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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Sonntag, 24. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (7)

Aus der Chro­no­lo­gie der Rei­se­be­richt­erstat­tung aus­sche­rend, möch­te ich heu­te ein paar Wor­te über Land und Leu­te mei­nes Dream­lands ver­lie­ren: Na­tür­lich ist auch Groß­bri­tan­ni­en nicht wirk­lich ei­ne In­sel der Glück­se­li­gen, es gibt dort die glei­chen ge­sell­schaft­li­chen Pro­ble­me wie hier­zu­lan­de und wo­mög­lich noch ei­ni­ge mehr. Den­noch fin­de ich das Land in be­son­de­rem Ma­ße lie­bens­wert, und ein Grund da­für sind die love­ly coun­try­si­de views, nach de­nen man nie lan­ge Aus­schau hal­ten muß:

die liebliche Landschaft Südenglands (bei Little Horsted, East Sussex)

Des­wei­te­ren sind es die ei­gen­ar­ti­gen Sit­ten und Ge­bräu­che, ja zu­wei­len splee­nig an­mu­ten­den Ri­tua­le, mit de­nen die Eng­län­der ih­re Le­bens­füh­rung gar­nie­ren, wel­che uns oft fas­zi­nie­ren und in den Bann zie­hen. Im­mer wie­der nett an­zu­se­hen ist bei­spiels­wei­se die sou­ve­rän-ent­spann­te Ernst­haf­tig­keit, mit der die In­su­la­ner uns un­be­kann­ten Sport­ar­ten wie dem Bowls-Spiel mit un­wuch­ti­gen Ku­geln frö­nen:

Herren beim vormittäglichen Bowls-Spiel

Die ab­ge­bil­de­ten Herrn las­sen frei­lich ei­ne mir bis da­to un­be­kann­te Zü­gel­lo­sig­keit in dem Um­stand er­ken­nen, daß sich nicht wie ei­gent­lich üb­lich in weiß ge­klei­det sind. Ver­mes­sen wä­re es aber, wenn ich mich als Gast im Lan­de dar­über zum Rich­ter auf­schwän­ge!

Fer­ner schei­nen die Bri­ten sämt­lich ein Volk von Pflan­zen­freun­den und em­si­gen Hob­by­gärt­nern zu sein, ei­ne na­he­lie­gen­de Ent­wick­lung bei dem schon er­wähn­ten feucht-mil­den Kli­ma. Land­stra­ßen sind auf wei­ten Strecken als schat­ten­spen­den­de Al­leen aus­ge­führt (wel­che in Deutsch­land die Ra­ser­lob­by zu fa­na­tisch vor­ge­tra­ge­nen Ab­hol­zungs-For­de­run­gen pro­vo­zie­ren wür­den), und in den Städ­ten und Ge­mein­den gibt es al­lent­hal­ben öf­fent­lich zu­gäng­li­che Gär­ten, die viel Lie­be zum De­tail und Kön­nen im Um­gang mit der Flo­ra er­ken­nen las­sen.

gepflegte Gartenlandschaft (Lewes, Southover Grange Gardens)

Last but not least sei dar­auf hin­ge­wie­sen, daß ei­ne ziem­lich krie­ge­ri­sche Hi­sto­rie vie­le se­hens­wer­te Re­lik­te aus ver­gan­ge­nen Jahr­hun­der­ten hin­ter­las­sen hat: Wer die noch sicht­ba­ren Bur­gen und Schlös­ser, al­so die Cast­les in Eng­land, Schott­land und Wales zu zäh­len sich an­schicken woll­te, hat wohl (s)eine Le­bens­auf­ga­be ge­fun­den...

eine von den unzähligen Burgen Englands (Bodiam Castle)

Das hier ab­ge­bil­de­te Bo­diam Cast­le ge­hört frag­los zu den schön­sten Burg­rui­nen im Land und sieht ge­nau so aus, wie man sich als klei­ner Kna­be ei­ne or­dent­li­che Rit­ter­burg vor­stellt. Das im­po­san­te Bau­werk ge­hört heut­zu­ta­ge dem Na­tio­nal Trust, dem ich hier­mit für die dor­ti­ge Be­reit­hal­tung von Mint Cor­net­to (mei­ner Lieb­lings-Eis­sor­te mit Pfef­fer­minz-Ge­schmack) Dank und An­er­ken­nung aus­spre­che.

Im der näch­sten und letz­ten Fol­ge wer­de ich mor­gen sum­ma­risch über die Heim­fahrt durch Frank­reich be­rich­ten, wo es auch ei­ni­ges an Lan­des­ty­pi­schem zu fin­den gibt, wenn auch kei­ne fri­sche Milch...

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Samstag, 23. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (6)

Der am spä­ten Vor­abend an­ge­steu­er­te Über­nach­tungs­ort ‑die hin­ter­ste Ecke ei­nes gro­ßen Su­per­markt-Park­plat­zes in Uck­field- hat­te sich als über­aus kom­mod er­wie­sen: fe­ster Un­ter­grund (Asphalt), schüt­zen­de Bäu­me seit­lich und im Rücken, flie­ßend Was­ser (Bäch­lein) gleich hin­ter der fah­ren­den Be­hau­sung. Da ließ es sich nach der am­bu­lan­ten Mor­gen-Toi­let­te denn auch vor­treff­lich früh­stücken (mit fri­scher Milch von ne­ben­an). Und schon ging es frisch ge­stärkt wie­der auf die Pi­ste.

Nach ei­nem spon­ta­nen Ab­ste­cher zu ei­ner na­he der Rou­te ge­le­ge­nen Mu­se­ums-Ei­sen­bahn in Is­field (die »La­ven­der Li­ne«, sie­he auch Is­field rail­way sta­ti­on) in­spi­zier­ten wir am Vor­mit­tag noch Le­wes, um dann zur Mit­tags­stun­de end­lich im be­rühm­ten See­bad Brigh­ton ein­zu­lau­fen. Lei­der zeig­te sich der Sams­tag dort arg win­dig und reg­ne­risch, aber das war uns erst­mal ei­ner­lei, stand doch zu­nächst der lang er­sehn­te Be­such im Roy­al Pa­vi­li­on auf dem Pro­gramm. Und da war er nun:

Der Royal Pavilion zu Brighton

Der da­mals ju­ve­ni­le Prinz­re­gent und spä­te­re Kö­nig Ge­org IV. hat es bei der ar­chi­tek­to­ni­schen Au­ßen- und In­nen­ge­stal­tung sei­ner Som­mer­re­si­denz echt voll kraß kra­chen las­sen (um mal ei­ne zeit­ge­nös­si­sche Wen­dung zu ge­brau­chen): Im pseu­do-in­disch-chi­ne­si­schen Stil er­rich­tet, er­in­nert der Pa­last in wei­ten Tei­len an das Set ei­nes Fan­ta­sy-Fil­mes: Dra­chen-Skulp­tu­ren über­all, de­ko­ra­ti­ve Or­na­men­tik al­ler­or­ten. Fo­to­gra­fie­ren ver­bo­ten, au­ßer na­tür­lich für An­alpha­be­ten (reich­lich), Pik­to­gramm-Igno­ran­ten (noch mehr) und zone­batt­ler (ei­nen, sich recht­schaf­fen schä­men­den):

im Musik-Saal des Royal Pavilion

Erst­mals be­kam un­ser­eins an­läß­lich der Pa­last-Be­sich­ti­gung ei­nen Au­dio­gui­de in die Hand ge­drückt, ei­ne Art elek­tro­ni­schen Füh­rer in an­ge­nehm hand­schmei­cheln­der Te­le­fon­hö­rer­form. Ei­ne in­ter­es­san­te, wenn­gleich am­bi­va­len­te Er­fah­rung: Ei­ner­seits er­fährt man von der in das Käst­chen ein­ge­sperr­ten Gei­ster­stim­me na­tür­lich ei­ne Men­ge über das zu Se­hen­de und über die hi­sto­ri­schen Hin­ter­grün­de, an­de­rer­seits braucht man fünf- bis acht­mal so lan­ge als oh­ne Plap­per­ka­sten, bis man mit dem In­spek­ti­ons­gang fer­tig und wie­der am Aus­gang an­ge­langt ist. Aber was soll’s, drau­ßen war­te­ten ja nur Sturm- und Re­gen­bö­en auf uns...

Der an­schlie­ßen­de Marsch durch die Stadt und ins­be­son­de­re je­ner durch die lär­men­den Spiel­hal­len-Sä­le auf dem Brigh­ton Pier müs­sen un­be­bil­dert blei­ben, woll­te ich doch nicht ris­kie­ren, die de­li­ka­te Op­tik ei­nem plötz­li­chen Salz­was­ser-Guß aus­zu­set­zen. Un­be­bil­dert und nicht mehr im De­tail nach­voll­zieh­bar bleibt lei­der auch die prä­zi­se Rou­te durch Stadt und über Strand, denn dum­mer­wei­se hat­te ich mei­nen un­schein­ba­ren GPS-Tracker im ge­park­ten Au­to ver­ges­sen, wo er stumm und stur und sta­tio­när vor sich her tracker­te. So bleibt der lan­ge Pier auf der vir­tu­el­len Land­kar­te un­be­strif­fen, und es ist nur die spä­te­re Hin- und Her- und Wei­ter­fahrt ent­lang der Ufer­pro­me­na­de für die Nach­welt auf­ge­zeich­net:

Brighton Pier auf der Land- und Straßenkarte
Map da­ta: © Open­Street­Map con­tri­bu­tors, powered by MapSurfer.NET

Bis weit in den Abend hin­ein fuh­ren wir kü­sten­nah nach Osten, konn­ten aber kei­nen so recht über­zeu­gen­den Stand­platz für die Nacht aus­fin­dig ma­chen. Erst in ei­nem Vor­ort von Bexhill fand sich ein (mehr oder we­ni­ger) lau­schi­ges Plätz­chen hin­ter den Ge­bäu­den ei­ner auf­ge­ge­be­nen Tank­stel­le und ehe­ma­li­gen Kfz-Werk­statt. Der näch­ste Tag ‑der Sonn­tag al­so- macht sei­nen Na­men dann wie­der al­le Eh­re, so daß der Be­such im na­hen Ha­stings bei blau­em Him­mel, strah­len­dem Son­nen­schein und dar­ob gut­ge­laun­tem Fe­der­vieh statt­fin­den konn­te...

am Strand von Hastings

Über die Sta­tio­nen Batt­le (wo die be­rühm­te Schlacht bei Ha­stings im Jah­re 1066 tat­säch­lich statt­ge­fun­den hat­te)- Bo­diam Cast­leRyeNew Rom­ney und tags drauf New Rom­ney – Dym­churchHy­theDo­ver ging es dann wie­der zum Fähr­an­le­ger und da­mit dem Aus­gangs­punkt un­se­rer klei­nen Eng­land-Ex­pe­di­ti­on zu­rück. Im näch­sten Teil gibt es mor­gen noch ein paar Bil­der über das, was Eng­land so eng­lisch macht. Stay tu­n­ed!

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Freitag, 22. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (5)

End­lich auf bri­ti­schem Bo­den an­ge­langt, kurv­ten wir so­gleich sou­ve­rän durch Do­ver und freu­ten uns wie­der des Le­bens. Die Links­fah­re­rei er­schien mir üb­ri­gens nie als pro­ble­ma­tisch: Ge­wöh­nungs­be­dürf­tig sind ein­zig die teils in­ein­an­der über­ge­hen­den Kreis­ver­keh­re, aber im Ge­gen­satz zu den lie­bes­tol­len Fran­zo­sen (sie­he ge­stern) fah­ren die Bri­ten ge­mein­hin di­stin­gu­iert und zu­vor­kom­mend. Nach­dem wir uns in der Fuß­gän­ger­zo­ne der al­ten Ha­fen­stadt zu­nächst mit dem Nö­tig­sten ver­sorgt hat­ten (ins­be­son­de­re mit Rei­se­füh­rern), ver­lie­ßen wir die Stadt in Rich­tung Krei­de­klip­pen, schau­ten von dort oben dem ge­schäf­ti­gen Trei­ben im Ha­fen zu und füh­ren dann nach Nor­den, im­mer der Kü­ste ent­lang...

weiße Kreideklippen nördlich von Dover

An­ge­sichts des eher knap­pen Zeit­bud­gets (Mitt­woch mit­tags an­ge­lan­det, stan­den bis zur ge­buch­ten Fähr­pas­sa­ge in Ge­gen­rich­tung am fol­gen­den Mon­tag Mit­tag ge­ra­de ein­mal zwei an­ge­knab­ber­te und vier vol­le Rei­se­ta­ge zur Ver­fü­gung) muß­te ich mei­ne ur­sprüng­li­che Hoff­nung auf­ge­ben, doch noch bis ins süd­west­li­che Corn­wall zu kom­men. Es schien al­le­mal ver­nünf­ti­ger, sich eher klein­räu­mi­ger zu be­we­gen und sich da­für in­ten­siv in Kent (dem »Gar­ten Eng­lands«) und im an­gren­zen­den Sus­sex um­zu­schau­en. Ei­ne gu­te Ent­schei­dung, hiel­ten sich doch die zu fah­ren­den Ta­ges­etap­pen da­durch in an­ge­neh­men Gren­zen.

Groß­bri­tan­ni­en ist aus vie­ler­lei Grün­den ein Land ganz nach des zonebattler’s Ge­schmack: Er­stens kann er da in den Buch­hand­lun­gen nicht nur stun­den­lang schmö­kern und blät­tern, son­dern das Ge­druck­te auch le­sen und ver­ste­hen. Zwei­tens fin­det der be­ken­nen­de Floh­markt­freak dort in je­der Stadt in be­ster La­ge Dut­zen­de gut sor­tier­ter Se­cond-Hand-Shops ver­schie­den­ster Wohl­tä­tig­keits-Or­ga­ni­sa­tio­nen vor, in de­nen ge­spen­de­te Ge­gen­stän­de von eh­ren­amt­li­chen Hel­fe­rIn­nen für ei­nen gu­ten Zweck ver­sil­bert wer­den. Span­nend auch dies! Last but not least kann man über­all fri­sche Milch kau­fen und die­sel­be nach Ge­nuß und in­ter­ner Ver­ar­bei­tung auch wie­der fach­ge­recht ent­sor­gen, denn öf­fent­li­che Toi­let­ten sind nie weit weg. Sehr prak­tisch für Ner­vö­se und Bla­sen­schwa­che!

Toiletten-Schild vor Leeds Castle

Im Ver­gleich zu frü­he­ren Be­su­chen im Land (die sämt­lich schon mehr als ein Jahr­zehnt zu­rück­lie­gen) sind mir dies­mal die zahl­lo­sen Mak­ler­schil­der an zum Ver­kauf ste­hen­den Häu­sern auf­ge­fal­len: Ent­we­der wer­den auch die Eng­län­der we­ni­ger oder aber sie wer­den in Fol­ge der sog. Glo­ba­li­sie­rung mehr als frü­her zur be­ruf­lich be­ding­ten Mo­bi­li­tät ge­zwun­gen. In nicht we­ni­gen Fäl­len dürf­ten wohl auch ge­platz­te Fi­nan­zie­rungs­mo­del­le ur­säch­lich da­hin­ter­ste­hen...

Haus zu verkaufen!

Am un­wahr­schein­lich­sten von den Er­klä­rungs­ver­su­chen er­scheint mir der, daß das Volk der Bri­ten im Schrump­fen be­grif­fen sei: Al­ler­or­ten sieht man näm­lich jun­ge Müt­ter mit zwei, drei, vier oder gar noch mehr Kin­dern. Die­se au­ßer­or­dent­li­che Frucht­bar­keit ist ganz zwei­fel­los ei­ne Fol­ge des lan­des­ty­pi­schen Wet­ters (mil­de Tem­pe­ra­tu­ren kom­bi­niert mit reich­lich Nie­der­schlä­gen), wel­ches be­kann­ter­ma­ßen auch ein au­ßer­or­dent­li­ches Pflan­zen­wachs­tum be­dingt:

teils zugewucherte Telefonzelle Ihrer Majestät

Für In­ter­es­sier­te sei hier der er­ste Teil der Rei­se­rou­te an­hand der be­such­ten Or­te pro­to­kol­liert: Do­verDealSand­wichRams­gateMar­ga­teCan­ter­bu­ryWyeAsh­fordLen­hamLeeds Cast­leMaids­toneRoy­al Tun­bridge WellsUck­fieldLe­wesIs­fieldBrigh­ton. Wie es dort ‑am Schei­tel- und Wen­de­punkt der Rei­se- zu­ging, er­zäh­le ich in der näch­sten Epi­so­de...

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Donnerstag, 21. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (4)

Der näch­ste Rei­se­tag be­gann mit ei­nem Ab­ste­cher nach Ve­ur­ne, un­se­rem letz­ten Be­sich­ti­gungs­halt in Bel­gi­en. Da­nach zü­gig wei­ter­ge­fah­ren durch den Nord­zip­fel Frank­reichs bis nach Dün­kir­chen, ans Meer, ans Meer! Wind, Mö­wen, wei­ter Blick gen En­gel­land! Wir stell­ten das Au­to am En­de ei­ner Wohn­stra­ße di­rekt am Strand ab und be­streif­ten den­sel­ben bar­fuß bei Eb­be...

Beton-Bank am Strand von Dünkirchen

Am Was­ser konn­ten wir dann erst­mals die Ein­ge­bo­re­nen be­stau­nen und stu­die­ren: Die Fran­zo­sen sind ja be­rühmt-be­rüch­tig­te Lieb­ha­ber und die Fran­zö­sin­nen al­le­samt schon von Kin­des­bei­nen an ko­kett. Das hört selbst ein an­son­sten sprach­un­kun­di­ger zone­batt­ler so­fort aus de­ro me­lo­di­ös-ero­ti­schen Spra­che her­aus. Kaum halb­wüch­sig bis er­wach­sen, tur­teln sie al­lent­hal­ben her­um und scheu­en sich nicht, auch am hellich­ten Ta­ge und in al­ler Öf­fent­lich­keit un­ge­niert Kör­per­säf­te aus­zu­tau­schen...

Liebespaar am Strand von Dünkirchen

Wenn man Glück hat und Ro­bert Dois­neau heißt, wird man mit so­was be­rühmt, als da­her­ge­lau­fe­ner und en pas­sant drauf­hal­ten­der zone­batt­ler na­tür­lich nicht. Aber sei’s drum, das ist wie­der ei­ne an­de­re Ge­schich­te...

Völ­lig über­schätzt wird doch da­ge­gen der Fran­zo­sen Fein­schmecker­tum! Un­ser­eins kann stolz auf ei­ne 48-jäh­ri­ge Tra­di­ti­on im Frisch­milch­trin­ken zu­rück­blicken und ist in all’ den Jah­ren nie da­von ent­wöhnt wor­den. Völ­lig baff, ja nach­ge­ra­de ent­setzt stand ich da­her in den Su­per­märk­ten vor lee­ren Kühl­re­ga­len: Soll­ten sie in Frank­reich ‑wo doch auf je­der Wie­se her­den­wei­se Kü­he auf­ge­stellt sind- kei­ne Milch ha­ben? Doch, sie ha­ben, frei­lich so gut wie aus­schließ­lich in der für mei­nen ver­zär­tel­ten Ge­schmack fast un­ge­nieß­ba­ren H‑Milch-Va­ri­an­te! Die wei­ßen Pla­stik­fla­schen tra­gen pa­stell­far­be­ne Eti­ket­ten, so daß der Rei­sen­de aus Deutsch­land zu­nächst glatt glaubt, hier vor ei­nem über­bor­den­dem Weich­spü­ler-An­ge­bot zu ste­hen:

Milch in einem französischen Supermarkt

Aber nein, Milch soll in den quietsch­bun­ten Fla­schen ent­hal­ten sein! Ei­ne pro­be­wei­se Ver­ko­stung be­stä­tig­te spä­ter die schlimm­sten Be­fürch­tun­gen: Pfui Dei­bel! Nach in­ten­si­ver Su­che in di­ver­sen Fein­kost­lä­den konn­te ich spä­ter tat­säch­lich rich­ti­ge Frisch­milch ent­decken, in ho­möo­pa­ti­schen Do­sen al­ler­dings und zu ex­or­bi­tan­ten, wenn nicht gar ex­tra­ter­re­stri­schen Prei­sen. Nee, schon des­we­gen könn­te ich dort nicht auf Dau­er le­ben...

Doch zu­rück von ku­li­na­ri­schen Fein­sin­nig­kei­ten zum un­mit­tel­ba­ren Ge­sche­hen: Wäh­rend un­se­res letzt­lich dann doch recht aus­ge­dehn­ten Spa­zier­mar­sches ent­lang der Ufer­pro­me­na­de ward un­ser treu­es Ve­hi­kel von Schur­ken­hand auf­ge­bro­chen und aus­ge­raubt! So­fort nach der Rück­kehr zum Wa­gen, schon beim Auf­sper­ren der Fah­rer­tür er­blick­te ich den un­ge­wohnt schief her­aus­ste­hen­den Ver­rie­ge­lungs­stift auf der Bei­fah­rer­sei­te und ahn­te Schlim­mes. Und in der Tat: Fach­kun­dig mit ei­nem wie auch im­mer ge­ar­te­ten Werk­zeug auf­ge­he­belt, war der Schloß­me­cha­nis­mus der Bei­fah­rer­tür of­fen­bar blitzz­schnell über­wun­den wor­den. Auf den er­sten Blick fehl­te al­ler­dings »nur« die Kar­ten­ta­sche, de­ren In­halt (At­lan­ten, Rei­se­füh­rer, selbst­ge­mal­te Rou­ten­plä­ne, In­ter­net-Aus­drucke) den Ein­bre­chern si­cher­lich kei­nen Nut­zen brach­te, uns aber um­so mehr fehl­te. [1]

Ein an sei­ner Ga­ra­ge wer­keln­der An­lie­ger, im Brot­be­ruf Po­li­zist (!), hat­te so­gar ein Au­to mit süd­fran­zö­si­schem Kenn­zei­chen und zwei du­bio­sen In­sas­sen be­ob­ach­tet, die sich wei­ter vorn in Rich­tung Strand an un­se­rem Mi­ni­bus auf­ge­hal­ten hat­ten. Un­ter­nom­men hat­te der Ge­set­zes­hü­ter frei­lich nichts wei­ter, da­für half er uns jetzt (eben­so um­sonst wie ver­ge­bens), im nä­he­ren Dü­nen­be­reich nach weg­ge­wor­fe­nem Beu­te­gut Aus­schau zu hal­ten... [2]

Ei­ne nun­mehr lo­se in den An­geln hän­gen­de Wa­gen­tür hät­te wohl zwangs­läu­fig zum Ab­bruch der Rei­se füh­ren müs­sen. Da sich die fach­män­nisch und oh­ne je­den Lack­scha­den auf­ge­bro­che­ne Tür jetzt aber von au­ßen gar nicht mehr, wohl aber noch (und nur) von in­nen öff­nen ließ, war zu­min­dest die Wei­ter­fahrt ge­si­chert. Den­noch: So ein bru­ta­ler Über­giff in die In­tim­sphä­re, der er­ste zu­mal im ei­ge­nen Er­le­ben, trau­ma­ti­siert und macht ei­nen zu­nächst glau­ben, daß Au­to gar nicht mehr aus den Au­gen las­sen zu dür­fen. Tat­säch­lich wa­ren der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te heil­froh, sich am fol­gen­den Tag in Ca­lais ein­schif­fen und das Land der Au­to­knacker (vor­erst) ver­las­sen zu kön­nen. Im Ha­fen fiel die An­span­nung dann end­lich ein we­nig von uns ab, als wir uns auf Spur Nr. 14 in die Schlan­ge der auf die Fähr­ver­la­dung war­ten­den Au­tos ein­rei­hen durf­ten.

in der Warteschlange der Fährverladung in Calais

Nicht mehr lan­ge, dann wa­ren wir end­lich drü­ben im si­che­ren Schoß mei­nes er­klär­ten Lieb­lings-Rei­se­lan­des, durch­wegs be­völ­kert von ehr­li­chen Häu­ten, bie­de­ren Bräu­ten und ins­be­son­de­re vol­len Frisch­milch­re­ga­len. Bri­tan­nia, he­re we co­me!

 
[1] In Eng­land konn­ten (und muß­ten) wir dann Rei­se­füh­rer für Groß­bri­tan­ni­en und Frank­reich (die dicken von Dor­ling Kin­ders­ley) frisch er­wer­ben und die wei­te­re Rei­se­rou­te am­bu­lant fest­le­gen. Auch war die aus­ge­druck­te Bu­chungs­be­stä­ti­gung der Fähr­pas­sa­ge durch den drei­sten Dieb­stahl futsch und da­hin, doch hat­te ich den gleich­lau­ten­den Mail-Text samt Re­ser­vie­rungs­num­mer um­sich­ti­ger­wei­se in die Ka­len­der un­se­rer bei­den Palm-Or­ga­ni­zer ko­piert. Bei al­lem Är­ger ist es ein durch­aus er­he­ben­des Ge­fühl, wenn red­un­dan­te Si­cher­heits­vor­keh­run­gen sich ur­plötz­lich und un­ver­hoff­ter­wei­se doch mal aus­zah­len...

[2] Erst am Abend stell­ten wir noch ei­nen wei­te­ren Ver­lust fest, näm­lich den des Kul­tur­beu­tels: Zahn­bür­ste, Sei­fe und Dusch­gel wa­ren tags dar­auf leicht zu er­set­zen, nicht je­doch di­ver­se ver­schrei­bungs­pflich­ti­ge Me­di­ka­men­te. Und über den ach so sinn­lo­sen Ver­lust sei­ner Knir­scher­schie­ne zeigt sich der Un­ter­zeich­nen­de noch heu­te ziem­lich zer­knirscht.

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Mittwoch, 20. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (3)

Kaum ist man aus Aa­chen raus, ist man auch schon in Bel­gi­en drin: Man merkt es so­fort an den die Au­to­bahn des nachts be­leuch­ten­den Stra­ßen­lam­pen, mit de­nen sie sich dort drü­ben vor licht­scheu­em Ge­sin­del zu schüt­zen hof­fen. Die stän­di­ge Il­lu­mi­na­ti­on führt lei­der auch da­zu, daß die Ein­hei­mi­schen und vie­le ih­rer Be­su­cher un­ter­des­sen ei­ne ge­wis­se Angst vor der Dun­kel­heit ent­wickelt ha­ben und da­her (vor­zugs­wei­se in däm­me­ri­gen Kir­chen) mit al­lem un­ent­wegt her­um­blit­zen, was Han­dy, Ta­schen­ka­me­ra oder Spie­gel­re­flex auf­zu­bie­ten ha­ben. Da nüt­zen auch gro­ße Knips­ver­bots­schil­der in zwei Me­ter Ab­stand nix. Das frei­lich ist ein The­ma für sich, wel­ches der zone­batt­ler noch ein­mal se­pa­rat auf­grei­fen wird...

Doch wie­der zu­rück zum Land der Fla­men und Wal­lo­nen: Die kön­nen aus hi­sto­ri­schen Grün­den nicht so recht mit­ein­an­der und ver­nach­läs­si­gen dar­über au­gen­schein­lich die In­fra­struk­tur. Sel­ten ha­ben wir so vie­le arm­dicke Bäu­me aus Kir­chen- und Pa­last­dä­chern wach­sen se­hen! Was si­cher einst als schlei­chen­de Ver­nach­läs­si­gung be­gann, ist mitt­ler­wei­le vie­ler­orts zum ga­lop­pie­ren­den Ver­fall an­ge­wach­sen. Das kann zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen mit­un­ter recht pit­to­resk wir­ken und an Ve­du­ten von Pi­ra­ne­si er­in­ne­ren, rührt aber dem fas­sungs­lo­sen Be­trach­ter an­ge­sichts der teils ko­los­sa­len Was­ser- und Van­da­len­schä­den das Herz. Vie­les scheint hier al­so am Bo­den dar­nie­der­zu­le­gen, und wenn man sich mit der Ka­me­ra da­zu­legt ‑zum Bei­spiel vor dem Pa­lais Roy­al in Brüs­sel- hat man meist so­gleich et­was Merk­wür­di­ges vor der Lin­se ste­hen...

bodennaher Brüssel-Blick

Über den de­so­la­ten Zu­stand ih­res Ge­mein­we­sens zu Recht fru­striert, grei­fen die Bel­gi­er gern und oft zu trö­sten­den Scho­ko­la­de­stück­chen, wes­halb die hei­mi­sche Pra­li­nen­pro­duk­ti­on in ho­her Blü­te steht, ja nach­ge­ra­de Welt­markt­füh­rer­schaft be­an­spru­chen kann. Daß der Pro­to­kol­lant wäh­rend sei­nes kur­zen Auf­ent­hal­tes nicht gleich fünf Ki­lo zu­leg­te, ist ein­zig den ex­or­bi­tan­ten Prei­sen der sü­ßen De­li­ka­tes­sen ge­schul­det. Weil die Bel­gi­er über der gan­zen Na­sche­rei nicht sel­ten ver­ges­sen, wäh­rend der La­den­öff­nungs­zei­ten auch für die Deckung des Grund­be­dar­fes Sor­ge zu tra­gen, ste­hen in vie­len Ge­mein­den Bro­t­au­to­ma­ten stets dienst­be­reit her­um.

Auch an­son­sten fin­det man im klei­nen Nach­bar­land man­che Ei­gen­ar­tig­keit in der Welt der Wirt­schaft, zum Bei­spiel ehe­ma­li­ge Kir­chen, in de­nen heut­zu­ta­ge nur noch dem Mam­mon ge­hul­digt wird:

zu einer Modeboutique umgewidmete Kirche in Gent

In­wie­weit sich in sol­chen Kon­sum­tem­peln [sic!] ei­ne zu­neh­men­de Gott­lo­sig­keit in der Ge­sell­schaft wi­der­spie­gelt, soll an die­ser Stel­le nicht wei­ter dis­ku­tiert wer­den. Auch soll kei­nes­wegs der Ein­druck ent­ste­hen, daß Bel­gi­en nicht auch schö­ne Sei­ten auf­zu­wei­sen hät­te. Das Ge­gen­teil ist der Fall! Im ost­flan­dri­schen Gent zum Ex­em­pel kommt man gar nicht um­hin, in na­he­zu je­der Blick­rich­tung an­sichts­kar­ten­ge­rech­te Stim­mungs­bil­der vor sich zu se­hen:

Postkartenbild von Gent

Auch Brüg­ge in West­flan­dern ist be­rühmt für sei­ne in­tak­te mit­tel­al­ter­li­che Alt­stadt. Wäh­rend wir in Deutsch­land al­len­falls Ro­then­burg ob der Tau­ber als ver­gleich­ba­ren Trumpf aus­spie­len kön­nen, ha­ben die Bel­gi­er dut­zen­de put­zi­ger Städt­chen in der Hin­ter­hand und im Hin­ter­land. Den­noch: Hin­ter man­cher nett her­aus­ge­put­zen Fas­sa­de kön­nen Ab­grün­de lau­ern, Grau­en und Ent­set­zen gar! We­he dem, der dort den Schritt über die Schwel­le wagt:

unerhörter Hilferuf in Brügge

Der ab­ge­bil­de­te stum­me Schrei schien bis da­to nicht er­hört wor­den zu sein, ob­wohl man wohl da­von aus­ge­hen kann, daß die mei­sten Bel­gi­er nicht nur ent­we­der des Nie­der­län­di­schen oder Fran­zö­si­schen mäch­tig sind. Auch der zone­batt­ler un­ter­nahm kei­ne An­stal­ten, hier wei­ter nach dem Rech­ten zu se­hen. Tags drauf war ihm dann frei­lich selbst nach ei­nem Hil­fe­ruf zu­mu­te, als er und sei­ne bes­se­re Hälf­te näm­lich arg­lo­se Op­fer leib­haf­ti­ger Ver­bre­cher wur­den. Mehr da­zu in der näch­sten Epi­so­de...

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Montag, 18. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (2)

Das ei­ge­ne Land zu durch­rei­sen ist zu­nächst meist kei­ne son­der­lich auf­re­gen­de Er­fah­rung: Weg­wei­ser, Brief­kä­sten, Po­li­zei­au­tos und La­den­schil­der schau­en kaum an­ders aus als die da­heim. Man ist ir­gend­wie noch nicht wirk­lich weg. Wohl dem aber, der ein klei­nes und eher lang­sa­mes Au­to hat: Da stellt sich der Wunsch nach über­schau­ba­ren Etap­pen und aus­gie­bi­gen Pau­sen ganz von selbst ein! Zum Bei­spiel schon nach 100 Ki­lo­me­tern:

barocke Figurenpracht vor der Würzburger Residenz

Im ru­hi­gen Hof­gar­ten der Würz­bur­ger Re­si­denz läßt es sich ganz wun­der­bar fla­nie­ren, selbst bei schön­stem Fe­ri­en­wet­ter ver­liert sich werk­tags nur ei­ne Hand­voll Be­su­che­rIn­nen dar­in. Wir lab­ten uns im re­kon­stru­ier­ten Wirt­schafts­gar­ten an rei­fen Wald­erd­bee­ren, die of­fen­bar nur der Zier­de die­nen und an­son­sten al­len­falls von orts­kun­di­gen Ken­ne­rIn­nen ge­mund­raubt wer­den. Ein lecke­rer Rei­se­auf­takt! Auch vor dem Schloß för­der­te der Blick zum Bo­den manch’ rät­sel­haf­te Über­ra­schung zu­ta­ge:

rätselhaftes Tischschild vor dem Schloß

Auf der Rück­sei­te je­nes Papp­schil­des stand üb­ri­gens »ko­sten­los« zu le­sen. Na dann!

Jetzt müs­sen wir das Er­zähl­tem­po aber doch et­was ver­schär­fen, sonst dau­ert die re­ka­pi­tu­lie­ren­de Zu­sam­men­fas­sung am En­de noch län­ger als die ei­gent­li­che Rei­se. Der pri­va­te Haus­be­such beim Le­xi­ka­li­ker sei da­her nur am Ran­de er­wähnt; wir spu­len flugs vor und set­zen tags drauf wie­der ein beim Be­such der be­rühm­ten Ab­tei Ma­ria Laach in der Ei­fel. Zu­nächst galt es, den un­weit der Klo­ster­kir­che ge­le­ge­nen Cal­de­ra-See per pe­des zu um­run­den, was der in der Ho­sen­ta­sche mit­ge­führ­te GPS-Tracker na­tür­lich pe­ni­belst pro­to­kol­lier­te:

Maria Laach auf der elektrischen Landkarte
Map da­ta: © Open­Street­Map con­tri­bu­tors, powered by MapSurfer.NET

Über­haupt ist es ei­ne fei­ne Sa­che, sich von so ei­nem klei­nen Rei­se­be­glei­ter die Rou­te und da­mit letzt­lich auch die Er­in­ne­run­gen zu­ver­läs­sig kon­ser­vie­ren zu las­sen. Ich wer­de in ei­ner spä­te­ren Epi­so­de noch dar­auf zu­rück­kom­men, wel­che durch­aus un­er­war­te­ten Ne­ben­wir­kun­gen das hin­sicht­lich der ei­ge­nen Fo­to­gra­fier­wut zei­ti­gen kann...

kunstvoll gestalteter Brunnen vor der Klosterkirche Maria Laach

Die fol­gen­den aus­gie­big in­spi­zier­ten Etap­pen­zie­le (Bad Mün­ster­ei­fel, Ge­münd, Aa­chen) sei­en der Voll­stän­dig­keit hal­ber zwar nicht ver­schwie­gen, aber auch nicht nä­her be­schrie­ben, denn wie ein­gangs schon er­wähnt ist die An­mu­tung in­län­di­scher Or­te auf ei­nem ge­wis­sen ge­mein­sa­men Nen­ner stets die glei­che, wie­wohl na­tür­lich die Bau­denk­mä­ler und die Dia­lek­te der In­sas­sen wech­seln. Wirk­lich an­ders wird es erst mit dem Über­fah­ren ei­ner Lan­des­gren­ze, in un­se­rem Fall war es die zu Bel­gi­en. Wie es dort zu­geht, wird The­ma und Ge­gen­stand der näch­sten Fol­ge sein...

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Sonntag, 17. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (1)

Als ich in ei­nem frü­he­ren Le­ben im Jah­re 1991 erst­mals in das süd­eng­li­sche See­bad Brigh­ton kam, war der exo­tisch-ku­rio­se Roy­al Pa­vi­li­on voll­stän­dig ein­ge­rü­stet und we­gen all­fäl­li­ger In­stand­set­zungs­ar­bei­ten nicht für die Öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich. Gut 17 Jah­re spä­ter galt es nun, die über­fäl­li­ge Be­sich­ti­gung end­lich nach­zu­ho­len...

Wäh­rend es den zone­batt­ler al­so nach Eng­land zog, woll­te sei­ne bes­se­re Hälf­te un­be­dingt Frank­reich be­rei­sen. Bei­des mit­ein­an­der ver­bin­dend und ver­ei­nend, brach man am letz­ten Ju­li­tag mit (und in) der treu­en Renn­gur­ke gen We­sten auf.

Autoatlas, Reiseführer und GPS-Logger samt Akkus

Erst­mals konn­te ich dank mei­nes hand­li­chen Vor­rats­da­ten­spei­chers (der im Bild zu se­hen­de, wei­ße GPS-Tracker) die ge­sam­te Rei­se­rou­te au­to­ma­tisch mit­pro­to­kol­lie­ren und jetzt in Nach­gang vi­sua­li­sie­ren las­sen. Aus gro­ßer Hö­he sieht die zu­rück­ge­leg­te Strecke auf der Land­kar­te so aus:

Reiseroute auf der Landkarte
© Powered by MapSurfer.NET; Map da­ta: © Open­Street­Map con­tri­bu­tors
 
Groß­fas­sung 1170 x 660 Pi­xel

Bei wei­te­rem Hin­ein­zoo­men wird die far­bi­ge Tracker­spur dann im­mer de­tail­ier­ter: Letzt­lich sieht man je­den Am­pel­stopp und je­de Pin­kel­pau­se Rast. Er­freu­lich üp­pig ist üb­ri­gens die Spei­cher­aus­stat­tung mei­nes klei­nen wei­ßen Pro­to­koll­füh­rers: Ob­wohl ich ihn al­le 2 Se­kun­den (!) die Po­si­ti­on auf­zeich­nen und täg­lich ca. 12 Stun­den lang lau­fen ließ, war er nach 17 Rei­se­ta­gen noch nicht mal halb­voll!

Da die Fahr­zeug­be­sat­zung be­rufs­be­dingt recht ho­tel­erfah­ren ist, zieht sie im Ur­laub ge­mein­hin die mor­gend­li­che Ge­sell­schaft von Ha­se und Igel der von Hinz und Kunz vor und näch­tigt freu­dig in frei­er Na­tur. Zu die­sem Be­hu­fe sucht sie bei Ein­bruch der Abend­däm­me­rung ei­nen ge­eig­net er­schei­nen­den Stand­platz für den mit we­ni­gen Hand­grif­fen zum kom­for­ta­blen Schlaf­wa­gen um­zu­rü­sten­den fahr­ba­ren Un­ter­satz. In (meist) fried­li­cher Um­ge­bung fin­det der Rei­se­tag dann sein be­schau­li­ches En­de.

im Wald vor Aachen

Angst braucht man un­se­rer Mei­nung nach bei die­ser Art des na­tur­na­hen Näch­ti­gens nicht zu ha­ben, sind doch die Räu­ber heut­zu­ta­ge ge­mein­hin nicht mehr im Wal­de, son­dern im In­ter­net (und/oder in den schnie­ken Chef­eta­gen) an­zu­tref­fen...

im Wald vor Aachen

Üb­ri­gens ist der be­währ­te Wa­gen eben­so kom­pakt wie ge­län­de­gän­gig und ver­hilft dank mit­ge­führ­ter Kü­chen- und Wasch­ki­sten zu ei­nem doch be­trächt­li­chen Maß an Aut­ar­kie. Hin­ter­her ist man im­mer wie­der auf’s Neue ver­blüfft, mit wie we­nig man aus­kommt, um ein ‑kei­nes­wegs spar­ta­ni­sches- Va­ga­bun­den­le­ben auf Zeit zu füh­ren.

So­viel vor­ab, als Prä­am­bel so­zu­sa­gen und um das grund­sätz­li­che Sze­na­ri­um zu set­zen. In ei­ge­nen Bei­trä­gen sol­len die Er­leb­nis­se und Er­eig­nis­se in Deutsch­land, Bel­gi­en, Frank­reich, Eng­land und wie­der­um Frank­reich und Deutsch­land aus­führ­li­che Wür­di­gung fin­den.

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Montag, 28. Juli 2008

Knopf­spie­le­rei

Klingelknopp
Sonntag, 27. Juli 2008

Re­ste vom Fe­ste (2)

zum Abtransport gestapelte Infrastruktur am Sonntag nach dem Fürther Stadtparkfest
 
zum Abtransport gestapelte Infrastruktur am Sonntag nach dem Fürther Stadtparkfest
 
zum Abtransport gestapelte Infrastruktur am Sonntag nach dem Fürther Stadtparkfest
 
zum Abtransport gestapelte Infrastruktur am Sonntag nach dem Fürther Stadtparkfest
 
zum Abtransport gestapelte Infrastruktur am Sonntag nach dem Fürther Stadtparkfest
 
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Samstag, 26. Juli 2008

Don­ner­wet­ter

Kurz nach 22:00 Uhr MESZ läßt ei­ne Ex­plo­si­on den zone­batt­ler vor Schreck schier vom Chef­ses­sel Hocker fal­len. Kin­der­schreie drin­gen duch die fol­gen­de Gra­bes­stil­le, was ist ge­sche­hen? Vom Bal­kon aus sind in nörd­li­cher Rich­tung die Licht­ke­gel drei­er Flak­schein­wer­fer zu se­hen, die su­chend den Nacht­him­mel ab­ta­sten. Wie­der ei­ne Ex­plo­si­on, noch ei­ne und noch ei­ne und im­mer noch wel­che: Die schwe­re Flak feu­ert jetzt im Sal­ven­takt, am Him­mel zuckt es ab­wech­selnd in weiß und be­droh­li­chem Rot.

Feuerwerk und Flakscheinwerfer

In­des, Si­re­nen­ge­heul bleibt eben­so aus wie das un­heim­li­che und durch­drin­gen­de Brum­men bri­ti­scher Vier­mots. Ei­ne Hand­voll Lan­ca­ster und Stir­lings wä­ren ja noch flug­fä­hig er­hal­ten, um in stil­ge­rech­tem Ree­nact­ment-Nacht­an­griff die Für­ther Ci­ty weg­zu­bom­ben, auf daß schnell und un­bü­ro­kra­tisch Platz für Fürths »Neue Mit­te« ge­schaf­fen wä­re. Von dro­ben sind aber kei­ne Mo­to­ren zu hö­ren. Auf wen al­so wird dann ge­schos­sen?

Doch Ent­war­nung, die Stadt Fürth hat es wohl sel­ber kra­chen las­sen in Form ei­nes Feu­er­wer­kes im Stadt­park, da­mit die sich dort­selbst heu­te abend amü­sie­ren­de Hau­te Vo­lau­te was zum Stau­nen hat. Ich blei­be gleich­wohl bei mei­nem har­schen Ur­teil: An­ge­sichts der Schein­wer­fer und der enor­men Laut­stär­ke der De­to­na­tio­nen ist die­ses »py­ro­tech­ni­sche Bett­hup­ferl« pri­mär ei­ne mar­tia­li­sche Ge­schmack­lo­sig­keit ge­we­sen. Ge­ra­de hier in Fürth, wo die Zei­chen noch an den Wän­den pran­gen...

Ge­seg­ne­te Nacht­ru­he.

Donnerstag, 24. Juli 2008

Zahn­lo­ser Al­ter

weggeworfener Kamm in Nürnbergs Fußgängerzone
Samstag, 19. Juli 2008

Feucht­ge­bie­te

Jah­res­aus­stel­lung 2008 der Aka­de­mie der Bil­den­den Kün­ste in Nürn­berg, neu­lich:

in der AdBK Nürnberg
 
in der AdBK Nürnberg
 
in der AdBK Nürnberg
 
in der AdBK Nürnberg
 
in der AdBK Nürnberg
 
in der AdBK Nürnberg
 
in der AdBK Nürnberg
 
in der AdBK Nürnberg
 
in der AdBK Nürnberg
 
in der AdBK Nürnberg

In mei­nem Bild­ar­chiv gibt es wei­te­re Fo­tos zu se­hen. Auch dies­mal ha­be ich al­ler­lei vor­ge­fun­de­ne Zu­falls­si­tua­tio­nen qua Aus­schnitts­kom­po­si­ti­on höchst­selbst zur Kunst er­ho­ben. War­um auch nicht?

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