Info-Blatt über den Künstler das Foto eines eher jüngeren Mannes zu sehen. Sympathisch! Bei uns würde es doch kaum noch ein Künstler wagen, mit derart »handgreiflichen« und eingängigen Arbeiten seiner Religiosität Ausdruck zu verleihen...
Ergänzend möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß noch eine ganze Reihe interessanter Bilder der polnischen (freilich in Franken lebenden und arbeitenden) Künstlerin Maria Fuks die Wände bereicherte:
Motive waren überwiegend Tanz-Szenen, der Stil hat mich mitunter an die französischen Impressionisten erinnert. Die meist kleinformatigen Bilder entziehen sich einer halbwegs aussagekräftigen Foto-Dokumentation, die muß man sich selber anschauen. Der zonebattler empfiehlt daher einmal mehr den Weg in die Fürther Hirschenstraße Nr. 31!
Montag, 7. November 2005
Zum Kunstgenuß muß sich der zonebattler nur wenige Schritte weit aus dem Haus bemühen: Rundherum wohnen und arbeiten Künstler als Nachbarn und Freunde. Tatsächlich sind Galerien und Ateliers in der Fürther Südstadt zahlreicher vorhanden als Handy-Läden und 1‑Euro-Shops. So soll es sein, so mag es gerne bleiben...
Gleich um die Ecke in der Herrnstraße (im ehemaligen »Tengelmann« neben dem Finanzamt) hat die »werkstatt edda schneider naturstücke« ihren Sitz. Die Chefin macht überwiegend in Collagen aus in Wald und Flur vorgefundenen Materialien, gibt Kurse und stellt nebenbei auch anderer KünstlerInnen Arbeiten aus. Überdies ist sie eine fleißige Netzwerkerin, so daß man den geräumigen Ex-Supermarkt mit einiger Berechtigung als »Kommunikations-Hauptquartier« der Nachbarschaft bezeichnen kann. Sehr anregend (zumal bei Kaffee und Kuchen) und immer spannend!
Soviel zur Einführung. Letzten Freitag nun gab es eine Ausstellungseröffnung, in welche ich auf dem Heimweg (vom gediegenen Pizza-Vertilgen) erstens unverhofft zufällig und zweitens eher spät hineinplatzte. Unter dem Titel »gefunden II« stellen derzeit neben Edda Schneider ein halbes Dutzend Frauen von den hiesigen GEDOK-Künstlerinnen (was es nicht alles gibt)aus.
Meiner einem ist das Geschlecht der SchöpferInnen wurscht, solange mir die Werke zusagen. Was mich sofort ansprach, war der Schmuck von Birgid Niedermayr:
Die kunstfertigen Halsketten aus gesandstrahltem, venezianischem Glas haben mir dermaßen gefallen, daß ich davon sofort eine eigene Galerie in meinem Bildarchiv anfertigen mußte. Am Fuße der Übersichtsseite mit den kleinen Vorschaubildern findet sich die Mail-Anschrift der Künstlerin, die sich über Anfragen und Aufträge sicher freut...
Recht ansprechend fand ich auch diverse Torso-Figurinen der Erlanger Künstlerin Hanne-Lore Limbrunner:
Übrigens heißen Gliedmaßen auf englisch limbs, ein limb runner wäre mithin einer, der auf seinen Extremitäten dahinrennt (worauf auch sonst). Witzigerweise aber entbehren Frau Limbrunners Torsi jeglicher Limbs, so daß sie mithin nicht runnen können. Man sieht an diesem Exempel, daß des zonebattler’s Hirn ständig halt- und zügellos in alle Richtungen assoziiert, was auch für ihn selbst nicht immer die reine Freude ist. Doch zurück zur Kunst. Hier sehen wir eine Arbeit Edda Schneiders über einer Statuette von Frau Limbrunner schweben:
Und hier noch eine Collage von Edda Schneider mit einer lilanen Artischocken-Blüte:
Fotografiert habe ich übrigens am Samstag Mittag, schon wegen des Tageslichtes und weil im Menschengewühl der Vernissage am Freitag natürlich nicht gut zu knipsen war. Vom Samstag stammt auch der Schnappschuß, mit dem ich den heutigen Beitrag beschließen will:
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Die Ausstellung geht noch bis zum 26. November (werkstatt edda schneider naturstücke, Herrnstraße 71, Tel. 0173–1876593).
Samstag, 5. November 2005
Ich eröffne heute die Rubrik Begegnungen mit einer eher unerfreulichen solchen, die aber zum Glück nur telefonisch stattfand. Unter dem Strich zeigte sie mir, daß manch einer gut daran täte, die Traghöhe seiner Nase gelegentlich einmal nachzujustieren...
Nun also, es ist schon ein paar Wochen her, wir waren auf dem Heimweg von einem Picknick im Stadtpark und sahen durch ein untypischerweise weit geöffnetes Tor in einen typischen Fürther Hinterhof. So etwas findet immer unser Interesse, also gingen wir hinein und inspizierten die Szenerie. Besonders neugierig machte uns das große Hinterhaus, dessen Tür ebenfalls offenstand. Von Warn- oder Verbotsschildern war nichts zu sehen, also betraten wir das leerstehende Gemäuer und sahen uns um.
Wie so oft in Fürth handelte es sich bei dem Hinterhaus um einen alten, längst stillgelegten Fabrikationsbetrieb, was man aus dem Vorhandensein von einem Lastenaufzug, diversen Förderbändern und allerlei alten Beschriftungen unschwer schlußfolgern konnte. Von reichlich Taubenmist abgesehen, war das Gebäude im Großen und Ganzen besenrein. Umso mehr fiel eine große Leinwand auf, die mit der Bildseite an eine Stirnwand im zweiten Stock gelehnt war...
Das riesenhafte Bild (eine interessante Pigment-Komposition) trug auf der Rückseite die Signatur eines einigermaßen stadtbekannten Künstlers, dessen Name hier aber weiss Gott nichts zur Sache tut. Ohne mir einen Reim auf den Grund seines Hierseins machen zu können, wähnte ich das Bild gefährdet durch andere unangemeldete Besucher, die möglicherweise weniger lokalhistorisch interessiert als vielmehr in alkoholisierter Randaliererlaune sein könnten. Jedenfalls hielt ich es für meine Bürgerpflicht, den Schöpfer (und mutmaßlichen Eigentümer des Bildes) über die Situation in Kenntnis zu setzen, auf daß er sich um die Sicherung seines Werkes kümmern möge.
Daheim angekommen, suchte ich im Telefonbuch sogleich des Meisters Nummer heraus und griff nach dem Hörer. [Einschub: Meine bessere Hälfte riet an dieser Stelle dringend davon ab, hier weiter tätig zu werden. Als Kenner und Liebhaber von Carl Orffs »Die Kluge« hätte ich mehr als jeder andere wissen müssen, daß man(n) solche intuitiv-weiblichen Ratschläge nicht leichtfertig in den Wind schlagen sollte!]
Also gut, in meiner helferkomplexverblendeten Torheit klingelte ich den Herrn Künstler an und hatte ihn auch gleich an der Strippe. Ich stellte mich artig vor und schilderte die vorgefundene Situation (Bild vermutlich wertvoll, jeder kommt hin, böse Buben könnten es aufschlitzen, abfackeln etc.). Der Herr Künstler seinerseits mutmaßte zunächst, ich hätte das Bild wohl eingesackt (nein), mir unberechtigt Zugang verschafft (nein), dann glaubte er mir nicht, daß alle Türen weithin offen und ungesichert waren (DOCH). Als ich ihn endlich durch mehrfaches Wiederholen meines Vortrages in jeweils variierendem Wortlaut soweit hatte, daß er die Lage in ihrer Tragweite erkannte, meinte er lapidar, er werde sich drum kümmern. Wiederhören, *klick*.
Damit hatte ich eigentlich erreicht, was ich wollte: Im Grunde war es für mich eine Selbstverständlichkeit, einen offenbar unbeabsichtigte Gefährdung fremder Leute Eigentum diesen zur Kenntnis zu bringen. Was mich aber doch eine ganze Zeit lang noch ordentlich gewurmt hat: Der Herr Künstler mag sich für einen Künstler halten oder meinethalben auch einer sein, ein wirklicher Herr indessen ist er nicht, denn das Wörtchen »danke« scheint ihm völlig fremd... Merkwürdig: So groß ist sein Ruhm denn auch wieder nicht, daß er ihm dermaßen zu Kopf gestiegen sein sollte?!
Freitag, 21. Oktober 2005
Puh, das wird ein Marathon am Wochenende: Schon heute abend geht es los mit der Eröffnung der Ausstellung Tony Cragg im Neuen Museum Nürnberg. Persönlich geladen sind die Mitglieder der Museumsinitiative, mithin also auch der zonebattler. Der hat übrigens noch ein paar Jokerkarten für »Freunde der Freunde« des Museums übrig: Wer heute abend um 20:30 Uhr kommen mag, kann von mir ein oder gar zwei Tickets haben (und lernt nebenbei den Autor dieser Zeilen kennen).
Weiter geht es am Samstag und Sonntag mit dem vom Kulturring C ausgerichteten Fürther Kunstwochenende Gastspiel 2005: Wie jedes Jahr besteht hier die seltene Gelegenheit, viele verschiedene KünstlerInnen, ihre Werke und ihre Arbeitsweisen kennenzulernen. Von düsteren Kellerkatakomben bis zu luftigen Loft-Ateliers reicht das Spektrum der Lokalitäten, die ebenso vielfältig und individuell sind wie die darin arbeitenden KünstlerInnen. War in den letzten Jahren immer ein sehr spannendes und inspirierendes Event: Kommet also zuhauf!
Neben den offiziellen Teilnehmern werden noch eine ganze Reihe weiterer Ateliers und Galerien zeitgleich geöffnet haben: Die Organisatoren der Veranstaltung sind bei der Auswahl der mitmachenden Schar der Schaffenden recht eigen, nicht jede(r) wird gefragt oder gern gesehen. Das kann man (je nach persönlichem Standpunkt und eigener Betroffenheit) als qualitätssteigernd oder auch als arg selbstherrlich empfinden. [Kleiner Exkurs: Ich selbst dachte einst in meiner jugendlichen Naivität, daß Neid, Mißgunst und Überheblichkeit in der der satten Bürgerlichkeit fernstehenden Alternativ-Szene kein Thema wären. Es menschelt dort freilich nicht weniger als anderswo (und überall), drum halte ich mich inzwischen heraus und zurück und denke mir meinen Teil...] Jedenfalls lohnt es, nicht nur die im offiziellen Faltblatt genannten Stationen abzulaufen, sondern dabei auch links und rechts des Weges zu gucken. Zum Beispiel in das Kleine Atelier in der Hirschenstraße!
Tja, und dann muß meiner einer auch schon wieder dienstlich in die Ferne schweifen: Die Voranreise am Sonntag zu einem Wochen-Seminar in Mannheim konnte ich abbiegen, wenn auch um den Preis einer sehr kurzen Nachtruhe: Montag früh um 5:07 Uhr sitze ich dann also in der U‑Bahn Richtung Nürnberg Hbf. Gähn...
P.S.: Fortsetzung folgt, und zwar in den eigenen Kommentaren zu diesem Beitrag...
Mittwoch, 28. September 2005
Wie bereits am letzten Sonntag angekündigt, befinde ich mich derzeit auf einer beruflich bedingten Expedition in Mannheim. Die letzten beiden Tage beschickte ich zonebattler’s homezone (zeit-)notgedrungen mit längst fertig vorliegenden Beiträgen aus dem Fundus, doch heute drängt es mich zur Live-Berichterstattung aus der alten Residenzstadt an Rhein und Neckar.
Mannheim also: Die Menschen sind dort wohlbeleibt und fahren gerne mit schmalspurigen Straßenbahnen durch die quadratisch/schachbrettartig angelegte Innenstadt auf und ab sowie kreuz und quer. Zwischendrin steigen sie aus und geben sich mit großer Wonne dem Einkaufen hin, Geschäfte gibt es dort sonder Zahl und für alles und jedes.
Obwohl die Planung des gitterförmigen Straßennetzes in der Altstadt schon 1606 unter Kurfürst Friedrich IV. erfolgte, sind die meisten »Planquadrate« nach kriegsbedingten Zerstörungen heute mit 60er-Jahre Geschäftshaus-Kuben zugestellt. Mich erinnern sie sehr an die damals modernen Faller- und Vollmer-Häuschen, die zu Jugendzeiten meine Märklin-Modellbahn bevölkerten... Zwischen den Bauten (den echten) hat man über einige offenbar weiland sorgfältig geplante Sichtachsen Monumentalbauten wie Schloß und Wasserturm immer wieder mal im Blick. In Fürth haben wir in der Ludwigsstraße eine ganz ähnliche Achse in Richtung Hauptbahnhof.
Aber zurück nach Mannheim: Sehr nett anzusehen sind heute rührend menschlich anmutende Kunstwerke im öffentlichen Raum aus einer inzwischen fernen Zeit, in der Haushaltszwänge und Spardiktate noch Fremdworte waren. Heute überlebt so etwas Vernachlässigung und Vandalismus allerorten nur, wenn es bewacht oder in haltbare Bronze gegossen ist...
Laut kommunaler Eigenwerbung auf ihrer offiziellen Website handelt es sich bei Mannheim übrigens um eine »Stadt für dienstleistungsorientierte Menschen«. Einen solchen habe ich gestern kennenlernen dürfen, es handelte sich um den Nachtportier meines vom Konzernreiseservice ausgewählten Hotels: Auf meine Frage, was in einem ausgewiesenen Nichtraucherzimmer zwei große Aschenbecher zu suchen hätten, erklärte er das zum Prinzip, denn die Übernachtungsgäste könnten ja doch mal ein Zigarettchen qualmen wollen oder gar einen paffenden Besucher mit auf’s Zimmer nehmen zum Zwecke der fröhlichen Kameradschaftspflege. Meinen Einwand, daß das schwerlich im Interesse nachfolgender Nichtraucher-Gäste sein könne und daß das Vorhandensein von Aschenbechern geradezu Aufforderungscharakter hat, konterte der Herr Dienstleister mit: »Ich habe es Ihnen doch gerade erklärt, Sie haben es wohl nicht begriffen!«
Soviel zum gelebten Servicegedanken. Immerhin gab die Episode am nächsten Morgen einen guten Einstieg in mein Seminar ab, welches pikanterweise justament die Grundlagen der Kommunikation und den Dienst am Kunden zum Thema hat... Übrigens hatte das Hotel bei mir anfänglich einen Bonus, weil es dort in der Minibar Getränke (Wasser, Apfelschorle, Limo) zum »Selbstkostenpreis« von 50 Cent (!) gibt. Leider wirft der tumbe Tropf hinter dem Tresen den Gesamteindruck wieder um Lichtjahre zurück. Tja, die (Service-)Kette ist halt nur so stark wie ihr schwächstes Glied!
Bei aller Freude an neuen Eindrücken bleibt es gleichwohl mein höchstes Glück, heute abend nach langer Zugfahrt wieder die eigene Couch unter mir zu spüren: Der »Seminartourismus« ist aus Sicht des Trainers nicht halb so attraktiv wie er für die »standorttreuen« Werktätigen im Bekanntenkreis erscheinen mag. Aber dieses Themen-Faß mache ich ein andermal auf...
Süßer und scharfer Senf: