Mittwoch, 26. Februar 2014
Ein Herr aus Hannover hatte in mehreren Kleinanzeigen-Portalen einen defekten HiFi-Vollverstärker der längst verflossenen Marke WEGA annonciert, den ich ob seines formidablen Erhaltungszustandes unbedingt mein Eigen nennen wollte. Gestern nun habe ich den Deal gedreht: Ein dienstliches Team-Meeting ließ mich morgens eh schon von Fürth nach Fulda eilen, da hatte ich nach dem Ende der Konferenz schon den halben Weg hinter und nur noch schlappe eineinhalb ICE-Stunden bis Hannover vor mir. Das Treffen mit dem freundlichen Verkäufer klappte wie besprochen, und da ich in Richtung Süden gerade so eben noch einen früheren ICE als den eigentlich avisierten erwischen konnte, war ich schon um 22 Uhr wieder zu Hause. Und da steht er nun wie aus dem Prospekt von 1977 gepellt, mein neuer alter WEGA V 3841:
Bis auf einen winzigen Lackabplatzer an der rechten Kante der Frontplatte (der sich mit einem sorgfältig applizierten Nagellack-Tropfen gut kaschieren lassen sollte) sieht der kompakte Kamerad wirklich noch jung und kräftig aus (gut riechen tut er erstaunlicherweise obendrein). Sogar die Bedienungsanleitung und das für die spätere Reparatur unerläßliche Service-Manual waren im Preis von 20 EUR inbegriffen, da kann man doch wirklich nicht maulen!
Zwei Jahre nach der Übernahme der Firma durch SONY werkelte schon japanische Technik im »deutschen« Gehäuse (der Verstärker ist bis auf die äußere Hülle identisch mit dem SONY TA-2650), die unverwechselbare »Laborgeräte«-Anmutung zeigt jedoch nach wie vor die gestalterische Handschrift von Hartmut Esslinger, dem späteren Gründer von frogdesign.
Warum man sich überhaupt so eine olle Blechkiste anlacht? Weil man zum Beispiel in jungen Jahren kein Geld dafür hatte und allenfalls bunte Prospekte der Desiderate sammeln konnte! Heute kriegt man die gestalterisch-technische Avantgarde von früher oft für kleines Geld nachgeworfen, weil sich im Zeitalter von Smartphone und Tablets kaum noch jemand schweren Geräteballast ans Bein hängen mag. Um so erfreulicher für mich und andere Enthusiasten, die Musik nach wie vor noch gerne aus gediegenen Apparaten mit »Anfaßqualität« genießen möchten.
Wundersamerweise geht es auch auch Inneren des Verstärkers nicht nur sehr aufgeräumt, sondern auch absolut staubfrei zu. Sowas habe ich bei Geräten dieses Alters mit Lüftungsschlitzen im Deckel noch nie gesehen! Da muß wohl vor nicht allzu langer Zeit ein sorgfältiger Reparateur mit Pinsel und Staubsauger zugange gewesen sein:
Als Anekdote am Rande sei noch erwähnt, daß ich morgens in Fulda bis zum Beginn meines Meetings noch Zeit für einen Spaziergang durch die City hatte, dabei den famosen »Vortagsladen« von Bäcker Happ entdeckte und meine Kollegenschar mit einer dort erstandenen, bunt gemischten Kollektion aus 20 Faschings-Krapfen (im Hessischen »Kräppel« geheißen) überraschte. Sechs übriggebliebene Kalorienbomben traten später mit mir die Fahrt nach Hannover an und kriegten solcherart was von der Welt zu sehen, bevor sie dann im heimischen Fürth letztlich doch noch genüßlich verspeist wurden. Wann hingegen mit meinem momentan unpäßlichen, highfidelen Neuzugang Ohrenschmaus goutiert werden kann, steht derzeit noch in den Sternen...
P.S.: Ein Klick auf eines der Fotos bringt eine größere Fassung zur Anzeige. Je nach Umgebungslicht scheint sich das Blau des Gehäuses zu wandeln. Ein wunderbarer Chamäleon-Effekt!
Samstag, 18. Januar 2014
Inspiriert durch einen Hobby-Kollegen, der unlängst im Old Fidelity-Forum einen B&O Beomaster 4000 erwähnte, habe ich mich mal näher mit der HiFi-Historie von Bang & Olufsen beschäftigt. Sehr schnell war mir klar, daß mich deren überteuertes, neumodisches Gelumpe kein bißchen interessiert, es in der Vergangenheit aber fraglos tolle Sachen – zumindest designmäßig – vom dänischen Nobel-Hersteller gegeben hat.
Als nächstes habe ich mir dann die schön gestaltete und aufwendig gemachte B&O Sammler-Bibel von Tim & Nick Jarmann kommen lassen, und nach einigen zusätzlichen Internet-Recherchen war mir klar, worauf es hinauslaufen würde:
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Der »heilige Gral« – sprich die mondäne Verstärker-/Tuner-Kombination aus Beolab 5000/Beomaster 5000 im außergewöhnlichen Rechenschieber-Design aus dem Jahr 1967 – ist ebenso selten wie (zu) teuer.
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Der Beomaster 3000–2 (1971) ist schön und leicht zu kriegen, aber groß und durch seine Holzhaube etwas konservativ in der Anmutung.
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Die späteren Modelle (z.B. Beomaster 4400) mit dem abgeschrägten Bedienpult vorne gefallen mir überhaupt nicht.
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Die silbernen Alufronten ziehe ich aufgrund der besseren Ablesbarkeit der Beschriftung und der Harmonie zu den Holzteilen den schwarz eloxierten Ausführungen vor.
Was also blieb mir übrig? Der kleine, feine Receiver Beomaster 901 von 1973:
Den habe ich mir soeben aus der elektrischen Bucht gefischt, dank rudimentärer Beschreibung und dubioser Handy-Fotos hatte ich wenig Konkurrenz und mußte dem Anbieter letztlich nur EUR 36,06 (plus Paket-Porto) dafür löhnen.
Glück hatte ich mit diesem Fang in mehrfacher Hinsicht: Erstens kam das doch recht schwere Gerät trotz unzureichender Verpackung (nur eine Lage alte Blasenfolie im engen Karton) unbeschädigt an, zweitens ließ sich die gelbe Balsamierungsschicht aus Nikotin mit Glasrein problemlos entfernen, drittens wirken die Palisanderholz-Teile nach Einölung mit »Babera«-Holzpflegemittel wie neu, viertens schließlich funktionierte das Gerät auf Anhieb mit nur geringen Alters-Gebrechen (wie leichtem Poti-Kratzen an manchen Regler-Positionen). Ach ja: Die (immerhin 40 Jahre alten) Gummifüße waren hinüber, da habe ich mir gestern in der nahen Conrad-Filiale Ersatz in Form von identisch dimensionierten, richtigen Gerätefüßen zum Anschrauben geholt, die auf Möbeln auch längerfristig keine Spuren hinterlassen (sollten).
Die flache Flunder ist ungeeignet für Leute, die zum Musikgenuß immer auch ein buntes Lichterfest haben wollen: Außer der grünen Stereo-Lampe und der roten, zweigeteilten Stereo-Anzeige gibt es an diesem Apparat nix, was leuchten könnte. Dennoch finde ich das Gerät wunderschön, wegen des ungewöhnlichen Formfaktors, wegen der Einfassung des Holz-Deckels durch Alu-Leisten vorn und hinten, nicht zuletzt natürlich auch aufgrund der äußerst unkonventionellen Gestaltung der Front und ihrer Bedienungselemente. Wie es klingt? Das ist meiner Meinung nach vor allem von den angeschlossenen Lautsprechern und deren Aufstellung im Raum abhängig...
Das einzige, was mir jetzt noch fehlt zu meinem Glück, ist ein passender Aufstellungsort in meiner an Altgeraffel nicht eben armen Wohnung... ;-)
P.S.: Ein Klick auf eines der Fotos bringt eine größere Fassung zur Anzeige.
Montag, 13. Januar 2014
Wer kennt das nicht: Die ehemalige Lieblings-Jeans liegt unbenutzt im Kleiderschrank, weil der Reißverschluß (bzw. recht eigentlich nur die Haltenase an dessen Zuzieher) verschlissen ist und den Hosenstall nicht mehr so recht zuhalten mag. Rumlaufen will man mit diesem latent peinlichen Manko nicht, zum Weggeben der anderweitig noch tadellosen Hose konnte man sich bislang freilich auch nicht durchringen. Muß man auch nicht, denn Errettung naht durch das Einfädeln eines einfachen Schlüsselringes in das Loch des Zuziehers:
Der »Rettungsring« wird in den Jeansknopf eingehängt und von diesem zuverlässig gehalten. Vorbei die Angst, daß der Reißverschluß sich beim ersten Hinsetzen von selbst wieder öffnen könnte. Vorbei auch die Notwendigkeit, sich einen neuen Reißverschluß einnähen zu lassen oder gar für teuer Geld eine neue Hose zuzulegen, nur um das geliebte, aber ungenutzte Beinkleid vorzeitig zu ersetzen!
Mittwoch, 4. Dezember 2013
zonebattler
Ich lasse mich umschulen ...
bessere Hälfte
?
zonebattler
... zum Playboy und Lebemann.
bessere Hälfte
Playboy und Lebemann?
zonebattler
Ja!
bessere Hälfte
Dann brauchst Du andere Schuhe.
zonebattler
*seufz*
Montag, 4. November 2013
Nach dem einen oder anderen letztlich fehlgeschlagenen Versuch, vorhandene Wechselobjektive aus der analogen Ära zu reaktivieren und im digitalen Zeitalter zu filmlosen Höchstleistungen zu motivieren, hat der zonebattler beschlossen, seine lichtbildnerischen Allüren auch fürderhin nur mittels Kompakt-Knipsen auszuleben. Damit diesbezüglich endlich Ruhe ist. Was aber einmal mehr die Frage – an der er ja schon seit Jahren kaut – nach der weiteren Verwendung seiner älteren Aufnahme-Apparaturen aufgeworfen hat...
Da ich meine handverlesene Minolta-Historie in zehn Kapiteln immer noch gerne anschaue (und die soliden Kameras zum Handschmeicheln gelegentlich in dieselben nehme, habe ich damit angefangen, einen virtuellen Schaukasten zu errichten, um mein olles Zeugs weltweit vorzuzeigen. Unter der frisch registrierten Adresse
habe ich bereits mit der tabellarischen Erfassung und chronologisch sortierten Präsentation meiner musealen Bestände begonnen. Alle alten Kameras und ihre epochal dazugehörigen Wechselobjektive bekommen eigene Artikel, deren adäquate Bebilderung mich noch vor einige Herausforderungen stellen wird. Immerhin, der Rohbau steht und ich kann fröhlich Richtfest feiern:
Es mag auffallen, daß ich die neue Website komplett und ausschließlich in Englisch ausführe. Das ist natürlich dem internationalen Publikum geschuldet und der – möglicherweise gar nicht so abwegigen – Hoffnung, daß sich irgendwo und irgendwann ein hingebungsvoller Sammler dazu hinreißen läßt, mir meinen alten Krempel en bloc für gutes (Schmerzens-)Geld abzukaufen, weil ihm irgendein Stück zur Komplettierung seiner Kollektion fehlt, welches er bislang weder für Geld noch für gute Worte hat auftreiben können. Ich habe da schon einige Erfahrungen machen können mit finanziell potenten »Haben-Wollern«, die zur Befriedigung ihres offenkundig manische Züge tragenden Sammeltriebes jedes Augenmaß hinsichtlich der Verhältnismäßigkeit ihrer Offerten vermissen ließen. Aber was dem einen nicht weh tut, den anderen bereichert und beide erfreut kann man ja nur neudeutsch als »Win-win-Situation« begrüßen!
Ich freue mich schon darauf, mein kleines Minolta-Museum nach Fertigstellung den Marken-Fans zu widmen, von denen es allein im deutschsprachigen Raum hier und da noch eine ganze Menge gibt...
P.S.: Wer sich fragt, wie ich auf der neuen Baustelle die schönen Tabellen realisiert habe: Dafür zeichnet das praktische Plugin »TablePress« verantwortlich, welches ich vor Jahresfrist getestet und für hervorragend funktionierend befunden hatte.
Sonntag, 29. September 2013
Gestern haben wir die Nürnberger Stadtbibliothek am Gewerbemuseumsplatz für uns entdeckt. Nach einem hochsaisonal bedingten, arg arbeitsreichen Vormittag in seinem Büro am Bahnhofsplatz tappte der biedere Bahn-Beamte zonebattler in Begleitung seiner besseren Hälfte die paar hundert Meter rüber in den vor nicht allzulanger Zeit neu eröffneten Bildungstempel neben dem »Cinecitta« und war vom Fleck weg begeistert von der dort gebotenen Hülle und Fülle, von der Opulenz der Ausstattung und der architektonischen Üppigkeit ganz zu schweigen. Jeder Vergleich mit Fürther Verhältnissen verbietet sich da schon aus Pietätsgründen...
Stunden später torkelten wir freudetrunken aus der medialen Schatzkammer, und der zonebattler hat sich fest vorgenommen, ab sofort einmal die Woche nach Feierabend zwei weitere Stunden guckend, lesend und hörend in der Noris zu verbringen, bevor er heim ins Kleeblatt-Reich fährt. So sehr ich Fürth liebe, beim Bildungshunger hört die Freundschaft auf!
Samstag, 21. September 2013
Gestern hatte sich der zonebattler einen spontanen Tag Urlaub gegönnt, um sich mit einer neuen Kamera und alten Objektiven nach Bamberg zu begeben. Wie schon beim letzten Mal sollte die Domstadt mit ihren vielfältigen Motiven die passende Umgebung zum ausgiebigen Testen des lichtbildnerischen Handwerkszeuges stellen.
Leider war der freie Freitag arm an Licht und reich an Regen, was ich freilich nicht zum Anlaß zu verschärfter Trübsal nahm, sondern eher als Herausforderung begriff: Immerhin hat Nieselwetter ja den Vorteil, daß dann nicht ganz so viele Touristen wie sonst in der Gegend herumhampeln und einem das Blickfeld verstellen...
Zu den Details und den Meriten der neuen Kamera werde ich mich in Kürze in einem eigenen Beitrag äußern, aber den bemerkenswerten Unterschied der hier gezeigten Aufnahmen zu den Bildern aus meinen immer noch hochgeschätzten Kompaktknipsen sieht sicherlich nicht nur der Fachmann: mit größerem Sensor und weiteren Blendenöffnungen werden Motiv-Freistellungen und abstrakt-unscharfe Hintergründe möglich, die der kleine Immer-dabei-Apparat prinzipiell nicht zustande bringen kann.
Neben dem zum Lieferumfang des Bodies gehörenden »Kit-Objektiv« mit einem Zoom-Bereich von 18–55 mm hatte ich zwei bewährte alte Festbrennweiten aus seligen Analog-Zeiten eingepackt (50 mm und 135 mm), um deren Tauglichkeit im digitalen Zeitalter zu überprüfen. Was sich im Vergleich zu früher schon mal nicht geändert hat, ist das lästige Herumhantieren mit Gehäuse und Linsen beim Objektivwechsel: Ein Octopus vulgaris mit seinen acht Armen würde wohl souveräner agieren als unsereins, der mit zwei Händen drei Gerätschaften in Relation zu bringen sucht...
Mit Wasser von oben und keinem schützenden Dach in der Nähe gilt es dann noch zusätzlich einen Regenschirm zu balancieren, was den umbauenden Fotografen fraglos selbst zum kuriosen Fotomotiv macht. Aber was tut man nicht alles der Schönheit halber... Einen weiteren Knipser der unfreiwillig komischen Sorte habe ich dann selbst einfangen können, wenn auch nur von hinten:
Von vorne habe ich den eiligen Kollegen mit dem gehetzten Blick und den mit mehreren Kameras behängten Kugelbauch leider nicht konservieren können. Aber selbst wenn, dann hätte ich ihn der Diskretion wegen hier ohnehin nicht öffentlich zeigen können. Macht aber nichts, es gibt ja genug unbelebte Objekte, die sich als Motiv anbieten, jedenfalls dem, der nicht achtlos vorbeihastet auf der Suche nach den schon millionenfach abgelichteten »Sehenswürdigkeiten«...
Ganz zufrieden bin ich mit der abends heimgebrachten (Aus)beute nicht, insbesondere die Schärfe läßt in etlichen Fotos noch zu wünschen übrig. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß das Problem nicht in der Kamera sitzt, sondern hinter dem Sucher stand: Den souveränen Umgang mit Fokus, Zeit und Blende kann man im Umgang mit Kompakten auch verlernen, und ich muß mir die korrekte Fokussierung bei dank offener Blende extrem kleiner Schärfentiefe erst wieder aneignen. Aber dafür warte ich schöneres Wetter und besseres Licht ab!
Dienstag, 13. August 2013
Mittwoch, 7. August 2013
Wer viele Websites im Auge behalten und über allfällige Neuigkeiten dort zeitnah informiert werden möchte, ohne immer wieder mal »auf Verdacht« vorbeizuschauen, der nutzt – wie der zonebattler schon seit Jahren – gerne einen Feed-Reader. Auf einen Blick und in einem einzigen Fenster läßt sich damit sehr schön überblicken, was sich auf den präferierten Anlaufstellen in letzter Zeit getan hat. Eine äußerst praktische Sache, von der freilich etliche Gelegenheits-Surfer immer noch nie gehört zu haben scheinen!
Meiner einer benutzte lange Zeit das in meinem Lieblingsbrowser Opera integrierte Reader-Modul: Wozu nach zusätzlicher Software fahnden, wenn die vorhandene und täglich verwendete auch dafür wunderbar taugt? Lange war ich daher mit dieser lokal installierten Lösung zufrieden, die nur einen prinzipbedingten Nachteil hat: Ich mußte meine Feed-Abonnements auf mehreren Rechnern parallel pflegen und bekam natürlich beim Wechsel von einem PC zum anderen auf diesem als neu vorgelegt, was ich auf jenem schon längst gesehen und gelesen hatte. Irgendwann wurde mir das zu doof, und als ich neulich von einem Bekannten nach einem passablen Ersatz für den abgekündigten »Google Reader« gefragt wurde, begann ich mich dann doch selbst nach einer zeitgemäßen Online-Alternative umzusehen...
Über diverse (Um-)Wege bin ich nun beim InoReader hängengeblieben, den ich hiermit meiner geneigten Leserschaft wärmstens ans Herz legen möchte: Wo immer man per Webbrowser in seine (nur an einer Stelle definierten) Leseliste schaut, stets kriegt man nur das als neu vorgelegt, was man auch wirklich noch nicht gesehen hat. Die Bedienung ist unkompliziert und übersichtlich, die Bedienoberfläche kann selbstverständlich auch auf die deutsch Sprache umgeschaltet werden. Über ein Support-Forum steht der Entwickler in regem Austausch mit der Fan-Gemeinde. Klasse!
Wo immer ich mich jetzt vor einen Monitor setze oder auf dem Sofa räkelnd in das elektrische Tablett vertiefe, stets kriege ich zuverlässig mit, was die von mir verehrten Bloggerinnen und Blogger so alles abgesondert haben. Auch die in meinen eigenen Baustellen eintrudelnden Kommentare behalte ich solcherart im Blick, und das einzige, was mir zum ungetrübten Leseglück noch fehlt, ist die Zeit dazu. Da hilft nur die weise Selbstbeschränkung: Wer Dutzende von Kanälen abonniert hat, kommt schlicht nicht mehr hinterher. Da nützt dann auch der tollste Aggregator nichts. Die Perlen muß man also weiterhin selbst suchen und finden, das Abfischen indes kann man getrost dem InoReader überlassen.
Sonntag, 4. August 2013
Mittwoch, 3. Juli 2013
Nach zehn im Wortsinne eindrucksvollen Tagen auf Gozo freuten wir uns auf die uns verbleibende Urlaubswoche auf der Hauptinsel Maltas. Wir setzten mit der Fähre über und wurden am Terminal bereits von einem persönlichen Chauffeur erwartet [1], der uns schnurstracks nach Valletta brachte und uns dabei aufgrund baubedingter Einbahnstraßen-Regelungen eine unfreiwillig-ausgedehnte Stadtrundfahrt durch das arg verwinkelte Labyrinth der engen Straßen und Gassen Vallettas zuteil werden ließ...
Wir boten dem gestreßten Fahrer schließlich an, die letzten paar Meter zu unserer neuen Herberge mit Sack und Pack zu Fuß zurückzulegen, aber eine derartige Kapitulation vor den Verhältnissen kam für ihn schon aus Gründen der Ehre nicht in Frage. Irgendwann schaffte er es dann schließlich doch, uns direkt vor dem Osborne Hotel abzuliefern.
Unser Zimmer dort war deutlich kleiner als das im Grand Hotel auf Gozo, dafür umso praktischer eingerichtet mit einer Vielzahl an Verstaumöglichkeiten. Es fehlte uns an nichts Relevantem. Also erst mal alles wieder ausgepackt und einsortiert, den kleinen Tagesrucksack geschultert und raus auf die Straße. Wo uns als erstes die Eleganz der Städterinnen auffiel, die sich stylistisch deutlich von der der Touristinnen abhebt:
Valletta ist im Grunde wie Fürth: einerseits groß genug, um urbanes Leben zu beherbergen, andererseits klein genug, um ein überschaubares Kaff zu bleiben. Und überall historische Bausubstanz, womit sie allerdings auf Malta mindestens so sorglos umzugehen scheinen wie bei uns in Fürth. Aber die von den Großmeistern des Malteserordens zur eindrucksvollen Festung ausgebaute Hauptstadt Maltas bietet noch mehr: italienische Einflüsse sind ebenso zu spüren wie arabische und afrikanische, wobei das mediterrane Flair noch mit einer ordentlichen Prise britischer Kolonial-Ära gewürzt ist. Diese Mischung ist einigermaßen originell und anderswo nicht anzutreffen.
Finden tut man in so einer Melange Foto-Motive ohne Ende, die meisten Touristen sehen folgerichtigerweise die Stadt nicht primär mit eigenen Augen, sondern als Sucher-Abbild auf dem Display ihres unablässig vor die Augen gehaltenen Smartphones! Auch der zonebattler hat natürlich oft seine Kamera in Anschlag gebracht, wobei es ihm wie meist weniger um die aus den Reiseführern bekannten »Sehenswürdigkeiten« ging, sondern um Lichtspiele, Details und Strukturen. Wie zum Beispiel um die Streifenmuster von Wellblächdächern, die ihre zufällige Fortsetzung in den vor ihnen gelagerten Ruderbooten fanden:
Derlei Motive mag ich gern, wozu sollte ich auch ablichten, was in jedem Bildband schöner zu sehen ist, weil deren Fotografen im Gegensatz zu mir bei Sonnenauf- oder ‑untergang zur Stelle waren, mithin die spektakuläreren Lichtverhältnisse vorteilhaft zu nutzen wußten? Eben. Unsereiner guckt da lieber untertags in die weniger repräsentativen Ecken. Und was sieht man da? Genau, die gleichen Nischenbewohner wie in Fürth:
Weitere Motive verdanken sich dem Umstand, daß man im Frühling, der Vorsaison also, noch nicht soviele Touristen antrifft, die durch ihre schiere Präsenz den Blick auf das strukturell Festhaltenswerte verstellen. So ein Bild wie das folgende wäre an einem hochsaisonalen Sommerabend sicherlich nicht so einfach und ohne längere Wartezeit einzufangen:
Natürlich zog es uns bald auch wieder zu jenen schönen Orten, an denen wir schon im Jahr zuvor Gefallen gefunden hatten. Beispielsweise zu den Upper Barrakka Gardens, von denen schon im zweiten Teil die Rede war. Der weite Panoramablick über den Hafen lockt Schaulustige in großer Zahl an, auch wenn der eine oder die andere die imponierende Umgebung lieber zum Abschweifen in innere oder imaginäre Welten nutzt:
Richten wir aber die Linse dann doch noch über die Mauern und hinunter ins Wasser, wo sich vom Faltboot bis zur ausgewachsenen Bohrinsel (!) Wasserfahrzeuge aller Kategorien und Gewichtsklassen tummeln und sich beobachten lassen:
Ein paar Tage später entdeckte ich dann aber doch eine ganz neue Attraktion, von der ich schon auf dem Hinflug im Kundenmagazin der Air Malta gelesen hatte und die in nur wenigen Gehminuten vom Hotel aus zu erreichen war: Im »The Fortress Builders Interpretation Centre« wird die Geschichte des Festungsbaus auf multimediale und didaktisch moderne Art und Weise erzählt und erläutert. Von den Anfängen der Verteidigungsbauten in frühgeschichtlicher Zeit spannt sich der Bogen über die regelrechte Bauwut des Malteserordens bis hin zu den neuzeitlichen Bunkeranlagen der Briten im zweiten Weltkrieg.
Von den Exponaten verdienen die zahlreichen Modelle, die historischen Fotos und die großflächigen Bildtafeln besondere Erwähnung. Die Bildschirmstationen mit animierten Präsentationen sind attraktiv gestaltet und verlocken zu stundenlanger Beschäftigung damit: Der menschliche Erfindergeist war und ist in militärischen Belangen ja seit jeher am kreativsten. Auch klassische Architekturmodelle sind nach wie vor interessante Studienobjekte, erkennt man an ihnen doch die größeren Strukturen und Konzepte, die man – als kleiner Wicht vor den riesigen Originalmauern stehend – durchaus beabsichtigterweise nicht wahrzunehmen imstande ist:
In die Errichtung des Zentrums sind – wie bei vielen von uns besichtigten Infrastrukturmaßnahmen – beachtliche Menge an EU-Fördermitteln geflossen (genauer gesagt: stolze 85%), womit auch unsereins mit seinen Steuergeldern seinen kleinen Anteil am Ergebnis haben dürfte. Die deutsche (Mit-)Aufbauhilfe geht voll in Ordnung angesichts des Umstandes, daß die teutonische Luftwaffe vor 70 Jahren sehr wirkungsvoll und ungebetenerweise am Gegenteil mitgewirkt hat...
Leider haben zwischenzeitliche Wahlen und ein Regierungswechsel das schicke Zentrum schon kurz nach seiner Eröffnung in eine prekäre Lage gebracht: Der Direktor hat Mühe, Druckerpatronen und andere Verbrauchsmaterialien zu finanzieren, seine wenigen wissenschaftlichen Mitarbeiter sitzen auf von daheim mitgebrachten Stühlen. Cafeteria und Museumsshop existieren b.a.w. nur auf dem Papier, und für eine besucherzahlenfördernde Beschilderung im Außenbereich hat es auch nicht gereicht: Wie immer kommen die Mittel für den Bau aus anderen Töpfen als die für die Betriebsführung und Instandhaltung, worauf ich später noch einmal zurückkommen werde. Für heute wenden wir uns kopfschüttelnd ab und linsen über die Schultern einer auf der obersten Terrasse an der Festungsmauer pausierenden Zentrums-Mitarbeiterin hinüber nach Sliema:
Tja. Hüben Festungswälle, drüben Bettenburgen. Solider ist allemal das alte Gemäuer, schon wegen der Dicke seiner Wände. Dennoch fährt man mit dem Paradigmenwechsel offenbar nicht schlecht: Während man die Invasoren früher erst mit Bollwerken draußen und später mit Kanonen auf Distanz hielt, läßt man sie heute als zahlende Gäste ins Land hinein und nimmt ihnen das Geld ab, ohne sich mit ihnen zu hauen. Eine klassische Win-Win-Situation!
Mit diesen philosophischen Betrachtungen verabschiedet sich der Autor für heute. In der nächsten Folge geht es raus aus der Hauptstadt, die Küste entlang. Allerlei merkwürdige Dinge gibt es nämlich auch da...
[1] Mit diesem uns kurzfristig angekündigten Service unseres Reiseveranstalters hatten wir gar nicht gerechnet: Aufgrund unserer ungewöhnlichen Reisebuchung mit Orts- und Hotelwechsel mittendrin waren wir davon ausgegangen, den »Zwischentransfer« auf eigene Faust unternehmen zu müssen. Ein Hoch auf die örtliche Stadthalterin von FTI-Touristik, Frau Borg!
Dienstag, 25. Juni 2013
Mitunter kommt man sich auf Gozo und Malta recht verlassen vor, zumal beim Erforschen aufgegebener Gebäude, die es auf beiden Inseln in großer Menge gibt. Hier tappten wir nördlich von Żebbuġ an den Klippen der Qbajjar-Bucht auf ein von weitem tadellos in Schuß erscheinendes, an eine kleine Festung erinnerndes Gebäude zu:
Was uns da drinnen erwartete, war kein Museum, kein Laden und auch kein Lokal, sondern ein längst aufgelassenes Restaurant mit reichlich Spuren von Verfall und Vandalismus. Ein paar Fotos des traurig heruntergekommenen Zustandes aus dem Inneren des an sich ja prächtigen Gebäudes zeige ich in den Kommentaren zu diesem Beitrag. Hier an der Oberfläche gehen wir lieber rasch weiter, und drehen uns nur nochmal aus einiger Entfernung kurz um, um den an exponierter Lage errichteten Bau nochmal in voller Rest-Schönheit zu bewundern:
Die allerorten auffälligen Leerstände und aufgegebenen Häuser haben uns natürlich auf die Hintergründe neugierig gemacht. Die Antworten von befragten Einheimischen und darauf angesprochenen Reiseleitern reichten von schwer begreiflichen Dummheiten (Bauen auf unsicheren Tonschichten, auf denen die errichteten Bauten dann unter bedrohlicher Rißbildung ins Rutschen kamen und gesperrt werden mußten) bis hin zu den Tücken des lokalen Erbrechtes (Freibeträge nur auf Barvermögen, nicht jedoch auf Immobilienbesitz, so daß viele ungenutzte Häuser aus Steuervermeidungsgründen lieber dem Staat geschenkt als weitergenutzt werden). Eine Immobilienblase, erbläht aus der Gier renditehungriger Investoren ohne Nachhaltigkeitsstreben, hat hier und da zum Bauen am Bedarf vorbei geführt, wovon wir am Schluß dieser Folge noch ein Exempel sehen werden.
Vorher aber wenden wir uns wieder landeinwärts und schauen uns nach den Menschen und deren besten Freunden um. Hier in dieser Genre-Szene sehen wir eine vor ihrem Haus handarbeitende Oma und ihren vierbeinigen Bewacher:
Wobei »Bewacher« eine recht euphemistische Zuschreibung ist: Wenn ich die 25 Aufnahmen, die ich von der alten Frau und Ihrem faltigen Gesellen gemacht habe, nach Art eines virtuellen Daumenkinos an meinem Monitor durchblättere, dann bewegt sich die wettergegerbte Großmutter da um einiges mehr als ihr träges, quasi zur Salzsäule erstarrtes Hundchen. Vermutlich hätte ich sogar Oma samt Spitzenklöppelei unter den Augen des alten Kameraden einsacken und forttragen können, bevor der überhaupt reagiert, geschweige denn »Wuff« gesagt hätte...
Weit weniger gemütlich aufgelegt waren diese beiden Kerle hier, die immerhin keine fliegenden Hunde waren und sich daher auch nicht wirklich von ihrer hohen Hausmauer herunter trauten:
So furchterregend die kläffenden Köter auf den ersten Blick auch waren, im Grunde waren sie arme Schweine. Die Landbevölkerung – und das ist keineswegs nur auf Malta so – pflegt zu den ihnen anvertrauten, nichtmenschlichen Geschöpfen ein eher pragmatisches und nicht unbedingt von Empathie getragenes Verhältnis. Man möchte gar nicht wissen, was da so alles hinter den Mauern, Zäunen und Hecken vorgeht...
Immerhin scheint sich ein übergeordneter Gestaltungswille (mutmaßlich der EU-Bürokratie) langsam auch der Beziehung von Mensch und Tier annehmen zu wollen, wie dieses Schild im Gemeindegebiet von Quala beweist:
Angesichts der Lässigkeit, mit der die Insulaner ihre nicht verrottenden Kunststoff-Flaschen und anderen Zivilisationsmüll in die Landschaft werfen, muten Aufforderungen zum Einsammeln hündischer Hinterlassenschaften nachgerade rührend an. Aber immerhin, schaden kann es nix, und wenn sich langfristig ein Gefühl für umsichtiges Handeln auf allen Ebenen breitmacht, kann man das ja nur begrüßen...
Begrüßt habe ich auch etwas ganz anderes, nämlich das von mir heißgeliebte, kalte »Mint Cornetto«-Eis, welches ich vor vielen Jahrzehnten in einem früheren Leben im Vereinigten Königreich Ihrer Majestät Elisatbeth II, damals noch unter dem insularen Markennamen »Wall’s« kennengelernt habe. In diesen globalisierten Zeiten weist das aus heimischen Gefilden wohlbekannte Langnese-Logo auf die Zugehörigkeit zum Unilever-Konzern hin, der immerhin den althergebrachten Geschmackspräferenzen Rechnung trägt und die britische Vorliebe zum Pfefferminz-Geschmack auch in den ehemaligen Kolonien hochhält:
Das in entlegener Küstenlage erstandene Eis erfreute nicht nur durch sein typisches Minze-Aroma, sondern auch durch seine sehr kusperige Waffeltüte, der offenbar ununterbrochenen Kühlkette sein Dank! Des zonebattler’s bessere Hälfte kann der Minzophilie des Berichterstattenden indes nur wenig abgewinnen und guckte daher lieber aufs Meer hinaus, welches an jenem windigen Tag recht munter an die Gestade schwappte uind die Klippen hinauf zoschte...
Wie schon mehrfach hervorgehoben, wuselt das Heer der einheimischen wie eingereisten Menschen vornehmlich in den Städten herum, die insofern Ameisenhäufen ähneln. Außerhalb der Orte trifft man Zweibeiner regelmäßig nur in gut verträglicher Dosierung an, denn die Touristen sind überwiegend zu faul zum Wandern und die Insel-Bewohner anderweitig beschäftigt. Wer die Natur und die Einsamkeit liebt, kommt also auf Gozo und Malta auf seine Kosten, aller Sticheleien von mir gegen die eine oder andere Unsitte zum Trotze...
Was mich an an eine solche erinnert, die ich ja nochmals aufgreifen wollte, die des augenscheinlich sinnlosen Verschwendens von Geld und Grund zum Zwecke des Errichtens unnötiger und überflüssiger Bauten. Zum Exempel gibt es oberhalb des Hafenstädtchens Mġarr eine ausgedehnte alte Festung, das Fort Chambray. Innerhalb der meterdicken Außenmauern wurde in den letzten Jahren eine luxuriöse Apartment-Anlage mit mondänen Gemeinschafts-Pools errichtet, die auf den arglosen Besucher eingermaßen gespenstisch wirkt, da so gut wie unbewohnt und von allen guten Geistern verlassen:
Wir kamen uns dort vor in einem postapokalyptischen Endzeit-Film: Alle Häuser und Anlagen vom Feinsten, doch allenfalls in jeder zwanzigsten Einheit schien sich Leben zu regen, der Rest stand still und stumm herum, war offenkundig noch nie bezogen und zeigte schon erste Spuren von Verwitterung und Verfall. Sehr eigenartig! Angeblich leisten sich reiche Malteser hier (mit angesichts der Euro-Einführung rasch unterzubringendem Schwarzgeld) ein nobles Ferien-Domizil, welches sie nur wenige Wochen im Jahr bewohnen. Der Haken ist nur: Wer im Geld schwimmt und solchen Luxus haben zu müssen meint, der will auch Schickeria-Leben um und unter sich haben und kein verschlafenes Fischerdorf, an dem der Fährhafen das einzig nennenswerte Stück belebter Infrastruktur ist...
Egal, ein Rätsel mehr, welches einen Inselurlaub wie den unseren ja auch würzt. Damit genug von und mit Gozo, in der nächsten Folge geht es auf die Hauptinsel Maltas hinüber und in der Hauptstadt Valletta weiter!
Süßer und scharfer Senf: