Donnerstag, 22. September 2005
...Scheiden tut weh. Mir jedenfalls ist es jedes Jahr auf’s Neue ein Greuel (von mir aus auch Gräuel), wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden und beide miteinander kälter. Aber es ist halt jetzt wieder soweit und wenigstens ist es tagsüber draußen noch freundlich und sonnig.
Des Nachts freilich fallen die Temperaturen schon wieder auf erschreckend niedrige Werte, und so schien es uns geboten, die sommers in den Hinterhof ausgelagerten Großpflanzen der Spezies Ficus benjamin wieder ins Haus zu schaffen. Nun ist unsere Wohnung eher eine Burg denn ein Schloß und also ohne Orangerie, der verfügbare Platz in Treppenhaus und Wohnräumen zudem begrenzt und nicht beliebig vermehrbar.
Es war im Grunde schon vorher klar, daß unser im Wortsinne größtes Sorgenkind den Weg zurück ins Esszimmer nicht mehr schaffen würde und daher im Herbst anderweitig untergebracht werden muß. Nur wo? Die vor etwa 13 Jahren gekaufte Birkenfeige einfach herzuschenken wäre uns treulos erschienen, und so schlug meine bessere Hälfte vor, das meterhohe Gewächs zu sich ins Büro bzw. in den Gang davor zu stellen. Also gut, Erleichterung allenthalben. Wie aber den sperrigen Strunk dorthin verschaffen?
Zum Glück verfügt unser an anderer Stelle ausführlich beschriebener Einsatzwagen über ein weit auffahrbares Glasdach, so daß der Baum mit seinem schweren Topf für uns grundsätzlich transportierbar war. Freilich mußte ich ihn dazu erst temporär »verschlanken«, was unter Zuhilfenahme einer Rolle Frischhaltefolie recht gut gelang. Zu zweit klappte dann auch das »Einfädeln« in den Minibus.
Die anschließende Sonderfahrt durch die Südstadt geriet zum rechten Spektakel für alle zufällig den Weg säumenden Augenzeugen, die uns mit großem Hallo und Gekicher begrüßten. So einen merkwürdigen Umzug sieht man schließlich nicht alle Tage!
In meinem Hang zum Theatralischen erinnerte mich die Prozession sogleich an den Shakespeareschen Macbeth, dem ja durch eine »Erscheinung« geweissagt wird:
Macbeth soll niemals bezwungen werden, bis der große Birnam-Wald auf Dunsinans Hügel gegen ihn angezogen kommen wird |
Der Schurke fühlt sich bekanntermaßen durch diese Prophezeiung zu noch grausamerem Tun ermutigt, wann hätte man je einen Wald in Bewegung gesehen? Doch kurz vor dem finalen Showdown verfügt der gute Malcolm am Birnam-Wald:
Laßt jeden Soldaten sich einen Ast abhauen, und ihn vor sich her tragen; wir werden dadurch die Anzahl unsers Heers beschatten, und die Kundschafter in Verwirrung setzen |
Und so erfüllt sich die Vorhersehung letztlich doch: der wandelnde Wald ist das gut getarnte Fußvolk von Malcolms Heer, dessen Freund Macduff schließlich dem Bösewicht und Königsmörder Macbeth einen Kopf kürzer macht. So martialisch endete die Fahrt mit dem bewaldeten Wagen durch Fürth allerdings (und gottseidank) nicht... Aber man könnte im kommenden Winter abends mal wieder den ganzen Macbeth lesen und nicht nur die Zusammenfassung !
Mittwoch, 21. September 2005
Zugegeben, die Eisenbahn war erst vorgestern mein Tages-Thema. Egal, aus aktuellem Anlaß eröffne ich die Rubrik Schrebergarten mit einem Hinweis auf ein gerade dort parkendes Schienenfahrzeug ganz besonderen Kalibers: Das tatsächlich einzige jemals gebaute Exemplar der Baureihe V 320 hat dieser Tage ein Gastspiel in Fürth und Umgebung!
Die heute der Gleisbaufirma Wiebe gehörende Diesellok kommt auf sechs Achsen daher und ist ein Koloss von eindrucksvoller Größe, der auch wegen seines leuchtend gelben Farbkleides schwerlich zu übersehen ist! Momentan zieht das imposante Ungetüm schwere Bauzüge von Fürth aus in Richtung Neustadt (Aisch), wo zwischen Hagenbüchach und Emskirchen die verschlissenen Gleise der Strecke Fürth-Würzburg ausgewechselt werden.
Während längerer Arbeitspausen ist der umfangreiche Wiebe-Fuhrpark am ehemaligen Fürther Güterbahnhof abgestellt, die dicke V 320 kommt dann zum Tanken und Sandfassen an unseren Schrebergarten an der Karolinenstraße. Trainspotter legen sich also am besten am südstädtischen Zugang zur Luisen-Unterführung auf die Lauer, gegenüber vom ALDI-Markt an der Karo.
Ausführliche Informationen zu und viele Bilder von dieser Maschine finden Fans unter www.3hundert20.de. Warum es von mir hingegen nicht ständig neue Bahnbilder zu sehen geben wird, ist in einem eigenen Essay in meinem Bildarchiv nachzulesen...
Dienstag, 20. September 2005
Seinen Lebensunterhalt verdient der zonebattler überwiegend in der Ostvorstadt, Auswärtigen zumeist unter dem Namen Nürnberg bekannt. Dort ist in seinem Büro letzthin eine dieser vollautomatischen Kaffee-Maschinen aufgestellt worden, die seit einiger Zeit die Regale der Elektromärkte in Legionsstärke bevölkern. Nicht etwa, daß der Schreiber dieser Zeilen selber Kaffeetrinker wäre, keineswegs. Das teuere Gerät sollte nur etwas weiter weg von Schuß und nicht in der allgemein zugänglichen Teeküche stehen, um nicht von aller Welt und vor allem nicht »für lau« in Anspruch genommen zu werden.
Aber das mit der unterlassenen Bezahlung der gezapften Tassen ist nicht das eigentliche Problem, soviele ruchlose Zechpreller gäbe es vielleicht gar nicht. Viel interessanter ist das Sozialverhalten der dem Heißgetränk zusprechenden Kollegen und der auf Durchreise befindlichen Gäste. Manche von denen kommen erstmal unauffällig durch die eine Tür hereingeschlichen und gucken auf das Display des freundlichen kleinen Automaten:
Sofern die beruhigende Auskunft lautet: »BEREIT«, dann wird fröhlich die Tasse reingestellt und die Mahlerei (»krrkrrrkrr«) und Brüherei (»wuwuwuwuzischhhhhhh«) geht los. Wehe aber, wenn die Anzeige unerklärliche bis unerfreuliche Botschaften absondert, wie z.B. »TRESTER AUSLEEREN« oder »FILTER WECHSELN«, von »WASSER NACHFUELLEN« nicht zu reden: Dann entschwinden die nämlichen Kollegen leisen Fußes wieder aus der zweiten Bürotür in den Flur, so unauffällig, als wären sie nie dagewesen. Freilich nicht für lange: Eine Viertelstunde später trägt sie ihre Umlaufbahn wieder vorbei, wohl in der Hoffnung, ein(e) andere(r) möge sich inzwischen des Elends erbarmt und sich der Nöte des hilferufenden Maschinchens angenommen haben. Je nach momentanem Stand der Dinge wiederholt sich der geschilderte Zyklus dann auf’s Neue.
Was wir daraus lernen? Eigeninititative und selbstlosen Elan zu zeigen wird allenthalben gerne von jedermann und jederfrau für sich beansprucht und von sich behauptet, aber die persönliche Glaubwürdigkeit des/der derart Trommelnden zeigt sich sofort an seinem/ihrem Umgang mit gemeinsam genutzten Haushaltsgeräten!
Montag, 19. September 2005
Wie heutzutage vielleicht nicht mehr jedes Kind, aber doch jeder halbwegs belesene Mensch immer noch weiß, fuhr die erste Eisenbahn in Deutschland im Jahre 1835 ab, und zwar von Nürnberg nach Fürth und andersherum. Erstes Ladegut der Bayerischen Ludwigsbahn waren weiland dem Vernehmen nach zwei Fässer Bier, doch der frühe fränkische Alkoholtransfer soll hier nicht unser Thema sein.
Die Eisenbahn symbolisierte damals den Fortschritt, und entlang der Trasse entstanden bald prächtigste Straßenfronten (in Fürth insbesondere die Königswarter Straße / Hornschuchpromenade). Im Gegensatz zu heute war das Wohnen längs der Strecke seinerzeit durchaus kein Ärgernis, sondern vielmehr Privileg der reichen Bürgerschaft.
In Fürth endete das Gleis am Ludwigsbahnhof unweit des Hotel National, also just dort, wo heute die Fürther Freiheit liegt. Sowohl das 1938 abgerissene Bahnhofsgebäude als auch das heute noch existierende (wenngleich stark veränderte) Hotel gaben um das Jahr 1900 ein beliebtes Postkartenmotiv ab:
Heutzutage erinnert so gut wie nichts mehr an die historisch bedeutsame Eisenbahn, außer einem nach Nürnberg an die Bärenschanze versetzten Denkmal aus späterer Zeit ist kaum noch etwas davon im Stadtbild präsent. Reste ehemaliger Betriebsanlagen sowieso nicht. Gleichwohl: Wer Augen hat zu sehen, der findet noch heute manches Überbleibsel aus der Pionierzeit des Dampfrosses!
Zum Beispiel diese Schwellensteine hier, die unweit der Kreuzung Karolinenstraße / Jakobinenstraße den (neuzeitlichen) Bahndamm befestigen. Bei der Bahn wurde schon immer wiederverwendet, was an Baustoffen noch irgendwie zu gebrauchen war, und der rückgebaute Schienen-Unterbau war ja gut anderweitig zu verwenden. Am Stein unten rechts im Bild sind die Rille für die Schiene und die Löcher für die Befestigungsteile deutlich zu erkennen!
Derartige stumme Zeugen der Technik-Geschichte gibt es nicht nur in Fürth: Auch in Nürnberg (am Bahnbetriebswerk Neusündersbühl und in der Sandstraße direkt am Opernhaus) haben Schwellensteine der Ludwigseisenbahn solcherart ihre mutmaßlich »letzte Ruhestätte« gefunden. Was übrigens ebenso für den damals aus England mitsamt den Fahrzeugen gleich mitimportierten Lokführer William Wilson gilt, der auf dem Johannis-Friedhof begraben liegt.
Sonntag, 18. September 2005
Heute ist Bundestagswahl. Wahrscheinlich bin ich wieder mal einer der ersten Stimmenabgeber, denn meine Devise lautet seit ehedem:
The early bird catches the worm |
Als chronischer Frühaufsteher nehme ich das wörtlich und verfasse sogar meine verbalen Ergüsse zu Zeiten, zu denen sich die meisten anderen noch dreimal im Bett umdrehen. Die am Fuße der Beiträge angegebenen Uhrzeiten stimmen also, da tickt kein Recher falsch! Auch andernorts weiß man um die Vorzüge der frühen Tagesstunden. Kein Geringerer als das amerikanische Multi-Genie Benjamin Franklin formulierte schon im 18. Jahrhundert:
Early to bed and early to rise makes a man healthy, wealthy, and wise |
Ich muß das nun insofern relativieren, als mich mit meinen 45 Lenzen schon manches lästiges Zipperlein plagt, signifikante Reichtümer sich bislang nicht angesammelt haben und die eigene Weisheit nicht nur von mir, sondern auch von anderen zuweilen in Zweifel gezogen wird. Meine Mutter beispielsweise gibt immer wieder gerne zu Protokoll, daß sie mich für einen »alten Kindskopf« hält....
Sei’s drum, ich preise gleichwohl die Klarheit und Frische des anbrechenden Tages! Leider macht mich das im Sozialleben weitgehend inkompatibel zu Künstlern und anderen Kreativen, über die ich auf dieser Plattform hier noch zu berichten gedenke: Die sind nämlich zumeist Nachteulen und kommen erst dann auf Touren, wenn unsereiner längst auf seinem Sofa eingenickt ist. Tja, es gibt halt viele Parallel-Welten, und nicht in allen kann man gleichermaßen zu Hause sein. Ist nicht zu ändern.
Doch ob Frühaufsteher oder Morgenmuffel, zum Wahllokal sollte sich heute jede und jeder begeben, ums uns eine neue, handlungsfähige (und hoffentlich auch handelnde) Regierung zu bescheren. Wer nach all’ dem Wahlkampfgetöse noch immer nicht weiß, wen er/sie wählen soll, möge ein weiteres Bonmot des eingangs zitierten Herrn Franklin überdenken:
Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um etwas Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit |
Für welchen Direktkandidaten und welche Partei sich die Fürther Bürgerinnen und Bürger entschieden haben, kann man sich ab ca. 18:30 Uhr anschauen:
Aktuelle Ergebnisse: Erststimme
Aktuelle Ergebnisse: Zweitstimme
Wahl-Vergleich: 1996 – 2005
Dann also ran an die Urnen und einen schönen Tag noch!
Samstag, 17. September 2005
Sehr verlockend finde ich die Option, das eigene Weblog von unterwegs aus zu füttern. Dieser Beitrag hier soll das demonstrieren. Er kommt tatsächlich von der grünen Wiese, fernab jeder Steckdose und stationären Infrastruktur: Von meinem alten Palm-Organizer aus geht der unterwegs verfaßte Text als normale E‑Mail ab, zunächst per Infrarot zum (noch betagteren) Handy Siemens S35i und von da aus in den Äther zu meinem Mobilfunkprovider e‑plus. Sekundenbruchteile später müßte dies hier für jedermann (und jederfrau) zu lesen sein... Hat’s geklappt?!
Auf dem Bild sollten mein Organizer nebst Stift und Handy, die demohalber halb entfaltete Tastatur sowie eine Euro-Münze und Büroklammern zum Größenvergleich zu sehen sein. Sofern der Versuch erfolgreich verläuft, werde ich diesen faszinierenden Kommunikationsweg namens »Moblogging« (kurz für Mobiles Weblogging) zukünftig u.a. dazu nutzen, mich um das lästige Schreiben von »Neiderweckungs-Ansichtskarten« aus dem Urlaub zu drücken: Familie und Freunde werden fürderhin gebeten, sich doch bitteschön in zonebattler’s homezone über dessen Abenteuer und Entspannungszustand außerhalb der eigenen Heimat selbst zu informieren! ;-)
So, genug getippt. Jetzt gehen wir hier draußen noch ein wenig Pilze suchen: wir lieben nämlich Krause Glucken und panierte Parasole!
Freitag, 16. September 2005
Seit gestern (und noch bis morgen) feiert das City-Center Fürth eine »Drei Tage Big-Birthday-Party« mit allerlei möglicherweise das allgemeine Konsumklima anheizenden Programmpunkten. Der zonebattler freilich fühlt sich zu alt für’s Kinderschminken und jongliert auch lieber mit Worten denn mit Plastikkeulen, will aber niemanden vom Feiern und Geldausgeben abhalten...
Besonders bemerkenswert erscheint die Ähnlichkeit der Blume auf der City-Center-Werbung mit dem plüschigen »Wappentier« der Landesgartenschau 2004. Der Schreiber dieser Zeilen bekam das abgelichtete Exemplar anläßlich eines beruflich bedingten Aufenthalts im schönen Burghausen geschenkt und fragt sich nun, ob die zurückliegende Blumenshow in der herrlichen Stadt an der Salzach dem Grafiker des City-Centers als Inspirationsquelle diente?
City-Center hin, blumige Worte her: Heute ist Grafflmarkt in der Fürther Altstadt! Für einen Flohmarktfreak wie mich ist dieses Event allemal das interessantere... Nur zweimal im Jahr findet das großflächige Handeln und Schachern um alten und neuen Plunder statt, und wiewohl das Treiben jeweils bis zum Samstag geht, so ist doch der Freitag Abend allemal der beste Zeitpunkt zum Googern. Ein El Dorado für alle Schnäppchenjäger! In diesem Sinne: Waidmanns Heil!
Donnerstag, 15. September 2005
In der Online-Ausgabe der Nürnberger Nachrichten bin ich auf die Nürnberger Pocket Opera Company aufmerksam geworden, die mir (wie ich zu meiner Schande gestehen muß) bisher verborgen geblieben ist. Die angekündigte Wiederaufnahme von »One Charming Night« macht mich sehr neugierig, zumal ich die zugrundeliegende Purcell-Oper »The Fairy Queen« im Plattenschrank stehen habe. Zudem läßt der ungewöhnliche Aufführungsort (die als Industrieruine brachliegende Fürther Müllschwelanlage, die gerade mal ein paar Wochen aktiv vor sich hin schwelte) auf bemerkenswerte Atmosphäre hoffen!
Auf der eingangs verlinkten Website der Pocket Opera Company kann man sich übrigens einige Bilder der letztjährigen Aufführungen ansehen, welche die Hoffnung auf ein außerordentliches Event zusätzlich nähren. Termine: jeweils Freitag und Samstag dieser und nächster Woche. Der Ticketpreis liegt mit EUR 18,- (ermäßigt EUR 15,-) im anständigen Rahmen, da kann man sicher nichts falsch machen. Außerdem muß man so eine rührige Truppe nach Kräften unterstützen. In diesem Sinne: Kommet zuhauf!
P.S.: Fortsetzung folgt, und zwar im eigenen Kommentar zu diesem Beitrag...
Mittwoch, 14. September 2005
Die Fürther Südstadt ist reich an Wundern und Mirakeln, und ein Rätsel ganz besonderer Art gibt mir ein Laden in ein paar Fußminuten Entfernung auf: In ansprechender Präsentation werden dort in einer alten Halle Gebrauchtwagen der besonderen Art (vorwiegend Luxuskarossen, Sportwagen und gelegentlich Oldtimer) feilgeboten, wobei das Angebot Abrundung erfährt durch allerlei Kunstwerke, Tinnef und hin und wieder auch ein schönes Gründerzeit-Möbel. Das skurrilste Exponat ist zweifellos der an der Decke aufgehängte Nachbau eines deutschen Weltkrieg-Eins-Doppeldeckers in Originalgröße, der allerdings im Detail arge Schnitzer aufweist (z.B. den unterdimensionierten Sternmotor, den Fantasie-Tarnanstrich sowie an Ösen (!) aufgehängte Raketen-Attrappen (!) an den Flügelunterseiten). Egal, das bizarre Sammelsurium ist originell und der Showroom gepflegt. Was mich aber bei jedem Vorbeigehen erneut beschäftigt, ist der Name jenes ungewöhnlichen Geschäftes:
»Cars, Art’s and more«, was mag das wohl heißen? Man könnte zunächst meinen, der Namensgeber wüßte (wie so viele heutzutage) nicht zwischen Plural und Genitiv zu unterscheiden und hat daher fälschlicherweise den Deppenapostroph zur Mehrzahlbildung bei »Art’s« verwendet. Glaub’ ich aber nicht, denn wenn es sich wirklich um einen Tumbling handelte, hätte er konsequenterweise sicher gleich »Car’s, Art’s and more« geschrieben! Nein, nein, mit dem Apostroph kennt er sich offenbar aus. Zumal »Autos, Künste und mehr« ja auch keinen Sinn ergäbe. Kunstwerke dagegen wären ja obendrein mit »works of art«, also ohnehin ganz anders zu titulieren. Doch vielleicht heißt der Inhaber der Unternehmung ja Artur (Koseform Art), und der Ladenname soll übersetzt »Kraftwagen und des Arturs Sachen und (noch) weiteres« bzw. umgangssprachlich »Autos und dem Art sein Zeugs und mehr« bedeuten? Das wäre doch ebenso nett wie grammatikalisch (halbwegs) korrekt!
In diesem sprachlichen Dilemma kämen mir aufhellende Kommentare sprachkundiger LeserInnen sehr gelegen, denn ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Wer also kann mit einer plausibleren Interpretation dienen?
Dienstag, 13. September 2005
Nach sieben Tagen Erfahrung mit dem eigenen Online-Tagebuch lautet mein erstes Fazit: Geil! Pardon, meinem Alter angemessener müßte ich mich etwas zurücknehmen und sagen: Super! Oder noch besser (man ist als Franke ja immer eher etwas vorbeugend pessimistisch): Paßt scho.
Im Ernst: Es macht wirklich großen Spaß, und ich habe noch massig Themen in der Pipeline! Der Kopf ist voll mit Hirnschwurbel, Ideen und Stories. Andere machen Psycho-Therapien, springen am Gummiseil in die Tiefe oder klöppeln filigrane Spitzendeckchen: Ich dagegen muß schreiben, schreiben, schreiben, um mich auf sozialverträgliche Weise abzureagieren und den Druck aus der Birne zu kriegen. Ich will mich aber auf einen Beitrag pro Tag beschränken, denn so kann ich schlauerweise an unkreativen Tagen aus der virtuellen Schublade ziehen, was ich in inspirierten Zeiten fleißig auf Halde vorgeschrieben habe...
Noch ein paar Worte zum Medium selbst: Die Technik im Hintergrund des Weblogs hatte ich nach einigen Stunden des Experimentierens so weit im Griff, daß ich Layout und Systemverhalten vollständig so hinbiegen konnte, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Anbieter twoday.net punktet bei mir vor allem durch das Fehlen jeglicher Zwangs-Reklame. Die internen Konfigurationsmöglichkeiten sind umfassend, wenngleich die Administrator-Menüs hinter den Kulissen nicht durchwegs so übersichtlich und konsistent sind, wie ich mir das wünschen würde: Bei einigen Einstellungen, die ich vorher schon mal gesehen hatte, habe ich mir die Finger krumm geklickt, bis ich sie ein zweites Mal aufgestöbert hatte. Aber halb so wild, irgendwann findet man sich zurecht und wenn man alles dann so zusammengezimmert hat wie man will, treibt man sich ja auch nimmer so oft im »Maschinenraum« herum...
HTML-Spezialisten mit gediegenem Webdesign-Vorwissen vermögen ihre visuellen Vorstellungen selbst im Detail gut umzusetzen, Anfänger können mit den vorgefertigten Layouts gut leben und lassen halt viele Feinheiten erstmal so, wie sie von Hause aus vordefiniert sind. Für Einsteiger freilich kann der geringe Speicherplatz von 3 MB beim kostenlosen Weblog zum problematischen Engpaß werden, denn der ist mit Bildern und Dateien rasch verbraucht. Wer allerdings wie ich über eigenen Webspace verfügt, legt Bilder und andere Ressourcen unter seiner persönlichen Domain ab und verweist dann in seinen Blog-Beiträgen nurmehr auf die externen Ressourcen. So mache ich das mit den hier vorkommenden Bildern: Damit reichen die verfügbaren 3 MB meines Blogs bis in alle Ewigkeit, denn die Beiträge und Kommentare selbst unterliegen nicht dieser Quoten-Limitierung.
Tja, damit hatte ich also recht schnell den funktionalen Rahmen abgesteckt. Dann will ich mal sehen, daß ich meine geneigter Leserschaft übers Jahr inhaltlich gut informieren und unterhalten kann. Ich freue mich sehr über Kommentare, erhalten und befördern diese doch die Motivation und den langfristigen Spaß an der Sache!
Montag, 12. September 2005
Bunt ist das Leben in der Fürther Südstadt, und schon der Blick über die Straße offenbart die Vielfalt der Lebensentwürfe! Im Haus gegenüber wohnt zum Exempel eine junge Frau zusammen mit (mindestens) drei vierbeinigen Lebensgefährten der Größe XXL, weswegen wir sie intern Doglady getauft haben. Sobald sich unsereins an Fenster oder Balkon blicken läßt, nölen die Tölen unverzüglich los und verteidigen ‑am offenen Fenster stehend- laut kläffend ihr Revier gegen mich, den mutmaßlichen Angreifer. Dabei will ich im Regelfalle nur das Rollo runterlassen oder draußen die Blumenkästen wässern, keineswegs aber mich in Tarzanart nach drüben schwingen. Zu derlei Einsichten (wo sollte denn bitteschön im steinernen Dschungel der Südstadt eine tragfähige Liane wachsen?) sind die Köter indessen nicht fähig, deren Kernkompetenz ist mehr zähnefletschend-muskulöser denn intellektueller Art. Böse bin ich Ihnen wegen des Radaus natürlich nicht, sie machen halt wie alle nur ihren Job. Der besteht allerdings auch darin, uns auf den schmalen Grünstreifen vor unserem Garten zu kacken, und das nehme ich ihnen denn doch übel. Wobei freilich zu erörtern wäre, ob Vieh oder Frauchen die eigentliche Verantwortung für die Haufen tragen...
Doch zurück zum Haus gegenüber: Wand an Wand mit der Doglady wohnt neuerdings Catman, dessen Gefolgschaft aus geschmeidigen Miezen besteht. Die haben gleichfalls vier Beine, scheinen aber mehr Hirn und Stil zu besitzen als die Wauwaus von nebenan. Jedenfalls sitzen sie zuweilen würdevoll-gelangweilt auf der breiten Fensterbank, ein kuschelig wärmendes Tuch unter den samtigen Pfötchen. Ihre Feinsinnigkeit trägt leicht arrogante Züge, denn sie würdigen mich auch bei zartem Miauen meinerseits nicht eines Blickes. Egal, immerhin hört man von ihnen keinen Mucks.
Was aber, wenn ich einmal arglos die Balkontür öffne, ohne an die sich möglicherweise hoch über der Straße am Abgrund räkelnden Katzen zu denken? Die könnten ob der Sekundenbruchteile später lostosenden Hundemeute zwei Fenster weiter dermaßen erschrecken, daß sie über die Kante kippen und auf dem Bürgersteig zerschellen, zumindest aber je eines ihrer sieben Leben abgezogen kriegen. Wer trägt dann dafür die moralische Verantwortung? Ich als der Stein des Anstoßes? Catman wegen Leichtsinns? Doglady aufgrund unangemessenen Haltens großkalibriger Hunde in Wohnvierteln? Vielleicht sollte ich mich vorsichtshalber bei meiner Rechtsanwältin nebenan rückversichern, ob ich mich noch am Fenster zeigen darf!
Sonntag, 11. September 2005
Man stelle sich vor: Jetzt ist es schon wieder September und ich habe unsere Liegeräder in diesem Jahr noch nicht einmal »ausgewintert«! Für Radtouren war der wankelmütige Sommer entweder zu kalt oder zu heiß und zu schwül, und zum Einkaufen brauchen wir hier in der Fürther Südstadt das Fahrrad tatsächlich nie: Bis wir die Drahtesel aus Keller oder Hinterhof auf die Straße gewuchtet haben, sind wir zu Fuß schon längst bei COMET, ALDI, NORMA oder PLUS. Ein echter Standortvorteil!
Letztgenannte Firma freilich macht den in unseren Augen kapitalen Fehler, in wenigen Tagen alle drei Südstadt-Filialen in Wohnstraßen zugunsten eines ausladenden Neubaus an der vielbefahrenen Herrnstraße zu schließen. Offenbar will man das ALDI-Konzept kopieren, flächenmäßig eher zu klotzen als zu kleckern und insbesondere Parkplätze in Fußballfeldgröße anzulegen.
Das Nachsehen haben vor allem ältere Bürger (die mangels Auto weniger mobil sind) und halbwegs ökologisch denkende Konsumenten wie wir, die nicht wegen eines Bagatell-Einkaufes unnötig die Luft verpesten wollen. Unserer Meinung nach besetzten gerade die PLUS-Märkte eine einträgliche Nische, nämlich die der schnell erreichbaren Nachbarschafts-Läden mit Vollsortiment. Aber die jungen Marketing-Schlipse in der PLUS-Zentrale werden der Geschäftsleitung schon schicke PowerPoint-Folien mit dramatischen Umsatzentwicklungen präsentiert haben, um sie davon zu überzeugen, daß von ALDI lernen heißt Siegen lernen bedeutet... Unser persönliches (von keiner Zahlenkenntnis getrübtes, mithin höchst subjektives) Urteil lautet freilich: Ein dickes Minus für PLUS!
P.S.: Fortsetzung folgt, und zwar in den eigenen Kommentaren zu diesem Beitrag...
Süßer und scharfer Senf: