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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Sonntag, 22. August 2010

Roll­kom­man­do

Den heu­ti­gen Sonn­tag konn­te ich in vol­len Zü­gen ge­nie­ßen, und das im durch­aus wört­li­chen Sin­ne: In Er­brin­gung ei­nes vor Wo­chen spon­tan an­ge­bo­te­nen Freund­schafts­dien­stes ha­be ich zu mor­gend­li­cher Stun­de am Nürn­ber­ger Haupt­bahn­hof zwei wun­der­ba­re Ge­mäl­de ei­nes Bam­ber­ger Künst­lers gut ver­packt aus der Ob­hut sei­ner Nürn­ber­ger Ga­le­ri­sten über­nom­men und zur Mit­tags­zeit in Bie­le­feld [1] dem glück­li­chen Käu­fer über­ge­ben. Aus­ge­rü­stet war ich mit ei­nem üp­pi­gen Lunch­pa­ket aus den Hän­den der für­sorg­li­chen Ab­sen­der [2], ei­nem 1328-sei­ti­gen Ro­man so­wie mei­nem Ta­schen­spie­ler mit­samt ei­ner äl­te­ren Ge­samt­aus­ga­be der Bruck­ner-Sym­pho­nien.

Auf der Hin­fahrt er­gab sich wi­der Er­war­ten we­nig Ge­le­gen­heit zum un­be­schwer­ten Ge­nuß von Li­te­ra­tur oder Mu­sik, denn der ICE 886 quoll zwi­schen Nürn­berg und Han­no­ver schier über vor Pas­sa­gie­ren und de­ren aus­la­den­den Ge­päck­stücken [3]. Um ei­ner­seits dem ver­in­ner­lich­ten Ser­vice­ge­dan­ken Rech­nung zu tra­gen [4] und an­de­rer­seits das manns­hoch-sper­ri­ge Pack­stück mit der wert­vol­len Fracht so­zi­al­ver­träg­lich und si­cher­heits­kon­form ver­stau­en zu kön­nen, muß­te ich mich letzt­lich im Tür­raum des vor­de­ren Wa­gens gleich hin­ter dem füh­ren­den Trieb­kopf des ICE 1 auf dem Fuß­bo­den nie­der­las­sen, die Bei­ne in die Trep­pen­mul­de der Au­ßen­tür ge­klemmt. Klingt un­be­que­mer als es ist, ich bin ja zu­dem auch da­heim ein prak­ti­zie­ren­der Bo­den­hocker! Au­ßer­dem be­kam ich so Ge­le­gen­heit, län­ge­re Zeit über Gott und die Welt (und mich zwi­schen­drin) nach­zu­den­ken...

Rück­wärts stan­den mir dann von 13:17 bis 17:46 Uhr di­ver­se kom­mo­de (ICE) bis leid­lich be­que­me (IC/RE) Sitz­plät­ze zur Ver­fü­gung, und über­dies war ich nun der schwer­wie­gen­den Ver­ant­wor­tung für zwei mei­ster­lich be­mal­te Lein­wän­de le­dig. Be­ste Vor­aus­set­zun­gen al­so zur über­fäl­li­gen Auf­nah­me gei­sti­ger Nah­rung! Lei­der er­wies sich die ge­schun­ken ge­kro­che­ne Fa­mi­li­en­sa­ga als ei­ni­ger­ma­ßen un­ver­dau­lich, und auch beim spät­ro­man­ti­schem Ge­tö­se mei­nes Lieb­lings­kom­po­ni­sten kam kei­ne rech­te Freu­de auf [5]. Ge­hol­fen ha­ben dann ein beim Um­stei­gen im Haupt­bahn­hof Han­no­ver ord­nungs­ge­mäß er­wor­be­nes Ex­em­plar der ak­tu­el­len Psy­cho­lo­gie Heu­te so­wie im ICE 589 en pas­sant er­fisch­te Wo­chen­end­aus­ga­ben der F.A.Z. und der WELT.

Man mö­ge es mir glau­ben oder auch nicht, aber die elf sehr an­ge­nehm kli­ma­ti­sier­ten Stun­den im Zug er­schie­nen mir als kein biß­chen lang‑, son­dern eher so­gar als ziem­lich kurz­wei­lig. Au­ßer­dem weiß ich jetzt, daß sie in Bie­le­feld [1] ei­ne im Krieg zer­bomb­te und lieb­los wie­der­auf­ge­bau­te In­nen­stadt, ei­ne ver­fehl­te Ver­kehrs­po­li­tik un­ter dem Pri­mat des In­di­vi­du­al­ver­kehrs, an­son­sten die glei­chen Pro­ble­me wie hier, aber im­mer­hin vor­züg­li­ches Spa­ghet­ti-Eis »Car­bon­a­ra« (mit Ei­er­li­queur und Nüs­sen) ha­ben!

 
[1] Das Pro­blem der strit­ti­gen (und auch von mir nicht zwei­fels­frei zu be­le­gen­den) Exi­stenz je­ner Stadt ist mir selbst­re­dend be­wußt. Da dies aber für das The­ma mei­nes Rap­ports von ge­rin­ger Re­le­vanz ist, wol­len wir das Vor­han­den­sein Bie­le­felds for the sa­ke of ar­gu­ment und für die Dau­er der Dis­kus­si­on über mei­ne Aus­füh­run­gen bit­te als ge­ge­ben an- und hin­neh­men.

[2] wel­ches mich noch die gan­ze kom­men­de Wo­che hin­durch näh­ren und am Le­ben er­hal­ten wird...

[3] Es er­schie­ne dem Chro­ni­sten ei­ne wis­sen­schaft­li­che Un­ter­su­chung wert, in­wie­weit die Er­fin­dung von roll­fä­hi­gen und mit ge­rin­gem Kraft­auf­wand trans­lo­zier­ba­ren Ge­päck­stücken die Rei­sen­den heut­zu­ta­ge er­mun­tert, den grö­ße­ren Teil ih­res Haus­ra­tes stän­dig mit sich her­um- bzw. hin­ter sich her­zu­zie­hen.

[4] Da die re­gu­lär rei­sen­den Fahr­gä­ste durch den Kauf ih­rer Fahr­schei­ne letzt­end­lich des zonebattler’s Dienst­be­zü­ge fi­nan­zie­ren, ist es für ihn nichts we­ni­ger als selbst­ver­ständ­lich, bei Voll­be­le­gung der ble­cher­nen Weiß­wurst zah­len­den Pas­sa­gie­ren um­stands­los und un­auf­ge­for­dert sei­nen Sitz­platz zu über­las­sen.

[5] eher aus auf­nah­me­tech­ni­schen denn aus in­ter­pre­ta­to­ri­schen Grün­den.

Montag, 2. August 2010

Frau­en­power (1)

Ma­dame Mo­de­ste er­wei­tert ih­re mul­ti­plen Kern­kom­pe­ten­zen und greift be­herzt zur Rohr­zan­ge, der­weil ihr ge­schätz­ter Ge­fähr­te über den ba­nal-hand­greif­li­chen Din­gen des Le­bens steht (bzw. teil­nahms­los ne­ben die­sen zu sit­zen scheint)...

Donnerstag, 29. Juli 2010

An­ge­pinnt

Wäh­rend sich un­ser­ei­ner als Schre­ber­gärt­ner zu­wei­len Zecken aus der Schwar­te reißt, reißt sich der Le­xi­ka­li­ker ziem­lich zweck­frei um Reiß­zwecken. Ob er da­mit was rei­ßen kann?

Dienstag, 20. Juli 2010

Klick in die Röh­re

Was könn­te auf Dau­er fru­stie­ren­der sein, als für ein win­zi­ges Pu­bli­kum zu schrei­ben? Für ei­ne rie­si­ge Ziel­grup­pe zu »de­pu­bli­zie­ren«. Schö­ne neue Welt!

Freitag, 16. Juli 2010

Ge­mein­schafts­werk (2)

Nach­dem ich im Fe­bru­ar die­ses Jah­res mit dem Blog der Me­di­en PRAXIS ein er­stes Ge­mein­schafts­werk auf­ge­setzt hat­te, ha­be ich ja neu­lich erst ein zwei­tes Kol­lek­tiv-Pro­jekt an­ge­kün­digt und da­für flei­ßig die Wer­be­trom­mel ge­rührt. In den letz­ten Wo­chen ha­be ich die in­halt­li­che Ar­beit am ei­ge­nen Blog hier et­was ver­nach­läs­sigt, um mich mit al­ler En­er­gie und Hin­ga­be (die bei den herr­schen­den Tem­pe­ra­tu­ren ich noch auf­zu­brin­gen in der La­ge bin) dem Fein­schliff an die­ser mei­ner neu­en Bau­stel­le zu wid­men. Nach­dem sich dank der Zu­ar­beit flei­ßi­ger Au­toren und Au­torin­nen auch schon ei­ni­ges an le­sens­wer­ten In­hal­ten an­ge­sam­melt hat, ist die »Für­ther Frei­heit« in ge­die­ge­ner, ma­ga­zin­ty­pi­scher Auf­ma­chung mitt­ler­wei­le durch­aus vor­zeig­bar:

Screenshot von www.fuerther-freiheit.info

Die Team­ar­beit ist hier­bei noch et­was dif­fi­zi­ler ge­wor­den: In der nicht mehr ganz so klei­nen Schar der frei­wil­li­gen Mit­ar­bei­ter sind doch ein paar da­bei, die sich lie­ber von mir in­di­vi­du­ell ein­wei­sen und coa­chen las­sen wür­den als mei­ne lau­fend ak­tua­li­sier­te An­lei­tung für Au­toren zu stu­die­ren und zu durch­den­ken. [1] Ei­ne der­art um­fas­sen­de Be­treu­ung aber ist in die­sem Maß­stab von mir al­lein nicht mehr zu lei­sten, da muß der (oder die) Ein­zel­ne schon das sei­ne (bzw. ih­ri­ge) da­zu bei­tra­gen, den vir­tu­el­len La­den in Schwung zu brin­gen und am Lau­fen zu hal­ten. Aber das wird schon noch!

Ich bin ge­spannt, wie sich die­ses am­bi­tio­nier­te Ex­pe­ri­ment ent­wickeln wird: Wird es auf Dau­er ge­nug Ak­ti­ve ge­ben, die mit hoch­ka­rä­ti­gen Bei­trä­gen ihr Pu­bli­kum zu ge­win­nen (und zu hal­ten) ver­mö­gen? Frei­lich: Wenn man es nicht ver­sucht, dann wird man es nicht her­aus­fin­den kön­nen. Doch selbst wenn das von Herz­blut ge­tra­ge­ne Pro­jekt letzt­lich an Aus­zeh­rung ster­ben soll­te: Ich wür­de schon jetzt we­der die tech­ni­schen noch die zwi­schen­mensch­li­chen Leh­ren dar­aus mis­sen wol­len...

 
[1] In­ter­es­san­ter­wei­se sind das eher die Aka­de­mi­ker als die ein­fa­cher Aus­ge­bil­de­ten.

Dienstag, 13. Juli 2010

Auf Nim­mer­wie­der­se­hen

Die un­glaub­wür­dig­ste al­ler Ab­schieds­flos­keln: »Wir blei­ben in Kon­takt!«

Montag, 5. Juli 2010

Klei­ner Freund

Der zone­batt­ler, aus­weis­lich sei­ner Vi­si­ten­kar­te Dienst­mann von Pro­fes­si­on (und aus Lei­den­schaft), kann seit ge­stern sei­ner­seits über ei­nen ser­vi­len Bur­schen ver­fü­gen, der sich eil­fer­tig be­müht, sei­nen neu­en Herrn zu­frie­den­zu­stel­len:

'Sarotti-Mohr' von Anton Atzenhofer

Mein neu­er Sa­rot­ti-Mohr schaut noch et­was trau­ma­ti­siert aus der bun­ten Wä­sche: Ver­mut­lich war sei­ne frü­he­re Herr­schaft nicht im­mer gnä­dig zu ihm und hat wohl auch man­che Lau­ne an dem wehr­lo­sen Die­ner aus­ge­las­sen. Sei es, daß der ser­vier­te Kaf­fee zu heiß (oder zu kalt) war, sei es, daß er zu spät (oder zu früh) kam, der (nich­ti­gen) Grün­de für ei­nen stra­fen­den Hieb mit dem Rohr­stock gab es of­fen­bar vie­le. Jetzt frei­lich kann der far­bi­ge Kna­be sei­nen Dienst oh­ne Angst ver­se­hen, denn un­ser­ei­ner zieht das Mo­ti­vie­ren durch Lob dem Drill per Straf­an­dro­hung vor. Auf lan­ge Sicht wird das sei­ne ge­pei­nig­te See­le hof­fent­lich zu hei­len ver­mö­gen...

 
Nach­trag: Bil­der des Il­lu­stra­tors An­ton At­zen­ho­fer sind di­rekt aus des Künst­lers Hand in der Ga­le­rie At­zen­ho­fer zu ha­ben, die von des Mei­sters Le­bens­ge­fähr­tin Ly­dia Schu­ster in der Weiß­ger­ber­gas­se am Max­platz zu Nürn­berg ge­führt wird. Ein Be­such lohnt im­mer, und sei es nur auf ei­ne Tas­se Kaf­fee (Do-So, 13–18 Uhr).

Mittwoch, 30. Juni 2010

Du bist Deutsch­land

Nürn­berg-Süd­stadt, mit­tags um halb eins: Der zone­batt­ler be­streift sei­nen Be­ritt und tappt die Quer­stra­ßen nach zu­fäl­li­gem aus­ge­klü­gel­tem Mu­ster auf und nie­der. Als er sich an­schickt, zwei läs­sig vor ihm her­schlen­dern­de, hör­bar mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund­be­haf­te­te Kna­ben zu über­ho­len, wird er un­ge­wollt Zeu­ge ih­res Ge­sprä­ches...

1. Kna­be
...und dann drückst Du auf den Knopf, und dann sind al­le Mon­ster auf ein­mal er­le­digt!

2. Kna­be
(schwer be­ein­druckt) Wow!

1. Kna­be
Und man kann so­gar wäh­rend des Spie­les Ex­tra-Waf­fen nach­kau­fen!

2. Kna­be
(rest­los über­wäl­tigt) !!!

zone­batt­ler
(lei­se vor sich hin mur­melnd) Und man kriegt von mir 10.000 Bo­nus-Punk­te da­zu für die ma­kel­lo­se Be­herr­schung von dem Ge­ni­tiv!

(al­le ab)

Freitag, 25. Juni 2010

Deut­sche Spra­che, schwe­re Spra­che?

Ge­stern Nach­mit­tag in der In­nen­stadt. Zwei mut­maß­li­che Färd­der mut­maß­lich tür­ki­scher Her­kunft in laut­hal­si­ger Dis­kus­si­on. Der ei­ne re­det ein­dring­lich und ge­sti­ku­lie­rend auf den an­de­ren ein:

Tür­kisch­sprech – Tür­kisch­sprech – Tür­kisch­sprech – Tür­kisch­sprech – All­ge­mei­ne Kon­fi­gu­ra­ti­on / Netz­werk-Kon­fi­gu­ra­ti­on! – Tür­kisch­sprech – Tür­kisch­sprech – Tür­kisch­sprech.

Na al­so, denkt sich un­ser­ei­ner, geht doch! Wer sich bei Han­dy oder Com­pu­ter durch by­zan­ti­ni­sche Kon­fi­gu­ra­ti­ons­me­nüs sei­nen Weg in Deutsch zu bah­nen ver­steht, dem kann doch wohl ein hin­rei­chen­des Maß an Sprach­ver­ständ­nis at­te­stiert wer­den. Daß die Her­ren un­ter­ein­an­der auf Mut­ter­sprach­lich kom­mu­ni­zie­ren, wer woll­te es ih­nen ver­den­ken? Wenn ich nach Ka­li­for­ni­en ver­zö­ge und mich in San Fran­cis­co mit ei­nem Lands­mann un­ter­hiel­te, wür­de ich das ja auch trotz leid­li­cher Be­herr­schung des Eng­li­schen auf Deutsch ma­chen. Mit In­te­gra­ti­ons­ver­wei­ge­rung (die es zwei­fel­los auch gibt) hat das ei­ne wie das an­de­re nichts zu tun!

Mittwoch, 23. Juni 2010

Kar­rie­re­sprung (2)

Kaum sind die Stadt(ver)führungen ab­sol­viert, da ste­hen auch schon die näch­sten Ein­sät­ze als Füh­rungs­kraft vor der Tür: Die Aus­stel­lung »Steam and Steel / Die letz­ten Dampf­lo­ko­mo­ti­ven der USA« mit un­glaub­lich auf­wen­dig in­sze­nier­ten Fo­tos des ame­ri­ka­ni­schen Fo­to­gra­fen O. Win­s­ton Link wird am kom­men­den Frei­tag in der kunst ga­le­rie fürth er­öff­net. An ins­ge­samt vier Sonn­ta­gen (Ter­mi­ne sie­he Fly­er) wird der zone­batt­ler durch die Aus­stel­lung füh­ren. Puf­fer­küs­ser sei­en aber vor­ge­warnt: Hier geht es we­ni­ger um tech­ni­sches Fach­sim­peln als um die Ana­ly­se gran­dio­ser Bild­äs­the­tik!

Dienstag, 22. Juni 2010

Hoch hin­aus

An­läß­lich des rein rech­ne­risch be­vor­ste­hen­den 100. Ge­burts­ta­ges von Kon­rad Zu­se wür­digt die F.A.Z. den deut­schen Er­fin­der und frü­hen Com­pu­ter­pio­nier in ei­nem aus­führ­li­chen Ar­ti­kel. Be­son­ders in­ter­es­sant er­scheint dem stets tüf­tel­freu­di­gen zone­batt­ler die Sa­che mit dem sich selbst er­rich­ten­den He­lix­turm: Ge­dacht als Ba­sis für rie­si­ge Wind­ro­to­ren, soll­te sich der Turm aus Norm­bau­tei­len vom Bo­den aus in die Hö­he »kur­beln« und bei Ge­fähr­dung durch star­ken Sturm auch wie­der ein­ho­len las­sen. Ein Le­ser weist in den Kom­men­ta­ren auf ei­ne hoch­in­ter­es­san­te Di­plom­ar­beit hin, in der die Re­stau­ra­to­rin ei­nes noch exi­stie­ren­den Mo­dells die­ses me­cha­ni­sche Mei­ster­werk mi­nu­ti­ös be­schreibt.

Freitag, 18. Juni 2010

Die Schatz­in­sel (7)

Das Meer! Der wei­te, wei­te Oze­an und sei­ne rau­schen­de Bran­dung, sein un­ab­läs­sig for­dern­des Lecken am Land, sei­ne am Ufer oft spie­le­ri­schen, mit­un­ter aber heil­los ver­hee­ren­den De­mon­stra­tio­nen ei­ner kollos­sa­len Macht fas­zi­nie­ren die Men­schen seit je­her. Ins­be­son­de­re na­tür­lich den ge­mei­nen Bin­nen­länd­ler, der je­ne ge­wal­ti­gen und schier end­los er­schei­nen­den Was­ser­mas­sen nicht tag­täg­lich vor Au­gen hat, son­dern dem die­se Be­geg­nung nur ur­laubs­hal­ber und in grö­ße­ren Zeit­ab­stän­den ver­gönnt ist.

Der zone­batt­ler ist in der ord­nungs­ge­mäß ab­ge­wickel­ten er­sten Hälf­te sei­nes auf 100 Jah­re an­ge­leg­ten ir­di­schen Da­sei­nes schon di­ver­se Ma­le an des sal­zi­gen Was­sers Kan­te ge­stan­den, an der Nord­see, an der Ost­see, im Mit­tel­meer, am At­lan­tik und tat­säch­lich auch am Pa­zi­fik. Schwar­ze Strän­de aus fein zer­krü­mel­ter La­va wa­ren ihm frei­lich bis da­to noch nicht un­ter­ge­kom­men:

Läuferin am abendlichen Strand von Puerto Naos

Wie neu­lich be­reits aus­ge­führt, ist die Kü­ste La Pal­mas über­wie­gend zer­klüf­tet und un­weg­sam, re­gel­rech­te Ba­de­strän­de gibt es nur we­ni­ge und die­se sind noch da­zu von über­schau­ba­rer Aus­deh­nung. Doch selbst dort geht es nicht eben über­lau­fen zu, was un­ser­ei­nem zu­ge­ge­ben sehr ge­le­gen kam, der ich zwar die Men­schen mag, die Leu­te aber mit­un­ter nicht aus­ste­hen kann... Über die Grün­de des Tou­ri­sten-Man­gels zu spe­ku­lie­ren ist hier nicht der rech­te Ort, je­den­falls herrscht im »Won­ne­mo­nat« Mai so­gar in un­mit­tel­ba­rer Nä­he grö­ße­rer Ho­tel­an­la­gen un­über­seh­ba­re Be­le­gungs­flau­te:

Badestrand bei El Socoro

Von der trüb-trau­ri­gen Tri­stesse der über­di­men­sio­nier­ten Bet­ten­bur­gen und der dar­in statt­fin­den­den Zwangs­be­spaßung trä­ger Tou­ri­sten will ich in ei­ner spä­te­ren Fol­ge noch be­rich­ten, hier wol­len wir es bei dem Hin­weis be­las­sen, daß das Meer dort am schön­sten ist, wo man es weit­ge­hend für sich al­lei­ne hat. Wie zum Bei­spiel rund um die so­ge­nann­te »Pi­ra­ten­bucht« un­ter­halb von El Pue­blo an der West­kü­ste:

bunte Schwarzbauten Einheimischer in einer natürlichen Höhle

Der kei­nes­wegs knie­scho­nen­de Ab­stieg dort­hin fand nicht nur in pral­lem Son­nen­lich­te statt, son­dern im spä­te­ren Ver­lauf auch ab­seits der of­fi­zi­el­len We­ge. Über Stun­den kam sich der zone­batt­ler wie­der wie im Film vor, ein ein­sa­mer Schiff­brü­chi­ger ab­seits al­ler be­wohn­ten Ge­fil­de. Das müh­sa­me Vor­an­kom­men, Schritt für Schritt und Me­ter für Me­ter ent­lang eben­so un­ge­si­cher­ter wie stei­ler Ab­bruch­kan­ten sorg­te für sel­ten zu­vor er­leb­ten Ad­re­na­lin­aus­stoß. Doch wie woll­te man je sei­ne ei­ge­nen Gren­zen aus­lo­ten, wenn man sich Ih­nen nicht hin und wie­der auf Sicht- (bzw. Tritt-)weite nä­her­te? Eben. Der spä­te­re, gleich­falls mehr­stün­di­ge Auf­stieg in der glei­ßen­den Son­ne schat­ten­lo­ser Glut re­du­zier­te den Be­richt­erstat­ter auf ein he­cheln­des, japp­sen­des, keu­chen­des und auch weit­ge­hend wür­de­lo­ses Et­was. Ei­ne läu­tern­de Er­fah­rung, ich woll­te sie nie­mals mehr mis­sen.

Nicht min­der be­we­gend war für den Au­tor ein kör­per­lich eher we­nig an­stren­gen­der Nach­mit­tag an den se­mi-na­tür­li­chen Plansch­becken un­weit von Ho­yo Gran­de, nörd­lich von San An­drés an der Ost­kü­ste La Pal­mas ge­le­gen: Ziem­lich ge­nau 19 Jah­re nach sei­nem letz­ten Tauch­gang zog er sich sei­ne (in all den Jah­ren nur leicht gelb­lich ver­färb­te) Pro­fi-Tau­cher­bril­le über, steck­te sich den Schnor­chel in den Schlund und sah fort­an fas­zi­niert dem flim­mern­den Trei­ben un­ter­halb der Was­ser­ober­flä­che zu...

ertauchte Schätze des Meeres: Seeigel-Skelette, Steckmuscheln und ein einsames Krabbenbein

Flos­sen und Blei wa­ren aus Platz- und Ge­wichts­grün­den da­heim ge­blie­ben; in­des es geht auch oh­ne, wenn­gleich man es dann nicht viel tie­fer als drei oder vier Me­ter schafft, be­vor ei­nen der im Salz­was­ser oh­ne­hin er­höh­te Auf­trieb wie­der an die Ober­flä­che zu­rück­drückt. Egal, viel tie­fer sind die in die La­va­kü­ste ge­bag­ger­ten Becken oh­ne­hin nicht. Den­noch wa­ren sie ein span­nen­des Re­vier, denn im­mer wie­der schwapp­te der an­bran­den­de Oze­an über die see­sei­ti­ge Kan­te und spül­te neu­es Ge­tier her­ein, klei­ne Fi­sche, grö­ße­re Fi­sche, gut ge­tarn­te eben­so wie in auf­fäl­li­gen Faben leuch­ten­de. Oh, wie schön ist es dort un­ten, wo al­le lun­gen­at­men­den Zwei­bei­ner die Klap­pe hal­ten und sich in De­mut üben müs­sen...

Nach ei­ner Stun­de ein­sa­men Ge­nus­ses er­hiel­ten der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te un­ver­hofft Ge­sell­schaft in Form ei­nes zwei­ten Pär­chens, wel­ches sich zu­nächst auf ita­lie­nisch un­ter­hielt. Man kam rasch ins Ge­spräch, man schal­te­te auf Deutsch um, denn wie­wohl der jun­ge Mann ita­lie­ni­scher Ab­stam­mung war und sei­ne Freun­din pol­ni­scher, so ka­men sie doch bei­de aus... nein, nicht aus Fürth, aber im­mer­hin aus Nürn­berg-Go­sten­hof! Der Zu­fall woll­te es fer­ner, daß wir ei­ne Wo­che spä­ter nicht nur al­le­samt im glei­chen Flie­ger gen Hei­mat sa­ßen, son­dern dann auch noch die glei­che U‑Bahn nah­men, Um­stei­gen am Plär­rer in­klu­si­ve! So klein ist die Welt. Den bei­den sei hier­mit noch­mals herz­lich zu­ge­wun­ken!

Nun, da­mit sind wir schon wie­der am En­de ei­ner Epi­so­de an­ge­kom­men und kön­nen mitt­ler­wei­le ab­se­hen, daß es ins­ge­samt wohl de­rer zehn ge­ben wird. Ein Dut­zend stim­mungs­vol­ler Schnapp­schüs­se ha­be ich noch vor­be­rei­tet auf Hal­de lie­gen, vier Stück da­von schau­en wir uns in der näch­sten Fol­ge an...

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