Montag, 22. Mai 2006
Anläßlich meines vorletzten Monatsrätsels hatte ich mich sehr darüber geärgert, daß der bisweilen recht befremdliche Kommentare absondernde Leser Cunctator mir den etwas dezenter agierenden Orwell scheinbar nachhaltig vergrault hatte. Mit einem virtuellen Kniefall suchte ich letzteren zurückzugewinnen. Inzwischen habe ich freilich anhand diverser Einlassungen beider (?) Herren in einem anderen Blog (vgl. hier, da, dort) feststellen müssen, daß sich hinter beiden Pseudonymen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die (mir namentlich bekannnte) gleiche Person verbirgt. Mit anderen Worten: Ich bin im eigenen Heim vorgeführt worden.
Über ein derartig dreistes und unwürdiges Verwirrspiel bin ich sehr verärgert und aufgebracht: Es sät zudem Mißtrauen und Zweifel, ob nicht hinter anderen Nicknames auch der nämliche Kerl stecken mag. Machen kann ich nicht viel dagegen außer mit einer eher symbolischen Geste reagieren: Die User Cunctator und Orwell haben hier ab sofort virtuelles Hausverbot!
Mittwoch, 17. Mai 2006
Irgendwo habe ich mal gelesen, daß etwa 80% (!) der Westdeutschen noch nie im östlichen Teil des Landes (von mir gerne als Neufünfland bezeichnet) gewesen sind, und umgekehrt soll es tatsächlich nicht viel anders sein. Mir persönlich ist das absolut unverständlich, zumal es aus meiner Sicht als gelernter Wessi »drüben« enorm viel zu entdecken gibt: schöne Landschaft, fantastische Kulturdenkmäler, bemerkenswerte Menschen...
Nun ist das dem Frankenland benachbarte Thüringen ja sicher nicht repräsentativ für das gesamte »Beitrittsgebiet«, man muß ferner zwischen Stadt und plattem Land differenzieren, auch gilt es (wie überall) mit Verallgemeinerungen vorsichtig zu sein. Gleichwohl glauben wir als recht erfahrenene Ostdeutschland-Reisende doch ein paar bemerkenswerte Trends und Eigenheiten erkennen zu können:
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Es wurde unglaublich viel (und oft mit Liebe zum Detail) saniert, von ganzen Häuserzeilen angefangen bis hin zu den Gassen und Bürgersteigen. Wer einen Film über die marode Endzeit der DDR drehen wollte, fände eine passende Kulisse eher im fränkischen Fürth als in Eisenach, Gotha, Erfurt oder Weimar.
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Der Anteil der bis dato unsanierten Gebäude ist in den letzten Jahren ganz erheblich geschrumpft. Gleichwohl ist der mitunter anzutreffende, grelle Kontrast zwischen baufällig und renoviert für unsere Augen immer wieder staunenswert...
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Trotz aller Qualitäten des urbanen Wohnens in wiederhergestellter Prachtkulisse scheint es auch den Ostdeutschen ins freistehende (doch meist ebenso gesichts- wie geschichtslose) Eigenheim am Stadtrand zu ziehen. Dies ist womöglich nur teilweise dem gesamtdeutschen Herdentrieb geschuldet, ein durch Luxus-Sanierungen von Investorenhand in die Höhe getriebenes allgemeines Mietniveau dürfte den Trend verstärkt haben.
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In der Tat sind allerorten erhebliche Wohnungsleerstände zu konstatieren, und das keineswegs in unattraktiven Ecken oder heruntergekommenen Altbauten: Ganz im Gegenteil findet man zahlreiche vorhanglose Wohnungen aller Größen in bester Citylage und in vortrefflich instandgesetzten Stadthäusern vor.
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Es ist auf den ersten Blick zu erkennen, daß Unmengen Geldes verbuddelt und verbaut worden sind, wodurch insbesondere die historischen Innenstädte ihr Gesicht wiedergewonnen haben. Leider ist auch augenfällig, daß nicht eben selten entweder nur »pinselsaniert«, das gute Material nicht fachmännisch verarbeitet oder der Untergrund schlicht nicht angemessen vorbereitet wurde. Die zwangsläufigen Folgen sind bröckelnder Putz und fortgeschrittene Erosion, die nach wenigen Jahren so extrem nicht sein müßten...
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Die hohe Arbeitslosigkeit und die Abwanderung der jüngeren Menschen in Richtung Arbeitsplatz im Westen ist ‑zumindest in den Städten- nicht auf den ersten Blick offenkundig. Wo allerdings einfachere Arbeiten in Teamarbeit geleistet werden (z.B. bei Grünanlagen-Bepflanzungen u.ä.), fällt auf, daß von n damit betrauten Personen meist n‑n+1 arbeiten und n‑1 dabei zuschauen... Was freilich durchaus kein spezifisch ostdeutsches Phänomen ist!
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Die Landeshauptstadt Erfurt hat geradezu Metropolencharakter, doch selbst eine mittlere Kommune wie die ehemalige Residenzstadt Gotha verfügt über über einen staunenswerten Mix von hochklassigen Einzelhandels-Geschäften verschiedenster Branchen. Keine Spur von 1‑Euro- oder Billigramsch-Läden, wie sie in Großstädten wie Halle (Saale) oder Fürth (Bay) zum mittlerweile gewohnten Straßenbild gehören.
Der Osten Deutschlands ist (mehr als) eine Reise wert, es gibt viel Vertrautes und viel exotisch Anmutendes in enger Nachbarschaft. Wer sich auf Land und Leute einläßt und gerne den Spuren versunkener Zeiten nachspürt, wird durch intensive Erlebnisse und nachhaltige Eindrücke reich belohnt, ohne um die halbe Welt jetten zu müssen...
Dienstag, 16. Mai 2006
Eigentlich bin ich ja immer noch am Formulieren von Reise-Impressionen aus dem soeben absolvierten Camping-Trip nach Neufünfland (in Sonderheit Thüringen), da muß ich aus aktuellem Anlaß eine brandheiße Episode einschieben, die meine Liebe zur Fürther Südstadt heute um eine weitere Facette bereichert hat...
Um 18:00 Uhr also flitze ich um die Ecke in die Amalienstraße, um meinen Freund Udo Meyer zum ausgemachten Pizza-Essen abzuholen. Ich klingele, und Udo meldet über die Sprechanlage, daß er noch ein paar Minuten brauche. Kein Thema, ich beziehe am Bürgersteig Posten und vertreibe mir die Wartezeit damit, in meinem Palm-Organizer das Feuilleton der FAZ zu lesen.
An sich war ich der Meinung, in dieser Situation nicht wesentlich dümmer als sonst auszuschauen, aber offenbar strahlte ich doch etwas Besonderes aus. Jedenfalls höre ich einen Wagen vorfahren und am Bürgersteig halten. Mehr reflexhaft schaue ich auf, sehe den Fahrer mir zuwinken. Ich grüße automatisch zurück und überlege, ob ich den Menschen tatsächlich kenne. Aber da ist er auch schon heran, schüttelt mir die Hand zum Gruß und fragt mich, ob ich denn Deutscher sei. Ich bejahe leicht irritiert, und der hagere Herr, braungebrannt und nicht ungepflegt, erzählt mir in verschwörerischem Tonfall von allerlei Arbeitsgelegenheiten für die Firma X, blabla, und daß man da ordentlich und gut »Saufen und Ficken gehen« könne. Seine weiteren Ausführungen klangen etwas diffus, gingen ob des jovial-konspirativen Gehabes leider auch teilweise im Straßenlärm unter...
Als der Gentleman zum zweiten Mal den Appetizer vom »Saufen und Ficken gehen« anbrachte, machte ich einen entscheidenden Fehler, indem ich erwiderte, an derlei Offerten bzw. Eskapaden kein Interesse zu hegen. »Sie haben kein Interesse« repetierte der freundliche Zeitgenosse, ließ unverzüglich (und ohne Händedruck) von mir ab, schwang sich hinter das Steuer seines Kraftwagens und tuckerte von dannen.
So was Dummes aber auch: Bislang ungeahnte Dimensionen des Lebens bleiben mir nunmehr weiterhin verborgen und verschlossen, nur weil ich zu früh den Befremdeten herausgekehrt habe. Ob ich mich morgen nochmals (und mental besser vorbereitet) an den Rand der Amalienstraße stellen sollte?
Montag, 15. Mai 2006
...sollen ja Goethes letzte Worte gewesen sein. Die Belichtungsautomatik meiner Kamera tat dem Freiherrn posthum den Gefallen und ließ überreichlich Licht herein:
Für den gleichfalls bronzenen Herrn Schiller rechts daneben galt: Mitgefangen, mitgehangen! Wobei: Die Aura haben sich wohl beide verdient...
Gesehen letzte Woche in Weimar (wo sonst).
Sonntag, 14. Mai 2006
Unsere erste unverhoffte Begegnung in Thüringen fand zwischen Hildburghausen und Meiningen statt: Eine Schäferin (!) aus dem fränkischen Neustadt/Aisch (!!) hütete dortselbst neben einer gleichfalls importierten Herde Blökvieh auch ihren Subaru Libero (!!!), was dem verblüfften zonebattler einen Anlaß zur Vollbremsung und einen willkommenen Gesprächs-Anknüpfungspunkt bot.
Ein Konterfei der ebenso netten wie naturverbundenen Abteilungs-Leiterin mag ich mangels eingeholter Erlaubnis nicht veröffentlichen, aber bei ihrer Assistentin gehe ich davon aus, daß sie mir das Publizieren eines Portraits nicht verübeln wird:
Beide zusammen hatten die Schar ihrer Schutzbefohlenen bestens unter Kontrolle...
Während ich diesen Beitrag editiere, fällt mir eine Gemeinsamkeit von den Vierbeinern und mir auf: Die Schur ist fällig, wenn nicht überfällig. Der Ertrag von des zonebattler’s Haupt wird freilich nimmermehr für ein wärmendes Wämschen reichen!
Montag, 8. Mai 2006
Auf meinen zahlreichen Dienstreisen hatte ich reichlich Gelegenheit zu empirischen Sozialstudien, meist schon am morgendlichen Frühstücksbuffet des jeweiligen Beherbergungs-Betriebes. Eine dortselbst gewonnene Erkenntnis ist z.B. die, daß die Menschheit in zwei Gruppen zerfällt: Die eine verzehrt ihre Frühstücksbrötchen weitgehend vollständig (abgesehen von den beim Aufschneiden in alle Richtungen davonspritzenden Krümeln der knackig (auf-)gebackenen Kruste), die andere zupft den hilflosen Semmeln zunächst das Gewölle, also den losen, sich womöglich etwas zusammenballenden Teil des Innen-Teiges heraus, um ihn angewidert liegenzulassen bzw. sogleich in das Tisch-Mülleimerchen (so vorhanden) zu werfen.
Der zonebattler verhehlt nicht, daß seine Sympathie den Mitgliedern der erstgenannten Gruppe gehört, wohingegen ihm die Kostverächter und Lebensmittel-Verschwender suspekt sind: Da die Erfahrung zeigt, daß sich schon vorher als unangenehm empfundene Zeitgenossen bei einer gemeinsamen Mahlzeit meist als Semmelschänder entpuppen, muß es im Umkehrschluß als weise gelten, den näheren Kontakt zu rechtzeitig entlarvten Frühstücksbanausen nach Möglichkeit zu meiden...
In diesem Sinne: Wohl bekomm’s!
P.S.: Anwesende LeserInnen sind von dieser küchenpsychologischen Klassifizierung selbstverständlich ausgenommen! ;-)
Montag, 1. Mai 2006
...habe ich vorhin beim Bäcker erlebt: Der Herr bestand auf Aushändigung von vier Brötchen zum regulären Preis, obwohl ihn die Verkäuferin ebenso freundlich wie unmißverständlich darauf hinwies, daß fünf Exemplare zum Sonderangebotspreis billiger wären... Ist das nun Standfestigkeit oder Mangel an Flexibilität?
Freitag, 21. April 2006
Heute tappte der zonebattler wieder mal zu Fuß nach Hause, zumindest von Nürnberg-Gostenhof aus. Dabei ist ihm so manche Endstation begegnet...
Ein besonders bizarres Beispiel war die kurze Begegnung mit zwei kleinen Mädchen von offenbar asiatischer Abstammung (zierlich, mandeläugig, schwarzhaarig). Sagt das eine zum anderen:
Wir haben Heidi Klum gespielt |
Das gab dem passierenden Chronisten denn doch zu denken: Wie spielt man jemand anderen? Was zeichnet den offenbar als Vorbild angesehenen fremden Menschen mutmaßlich aus? Und warum will ein kleines Mädchen von großer Anmut und Schönheit so gänzlich anders (und nicht unbedingt besser) sein und ausschauen?
Mittwoch, 19. April 2006
Kurios und grandios: Julian Beevers perspektivisch verzerrte Pflastermalereien !
P.S.: Des Meisters eigene Homepage gehört hingegen etwas entzerrt... ;-)
Mittwoch, 12. April 2006
Heute wurde mir die große Ehre zuteil, von der berühmten Frau Klugscheisser in den Rang eines Korinthenkackers erhoben worden zu sein. Darauf bin ich stolz. Die näheren Umstände dieser Beförderung können beim Don Alphonso nachgelesen werden...
Freitag, 7. April 2006
Aus gegebenem Anlaß unterbrechen wir unser Programm mit einem dringenden Personen-Ruf in eigener Sache. Der gesuchte Herr O. wird die nachfolgende (leicht modifizierte) Passage aus Wagners Tannhäuser sicherlich zu interpretieren wissen:
Wolfram
... O kehr zurück, du kühner Sänger,
dem unsren sei dein Lied nicht fern. -
Den Festen fehlest Du nicht länger,
aufs neue leuchte uns Dein Stern!
Die Sänger
Sei unser, Orwell! Kehr uns wieder!
Zwietracht und Streit sei abgetan!
Vereint ertönen unsre Lieder,
und Brüder nenne uns fortan!
...
Der ganze Jagdtroß hat sich im Tale versammelt. Der Landgraf stößt in sein Horn: laute Hornrufe der Jäger antworten ihm. Der Landgraf und die Sänger besteigen Pferde, welche man ihnen von der Wartburg her entgegengeführt hat.
Der Vorhang fällt.
Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...