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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Freitag, 2. Januar 2015

Weg ins Un­ge­wis­se

Neujahrswanderung bei Kirchröttenbach im Schnaittacher Land
Freitag, 21. November 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (8)

Aus öko­lo­gi­schen Er­wä­gun­gen her­aus ma­chen der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te in fer­nen Ge­fil­den in der Re­gel län­ge­re Ur­lau­be: Man möch­te mög­lichst we­nig Luft­ver­pe­stung durch avia­to­ri­schen Strahl­tur­bi­nen-Ein­satz auf die ei­ge­nen Kap­pen neh­men müs­sen. Au­ßer­dem kann man Land und Leu­te in drei Wo­chen al­le­mal bes­ser ken­nen­ler­nen als in drei Ta­gen! Auch die­ser un­ser er­ster Mal­lor­ca-Ur­laub war mit 18 Ta­gen merk­lich län­ger als die zwei Wo­chen, die der ge­mei­ne Deut­sche re­gel­mä­ßig als ad­äquat emp­fin­det. Der Au­tor ver­hehlt je­doch nicht, daß es ein paar Ta­ge we­ni­ger auch ge­tan hät­ten: Ge­gen En­de wa­ren die Glie­der schwer und die Bir­ne voll. Viel­leicht hät­te uns ein Quar­tier­wech­sel mit­ten­drin gut ge­tan, das hat­ten wir im Vor­jahr auf Go­zo und Mal­ta ja in wei­ser Vor­aus­sicht ei­gens so ein­ge­tü­tet...

Aber egal, un­ter dem Strich war es trotz­dem ei­ne durch­aus ge­lun­ge­ne Fe­ri­en­rei­se, die noch da­zu in des Be­richt­erstat­ters dif­fu­sem Er­in­ne­rungs­ver­mö­gen be­reits ver­klärt wird zu ei­nem or­gia­sti­schen Fest des Lich­tes und der Far­ben. Und da­her zieht er in die­ser letz­ten Fol­ge sei­nes dies­jäh­ri­gen Rei­se-Rap­ports noch­mal al­le Re­gi­ster sei­nes knip­se­ri­schen Kön­nens. Fan­gen wir an mit ei­ner Fahrt hin­auf ans »Nord­kap« der In­sel, dem Cap For­men­tor. Auf hal­ber Strecke zwi­schen Pol­len­ça und dem Leucht­turm am äu­ßer­sten Zip­fel der In­sel gibt es ei­nen Aus­sichts­punkt, der wirk­lich spek­ta­ku­lä­re Aus­sich­ten auf die aus dem Meer ra­gen­den, schrof­fen Ge­birgs­for­ma­tio­nen er­öff­net:

Aussichtspunkt auf dem Weg nach Cap Formentor

Trotz der Über­lau­fen­heit der­ar­ti­ger At­trak­tio­nen (vol­le Park­plät­ze, dep­pert ran­gie­ren­de Au­to­mo­bi­li­sten, ver­we­gen ra­sen­de Rad­ler, quen­geln­de Kin­der, quiet­schen­de Tee­nies, ver­hal­tens­auf­fäl­li­ge Tou­ri­sten al­ler Du­bio­si­täts­gra­de) ist das Ver­wei­len dort ein Ge­nuß für al­le Sin­ne: Man spürt den Wind oben, sieht die Gischt un­ten, hört die Vö­gel krei­schen und be­kommt per Fern­blick die ei­ge­ne Un­be­deut­sam­keit pla­stisch vor Au­gen ge­führt. Gran­di­os!

Je wei­ter man sich dem Kap nä­hert, de­sto schwie­ri­ger wird das Vor­an­kom­men: Vor­ne am Leucht­turm ist ja nicht nur das Land, son­dern na­tür­lich auch die Stra­ße zu En­de, und wer – na­ment­lich in der Hoch­sai­son – nicht recht­zei­tig die Kur­ve kriegt und ei­nen Ha­ken schlägt, der steckt in der Blech­la­wi­ne fest und in der Ma­lai­se. Mei­ner ei­ner brach­te sei­nen rol­len­den Bür­ger­kä­fig noch recht pas­sa­bel zwi­schen frei­lau­fen­den Zie­gen und an­de­ren Schau­lu­sti­gen un­ter und mach­te sich auf die Su­che nach Mo­ti­ven. Hier kam mir ein Schwarm ko­mi­scher Vö­gel vor die Lin­se, die of­fen­bar ih­rer­seits auf der Jagd nach sel­te­nem Fe­der­vieh wa­ren:

Vogelkundler am Cap Formentor

Ob die Fri­su­ren der bei­den in die blaue Fer­ne star­ren­den Her­ren nun pro­fa­ner­wei­se ih­rem Al­ter ge­schul­det sind oder aber als pfif­fi­ge Nest-At­trap­pen zur An­lockung brut­wil­li­ger Mö­wen oder Al­ba­tros­se kon­zi­piert wa­ren, ha­be ich lei­der nicht in Er­fah­rung brin­gen kön­nen.

Auf der Rück­fahrt vom Kap durch die lang­ge­streck­te Land­zun­ge in Rich­tung »Fest­land« mach­te ich ei­nen kur­zen Zwi­schen­stopp, um ei­ne schon auf der Hin­fahrt er­späh­te Si­tua­ti­on auf Film resp. auf den Chip zu ban­nen. Und in der Tat er­wies sich das Mo­tiv als nach­ge­ra­de ma­le­risch ro­man­tisch (und die lan­des­üb­li­che Kon­struk­ti­ons­wei­se von höl­zer­nen Lei­tern als über­aus in­ter­es­sant):

mallorquinisches Gartenhäuschen mit landesüblicher Leiter

Was wir vor Ort für ei­ne klei­ne Gar­ten­lau­be auf ei­nem an­son­sten un­be­bau­ten Land­grund­stück hiel­ten, ent­pupp­te sich beim nach­träg­li­chen »Be­flie­gen« der Rou­te via Goog­le Earth als ei­ne Art »Pfört­ner­häus­chen«. Die da­hin­ter­lie­gen­de Fin­ca nebst Pool und an­de­ren In­si­gni­en des Wohl­stan­des ist in­des von der Stra­ße aus nicht zu se­hen (und auf dem vir­tu­el­len Glo­bus auch nur dann, wenn man die hi­sto­ri­schen Luft­bil­der von 2004 aus­wählt. Auf den ak­tu­el­len Fo­tos ver­hin­dert just an die­ser Stel­le ein schma­ler Wol­ken­strei­fen die kla­re Sicht auf den Bo­den).

Aber der zone­batt­ler ist ja ein Bra­ver, der nichts ans Licht der Öf­fent­lich­keit zerrt, was dort nicht hin­ge­hört. Dar­um er­freut er sich an dem, was von der Stra­ße aus ab­zu­lich­ten und für je­der­mann er­reich­bar ist. Wie bei­spiels­wei­se an die­sem (am glei­chen Ta­ge, je­doch fünf Stun­den spä­ter ge­se­he­nen) Pro­spekt des im sanf­ten Abend­lich­te ru­hen­den Tra­m­un­ta­na-Ge­birgs­zu­ges:

Serra de Tramuntana im schwindenden Tageslicht

Mit nur vier Auf­nah­men ha­be ich nun ei­nen an Ein­drücken über­vol­len Früh­lings­tag ge­wür­digt, wol­len wir doch mal se­hen, was sich noch im Fun­dus fin­det, um die Re­mi­nes­zenz an die dies­jäh­ri­ge In­sel-Ex­pe­di­ti­on vi­su­ell pas­send ab­zu­run­den.

Der zone­batt­ler – der noch nie die ibe­ri­sche Halb­in­sel be­tre­ten und bis da­to nur ei­ne knap­pe Hand­voll spa­ni­scher In­seln be­wan­dert hat – hat kein rea­li­täts­be­zo­ge­nes, son­dern ein eher nost­al­gisch-an­ti­quer­tes so­wie li­te­ra­risch-idea­li­sier­tes Bild von Spa­ni­en und den Spa­ni­ern im Hin­ter­kopf. In sei­nen jun­gen Jah­ren war wohl die Lek­tü­re von Cer­van­tes phan­ta­sie­prä­gend, mehr noch die kon­ge­nia­le Ver­fil­mung des »Don Qui­jo­te« mit Jo­sef Mein­rad in der Ti­tel­rol­le. [1] Dar­um rich­tet er sei­ne Ka­me­ra ger­ne dort­hin, wo Na­tur und Ar­chi­tek­tur ge­mein­sam ei­ne klei­ne Vi­si­on je­nes fik­ti­ven Lan­des aus al­ter (und ver­mut­lich nie wirk­lich gu­ter) Zeit ent­ste­hen las­sen:

palmengesäumte Balustrade in Biniaraix

Die Rea­li­tät sieht na­tür­lich al­ler­or­ten pro­sa­ischer und er­nüch­tern­der aus, auch (oder ge­ra­de) in be­lieb­ten Ur­laubs­län­dern, wenn man nur ge­nau ge­nug hin­schaut. Aber da­für hat die Ka­me­ra ja ei­nen Su­cher, da­mit man da­mit das (heraus)suchen kann, was ei­nem in den Kram (und in die Ge­müts­ver­fas­sung) paßt...

Doch be­vor der Ab­schluß mei­ner Mal­lor­ca-Er­in­ne­run­gen hier noch ins Schwer­mü­ti­ge ab­zu­drif­ten droht, rei­ße ich mich zu­sam­men und ei­nen fröh­li­chen Schnapp­schuß vom Strand von Port de Sól­ler aus dem Kö­cher, der ein biß­chen fried­lich-fröh­li­che Abend­stim­mung ein­fängt und ver­brei­tet:

blümerante Badeschlappen am Strand von Port de Sóller

Ein letz­tes Mal sind wir da­mit am Strand des ver­gleichs­wei­se klei­nen Kaffs an­ge­langt, das uns knapp drei Wo­chen lang tem­po­rä­re Hei­mat war. Er­staun­lich, wie ver­traut ei­nem die frem­de Um­ge­bung schon nach ein paar Ta­gen vor­kommt, wie schnell man sich an­pas­sen und fast hei­misch füh­len kann an ei­nem so fried­li­chen Ort. [2]

Schon am er­sten Tag un­se­res Ur­laubs hat­ten wir im Wald an der Steil­kü­ste ober­halb von Port de Sól­ler ei­nen pol­nisch-stäm­mi­gen (Lebens-)Künstler ge­trof­fen, der aus ge­fun­de­nen Wur­zeln al­ler­lei Kunst­wer­ke fer­tig­te und nach Art der Ere­mi­ten den Tag ab­seits der An­sied­lun­gen in ei­ner Höh­le zu­brach­te. Der Zu­fall schick­te mir den kau­zi­gen Kna­ben am letz­ten Abend un­se­res In­sel­auf­ent­hal­tes noch­mals un­ter die Au­gen (und vor die Lin­se). Hier se­hen wir den krea­ti­ven Zeit­ge­nos­sen beim Ab­hal­ten sei­ner Ex­er­zi­ti­en:

kurioser Künstler, alle Viere von sich streckend

We­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter ging die Son­ne un­ter, und auch dem zone­batt­ler stand der Sinn da­nach, in bal­di­ger Bäl­de al­le Vie­re von sich zu strecken, wenn­gleich eher in der war­men Kuh­le sei­nes Ho­tel­bet­tes denn in der feuch­ten Küh­le des Strand­san­des. Aber es muß­te na­tür­lich noch der stim­mungs­voll­ste Au­gen­blick ab­ge­war­tet und fest­ge­hal­ten wer­den, um den bun­ten Bil­der­bo­gen an­ge­mes­sen ab­schlie­ßen zu kön­nen:

Sonnenuntergang in Port de Sóller

Am spä­ten Vor­mit­tag des fol­gen­den Ta­ges wur­den wir in ei­nen Char­ter­bus ver­la­den, der uns schnur­stracks nach Pal­ma de Mal­lor­ca hin­un­ter­brach­te, wo­selbst wir un­se­ren Flie­ger in Rich­tung Hei­mat be­stei­gen soll­ten. Das wä­re dann das En­de der Rei­se und auch ih­rer ama­teur-li­te­ra­ri­schen Auf­be­rei­tung in die­sem mei­nen vir­tu­el­len Thea­ter ge­we­sen, wenn nicht noch ein Nach­spiel aus lo­gi­sti­schen Grün­den an­ge­stan­den hät­te: In Er­man­ge­lung ei­nes ver­füg­ba­ren Di­rekt­flu­ges gen Nurem­berg muß­ten wir näm­lich noch ei­nen stipp­vi­si­to­ri­schen Um­stei­ge-Hopp­ser zu der gleich­falls zu den Ba­lea­ren ge­hö­ren­den In­sel Ibi­za ab­sol­vie­ren!

Was macht man dann aber auf der als Par­ty-In­sel ver­schrie­he­nen Zwi­schen­sta­ti­on, wenn man gut drei Stun­den zur Ver­fü­gung hat, in de­nen man zu Fuß nicht wirk­lich weit weg vom Flug­ha­fen kommt, die aber zum re­gungs­lo­sen Her­um­sit­zen in des Ae­ro­droms blei­er­ner At­mo­sphä­re viel zu lang sind? Ge­nau, man blickt auf die Uhr, er­rech­net die Wen­de­mar­ke für die Um­kehr und tappt dann trotz­dem los, raus aus dem Ter­mi­nal, rein ins (auf den er­sten Blick gar nicht so pral­le) Le­ben.

Der lan­ge Marsch durch das dem Flug­ha­fen be­nach­bar­te In­du­strie­ge­biet war er­war­tungs­ge­mäß we­nig in­spi­rie­rend, und das we­ni­ge, was man sich als mög­li­cher Pri­vat­kun­de nä­her be­se­hen hät­te, hat­te fei­er­tags­hal­ber (es war der 1. Mai) ge­schlos­sen. Im­mer­hin er­gab sich ei­ne er­staun­li­che und be­mer­kens­wer­te Be­geg­nung am Zaun ei­nes gro­ßen Gar­ten­kitsch-Mark­tes:

Eidechse auf Ibiza

Nun mag man ein­wen­den, daß Ei­dech­sen nicht wirk­lich sel­ten sei­en auf den Ba­lea­ren, aber uns ka­men in der ge­sam­ten auf Mal­lor­ca zu­ge­brach­ten Zeit vier­bei­ni­ge Rep­ti­li­en tat­säch­lich nur als T‑­Shirt-Auf­druck und als mehr oder we­ni­ger kunst­voll an­ge­fer­tig­te Mit­bring­sel un­ter. Kei­ne ein­zi­ge ech­te Ei­dech­se, ge­schwei­ge denn ei­nen leib­haf­ti­gen Gecko hat­ten wir auf der »Über­ra­schungs­in­sel« zu Ge­sich­te be­kom­men, die da­mit ih­rem von mir ver­lie­he­nen Na­men in so­zu­sa­gen an­ders­her­um­mer Wei­se ein­mal mehr ge­recht wur­de.

Abschied von den Balearen und ab nach Hause

Was dann noch kam? Ein weit­ge­hend er­eig­nis­lo­ser Marsch zu­rück zum Flug­ha­fen, das Be­gucken ei­ner klei­nen Flug­zeug­mo­dell-Aus­stel­lung in der gro­ßen Hal­le, das Stau­nen über die ab­sur­den Prei­se für die Spei­sen in den weit­ge­hend ver­wai­sten Schnell­re­stau­rants, end­lich die Ver­blüf­fung über die viel­leicht zwei Dut­zend Pas­sa­gie­re, die sich im Bauch des rie­si­gen Air­bus­ses nach Nürn­berg ver­lie­fen und ver­teil­ten. Kurz vor Mit­ter­nacht plump­sten wir in die ei­ge­nen Bet­ten (und muß­ten uns an­dern­tags wie­der selbst um’s Früh­stück küm­mern).

Wer es bis hier­her aus­ge­hal­ten hat, dem/der sei ge­dankt für das In­ter­es­se und die Auf­merk­sam­keit. Über ei­ge­ne Senf­sprit­zer in den Kom­men­ta­ren wür­de ich mich sehr freu­en, na­ment­lich und ins­be­son­ders über gu­te Tipps für ei­nen ir­gend­wan­ni­gen, er­neu­ten Ur­laub auf den Ba­lea­ren!

 
[1] Lei­der wur­de Mein­rad in die­ser deutsch-fran­zö­si­schen Co-Pro­duk­ti­on mit ei­nem an­de­ren Spre­cher nach­syn­chro­ni­siert. Wie schön und der Rol­le an­ge­mes­sen wä­re sei­ne ein­zig­ar­ti­ge Stim­me doch in die­ser sei­ner Pa­ra­de­rol­le ge­we­sen. Vor­bei für im­mer...

[2] Vor al­lem na­tür­lich in der Vor­sai­son, wenn die Ur­lau­ber­zah­len noch über­schau­bar und die Ein­hei­mi­schen noch nicht über­mä­ßig ge­nervt sind.

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Freitag, 7. November 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (7)

Wie in der vor­he­ri­gen Fol­ge an­ge­kün­digt, gibt es dies­mal über­wie­gend al­ler­lei Zwei- und Vier­bei­ner von hin­ten zu se­hen. Nicht, daß ich es ex­pli­zit drauf an­ge­legt hät­te, nein, bei der Fo­to-Aus­wahl (nach ge­stal­te­risch-äs­the­ti­schen Ge­sichts­punk­ten) hat sich das ein­fach so er­ge­ben. Fan­gen wir an mit ei­nem im stei­ner­nen Um­feld be­stens ge­tarn­ten Raub­tier:

Katze in Valldemossa

Die la­tent mür­ri­sche Mie­ze saß im al­ten Stadt­zen­trum von Vall­de­mo­s­sa [1] und zeig­te mir die pel­zi­ge Schul­ter. An­ge­sichts der täg­li­chen Tou­ri­sten-Schwem­me in ih­rem Ha­bi­tat ist sie es ver­mut­lich längst leid, sich von Hinz und Kunz für lau knip­sen und krab­beln zu las­sen. Kann man ja ver­ste­hen...

Als Fo­to­mo­tiv nicht min­der in­ter­es­sant sind Fried­hö­fe, das mag nur den ver­wun­dern, der noch nie ein süd­li­ches Grä­ber­feld be­sucht hat. An­de­re Län­der, an­de­re Sit­ten: In spa­ni­schen Lan­den wer­den die Ah­nen ger­ne auch in der Hö­he ge­sta­pelt auf­be­wahrt, und das hat durch­aus sei­nen Reiz und sei­ne Wür­de...

im Friedhof von Andratx

Das Bild ent­stand im ober­halb des Or­tes ge­le­ge­nen Fried­hof von And­ratx, den wir bei der An­fahrt im Wald er­spech­te­ten und dar­auf­hin spon­tan auf­such­ten. Das Oran­gen­bäum­chen ist na­tür­lich echt, die Blu­men­sträu­ße vor den Stirn­plat­ten der Sarg­fä­cher oft we­ni­ger. Auf deut­schen Fried­hö­fen ist man bun­te Pla­stik-Blü­ten nicht ge­wohnt, aber in der Hit­ze des Sü­dens er­weist sich die ar­ti­fi­zi­el­le Pracht frag­los als lang­le­bi­ger als rich­ti­ge Schnitt­blu­men...

Ma­chen wir nun ei­nen ver­we­ge­nen Sprung durch Raum und Zeit von den Bein­häu­sern zu lo­sen Bei­nen. Und zwar zu sol­chen, die vor­her grun­zen­den Vier­bei­nern ge­hört ha­ben und jetzt dar­auf war­ten, von zwei­bei­ni­gen Car­ni­vo­ren ver­speist zu wer­den:

große Schinkenauswahl im Supermarkt

»Der Schin­ken ist des Spa­ni­ers Lust, die Aus­wahl des Tou­ri­sten Frust«, könn­te man im Su­per­markt vor sich hin­träl­lern: Me­ter­lang geht das so vor sich hin, und wer die gan­zen Keu­len ver­schmäht und sich den Kühl­tru­hen zu­wen­det, fin­det dar­in fein fi­le­tier­te Schnitt­wa­re in nicht min­der gro­ßem Va­ri­an­ten­reich­tum. Wie gut, daß der zone­batt­ler kein über­mä­ßi­ger Fleisch­fres­ser ist, da­her konn­te er sich recht bald wie­der von dem un­ge­wohn­ten An­blick lö­sen und oh­ne Pö­kel­wa­re von dan­nen stap­fen...

Wan­dern wir nach dem kur­zen Ab­ste­cher in die Kon­sum­welt wie­der durch die lieb­li­che Land­schaft im nörd­li­chen Teil der In­sel. Hier he­cheln wir an­de­ren Leu­ten hin­ter­her, die sich eben­falls auf dem stei­ni­gen, aber dank zahl­rei­cher Aus­sichts­punk­te auch sehr loh­nen­den Rund­kurs um das San­tua­ri de Lluc be­fin­den:

bergiger Wanderweg beim Santuari de Lluc

Das klo­ster­ähn­li­che Hei­lig­tum wird un­ter­tags mit Bus­la­dun­gen von ein­hei­mi­schen (oder je­den­falls spa­ni­schen) Ta­ges-Tou­ri­sten be­stückt, die schril­le Sou­ve­nirs kau­fen und sich die Fü­ße in­ner­halb der An­la­ge ver­tre­ten. Abends wer­den sie zu­ver­läs­sig ab­ge­räumt und weg­ge­schafft, wo­mit zur Freu­de der Über­nach­tungs­gä­ste wie­der Be­schau­lich­keit und Ru­he ein­keh­ren. Un­ser mehr­fach auf der In­sel an­ge­trof­fe­ne Ex-Nach­bar Miet­Mi­chel lo­gier­te dort mit­samt sei­ner En­tou­ra­ge und war des Lo­bes voll über die schön her­ge­rich­te­ten und aus­ge­stat­te­ten Zel­len, die heut­zu­ta­ge an ru­he­su­chen­de Rei­sen­de ver­mie­tet wer­den. Für den Au­tor und sei­ne bes­se­re Hälf­te wä­re ein Auf­ent­halt im San­tua­ri de Lluc durch­aus ei­ne Op­ti­on für ei­nen ir­gend­wan­ni­gen Fol­ge­ur­laub!

Aus den Ber­gen öst­lich von Lluc öff­net sich der Pan­ora­ma­blick hin­un­ter ins Tal auf spek­ta­ku­lä­re Wei­se: [2]

Blick hinab ins Tal von Lluc

Der Him­mel strah­lend blau, die Hän­ge satt grün, der Blick in die Un­end­lich­keit un­ver­stellt, was könn­te herr­li­cher sein in des Früh­lings zar­ten Lüf­ten? Der Wan­der­tag um Lluc her­um ist mir je­den­falls als ei­ner der schön­sten in Er­in­ne­rung ge­blie­ben...

We­ni­ger schön sind die schon mal er­wähn­ten Fähr­nis­se, die ei­nem beim Über­que­ren von Stra­ßen dro­hen: Surrrrrrr, schon ist ein um die Kur­ve ge­sau­ster Renn­rad­ler an ei­nem vor­bei­ge­flitzt, Surrr­surrr­surrrrrrr, folgt ihm die Meu­te hin­ter­her. Schnei­dig ein­ge­klei­det quä­len sich die Ve­lo­zi­pe­den ab, um ih­ren in­ne­ren Schwei­ne­hund zu be­sie­gen und die Mus­keln berg­an zu stäh­len:

Rennradler auf bergiger Strecke

Man gönnt den Leu­ten ja ih­ren Spaß, be­wun­dert auch ih­re Kon­di­ti­on und Aus­dau­er, wenn­gleich man sich bei man­chem Wam­pen­trä­ger auf min­ma­li­sti­schem Ge­rät fragt, ob der sich mit dem Last­wa­gen oder Hub­schrau­ber samt Fahr­werk hat auf den Gip­fel hie­ven las­sen, um dann pri­mär mit läs­si­ger Brems­be­tä­ti­gung run­ter­wärts statt mit stram­mem Stram­peln rauf­wärts die Ta­ges­tour zu be­wäl­ti­gen. Wenn man mit dem Kraft­wa­gen un­ter­wegs ist, muß man eben­falls be­son­ders auf der Hut sein, denn es ver­geht kaum ei­ne Mi­nu­te, wo man nicht un­ver­se­hens Rad­ler vor dem Küh­ler hat, de­ren Tem­po ei­nem ent­we­der als zu lang­sam (wenn in glei­cher Rich­tung un­ter­wegs) oder als deut­lich über­höht (wenn ent­ge­gen­kom­mend) er­scheint!

Im Ver­gleich zum eben ge­zeig­ten Sports­mann schaut des zonebattler’s Ge­fähr­tin von hin­ten kaum we­ni­ger schnit­tig aus dank ih­res leucht­far­bi­gen Ruck­sackes, der nun auch schon vie­le Ur­lau­be mit­ge­macht und man­che In­sel ge­se­hen hat:

auf der Tour rund um den Puig des Tossals Verds

Die­ser wun­der­ba­re Aus­blick bot sich auf ei­ner vom Wan­der­füh­rer als schwie­rig und her­aus­for­dernd ein­ge­stuf­ten Rund­wan­de­rung um den Pu­ig des Tossals Ver­ds ober­halb des Stau­sees Gorg Blau. In der Tat ging es da recht steil her­auf und her­un­ter, strecken­wei­se wa­ren Ket­ten am Hang an­ge­bracht, an de­nen man sich fest­hal­ten konn­te (und soll­te) beim Ent­lang­han­geln an der stei­len Stein­wand. Wir wa­ren auf Ei­ni­ges ge­faßt, fan­den die Tour aber letzt­lich gar nicht so ex­trem an­spruchs­voll wie be­fürch­tet. Schlau­chend war sie trotz­dem, da ziem­lich lang und ter­rain­be­dingt ste­te Auf­merk­sam­keit er­for­dernd. Die gran­di­on­sen Aus­blicke wa­ren der Mü­he aber al­le­mal wert!

Für das an­ge­streng­te Keu­chen und Japp­sen des schwit­zen­den Wan­de­rers ha­ben die ein­hei­mi­schen Berg­be­woh­ner re­gel­mä­ßig nur kopf­schüt­teln­des Un­ver­ständ­nis üb­rig:

Bergziege auf Außenposten

Lei­der ließ sich der sto­isch wie­der­käu­en­de, je­doch scheue Paar­hu­fer nicht knud­deln, sehr zum Ver­druß des Be­richt­erstat­ters, der dank sei­ner be­reits zu Kin­der­zei­ten er­wor­be­nen Krab­bel-Kün­ste schon man­chen tie­ri­schen Freund für’s Le­ben ge­won­nen hat, und das nicht nur in be­fell­ten oder ge­fie­der­ten Krei­sen. Da der zone­batt­ler des Spa­ni­schen nicht mäch­tig ist, wa­ren ver­trau­ens­er­wecken­de Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­su­che mit der ge­län­de­gän­gi­gen Zie­ge lei­der zum Schei­tern ver­ur­teilt...

Im ach­ten und letz­ten Teil mei­ner mal­lor­qui­ni­schen Me­lan­ge gibt es dem­nächst noch ein paar aus­ge­sucht kit­schi­ge at­mo­sphä­risch dich­te Im­pres­sio­nen von Mal­lor­ca zu be­stau­nen, be­vor wir die Ur­laubs­re­por­ta­ge mit ei­nem uns zwangs­wei­se ver­ord­ne­ten In­sel­hop­ser nach bzw. über Ibi­za ab­schlie­ßen.

 
[1] Bei der Viel­zahl mit­ge­brach­ter Kat­zen-Fo­tos kann ich mir na­tür­lich nicht wirk­lich mer­ken, wel­ches Pelz­tier ich nun wann und wo fo­to­gra­fiert ha­be. Weil ich aber – wie schon vor Jah­ren de­tail­liert be­schrie­ben – die ge­tracker­ten GPS-Da­ten mei­ner Ur­lau­be mit den Me­ta-Da­ten der wäh­rend der Rei­sen an­ge­fer­tig­ten Fo­tos ver­hei­ra­te, kann ich im Nach­hin­ein je­der­zeit je­des Ur­laubs­fo­to ver­or­ten und mir mei­nen da­ma­li­gen Knip­ser-Stand­punkt auf dem vir­tu­el­len Goog­le-Glo­bus an­zei­gen las­sen.

[2] Und ein­mal mehr hul­digt der zone­batt­ler in sei­ner Bild­kom­po­si­ti­on (samt Rücken­fi­gur) dem ver­ehr­ten Mei­ster Cas­par Da­vid Fried­rich...

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Freitag, 24. Oktober 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (6)

So, mit ei­nem ge­mie­te­ten Au­to­mo­bil er­schlie­ßen sich dem Wan­de­rer auch die et­was ent­le­ge­ne­ren Ge­gen­den, wenn­gleich mit dem sy­stem­be­ding­ten Nach­teil, daß man am Schluß der Ta­ges­tour wie­der zum Stand­ort des Fahr­zeu­ges und da­mit zum Aus­gangs­punkt zu­rück­kom­men muß. Aber gut, ist halt so. Das Her­um­fah­ren im ei­ge­nen Wa­gen ist im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge mit ei­ni­ger Lenk­rad-Kur­be­lei ver­bun­den, die Stra­ßen sind schmal und mä­an­drie­ren fröh­lich am Hang ent­lang. Un­se­re fla­che Flun­der der Mar­ke Opel ver­füg­te im Ge­gen­satz zum ei­ge­nen Low­Tech-Mi­ni­bus über al­ler­lei ma­schi­nel­le Be­die­nungs­hil­fen, und so ge­riet das stän­di­ge Dre­hen des Vo­lants nicht wirk­lich zur mus­ku­lö­sen An­stren­gung. Wohl aber zur men­ta­len, denn trotz (oder we­gen) der be­acht­li­chen Stei­gun­gen hier und der Ge­fäl­le dort sind die Stra­ßen vol­ler Ma­so­chi­sten, die sich auf Renn­rä­dern oder Moun­tain­bikes die Hü­gel hoch­quä­len und es run­ter­wärts mun­ter lau­fen las­sen, bis die näch­ste Kur­ve ein Ab­brem­sen und ein Ver­las­sen der Ide­al­li­nie er­zwingt. Da fühl­te sich der zone­batt­ler schon recht her­aus­ge­for­dert, zu­mal das Leih­au­to im Ge­gen­satz zum na­sen­lo­sen Glas­ka­sten da­heim über ei­ne lan­ge und un­über­sicht­li­che Front­par­tie ver­füg­te. Den­noch ging der Ur­laub letzt­lich – so­viel sei hier be­ru­hi­gend vor­weg­ge­nom­men – völ­lig kol­li­si­ons­frei von­stat­ten.

Al­so auf geht’s, die Wan­der­stie­fel in den Kof­fer­raum ge­wor­fen und ha­ken­schla­gend und ser­pen­ti­nen­fah­rend durch die gran­dio­se Berg­land­schaft nach Sa Ca­l­obra auf­ge­bro­chen, wo es ei­nen klei­nen Strand gibt und die Ein­mün­dung des Tor­rent de Pa­reis, ei­nes Sturz­bach­es, in des­sen gran­dio­se, na­tür­lich nicht stän­dig was­ser­füh­ren­de Schlucht wir uns ei­ni­ge hun­dert Me­ter weit vor­ge­wagt ha­ben:

im Torrent de Pareis

Man be­ach­te die bei­den win­zi­gen Wan­de­rer im Hin­ter­grund, an de­rer Grö­ße resp. Klei­ne die Di­men­sio­nen der stei­len Schlucht deut­lich wird. Er­staun­lich, was ei­nem da so al­les ent­ge­gen­kam, vom be­stens aus­ge­rü­ste­ten Trek­king-Ex­per­ten bis hin zum san­da­len­tra­gen­den Schul­kind. Ganz woll­ten wir den Tor­rent nicht hin­auf­stei­gen, das hät­te uns zu­viel Zeit ge­ko­stet, die uns spä­ter an an­de­rer Stel­le ge­fehlt hät­te...

Al­so mach­ten wir ir­gend­wann kehrt und kra­xel­ten wie­der zu­rück bis ans flach aus­lau­fen­de En­de der Schlucht, tapp­ten noch­mals bis ans Meer und er­freu­ten uns dort des An­blicks der von des Or­tes un­er­meß­li­chen Schön­heit nie­der­ge­streck­ten Tou­ri­sten:

in der südlichen Sonne Bratende

Ja, so kann man’s na­tür­lich auch ma­chen, wenn­gleich un­ser­ei­ner der Mei­nung ist, daß man im April so­gar da­heim in der Son­ne schmo­ren kann, mit mut­maß­lich ge­rin­ge­rem Son­nen­brand-Ri­si­ko, vom Haut­krebs gar nicht zu re­den. Aber den kon­ser­vie­ren­den Pö­kel-Ef­fekt der gischt­be­för­der­ten, salz­hal­ti­gen Luft hat man na­tür­lich nur am Mee­res­strand und nicht im fer­nen Bin­nen­land...

Wir schli­chen an den Lie­gen­den vor­bei zu un­se­rer schnit­ti­gen Ka­ros­se zu­rück, fan­den die­se un­ver­sehrt und un­be­straf­zet­telt am Ein­gang zur Bucht vor und mach­ten uns auf den Rück­weg, den wir hier und da zwecks Aus­sichts­ge­nuß un­ter­bra­chen. Hier se­hen wir un­se­ren mo­disch kaf­fee­braun-me­tal­lic ein­ge­färb­ten OPEL Astra am höch­sten Punkt der ser­pen­ti­nen­rei­chen Stra­ße zur Bucht Ca­la Tuent:

kantige Berge, gerundete Karosse: Pinkelpause mit Ausblick

An­ge­sichts un­über­seh­ba­rer Hor­den von Rad­lern (die ei­nen von links hoch und nach rechts run­ter, die an­de­ren von rechts hoch kom­mend und nach links run­ter wol­lend) ha­ben wir uns die Ca­la Tuent ge­schenkt und sind wie­der in Rich­tung Port de Sol­lér ge­fah­ren, nicht oh­ne noch ei­nen aus­ge­dehn­ten Spa­zier­gang rund um den schö­nen Cú­ber-Stau­see zu un­ter­neh­men. An des­sen sanft sich im Win­de kräu­seln­den Ge­sta­den sich al­ler­lei far­ben­fro­hes Ge­tier am Gra­se labt:

grasendes Schaf am Cúber-Stausee

Ver­mut­lich ist die Co­lo­rie­rung sei­nes dich­ten Pel­zes we­ni­ger dem Mo­de­be­wußt­sein des Scha­fes als viel­mehr der Ge­witzt­heit sei­nes Be­sit­zers zu ver­dan­ken, der sei­ne Her­de per Spray­do­se mit ei­nem weit­hin zu se­hen­den Ei­gen­tums­merk­mal ver­se­hen woll­te. Wan­deln­de Farb­kleck­se fin­det man zu­dem im Ge­bir­ge zwi­schen all den hell­gel­ben Stei­nen viel schnel­ler wie­der, und freund­li­cher als ein bru­tal ein­ge­schmor­tes Brand­zei­chen ist bun­tes »Haar­spray« doch auch al­le­mal!

Den Cú­ber-Stau­see per pe­des zu um­run­den ist ein un­be­schwer­tes Ver­gnü­gen, wel­ches man Mal­lor­ca-Be­su­chern nur wärm­stens ans Herz le­gen kann: Der Weg am Ufer ver­läuft na­tur­ge­mäß eben und ver­leiht der Wan­de­rung Spa­zier­gang-Cha­rak­ter, aber die Aus­sicht ist gran­di­os und das in al­le Rich­tun­gen. Der zone­batt­ler hät­te vor die­ser Rei­se nicht für mög­lich ge­hal­ten, daß man auf der Haupt­in­sel der Ba­lea­ren Fo­tos wie die­ses hier ma­chen kann:

Das Refugio de Cúber vor dramatischer Kulisse

Wenn man nicht ge­ra­de Geo­lo­ge ist, könn­te man das doch glatt für ein al­pen­län­di­sches Pan­ora­ma hal­ten, nicht wahr? Aber nein, mit­ten im Mit­tel­meer gibt es stei­ne­re Auf­fäl­te­lun­gen zu be­stau­nen. Bei dem Ge­bäu­de han­delt es sich üb­ri­gens um ei­ne staat­li­che (wenn­gleich nicht statt­li­che) Wan­der­hüt­te, das Re­fu­gio de Cú­ber. Lei­der hat­te das Re­fu­gi­um we­gen Re­no­vie­rungs­ar­bei­ten ge­schlos­sen, aber nach­dem wir dort oh­ne­hin we­der es­sen noch über­nach­ten woll­ten, mach­te uns das nichts aus. Auch ge­öff­ne­te Re­fu­gi­os kann man üb­ri­gens nicht ein­fach so auf­su­chen in der Hoff­nung auf Kost und Lo­gis: Bei­des muß lan­ge im Vor­aus be­stellt und re­ser­viert wer­den, sonst hat man das Nach­se­hen und muß un­ter frei­en Him­mel frie­rend und hun­gernd den neu­en Tag er­war­ten...

Nach er­folg­ter See-Um­run­dung (für die man et­wa 1,5 Stun­den braucht) mach­ten wir auf dem Heim­weg noch­mal in Sol­lér Sta­ti­on (Stra­ßen­bah­nen gucken und Oran­gen-Eis gou­tie­ren), be­vor wir dann wie­der zu­rück in un­ser Ha­fen­städt­chen fuh­ren und den Tag rot­sti­chig und kitsch­ge­fähr­det an der Steil­kü­ste ober­halb der Bucht aus­klin­gen lie­ßen:

Sonnenuntergang bei ruhiger See

So ge­gen 20:30 Uhr plumpst En­de April die Son­ne ins mal­lor­quin­in­sche Meer, und der An­blick ist im­mer wie­der sehr er­bau­lich. Da­nach kann man noch bei re­la­tiv an­ge­neh­men Tem­pe­ra­tu­ren drau­ßen sit­zen blei­ben oder sich ins Ho­tel­bett fal­len las­sen, um dort noch ein we­nig durch das di­gi­ta­le Fen­ster in die wei­te Welt zu schau­en, ei­ne ver­füh­re­ri­sche Op­ti­on, die wir in der Re­gel prä­fe­rier­ten...

Be­vor wir für heu­te das Licht aus­knip­sen, ge­hen wir noch der Fra­ge nach, was man denn als Gast auf Mal­lor­ca sinn­vol­ler­wei­se kau­fen kann. Die er­ste Ant­wort liegt auf der Hand: Oran­gen!

beutelweise Niedrigpreise: Orangen-Angebot in Valldemossa

Das Bild­bei­spiel stammt aus dem schö­nen Städt­chen Vall­de­mo­s­sa und il­lu­striert den au­gen­fäl­li­gen Vor­teil der über­all auf der In­sel er­hält­li­chen Süd­früch­te: sie sind dort kon­kur­renz­los (oder viel­mehr kon­kur­renz­be­dingt) bil­ligst zu ha­ben. Das zwei­te Al­lein­stel­lungs­merk­mal kann nur aus spei­chel­fluß­trei­ben­der Er­in­ne­rung be­schwö­rend be­kräf­tigt wer­den: Die mal­lor­qui­ni­schen Oran­gen sind wun­der­bar wohl­schmeckend, saf­tig und aro­ma­tisch. Fri­scher kriegt man sie so­wie­so nir­gends. Wer auf Mal­lor­ca die pral­len Früch­te des Lan­des links lie­gen läßt, ver­paßt ei­nen der gött­lich­sten Ge­nüs­se, die das Land und das Le­ben zu bie­ten ha­ben!

An­son­sten hal­ten sich die Tou­ri­sten ger­ne an Kla­mot­ten, Kunst­stück, im Ur­laub hat man Zeit und Mu­ße zum Shop­pen und das Geld sitzt locke­rer als in des hei­mi­schen All­tags re­pe­ti­ti­ven Trott. Da­von pro­fi­tie­ren nicht nur die schicken Bou­ti­quen und om­ni­prä­sen­ten Fi­lia­li­sten in Pal­ma und den an­de­ren Städ­ten, son­dern auch die klei­nen An­bie­ter in den ru­hi­ge­ren Win­keln des Ei­lands. In Vall­de­mo­s­sa brauch­te ich den Ka­me­ra­blick nur von den Oran­gen­beu­teln ein we­nig zur Sei­te zu schwen­ken, um ein paar am­bu­lant an­ge­bo­te­ne, fesch-fe­mi­ni­ne Kit­tel zu er­ha­schen:

ambulante Auslage an einem Haus in Valldemossa

Noch ein paar Me­ter wei­ter fand sich ein La­den vol­ler ent­setz­lich kit­schi­ger Mit­bring­sel aus über­wie­gend fern­öst­li­cher Pro­duk­ti­on, fa­brik­neu­er Müll, bei dem man sich wirk­lich fra­gen muß, wer sich so­was an­tut und da­für auch noch Geld hin­legt. The hor­ror! Den ab­ar­ti­gen Schund ab­zu­lich­ten hät­te sich des zonebattler’s mo­tiv­ver­wöhn­te Ka­me­ra frag­los ge­wei­gert. Doch je­dem das Sei­ne: Der Au­tor und sei­ne bes­se­re Hälf­te nei­gen da­zu, Sou­ve­nirs mit­zu­neh­men, die ein­ser­seits nichts ko­sten, an­de­rer­seits aber un­er­meß­lich wert­voll sind: Wur­zeln, Stei­ne, Mu­schel­scha­len und an­de­re Lei­chen­tei­le, die noch vie­le Jah­re spä­ter als Er­in­ne­rungs­an­ker tau­gen...

Fort­set­zung folgt: Dem­nächst gibt’s ein paar Vier­bei­ner so­wie ein paar Zwei­bei­ner von hin­ten zu se­hen. Und auch – nun ja – ein gan­zes Re­gal vol­ler ein­zel­ner Bei­ne oh­ne den Rest ih­rer ehe­ma­li­gen Be­sit­zer. Blei­ben Sie dran!

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Freitag, 10. Oktober 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (5)

Die letz­te Fol­ge mit ei­nem span­nungs­stei­gern­den Aus­blick auf ein schein­bar schö­nes Schiff be­en­det ha­bend, wen­den wir uns heu­te zum Ein­stieg eben je­nem »Seg­ler« nä­her zu und be­trach­ten ihn von ei­ner nä­her ge­le­ge­nen Klip­pe am nord­west­li­chen Zip­fel von Port de Sól­ler aus. Und was se­hen wir da Merk­wür­di­ges? Ge­nau, am Heck ei­nen dicken, mut­maß­lich An­ten­nen be­her­ber­gen­den Rie­sen-Bo­vi­sten und am zwei­ten Mast von vorn ei­nen senk­rech­ten Stahl-Stum­mel mit rie­si­gen Aus­puff­roh­ren dran, der den Wind­jam­mer letzt­lich als schnö­des, wenn­gleich na­tür­lich hy­per­mo­der­nes Mo­tor­fahr­zeug ent­larvt:

»Wind Spirit« oder »Wind Star« im Einsatz vor Port de Sóller

Abends konn­te ich her­aus­goo­geln, daß es sich bei die­sem of­fen­kun­di­gen Lu­xus-Ve­hi­kel ent­we­der um die »Wind Spi­rit« oder um de­ren Schwe­ster­schiff »Wind Star« han­deln muß­te. Die Ree­de­rei Wind­star Crui­ses kann ih­re bei­den Re­tro-Pöt­te of­fen­bar selbst nicht wirk­lich un­ter­schei­den, die bei­den ver­link­ten Schiffs-Sei­ten und die dort ge­zeig­ten Fo­tos sind je­den­falls bis auf den je­wei­li­gen Na­men iden­tisch!

Klar ist, daß der­lei No­bel-Ge­fähr­te ein­satz­mä­ßig rund ums Jahr ver­plant sein müs­sen, um ih­re ex­or­bi­tan­ten Ko­sten wie­der ein­zu­spie­len. Da kann man sich nicht auf die Zu­fäl­lig­kei­ten des Wet­ters und der Win­de ver­las­sen, im Zwei­fels- bzw. Flau­ten­fall muß ei­ne star­ke Mo­tor­an­la­ge da­für sor­gen, daß der Kahn pünkt­lich an der näch­sten fahr­plan­mä­ßig vor­ge­se­he­nen Mo­le zu lie­gen kommt.

Na ja, wer’s mag. Mei­ner ei­ner wür­de kei­nen um Zeh­ner­po­ten­zen kost­spie­li­ge­ren Ur­laub an­tre­ten, auf dem es mehr Meer als Land zu se­hen gibt und in des­sen Ver­lauf die von den Wel­len ge­schwenk­ten und ge­schüt­tel­ten In­ne­rei­en wo­mög­lich zu re­bel­lie­ren be­gin­nen. Und so ma­chen wir uns da­her mit dem (zu­ge­ge­ben strecken­wei­se auch recht schau­keln­den) Om­ni­bus auf in die gar nicht so fer­ne Haupt­stadt Pal­ma de Mal­lor­ca, um uns für die letz­te Ur­laubs­wo­che mit ei­nem Miet­wa­gen zu ver­sor­gen und zu mo­bi­li­sie­ren. Den frisch über­nom­me­nen Flit­zer las­sen wir aber erst­mal vor dem Eu­rop­car-Bü­ro ste­hen und be­ge­ben uns zu Fuß auf ei­ne klei­ne Stadt­be­sich­ti­gung...

Palacio Real de La Almudaina

Den in­ner­städ­ti­schen Rum­mel mit Tou­ri­sten­strö­men, Gauk­lern und Ta­schen­spie­lern, Bou­ti­quen und Nip­pes­lä­den spa­re ich hier be­wußt aus, und auch das in ei­ner teu­ren Pseu­do­kunst-Ga­le­rie live mit­er­leb­te Ver­kaufs­ge­spräch, in dem ei­ne auf­ge­bre­zel­te Blub­ber­phra­sen­dre­sche­rin oh­ne je­de Sach­kun­de ei­nem nicht min­der ah­nungs­lo­sen (aber im­mer­hin wohl­ha­ben­den) Kun­den­paar teu­ren Edel­kitsch auf­zu­schwat­zen trach­te­te, ist glück­li­cher­wei­se schon so tief im Sumpf des zonebattler’schen Syn­ap­sen­rau­schens ver­sun­ken, daß er die De­tails gar nim­mer her­aus­zie­hen kann und mag. Viel lie­ber lenkt er den Blick und die Auf­merk­sam­keit sei­nes ver­ehr­ten Pu­bli­kums auf wür­de­vol­le al­te Ar­chi­tek­tur-De­tails, wie bei­spiels­wei­se die über die­sem Ab­satz ab­ge­bil­de­ten Zin­nen des al­ten Kö­nigs­pa­la­stes »Pa­la­cio Re­al de La Al­mu­dai­na«.

Ge­mein­hin ist ja die Mit­tags­zeit nicht eben ide­al zum Knip­sen, da grell die De­tails über­strah­lend und un­gün­sti­ge Schat­ten­wür­fe be­din­gend. Den wuch­ti­gen Pa­last­mau­ern ge­reich­te der Höchst­stand des be­leuch­ten­den Ge­stirns in­des eher zum Vor­teil. Nicht ganz so kon­trast­reich ge­riet mir die Auf­nah­me ei­ner al­ten Wind­müh­le in Ha­fen­nä­he, die – im Ge­gen­satz zu vie­len an­de­ren ge­se­hen Ex­em­pla­ren – nicht weit­ge­hend ver­fal­len, son­dern recht an­sehn­lich re­stau­riert wor­den war:

traditionelle Windmühle in Palma de Mallorca

Heut­zu­ta­ge wird na­tür­lich al­lent­hal­ben mit Strom ge­mah­len statt mit un­zu­ver­läs­si­ger Wind­ener­gie, aber wer weiß, viel­leicht er­lebt die Wind­kraft­nut­zung auch auf den Ba­lea­ren ei­ne Re­nais­sance. Die Son­ne scheint auch häu­fi­ger als bei uns da­heim im Nor­den, da könn­ten die In­seln doch glatt auch in Sa­chen So­lar­ener­gie­nut­zung ei­ne Vor­rei­ter­rol­le spie­len...

Doch zu­rück zu bo­den­stän­di­gen Be­trach­tun­gen. Pal­men gibt es ja reich­lich in und um Pal­ma, no­men es omen. Aber wel­che Bäu­me wach­sen in Ufer­nä­he in dich­ten Wäl­dern und ha­ben ei­nen wei­ßen Stamm? Nein, kei­ne Bir­ken. Es sind viel­mehr die Ma­sten der Se­gel­boo­te, die dort son­der Zahl vor sich hin­düm­peln und über­wie­gend der Wie­der­kehr ih­rer ab­sen­ten Herr­schaft har­ren:

Boote, Boote, Boote im Hafen von Palma de Mallorca

Wir guck­ten uns die an­ge­ket­te­ten Nuß­scha­len und auch die grö­ße­ren Boo­te ger­ne an, so­was sieht man im hei­mi­schen Bin­nen­land ja nicht al­le Ta­ge. Im­mer wie­der er­staun­lich, was Leu­te in ein schnit­ti­ges Schiff­chen zu in­ve­stie­ren be­reit sind, des­sen All­tags­nut­zen ver­mut­lich deut­lich un­ter dem re­prä­sen­ta­ti­ven Nut­zen ran­giert. Aber das gilt ja für mon­strös auf­ge­la­de­ne Au­tos an Land ge­nau­so. Wir wen­den uns jetzt vom Re­prä­sen­ta­ti­ons­be­dürf­nis des Geld­adels ab und dem frü­he­rer Kir­chen­für­sten zu, de­ren Drang zu Hö­he­rem, Grö­ße­ren, Wei­te­ren zu­min­dest vor­geb­lich der Eh­re Got­tes dien­te. Hier se­hen wir die gothi­sche Ka­the­dra­le der Hei­li­gen Ma­ria (»La Seu«) aus un­ge­wohn­ter Per­spek­ti­ve:

Kathedrale La Seu im Süden der Altstadt von Palma

Das Fo­to schoß ich tat­säch­lich aus ei­ni­gen hun­dert Me­tern Ent­fer­nung vom Dach des »Es Ba­luard« aus, ei­nem wun­der­ba­ren Mu­se­um für mo­der­ne und zeit­ge­nös­si­sche Kunst, des­sen ge­lun­ge­ne Ar­chi­tek­tur sich her­vor­ra­gend in ei­ne Eck­ba­sti­on der al­ten Re­nais­sance-Stadt­mau­er ein­fügt. Ei­nen Be­such in die­sem Mu­sen­tem­pel kann man kul­tu­rell in­ter­es­sier­ten Pal­ma-Be­su­chern nur wärm­stens ans Herz le­gen, Bau und In­halt ha­ben in­ter­na­tio­na­les For­mat! Wir ha­ben meh­re­re Stun­den stau­nend drin­nen ver­bracht, her­nach auf dem Vor­platz er­neut un­ver­hofft den Miet­Mi­chel ge­trof­fen (wir er­in­nern uns an die Fol­ge 3) und uns dann ei­nen Be­such in der Kir­che ge­schenkt, da uns der als in je­der Hin­sicht zu kost­spie­lig er­schien (vom Ein­tritts­geld her be­trach­tet eben­so wie be­treffs der an- bzw. ab­zu­ste­hen­den War­te­zeit).

Aber man muß ja auch nicht al­les und je­des se­hen, zu­mal die un­be­kann­te­ren Ecken oft mehr Über­ra­schun­gen be­reit­hal­ten als die of­fi­zi­el­len »Se­hens­wür­dig­kei­ten«. Hier hält sich zum Ex­em­pel ei­ne pit­to­res­ke Tou­ri­sten­grup­pe di­rekt un­ter­halb der Ka­the­dra­le ein­an­der fest die Treue (und sich ge­gen­sei­tig beim Wickel resp. am Kit­tel):

Touristen beim gegenseitigen Haltsuchen

Ob die mir un­be­kann­ten Herr- und Da­men­schaf­ten nun halt­su­chend von der Pracht der Ka­the­dra­le über ih­nen über­wäl­tigt oder nach kol­lek­ti­vem Ge­nuß von al­ko­ho­li­scher Ei­mer­wa­re ins Wan­ken ge­kom­men wa­ren oder schlicht ver­such­ten, zwecks Er­stel­lung ei­nes ge­mein­sa­men Sel­fies kom­pakt zu­sam­men­zu­rücken – wer weiß? In je­dem Fall ga­ben sie ein schö­nes Mo­tiv für den Be­richt­erstat­ter ab, der sich ein­mal mehr dar­über freu­te, auf­grund der spä­te­ren Unin­den­ti­fi­zier­bar­keit der Ge­zeig­ten nie­man­den um Pu­bli­ka­ti­ons­ge­neh­mi­gung fra­gend an­ge­hen zu müs­sen...

Nur we­ni­ge Me­ter wei­ter er­gab sich die näch­ste Ge­le­gen­heit zur licht­bild­ne­ri­schen Be­tä­ti­gung. Im Schat­ten des gro­ßen Got­tes­hau­ses – viel­leicht schon zum Parc de La Mar ge­hö­rig – gibt es ei­ne Art Frei­licht-Thea­ter, wel­ches mit ei­nem Dach aus rau­ten­för­mi­gen Ele­men­ten über­spannt ist. Die Schat­ten­spie­le die­ses ein biß­chen an das Baye­ri­sche Staats­wap­pen er­in­nern­den Waf­fel­mu­sters sind wahr­lich spek­ta­ku­lär an­zu­schau­en:

Schattenspiele unter einem Sonnendach aus rautenförmigen Segmenten

Es gibt al­so auch ab­seits des quir­li­gen Le­bens im Stadt­zen­trum ei­ni­ges zu se­hen in Pal­ma de Mal­lor­ca, und wer Ru­he sucht, der fin­det sie auch. Klar, ein Gang durch die La­den­stra­ßen ge­hört eben­so da­zu wie die Ein­kehr in ei­nem der zahl­lo­sen klei­nen Lo­ka­le, aber der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te fin­den Stein­mas­sen ge­mein­hin at­trak­ti­ver (und we­ni­ger schwatz­haft) als Men­schen­mas­sen...

So, zum Ab­schluß ge­hen wir ein paar hun­dert Me­ter wei­ter nord­öst­lich vor dem Hei­li­gen Fran­zis­kus auf die Knie, um die hin­ter ihm im Abend­licht gül­den strah­len­de Ba­si­li­ca de San Fran­ces­co noch an­ge­mes­sen ein­zu­fan­gen:

Basilica de San Francesco im Palma de Mallorca

Es ist Abend ge­wor­den, schnell krie­chen die Schat­ten hö­her an des Hei­li­gen Kut­te und dar­über hin­aus. Wir ma­chen uns da­her auf und schlän­geln uns ziel­stre­big wie­der süd­west­wärts durch das La­by­rint der Alt­stadt, um an der Ufer­pro­me­na­de zu­rück zum Stell­platz un­se­res bis da­hin noch kei­nen Me­ter be­weg­ten Wa­gens zu ge­lan­gen.

Die­sen in Be­trieb zu neh­men war gar nicht so ein­fach: Statt des ge­buch­ten und er­be­te­nen Klein­wa­gens wa­ren wir man­gels Ver­füg­bar­keit ei­nes sol­chen zur nächst­hö­he­ren Klas­se up­ge­gra­det wor­den, und der zone­batt­ler muß­te zu­nächst ein­mal kon­sta­tie­ren, daß so ein mo­der­ner Mit­tel­klas­se­wa­gen mehr He­bel, Knöp­fe und Lämp­chen hat als sei­ne spar­ta­ni­sche Renn­gur­ke Mo­le­kü­le. Schließ­lich ge­lang es ihm aber doch, den Wa­gen zu star­ten, den rech­ten Gang zu fin­den und den Flit­zer un­fall­frei durch die Stadt zu ma­nö­vrie­ren so­wie nach Port de Sól­ler zu über­füh­ren. In der näch­sten Fol­ge star­ten wir mit der schnit­ti­gen Kar­re dann von dort aus zu er­sten Aus­flü­gen in die wei­te­re Um­ge­bung un­se­res Do­mi­zils...

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Freitag, 26. September 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (4)

Neu­er Tag, neu­es Glück: Er­staun­lich, wie schnell man sich doch in frem­den Ge­fil­den ein­le­ben und ein­ge­wöh­nen kann! Spä­te­stens am drit­ten Tag weiß man die Ide­al­kur­ve um’s sub­op­ti­mal auf­ge­bau­te Früh­stücks-Buf­fet zu neh­men, den bi­zar­ren Toa­ster zu be­die­nen, die ge­nieß­ba­ren von den eher un­ver­dau­li­chen Dar­rei­chun­gen zu un­ter­schei­den. Manch’ spa­ni­sche Spe­zia­li­tät bleibt ei­nem den­noch auf Dau­er ver­schlos­sen, war­um die Re­stau­rant-Che­fin bei­spiels­wei­se die aus der Spül­kü­che ge­hol­ten, fri­schen Tas­sen und Glä­ser stets ein­zeln vom vol­len auf das lee­re Ta­blett um­schich­tet, statt das lee­re kur­zer­hand mit­zu­neh­men und das vol­le an des­sen Platz zu stel­len. Der­lei Op­ti­mie­rung wür­de un­ser­ei­ner schon aus Grün­den der Faul­heit be­trei­ben, aber wo­mög­lich ist dies schon wie­der zu teu­to­nisch ge­dacht und die me­di­ter­ran-me­di­ta­ti­ven Aspek­te des Be­cher-Um­schlich­tens igorant über­se­hend...

Na egal, wir sind ja zum Ge­nie­ßen da und nicht als un­be­stell­te Pro­zeß­op­ti­mie­rer und Un­ter­neh­mens­be­ra­ter in der Pflicht. Dar­um lie­ber ein we­nig zick­zack ge­lau­fen und die ver­streu­ten Zu­ta­ten zu­sam­men­ge­sam­melt, als das Per­so­nal mit Vor­schlä­gen zur bes­se­ren Pla­zie­rung von Spei­sen, Ge­trän­ken und Werk­zeu­gen un­nö­tig ver­wirrt und be­frem­det. Und in Ei­le ist man ja im Ur­laub ge­mein­hin auch nicht.

So, ge­füll­ten Bau­ches und mit kom­plet­ten Marsch­ge­päck ver­se­hen, tap­pen wir heu­te wie­der ein­mal nach Sól­ler hin­über. Hat­te ich üb­ri­gens schon er­wähnt, daß es zwi­schen Stadt und Ha­fen ein hi­sto­ri­sches Stra­ßen­bähn­chen gibt? Sehr pit­to­resk! Das Oran­gen­pflücken wäh­rend der Fahrt scheint nicht ver­bo­ten zu sein:

Straßenbahn in Sóller auf eng gefaßter Trasse zwischen zwei Garten-Grundstücken

Dies­mal wol­len wir uns je­doch nicht im Städt­chen ver­lie­ren, son­dern es stram­men Schrit­tes durch­mes­sen, um es am an­de­ren En­de als­bald wie­der zu ver­las­sen. Auch in stark vom Tou­ris­mus be­fal­le­nen Ge­gen­den ist man ge­mein­hin sehr bald al­lein mit sich und der Na­tur, wenn man erst­mal die von Bah­nen, Bus­sen, Ta­xis und Au­tos aus­ge­spuck­ten Men­schen­mas­sen hin­ter sich ge­las­sen hat. So auch hier:

Auf dem Weg durch Felder und Olivenhaine

Das Wan­dern ent­lang der Oli­ven­hai­ne wird nie lang­wei­lig, so viel­fäl­tig zeigt sich der Wuchs der ge­drun­ge­nen Bäu­me in ih­rer kru­sen Knor­zig­keit: Wer schon als Kind mär­chen­haft-un­heim­li­che TV-Er­leb­nis­se mit le­ben­den Bäu­men in Dis­ney-Trick­fil­men hat­te, des­sen Phan­ta­sie sieht Ge­stal­ten oh­ne En­de in den teil­wei­se gro­tesk ver­dreh­ten For­men der Oli­ven­bäu­me.

Sehr in­di­vi­du­ell prä­sen­tie­ren sich auch die mensch­li­chen Be­hau­sun­gen auf dem Land, das ist na­tür­lich nicht nur auf Mal­lor­ca so: Ver­baut wird, was ge­ra­de zur Hand ist, und je nach Be­darf wird hier mal was weg­ge­ris­sen und da mal was dran­ge­stückelt. Daß das Re­sul­tat im­mer noch äs­the­ti­sche Qua­li­tä­ten auf­weist, ja nach­ge­ra­de von ei­ner ge­wis­sen Gran­dez­za [1] sein kann, ist merk­wür­di­ger­wei­se dann aber doch ei­ne süd­län­di­sche Spe­zia­li­tät:

Landhaus zwischen Sóller und Port de Sóller

Spea­king of süd­län­disch: An die­ser Stel­le be­glück­wünscht sich der zone­batt­ler auf’s Neue zu sei­nem Grund­satz, In­seln im ma­re nostrum stets zu Früh­lings­zei­ten auf- und heim­zu­su­chen: Vom pral­len Grün der üp­pig sprie­ßen­den Ve­ge­ta­ti­on ist spä­ter im trocke­nen und hei­ßen Hoch­som­mer näm­lich nicht mehr viel üb­rig, von den dann ob­wal­ten­den Tem­pe­ra­tu­ren nicht zu re­den! Dar­um auf­ge­merkt, verehrte(r) Leser(in): Wer im April nach Mal­ta oder Mal­le reist, wird reich be­lohnt durch bun­te Blü­ten (und gün­sti­ge Vor­sai­son-Prei­se)...

Für wacke­re Wan­ders­leu­te wich­tig ist die ein­deu­ti­ge Be­schil­de­rung der vor­ge­se­he­nen We­ge und Ste­ge, und in die­ser Hin­sicht geht es im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge recht kom­mod zu. Im­mer wie­der fin­det man – zu­min­dest auf den po­pu­lär­sten Rou­ten – höl­zer­ne Strecken-Mar­kie­rer wie die­sen hier vor:

Wanderweg-Markierungspfahl

Als we­ni­ger hilf­reich bis kom­plett un­brauch­bar ha­ben sich da­ge­gen die von der lo­ka­len Tou­ris­mus-Be­hör­de her­aus­ge­ge­be­nen, ko­sten­lo­sen Wan­der­kar­ten er­wie­sen, da ist man mit ein­schlä­gi­gen Wan­der­füh­rern aus den be­kann­ten Ver­la­gen bes­ser be­dient.

Ge­schlaucht von ei­ni­gen ganz­tä­gi­gen Wan­de­run­gen mit et­li­chen Hö­hen­me­tern rauf und run­ter, schal­te­ten wir ge­le­gent­lich mal ei­nen Gang zu­rück und füll­ten den Tag mit eher ge­müt­li­che­ren »Spa­zier­gän­gen« rund um die »Haus­ber­ge« von Port de Sól­ler. Hier kom­men wir ge­ra­de vom Leucht­turm öst­lich der Ha­fen­bucht her­un­ter und ge­nie­ßen den wei­ten Blick auf die­sel­be:

Blick auf Port de Sóller

Man be­ach­te das Mä­del am rech­ten Bild­rand, die den Blick auf ihr Be­tatsch-Te­le­fon al­le­mal in­ter­es­san­ter fin­det als den in die ana­lo­ge Welt. Die Di­gi­ta­li­tis hat na­tür­lich längst die gan­ze Mensch­heit be­fal­len, und der Au­tor die­ser Zei­len ist ja selbst auch mit al­ler­lei auf­merk­sam­keits­ab­sor­bie­ren­den Ge­rät­schaf­ten un­ter­wegs. Den­noch: Die Na­tur hat im­mer noch ei­ne bes­se­re Pi­xel­dich­te und hö­he­re Farb­tie­fe zu bie­ten als je­des Smart­phone, von den son­sti­gen Sin­nes­rei­zun­gen nicht zu re­den!

Doch ge­hen wir wei­ter die Stra­ße hin­un­ter und nä­hern wir uns dem Hei­mat­ha­fen von oben her. Fried­lich düm­pelt ei­ne Hand­voll Boo­te in der Bucht, fla­nie­ren al­ler­lei Men­schen die Pro­me­na­de ent­lang, se­geln ein paar Mö­ven über die Sze­ne­rie hin­weg. Ein­mal mehr sei hier Port de Sól­ler je­nen Ur­lau­bern emp­foh­len, die ei­ne lau­schi­ge Land­par­tie ei­ner rau­schi­gen Strand­par­ty vor­zie­hen...

im Anmarsch auf Port de Sóller

Un­ten an­ge­kom­men geht es dann noch auf der Strand­pro­me­na­de an all den Re­stau­rants und Ho­tels vor­bei zum ei­ge­nen Heim am an­de­ren En­de des Bucht­bo­gens, und was steht da vor un­se­rem Haus und an der End­hal­te­stel­le um­keh­rend? Ge­nau, die put­zi­ge Stra­ßen­bahn. Ich hat­te ja schon in der er­sten Epi­so­de er­wähnt, daß die ein­fa­che Fahrt 5,00 EUR pro Na­se ko­stet, wes­we­gen ich aus Geiz und Ra­che die Fahrt nur ein­mal leib­haf­tig ge­nos­sen, an­son­sten aber das nost­al­giet­rie­fen­de Roll­ma­te­ri­al eben­so flei­ßig wie ko­sten­frei ab­ge­lich­tet ha­be:

abfahrbereite Trambahngarnitur

Des zonebattler’s ir­ra­tio­na­le Af­fi­ni­tät zu tu­ten­den Tram­bahn­zü­gen mag mit sei­nem Hang zu schmal­spu­ri­gen Feld­bah­nen zu­sam­men­hän­gen, der wie­der­um auf früh­kind­li­che Prä­gung zu­rück­zu­füh­ren ist. Im­mer­hin ist er in­zwi­schen er­wach­sen ge­nug, um dar­aus we­der ein neu­es Hob­by noch ei­ne wei­te­re Samm­lung zu ma­chen...

Zum Ab­schluß der heu­ti­gen Fol­ge läßt der Be­richt­erstat­ter stolz den kunst­ge­schicht­lich Halb­ge­bil­de­ten raus­hän­gen und prä­sen­tiert ei­ne Hom­mage an Cas­par Da­vid Fried­rich und des­sen be­rühm­te »Rücken­fi­gu­ren«:

Wandererpaar beim Picknick mit Meeresblick

Beim – gänz­lich un­in­sze­nier­ten – Fest­hal­ten der­ar­ti­ger An­blicke ist un­ser­ei­ner im­mer ziem­lich ner­vös: Die zu­fäl­lig ge­se­he­ne Sze­ne kann von ei­ner Se­kun­de zur an­de­ren un­wie­der­bring­lich da­hin sein, und Ar­ran­gie­ren läßt sich ja nix mit arg­lo­sen Ak­teu­ren, die von ih­rer ad-hoc-Ver­wen­dung als mo­tiv­be­rei­chern­de, wenn­gleich an­ony­me Staf­fa­ge gar nichts wis­sen (sol­len). Dar­um hur­tig aus der Hüf­te ge­schos­sen und gleich ein paar mal hin­ter­ein­an­der auf den Aus­lö­ser ge­drückt in der Hoff­nung, da­bei nicht nur Aus­schuß pro­du­ziert zu ha­ben. Wenn sich so­dann beim über­leg­ten Kom­po­nie­ren das Mo­tiv vor ei­nem un­ver­se­hens auf­löst, hat man zu­min­dest die Chan­ce, beim spä­te­ren Ana­ly­sie­ren der Aus­beu­te doch noch ein leid­lich pas­sa­bles Fo­to vor­zu­fin­den...

Den be­wußt in der Bild­mit­te pla­zier­ten Seg­ler er­klä­re ich hier­mit kur­zer­hand zum Cliff­han­ger, um in der Le­ser­schaft Neu­gier auf die näch­ste Fol­ge zu schü­ren: Dort wer­de ich den wei­ßen Vier­ma­ster sei­ner Ei­gen­schaft als Pro­jek­ti­ons­flä­che für ar­chai­sche Fern­weh- und Welt­flucht­träu­me jäh be­rau­ben und ihm so­zu­sa­gen die mon­dä­ne Mas­ke vom Ge­sicht rei­ßen. Bis dem­nächst!

 
[1] Falls jetzt hier ein Spitz­f­in­di­kus mä­kelnd ein­wer­fen mag, daß man den Ter­mi­nus Gran­dez­za als Syn­onym für »wür­de­vol­les Be­neh­men« nur auf Men­schen an­wen­den kann, so sei dem kon­ternd er­wi­dert, daß auch Ge­bäu­den durch­aus ei­ne Per­sön­lich­keit und See­le in­ne­woh­nen kann.

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Freitag, 12. September 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (3)

Nach­dem uns Port de Sól­ler schon vor Rei­se­an­tritt als idea­ler Aus­gangs­punkt für wun­der­ba­re Wan­de­run­gen emp­foh­len ward, hat­ten wir ei­nen Miet­wa­gen nur für die letz­te Ur­laubs­wo­che ge­bucht. Zu­nächst woll­ten wir uns per pe­des im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge be­we­gen: Was soll man sich auch ein kost­spie­li­ges und platz­grei­fen­des Ve­hi­kel an’s Bein bin­den, wenn’s in der Nah­zo­ne rund um den Fe­ri­en­ort schon so viel zu ent­decken gibt?

Al­so schnür­ten wir die Wan­der­stie­fel und mach­ten uns auf nach Sól­ler, dem ei­gent­li­chen Ort zum Ha­fen. Schon nach ein paar hun­dert Me­tern land­ein­wärts stie­ßen wir auf ein auf­ge­las­se­nes und de­so­lat van­da­li­sier­tes Ho­tel, in des­sen gleich­falls de­pri­mie­rend ver­müll­ten Pool ein Bild des Jam­mers sich dem Be­trach­ter (und sei­nem Ka­me­ra­ob­jek­tiv) dar­bot:

toter Plüsch-Pokemon in einem seit langem aufgelassenen Hotel-Pool

Der to­te Plüsch-Po­ke­mon Qua­put­zi mit den weit auf­ge­ris­se­nen Au­gen war un­zwei­fel­haft er­mor­det wor­den, in sei­nen Pu­pil­len spie­gel­te sich na­men­lo­ses Ent­set­zen. Frö­sche son­der Zahl quak­ten um ihm her­um ein (eher dis­so­nan­tes) Re­qui­em. Hier kam of­fen­kun­dig je­de Hil­fe zu spät. Trau­rig tapp­ten wir wei­ter. [1]

In Sól­ler an­ge­kom­men, be­geg­ne­ten wir zu­nächst ein­mal der put­zi­gen Tram, die sich dort mit freund­lich war­nen­dem Ge­tu­te ih­ren Weg ins Stadt­zen­trum bahnt:

Straßenbahn in Sóller

Wun­der­sa­mer­wei­se pas­sie­ren dort kaum Un­fäl­le: Markt­trei­ben, Men­schen­men­gen und schie­nen­ge­bun­de­ner Ver­kehr kom­men im öf­fent­li­chen Raum ganz gut mit­ein­an­der aus. Wo­bei so ein Stra­ßen­b­ähn­lein na­tür­lich auch nicht so lan­ge Brems­we­ge auf­weist wie ei­ne »rich­ti­ge« Ei­sen­bahn, mit­hin weit we­ni­ger ge­fähr­lich ist. Den­noch, gut auf­pas­sen müs­sen die Fah­rer al­le­mal!

Zu­mal der arg­los da­hin­fla­nie­ren­de Tou­rist ja oft­mals nicht so recht auf sei­nen Weg ach­tet, son­dern den Blick nach oben wen­det, um die Se­hens­wür­dig­kei­ten des süd­li­chen Stadt­bil­des zu er­ha­schen und zu ge­nie­ßen. Recht oft kommt ei­nem da­bei die mal­lor­qui­ni­sche Flag­ge vor die Lin­se, die in­su­la­ren Spa­ni­er ha­ben zwei­fel­los ih­ren ei­ge­nen Stolz und zei­gen den auch de­mon­stra­tiv vor:

Flagge vom Mallorca

Ob sich die se­pa­ra­ti­sti­schen An­wand­lun­gen der Ba­lea­ren-Be­woh­ner wohl ver­stär­ken, falls sich die Schot­ten dem­nächst vom Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich los­sa­gen soll­ten? Für un­ser­ei­nen ist schwer ein­zu­schät­zen, ob der­lei Be­flag­gun­gen spe­zi­fi­schen Lo­kal­stolz si­gna­li­sie­ren, Über­bleib­sel vom letz­ten Volks­fest sind oder schlich­te Folk­lo­re, den baye­ri­schen Wap­pen und Wim­peln in hei­mi­schen Schre­ber­gär­ten ver­gleich­bar. Ob­wohl man auch da nicht im­mer weiß, wes Gei­stes Kind der Auf­stel­ler ist...

Schlen­dern wir mal wei­ter ins Zen­trum, wo­selbst sich an der Pla­ça Con­sti­tu­ció die Kir­che Sant Bar­tom­eu er­hebt. Die ist ge­nau­so ori­gi­nell-pit­to­resk wie ih­re be­rühm­te Na­mens­vet­te­rin im Ober­baye­ri­schen, aber im Ge­gen­satz zu die­ser von Oran­gen­bäu­men um­stellt und ge­ziert, die in und um Sól­ler präch­tig ge­dei­hen und de­ren au­ßer­or­dent­lich aro­ma­ti­sche Früch­te all­er­o­ten für klei­nes Geld feil­ge­bo­ten wer­den:

Pfarrkirche Sant Bartomeu inmitten von Sóller

Die Stim­mung dort am Plat­ze vor der Kir­che ist wirk­lich sehr er­bau­lich: Ei­len­de und Wei­len­de, ent­spann­te Ca­fé-Be­su­cher, ge­sti­ku­lie­ren­de Dis­ku­tan­ten, spie­len­de Kin­der, gur­ren­de Tau­ben und bim­meln­de (resp. tu­ten­de) Bähn­chen, da ist es gut sit­zen und vor-sich-hin-Blin­zeln...

Wenn er sich an dem be­schau­lich da­hin­blub­bern­den Klein­stadt­le­ben satt­ge­se­hen hat, hält der zone­batt­ler ger­ne nach Ku­rio­si­tä­ten Aus­schau, für bi­zar­re De­tails un­ter­hält er ja auch ei­ne ei­ge­ne Ab­tei­lung in sei­nem vir­tu­el­len Schau­ka­sten. Das hier ist ihm zum Ex­em­pel in Sól­ler als nach­den­kens- und fest­hal­tens­wert auf­ge­fal­len:

Warnschild mit Strafandrohung

Auch oh­ne nen­nens­wer­te Spa­nisch-Kennt­nis­se ver­moch­te un­ser­eins mit sei­nem an­ti­ken La­ti­num die Bot­schaft ent­zif­fern, wo­nach das Auf­sam­meln von Hun­de­kacke ob­li­ga­to­risch sei und das Igno­rie­ren die­ser An­ord­nung mit ei­nem Ord­nungs­geld von 60 bis 300 EUR, min­de­stens je­doch 70 EUR be­legt ist. Da fragt man sich schon, wel­cher Bü­ro­krat die­se ei­gen­ar­ti­ge Rech­nung an­ge­stellt hat. Aber egal, man muß nicht al­les ver­ste­hen, zu­mal dann nicht, wenn man selbst kein Hun­de­hal­ter ist...

Jetzt aber end­lich zum Hö­he­punkt des Ta­ges und der Er­klä­rung, war­um die dies­jäh­ri­ge Ur­laubs­be­richt­erstat­tung un­ter dem Ti­tel »Über­ra­schungs­in­sel« fir­miert. Hier naht die näm­li­che Über­ra­schung an Bord der längst ge­wohn­ten Stra­ßen­bahn, die der Be­rich­ten­de schon rou­ti­ne­mä­ßig fo­to­gra­fisch ein­zu­fan­gen trach­te­te:

ein weiterer Straßenmbahnzug in Sóller

»Was machst denn Du hier?!« tön­te es un­ver­hofft vom Trieb­wa­gen her­ab. »Was machst denn Du hier?!« rief auch der zone­batt­ler fast si­mul­tan und lip­pen­syn­chron hin­auf, denn er hat­te zur glei­chen Zeit ein be­kann­tes Ge­sicht er­späht. Man mag es kaum glau­ben, aber un­ser Für­ther Miet­Mi­chel stand (nebst ein paar auch uns be­kann­ten Kum­pa­nen und ei­ner Kum­peline) im Wag­gon und rat­ter­te mit ihm in die End­hal­te­stel­le ein.

Gro­ßes Hal­lo und aus­gie­bi­ges Um­ar­men, man hat­te sich da­heim trotz nach­bar­schaft­li­cher Nä­he seit Mo­na­ten nicht ge­se­hen, und hier, gut 1.200 km weit weg von da­heim, ren­nen sich die Für­ther fast über den Hau­fen. Ir­re! Wo­bei das erst der Auf­takt der sto­cha­sti­schen Un­wahr­schein­lich­kei­ten war: Gut ei­ne Wo­che spä­ter – als wir uns zum Zwecke der Ab­ho­lung ei­nes Miet­wa­gens erst­mals in die Haupt­stadt Pal­ma de Mal­lor­ca be­ga­ben – tra­ten wir mit­tags nach stun­den­lan­gem Kunst­mu­se­ums­be­such auf den Vor­platz hin­aus und tra­fen dort ... den Miet­Mi­chel samt Be­glei­tung an! Und als hät­ten wir den Hat­trick vor­aus­ge­ahnt, sa­hen wir ihn spä­ter an sei­nem Rück­rei­se­tag noch ein drit­tes Mal, als wir uns im in­ner­städ­ti­schen Stra­ßen­ge­wirr Pal­mas ver­franz­ten und un­ver­hofft am zen­tra­len Bus-Ter­mi­nal vor­bei­fuh­ren, wo die Miet­Mi­che­lei den Weg zum Flug­ha­fen zwecks Heim­rei­se an­trat. Da­heim läuft man sich al­len­falls ein bis zwei Mal im Jahr un­ge­plan­ter­ma­ßen über den Weg, und drun­ten auf Mal­le schafft man’s drei Mal hin­ter­ein­an­der in­nert 14 Ta­gen! Und wer weiß, wie­vie­le Für­ther man wäh­rend des In­sel­auf­ent­hal­tes nur knapp ver­fehlt hat...

Tja, das staun­te die mit­ge­führ­te bes­se­re Hälf­te als pro­fes­sio­nel­le Sta­ti­sti­ke­rin, und auch die stets auf Draht sei­en­den Tau­ben reck­ten die Häl­se und wun­der­ten sich:

auf Draht seiende Tauben

Es wird ja ger­ne ge­feixt, daß man der Ba­lea­ren größ­tes Ei­land als 17. Bun­des­land der Bun­des­re­pu­blik an­se­hen kön­ne. Nach der­lei Be­geg­nun­gen ist man ge­neigt, der sa­ti­ri­schen Über­trei­bung ein Körn­chen Wahr­heit zu at­te­stie­ren. Üb­ri­gens wa­ren Miet­Mi­chel & Co. so­wie der zone­batt­ler samt Hal­te­rin an je­nem Ta­ge erst­mals im Städt­chen. Eben­so be­lu­stigt wie be­glückt ging man dann wie­der sei­ner un­ter­schied­li­chen We­ge...

Un­ser­eins mar­schier­te spä­ter wie­der zu­rück ans Meer und fing zum gu­ten Schluß noch ein paar pro­me­nie­ren­de Mä­dels im abend­li­chen Port de Sól­ler ein:

junge Mädchen beim Abend-Auslauf an der Strandpromenade von Port de Sóller

Obi­ges Bild ist als un­ver­fäng­li­ches Stim­mungs­fo­to zu ver­ste­hen, wer zu Stu­di­en­zwecken und aus staats­bür­ger­li­chem In­ter­es­se her­aus auf De­tails er­picht ist, sei hier auf mei­ne Samm­lung von Da­men­bei­nen ver­wie­sen.

Tja, so bringt man sich die Er­in­ne­run­gen an ei­nen früh­lings­war­men Ur­laubs­tag wie­der zu­rück ins Ge­dächt­nis, der­wei­len drau­ßen der Herbst mit grim­men Re­gen­wet­ter den Som­mer end­gül­tig zu ver­drän­gen sich an­schickt. Da ist das zeit­li­che Strecken der Ur­laubs-Er­zäh­lung psy­cho­lo­gisch durch­aus nicht un­pfif­fig. Fünf wei­te­re Fol­gen ha­be ich noch vor­ge­se­hen, aus Grün­den der Selbst­dis­zi­pli­nie­rung ver­spre­che ich aber jetzt schon der ge­neig­ten Le­ser­schaft, spä­te­stens bis Sil­ve­ster da­mit fer­tig zu sein. In die­sem Sin­ne: Bis dem­nächst!

 
[1] Wir ka­men im Lau­fe der näch­sten zwei­ein­halb Wo­chen noch mehr­fach an die­ser Stät­te des Grau­ens vor­bei, je­des­mal por­trä­tier­te ich den Ge­meu­chel­ten, der leb­los, je­doch mit ei­gen­ar­ti­ger Wür­de in dem be­to­nier­ten Tüm­pel düm­pel­te. Freun­de aus Nürn­berg, die ei­ni­ge Wo­chen nach uns ih­ren Ur­laub an glei­cher Stel­le ver­brach­ten, be­rich­te­ten uns spä­ter, daß sie das tri­ste Was­ser­loch oh­ne den blau­en Spi­ra­li­ker vor­ge­fun­den hat­ten. Wir wer­den sein Schick­sal wohl nim­mer­mehr er­grün­den kön­nen...

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Freitag, 15. August 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (2)

An­fangs zog es uns gar nicht groß von dan­nen, zu in­ter­es­sant war es ja schon vor der ei­ge­nen Tür: Die er­sten Ur­laubs­ta­ge ver­brach­ten wir tat­säch­lich in und um Port de Sól­ler her­um und wa­ren da­bei nur zu Fuß un­ter­wegs. Ein schö­nes Wan­der­ziel gab der be­reits im er­sten Teil er­wähn­te Wehr- und Wach­turm Tor­re Pi­ca­da ab, der sich trut­zig über Bucht und Ha­fen er­hebt. Lei­der ist er eben­so stra­te­gisch gut pla­ziert wie mitt­ler­wei­le in Pri­vat­be­sitz und da­her fest ver­schlos­sen, der Be­su­cher kann al­so nur sehn­suchts­voll an sei­nen dicken Mau­ern em­por­blicken und muß auf die oben zwei­fels­frei vor­han­de­ne, fan­ta­sti­sche Rund­um­sicht lei­der ver­zich­ten...

Die Torre Picada von unten betrachtet

Na gut, un­ver­stell­ten Fern­blick auf das Meer wird man wohl an­ders­wo schon noch öf­ters ge­bo­ten krie­gen, dach­ten wir uns und wand­ten den Blich da­her wie­der zu Bo­den. Und sie­he da, auch im dich­ten Ge­strüpp gibt es Loh­nen­des zu se­hen. Zum Ex­em­pel die­se mal­lor­qui­ni­sche Zie­ge mit ih­ren merk­wür­di­gen, äh, zit­zen­ar­ti­gen »Schnie­p­feln« am Hal­se, de­ren evo­lu­tio­nä­ren Sinn und Zweck nä­her aus­zu­füh­ren ich zu­stän­di­ger­halb­er den even­tu­ell hier mit­le­sen­den Bio­lo­gen über­las­se:

mallorquinische Ziege in freier Wildbahn

Ob die in der lieb­li­chen Land­schaft her­um­strol­chen­den Zie­gen samt Fa­mi­lie nun wil­de Ex­em­pla­re oder do­me­sti­zier­te sol­che wa­ren, ist schwer zu sa­gen. Je­den­falls be­weg­ten sie sich un­ge­rührt und fröh­lich – vor­ne kau­end, hin­ten kackend – über die In­sel, des Men­schen Nä­he nicht un­be­dingt su­chend, aber auch nicht wirk­lich ver­mei­dend.

Wei­te­res fell­tra­gen­des Ge­tier wer­den wir spä­ter noch zu se­hen krie­gen. Einst­wei­len tap­pen wir mal den Berg hin­un­ter und se­hen uns ei­ne ty­pi­sche klei­ne Bucht an der west­li­chen Kü­ste Mal­lor­cas an. Wie man sieht, tum­meln sich dort man­gels brei­ter Sand­strän­de kei­ne Tou­ri­sten­mas­sen, son­dern al­len­falls ein paar ein­zel­ne Wan­de­rer:

Bucht bei Llucalcari

Kennt man ei­ne, kennt man al­le: Ein paar blech­be­dach­te Hüt­ten hier, ein be­fe­stig­ter Slip­way ins Was­ser da, di­ver­se Fi­scher­boo­te in ver­schie­de­nen Sta­di­en des Ver­falls da­ne­ben, so schau­en die mei­sten der klei­nen, land­schaft­lich herr­lich ge­le­ge­nen Mee­res­zu­gän­ge aus. Mit­un­ter rä­keln sich dort auch hei­mi­sche Meer­jung­frau­en:

junge Frauen bei maritimen Zeitvertreib

Der Be­richt­erstat­ter ge­steht frei­mü­tig, den Ent­ste­hungs­ort sei­ner geo­ge­tagg­ten Fo­tos von Bucht nebst Ni­xen so­eben noch­mals per Goog­le Earth »an­ge­flo­gen« zu ha­ben, um die ge­zeig­te Bucht bei Llu­cal­ca­ri (ei­nem Orts­teil von Deià) kor­rekt ver­or­ten und be­nen­nen zu kön­nen: Im Nach­hin­ein ver­men­gen sich die ähn­li­chen Lo­ka­li­tä­ten in des zonebattler’s Syn­ap­sen­ge­spinst oh­ne­hin zu ei­nem ein­zi­gen, ide­al­ty­pi­schen Ort des sanft-sal­zi­gen Säu­selns...

Sprin­gen wir nun aber wie­der zu­rück in den »Hei­mat­ha­fen« Port de Sól­ler, an des­sen Ge­sta­den eher die deut­lich jün­ge­ren (oder er­heb­lich äl­te­ren) Mä­dels an­zu­tref­fen sind, er­ste­re mit noch spür­ba­rer Lust an be­we­gungs­rei­chem Sport & Spiel:

Kinder beim Sprung von der Promenadenmauer auf den Strand

Des Au­tors Abend­sport be­stand im We­sent­li­chen dar­in, zum Ein­fan­gen sol­cher Sze­nen sei­ne Ka­me­ra in Rich­tung Mo­tiv zu hal­ten und ab­zu­drücken. Dies al­ler­dings oh­ne schlech­tes Ge­wis­sen, denn sein Ta­ges­pen­sum an ka­lo­rien­ver­zeh­ren­der Be­we­gung hat­te er in Form aus­ge­dehn­ter Ta­ges­wan­de­run­gen dann ja meist schon er­bracht. Und als Stadt­be­woh­ner kann er sich in den Fe­ri­en eh nix Net­te­res vor­stel­len, als abends trä­ge auf ei­ner Bank an der Ufer­pro­me­na­de dem Son­nen­un­ter­gang ent­ge­gen­zu­dö­sen (und al­len­falls hier und da mal den Ver­schluß sei­ner Knip­se aus­zu­lö­sen)...

Für sei­ne nach bun­ten Bil­dern lech­zen­de Le­ser­schaft rafft sich der zone­batt­ler aber noch­mals auf und schlen­dert in den Ha­fen rü­ber, wo man nach far­ben­fro­hen Gen­re-Mo­ti­ven nie lan­ge su­chen muß:

Fischernetz samt Zubehör in Port de Sóller

Ein, zwei mitt­lel­gro­ße Fisch­traw­ler schei­nen in Port de Sól­ler sta­tio­niert zu sein, das Gros der an der Mo­le an­ge­bun­de­nen klei­ne­ren Schiff­chen dient heut­zu­ta­ge wohl über­wie­gend Frei­zeit­zwecken oder al­len­falls der Ver­sor­gung der ei­ge­nen Fa­mi­lie mit fri­schen Fi­schen, Krab­ben oder an­de­ren ver­zehr­ba­ren Was­ser­be­woh­nern. Sei­te an Sei­te düm­peln sie da im Abend­licht fried­lich dem näch­sten Tag ent­ge­gen:

Abendstimmung im Hafen

Schaut man ge­nau­er hin, so fällt ei­nem auf, daß recht vie­le Boo­te – ins­be­son­de­re die rei­nen Hob­by­käh­ne – kaum mehr be­nutzt und ge­pflegt zu wer­den schei­nen. Ein Au­to kann man in die Ga­ra­ge stel­len; ein Boot am Lan­dungs­steg mag noch so schön und teu­er ge­we­sen sein, Son­ne, Salz und Feuch­tig­keit be­för­dern un­er­bitt­lich die schnell vor­an­schrei­ten­de Kor­ro­si­on. Wer sei­ne Jol­le nicht be­stän­dig pflegt oder in­stand­hal­ten läßt, dem gam­melt sie schnel­ler un­ter dem Hin­tern weg, als ei­nem lieb sein kann. Die lau­fen­den Un­ter­hal­tungs­ko­sten schei­nen längst nicht al­le be­dacht zu ha­ben, die sich »mal eben« ein kost­spie­li­ges Sta­tus­sym­bol ins Was­ser ge­setzt ha­ben...

Schif­fe sind dem wankel(un)mütigen Be­richt­erstat­ter aber oh­ne­hin eher su­spekt, zu­mal die klei­nen sol­chen, bei de­ren Ge­schau­ke­le sein Ver­dau­ungs­trakt ver­drieß­li­cher­wei­se schnell auf Schub­um­kehr schal­ten kann. Da­her wen­det er sich wie­der dem Land­ver­kehr zu, na­ment­lich dem spur­ge­bun­de­nem. Hier schnurrt ei­ner der letz­ten Tram­bahn­zü­ge des Ta­ges bei tief­stehen­der Abend­son­ne in Rich­tung Sól­ler da­von:

Straßenbahn an der Uferpromenade von Port de Sóller

Wie­wohl der En­des­un­ter­fer­tig­te im Zi­vil­be­ruf stol­zer Ei­sen­bah­ner ist, so sind ihm doch – im Ge­gen­satz zu sei­nen fer­ro­phi­len Kol­le­gen – Schie­nen­fahr­zeu­ge im Pri­vat­le­ben weit­ge­hend schnup­pe. Aber die­se höl­zer­nen Bim­melb­ähn­lein [1] – ein Teil des be­tag­ten Fuhr­parks stammt üb­ri­gens von der be­rühm­ten Lis­sa­bon­ner Stra­ßen­bahn – ha­ben doch was Put­zi­ges und rüh­ren sein seit je­her sen­ti­men­ta­les Herz...

Und da­mit ge­nug für heu­te: In der näch­sten Fol­ge ma­chen wir uns auf in die Ber­ge und kom­men da­nach auch ins na­he Städt­chen Sól­ler, wo sich ei­ne je­ner über­ra­schen­den Be­geg­nun­gen zu­trug, die die­ser klei­nen Rei­se-Re­pri­se ih­ren Na­men ge­ge­ben ha­ben. Bis da­hin!

 
[1] Recht ei­gent­lich müß­te es Tu­teb­ähn­lein hei­ßen, denn die Trieb­wa­gen­füh­rer ver­trei­ben le­ben­de Fahrt­hin­der­nis­se nicht mit Glocken- oder Schel­len-Ein­satz, son­dern ver­mit­tels preß­luft­ge­trie­be­ner Hu­pen von tie­fer Ton­la­ge. Was die gol­di­gen Ve­hi­kel noch put­zi­ger macht!

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Freitag, 1. August 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (1)

Auf den Tag ge­nau drei Mo­na­te nach sei­ner Rück­kehr aus dem Jah­res­ur­laub rafft sich der fau­le zone­batt­ler jetzt end­lich zur längst über­fäl­li­gen Be­richt­erstat­tung über den­sel­ben auf! Nach­dem er die – gleich­falls träg­heits­hal­ber vor sich her­ge­scho­be­ne – Bild­sich­tung, ‑aus­mi­stung und ‑be­ar­bei­tung nun­mehr end­lich ab­ge­schlos­sen hat, wä­re ei­ne wei­te­re Ver­zö­ge­rung nicht mehr plau­si­bel zu be­grün­den. Al­len­falls ei­ne schlei­chen­de Ad­ap­tie­rung des me­di­ter­ra­nen Le­bens­ge­fühls könn­te da­für her­hal­ten, den Schlen­dri­an zu ent­schul­di­gen...

Wo­mit ein gu­ter Ein­stieg ge­fun­den wä­re: Nach den Berei­sun­gen der »Schatz­in­sel« La Pal­ma und der »Ver­kehrs­in­sel« Mal­ta (nebst Go­zo) stand dies­mal mit Mal­lor­ca er­neut ein ent­spann­ter In­sel-Auf­ent­halt auf dem Rei­se­plan. [1] Zwar war der Au­tor die­ser Zei­len vor ei­nem knap­pen Vier­tel­jahr­hun­dert (und in ei­nem frü­he­ren Le­ben) schon mal ne­ben­an auf Me­nor­ca tauch­ur­lau­ben, aber auf die Traum­in­sel der Deut­schen zog es ihn heu­er zum er­sten Ma­le. Die man­nig­fal­ti­gen dort er­leb­ten, teil­wei­se schier un­glaub­li­chen Über­ra­schun­gen ge­ben der auf acht Tei­le an­ge­leg­ten Ar­ti­kel-Se­rie ih­ren Na­men.

Zum Ein­stieg sei wie so oft ein La­ge­plan mit den im Ur­laub zu­rück­ge­leg­ten We­gen vor­ge­zeigt (mit Dank an mei­nen klei­nen GPS-Tracker):

Übersichtskarte von Mallorca mit den eingearbeiteten GPS-Tracks der zurückgelegten Wege
Map da­ta: © Open­Street­Map con­tri­bu­tors, powered by Open­Rou­te­Ser­vice
 
Groß­fas­sung 940 x 720 Pi­xel

Wie man sieht, be­schränk­ten sich des zonebattler’s Er­kun­dungs-Ak­ti­vi­tä­ten bei die­sem erst­ma­li­gen Auf­ent­halt im We­sent­li­chen auf die Ser­ra de Tra­m­un­ta­na und die In­sel­me­tro­po­le Pal­ma de Mal­lor­ca. Knap­pe drei Wo­chen lang ha­ben wir vor al­lem das Ge­bir­ge und die eher be­schau­li­chen klei­nen Or­te dar­in er­wan­dert und er­fah­ren. Die viel­fach kol­por­tier­ten Aus­wüch­se des Mas­sen-Tou­ris­mus’ ha­ben wir da­bei üb­ri­gens we­der ge­sucht noch ge­fun­den...

Doch be­gin­nen wir am An­fang: Mit­te April ging es los, per pe­des zur U‑Bahn, mit die­ser zum Nürn­ber­ger Flug­ha­fen, von da aus non-stop und di­rekt mit Air Ber­lin auf und da­von in Rich­tung Pal­ma. Das eu­ro­pa­weit schö­ne Wet­ter mach­te schon die Al­pen­über­que­rung zum spek­ta­ku­lä­ren Er­leb­nis:

Mit Flug AB7530 von Nürnberg nach Palma de Mallorca

Nach der Lan­dung in Pal­ma de Mal­lor­ca muß­ten wir ein we­nig su­chen, bis wir zu un­se­rem Shut­tle-Bus fan­den, der uns und ein wei­te­res Paar dann um­stands­los zu un­se­rem Ziel brach­te, dem klei­nen Kü­sten­ort Port de Sól­ler an der Süd­west­kü­ste des mal­lor­qui­ni­schen Ei­lan­des. Dort­selbst be­zo­gen der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te ihr Quar­tier in ei­nem der preis­gün­sti­ge­ren Ho­tels di­rekt an der ma­le­ri­schen Ufer­pro­me­na­de und wa­ren an­ge­nehm über­rascht vom tem­po­rä­ren neu­en Heim.

Die arith­me­tisch nicht wirk­lich in die Sor­tie­rung der üb­ri­gen Zim­mer pas­sen­de Raum­num­me­rie­rung ließ uns schluß­fol­gern, daß wir mög­li­cher­wei­se in ei­nem erst spä­ter zum Ho­tel­zim­mer um­ge­wid­me­ten Raum ge­lan­det wa­ren. Je­den­falls wa­ren wir sehr zu­frie­den da­mit, zu­mal wir nach dem vor­her­ge­gan­ge­nen Stu­di­um von di­ver­sen Be­wer­tungs­por­ta­len schon schlim­me Be­fürch­tun­gen ge­hegt hat­ten... [2]

Hotelbett in Port de Sóller

Das Fen­ster ging zwar nicht zum Meer, son­dern zum ru­hi­gen Hof hin­aus, aber das war uns ei­ni­ger­ma­ßen schnup­pe: Zum Ufer wa­ren es drau­ßen nur we­ni­ge Schrit­te, und drin­nen guck­ten wir oh­ne­hin eher in die mit­ge­führ­ten Fen­ster­chen zur vir­tu­el­len Welt als nach dem ech­ten Aus­blick.

In frü­he­ren Jahr­hun­der­ten schüt­zen sich die Mal­lor­qui­ner vor Pi­ra­ten durch schlaue An­la­ge ih­rer Sied­lun­gen: Wäh­rend die Hä­fen be­wußt klein und un­schein­bar ge­hal­ten wur­den, bau­te man ein paar Ki­lo­me­ter im Hin­ter­land die ei­gent­li­chen Or­te, die von See aus nicht zu se­hen wa­ren (und es bis heu­te nicht sind). »Se­cu­ri­ty by ob­scu­ri­ty«, so­zu­sa­gen. So ver­fuhr man auch im Fal­le von Port de Sól­ler, wel­ches den Mee­res­zu­gang für das et­wa drei Ki­lo­me­ter land­ein­wärts ge­le­ge­ne Städt­chen Sól­ler dar­stellt. Bei­de Ge­mein­de­tei­le sind nicht nur durch Stra­ßen und We­ge, son­dern seit 1913 durch ei­ne schnucke­li­ge Schmal­spur-Stra­ßen­bahn ver­bun­den, de­ren ei­ne End­hal­te­stel­le ju­sta­ment vor un­se­rem Ho­tel-Ein­gang lag:

historische Straßenbahn am Endhalte- und Wendepunkt in Port de Sóller

Nach Aus­sa­ge von Freun­den, die schon seit vie­len Jah­ren im­mer wie­der in die­se Ecke der In­sel rei­sen, ko­ste­te ei­ne Stra­ßen­bahn­fahrt vor zwölf Jah­ren noch läp­pi­sche 50 Cent pro Na­se und Rich­tung, was schwer­lich ko­sten­deckend ge­we­sen sein dürf­te, zu­mal die Zü­gel­chen da­mals wohl pri­mär von der ein­hei­mi­schen Be­völ­ke­rung fre­quen­tiert wur­den und da­mit al­les an­de­re als aus­ge­la­stet wa­ren. Dann ka­men wohl fin­di­ge Tou­ris­mus-Un­ter­neh­mer auf die Idee, Ta­ges­tou­ren von Pal­ma aus an­zu­bie­ten und so­wohl den nicht min­der hi­sto­ri­schen Zug von Pal­ma nach Sól­ler als auch die dar­an an­schlie­ßen­de Stra­ßen­bahn als At­trak­ti­on zu ver­mark­ten. Heu­te ko­stet die Pas­sa­ge mit der Bim­mel­stra­ßen­bahn stol­ze 5,00 EUR pro Per­son, wes­halb wir uns das Ver­gnü­gen in der gan­zen Zeit un­se­res Auf­ent­halts ge­nau ein­mal ge­gönnt ha­ben (und an­son­sten die Strecke mit Bus oder Au­to ge­fah­ren, wenn nicht gar ge­lau­fen sind)...

Die er­sten Ta­ge un­se­res Ur­laubs ver­brach­ten wir in und um Sól­ler her­um. Das Städt­chen ist der idea­le Aus­gangs­punkt für Wan­de­run­gen al­ler Schwie­rig­keits­gra­de, ver­fügt an­de­rer­seits nicht über aus­ge­dehn­te Strän­de und auf ein jun­ges Pu­bli­kum aus­ge­rich­te­te Frei­zeit­an­ge­bo­te, so daß sich dort mehr mit­tel­al­te Wan­ders­leu­te ein­fin­den als Par­ty-Peo­p­le auf der Su­che nach vol­len San­gria-Ei­mern. Uns war das sehr recht, und vie­len an­de­ren Rei­sen­den auf der Su­che nach Ru­he und Ent­schleu­ni­gung auch.

die Bucht von Sóller Betrachtende

Ich per­sön­lich war von der Aus­deh­nung des mal­lor­qui­ni­schen Ge­birgs­zu­ges der Tra­m­un­ta­na ei­ni­ger­ma­ßen über­rascht, und zwar so­wohl in ho­ri­zon­ta­ler wie auch in ver­ti­ka­ler Hin­sicht. Das ließ schweiß­trei­ben­de Tou­ren er­war­ten (die spä­ter dann auch tat­säch­lich folg­ten). Wie schon in den Vor­jah­ren er­wies es sich da als um­sich­tig, die Rei­se im Früh­jahr an­ge­tre­ten zu ha­ben, wo die Ta­ges­höchst­tem­pe­ra­tur noch er­träg­lich ist und die Ve­ge­ta­ti­on üp­pig. Doch da­zu spä­ter mehr.

Zu­nächst al­so er­forsch­ten wir auf Schu­sters Rap­pen die nä­he­re Um­ge­bung von Port de Sól­ler und krab­bel­ten auf die um­lie­gen­den Hän­ge und Hü­gel. Im­mer wie­der er­ga­ben sich da­bei reiz­vol­le Aus- und An­sich­ten von post­kar­ten­ge­eig­ne­ter Pit­to­re­ski­zi­tät:

Ansicht von Port de Sóller mit dem alten Wachturm Torre Picada

Bei dem dicken Knub­bel da links oben über dem Ha­fen han­delt es sich um ei­nen al­ten Wach- und Wehr­turm, die Tor­re Pi­ca­da. An­son­sten sieht man recht schön das Drei­vier­tel­rund der Bucht, die Strand­pro­me­na­de und die sie säu­men­den Ho­tel­bau­ten von durch­wegs mo­de­ra­ten Aus­ma­ßen. Den Hang hin­auf gibt es Apart­ment-Häu­ser, von de­nen bei nä­he­rer In­spek­ti­on weit mehr un­be­wohnt leer­ste­hen, als man mei­nen möch­te. Wie auch an­ders­wo in spa­ni­schen Lan­den ist da wohl viel am tat­säch­li­chen Be­darf vor­bei ge­baut wor­den, aber ir­gend­wer wird da­von schon pro­fi­tiert ha­ben...

Zu­rück ans Ufer und an die Pro­me­na­de, wo sich das Le­ben ab­spielt, wel­ches »prall« zu nen­nen zu­min­dest in der Vor­sai­son ei­ne ar­ge Über­trei­bung wä­re. Vie­le Was­ser­sport-Ak­ti­vi­tä­ten gab es im April noch nicht zu be­ob­ach­ten, manch’ ein­schlä­gi­ges An­ge­bot stand noch weit­ge­hend un­ge­nutzt her­um und dien­te pri­mär als bun­tes Fo­to­mo­tiv:

gestapelte Kajaks in Port de Sóller

Bald fan­den wir her­aus, daß es auf der In­sel her­vor­ra­gen­des Spei­es­eis zu schlecken, ja es so­gar in Sól­ler ei­ne ei­ge­ne Eis­fa­brik gibt. Als er­klär­ter Geg­ner ab­sur­der Glo­ba­li­sie­rungs­aus­wüch­se soll­te ich mir jetzt ei­gent­lich den Hin­weis dar­auf ver­knei­fen, daß das hei­mi­sche Spe­zia­li­tä­ten-La­bel »Fet a Sól­ler« über den ei­ge­nen On­line-Shop so­gar Eis zur Lie­fe­rung von Mal­lor­ca nach Deutsch­land an­bie­tet, aber mei, de­kla­riert als vir­tu­el­len Ap­pe­ti­zer zum Pro­bie­ren vor Ort las­se ich mir die In­kon­se­quenz selbst mal durch­ge­hen...

Je­den­falls ist es ein schö­nes Ri­tu­al zum Ta­ges­aus­klang in Port de Sól­ler, sich vor die son­nen­ge­wärm­te Mau­er am klei­nen Fet a Sól­ler-Eis­ca­fé an der Strand­pro­me­na­de zu set­zen, ein Eis zu schlab­bern und da­bei den Son­nen­un­ter­gang zu be­trach­ten: [3]

Sonnenuntergang in Port de Sóller

Nach Son­nen­un­ter­gang ist im Früh­jahr nim­mer viel los im Ört­chen, die Ho­tel­gä­ste ver­tei­len sich auf die di­ver­sen Re­stau­rants an der Pro­me­na­de oder tap­pen noch ein we­nig sin­nie­rend am Strand ent­lang. Ir­gend­wann nimmt die letz­te Stra­ßen­bahn als »Lum­pen­samm­ler« noch ein paar Leut­chen mit, dann kehrt Ru­he ein.

Ru­he herrscht nun­mehr auch hier, und ich be­en­de mei­nen heu­ti­gen Bei­trag mit ei­nem Aus­blick auf den näch­sten, in wel­chem wir den Blick er­wei­tern und uns et­was im Um­land um­tun wol­len. Ein Vier­tel­jahr wird es de­fi­ni­tiv nicht dau­ern bis zur zwei­ten Fol­ge mei­ner klei­nen Rei­se­re­por­ta­ge, das im­mer­hin sei hier und heu­te ver­spro­chen! Da bin ich men­ta­li­täts­mä­ßig dann doch noch eher die deut­sche Be­amt­ensee­le und nicht der me­di­ter­ra­ne Le­bens­künst­ler...

 
[1] Ja, ich weiß, La Pal­ma und die üb­ri­gen In­seln der Ka­na­ren lie­gen fern­ab des Mit­tel­mee­res im At­lan­tik, sind aber den­noch so spa­nisch ge­prägt wie die Ba­lea­ren und auch des mil­den Kli­mas we­gen so­zu­sa­gen »qua­si-me­di­ter­ran« in der An­mu­tung...

[2] Wo­bei es mit den Ho­tel-Be­wer­tun­gen im Netz im­mer so ei­ne Sa­che ist: Man fin­det für fak­tisch je­des Eta­blis­se­ment so­wohl him­mel­hoch jauch­zen­de wie grot­tig-grau­sa­me Kom­men­ta­re. Die ei­nen mö­gen von be­stell­ten Cla­que­ren kom­men, die an­de­ren von nei­di­schen Kon­kur­ren­ten lan­ciert sein. Man­che Rei­sen­de kön­nen bi­zarr über­zo­ge­ne An­sprü­che ha­ben, an­de­re sind – wie wir – eher ge­nüg­sam, so­lan­ge Bett & Du­sche sau­ber und be­nutz­bar sind. Pech kann man ha­ben, Glück aber auch. Be­trei­ber kön­nen wech­seln, di­to das Ser­vice-Per­so­nal. Kurz­um: Man soll­te sich im Vor­aus kei­nen gro­ßen Kopf ma­chen und nicht all­zu viel Zeit mit dies­be­züg­li­cher Re­cher­che ver­schwen­den.

[3] Be­vor orts­kun­di­ge Kenner(innen) jetzt tri­um­phie­rend her­um­nölen: Ja, der Blick vom Eis-Ca­fé aus sieht et­was an­ders aus, man hat da näm­lich Blick auf’s of­fe­ne Meer hin­aus, das Fo­to ent­stand zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen ein paar hun­dert Schrit­te rechts da­von, aber nein, die ru­hig-ro­man­ti­sche Abend­stim­mung ist hier wie da die glei­che und ich neh­me im Zwei­fels­fall lie­ber die schö­ne­ren Fo­tos, weil die mei­sten Blogbesucher(innen) er­fah­rungs­ge­mäß nur die Bil­der an­schau­en und mei­ne mir da­zu müh­sam ab­ge­run­ge­nen Zwi­schen­tex­te eh nicht le­sen. Selbst wenn ich re­si­gnie­rend seuf­zend Blind­text hin­schrü­be, wür­den es ver­mut­lich die we­nig­sten mer­ken...

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Samstag, 3. Mai 2014

Al­pen­über­que­rung

zonebattler's Flug in den Urlaub 2014
Samstag, 15. März 2014

Mind the gap!

Mit die­ser in der Lon­do­ner U‑Bahn im­mer wie­der und al­ler­or­ten zu hö­ren­den Durch­sa­ge soll die Auf­merk­sam­keit der Rei­sen­den auf den la­tent le­bens­ge­fähr­li­chen Spalt zwi­schen Zug und Bahn­steig ge­lenkt wer­den. Die Ge­dan­ken des zonebattler’s in­des wur­den da­mit noch auf ei­ne klaf­fen­de Lücke zeit­li­cher Art ge­rich­tet: Vor et­wa 25 Jah­ren war er zum letz­ten Mal in der Haupt­stadt des Bri­ti­schen Em­pires, und wäh­rend die Er­in­ne­rung an da­mals nur noch bruch­stück­haft in sei­nen Syn­ap­sen flackert, hat er dies­mal mit wa­chen Sin­nen ge­nos­sen, in sein Hirn ge­brannt und auf sei­nen Spei­cher­chip ab­ge­lich­tet, was die Stadt, das Wet­ter und die zahl­lo­sen Kul­tur­tem­pel her­ga­ben:

Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London

Das Wet­ter präch­tig, die Mu­se­en mäch­tig: Was woll­te man mehr? Für den trun­ke­nen zone­batt­ler steht fest: Bis zum näch­sten Lon­don-Trip läßt er kein Vier­tel­jahr­hun­dert mehr ver­strei­chen!

Samstag, 21. September 2013

Feuch­te Fo­tos

Ge­stern hat­te sich der zone­batt­ler ei­nen spon­ta­nen Tag Ur­laub ge­gönnt, um sich mit ei­ner neu­en Ka­me­ra und al­ten Ob­jek­ti­ven nach Bam­berg zu be­ge­ben. Wie schon beim letz­ten Mal soll­te die Dom­stadt mit ih­ren viel­fäl­ti­gen Mo­ti­ven die pas­sen­de Um­ge­bung zum aus­gie­bi­gen Te­sten des licht­bild­ne­ri­schen Hand­werks­zeu­ges stel­len.

ein trüber Regentag in Bamberg

Lei­der war der freie Frei­tag arm an Licht und reich an Re­gen, was ich frei­lich nicht zum An­laß zu ver­schärf­ter Trüb­sal nahm, son­dern eher als Her­aus­for­de­rung be­griff: Im­mer­hin hat Nie­sel­wet­ter ja den Vor­teil, daß dann nicht ganz so vie­le Tou­ri­sten wie sonst in der Ge­gend her­um­ham­peln und ei­nem das Blick­feld ver­stel­len...

ein trüber Regentag in Bamberg

Zu den De­tails und den Me­ri­ten der neu­en Ka­me­ra wer­de ich mich in Kür­ze in ei­nem ei­ge­nen Bei­trag äu­ßern, aber den be­mer­kens­wer­ten Un­ter­schied der hier ge­zeig­ten Auf­nah­men zu den Bil­dern aus mei­nen im­mer noch hoch­ge­schätz­ten Kom­pakt­knip­sen sieht si­cher­lich nicht nur der Fach­mann: mit grö­ße­rem Sen­sor und wei­te­ren Blen­den­öff­nun­gen wer­den Mo­tiv-Frei­stel­lun­gen und ab­strakt-un­schar­fe Hin­ter­grün­de mög­lich, die der klei­ne Im­mer-da­bei-Ap­pa­rat prin­zi­pi­ell nicht zu­stan­de brin­gen kann.

ein trüber Regentag in Bamberg

Ne­ben dem zum Lie­fer­um­fang des Bo­dies ge­hö­ren­den »Kit-Ob­jek­tiv« mit ei­nem Zoom-Be­reich von 18–55 mm hat­te ich zwei be­währ­te al­te Fest­brenn­wei­ten aus se­li­gen Ana­log-Zei­ten ein­ge­packt (50 mm und 135 mm), um de­ren Taug­lich­keit im di­gi­ta­len Zeit­al­ter zu über­prü­fen. Was sich im Ver­gleich zu frü­her schon mal nicht ge­än­dert hat, ist das lä­sti­ge Her­um­han­tie­ren mit Ge­häu­se und Lin­sen beim Ob­jek­tiv­wech­sel: Ein Oc­to­pus vul­ga­ris mit sei­nen acht Ar­men wür­de wohl sou­ve­rä­ner agie­ren als un­ser­eins, der mit zwei Hän­den drei Ge­rät­schaf­ten in Re­la­ti­on zu brin­gen sucht...

ein trüber Regentag in Bamberg

Mit Was­ser von oben und kei­nem schüt­zen­den Dach in der Nä­he gilt es dann noch zu­sätz­lich ei­nen Re­gen­schirm zu ba­lan­cie­ren, was den um­bau­en­den Fo­to­gra­fen frag­los selbst zum ku­rio­sen Fo­to­mo­tiv macht. Aber was tut man nicht al­les der Schön­heit hal­ber... Ei­nen wei­te­ren Knip­ser der un­frei­wil­lig ko­mi­schen Sor­te ha­be ich dann selbst ein­fan­gen kön­nen, wenn auch nur von hin­ten:

ein trüber Regentag in Bamberg

Von vor­ne ha­be ich den ei­li­gen Kol­le­gen mit dem ge­hetz­ten Blick und den mit meh­re­ren Ka­me­ras be­häng­ten Ku­gel­bauch lei­der nicht kon­ser­vie­ren kön­nen. Aber selbst wenn, dann hät­te ich ihn der Dis­kre­ti­on we­gen hier oh­ne­hin nicht öf­fent­lich zei­gen kön­nen. Macht aber nichts, es gibt ja ge­nug un­be­leb­te Ob­jek­te, die sich als Mo­tiv an­bie­ten, je­den­falls dem, der nicht acht­los vor­bei­ha­stet auf der Su­che nach den schon mil­lio­nen­fach ab­ge­lich­te­ten »Se­hens­wür­dig­kei­ten«...

ein trüber Regentag in Bamberg

Ganz zu­frie­den bin ich mit der abends heim­ge­brach­ten (Aus)beute nicht, ins­be­son­de­re die Schär­fe läßt in et­li­chen Fo­tos noch zu wün­schen üb­rig. Ich bin mir al­ler­dings ziem­lich si­cher, daß das Pro­blem nicht in der Ka­me­ra sitzt, son­dern hin­ter dem Su­cher stand: Den sou­ve­rä­nen Um­gang mit Fo­kus, Zeit und Blen­de kann man im Um­gang mit Kom­pak­ten auch ver­ler­nen, und ich muß mir die kor­rek­te Fo­kus­sie­rung bei dank of­fe­ner Blen­de ex­trem klei­ner Schär­fen­tie­fe erst wie­der an­eig­nen. Aber da­für war­te ich schö­ne­res Wet­ter und bes­se­res Licht ab!

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