Mittwoch, 26. Januar 2011
...sind hierorts an- und ausgebrochen: Nach vielen Jahren, in denen der zonebattler in seiner realen homezone mit seiner besseren Hälfte Bett, Tisch, Brot, Butter und PC geteilt hat, steht ihm nunmehr ein zweiter Rechenknecht im heimischen Haushalt zur Verfügung. Ab sofort bleibt mehr Zeit zur persönlichen Aussprache von Angesicht zu Angesicht übrig, denn jetzt hocken die beiden Haushaltsinsassen des Abends nicht mehr seriell hintereinander und alleine vor dem verführerisch leuchtenden Internet-Guckloch, sondern parallel und gleichzeitig und damit zusammen nur noch den halben Feierabend lang. Welch unerhörter Fortschritt!
Obwohl (oder gerade weil) ich ja in mehreren befreundeten Haushalten reichlich Gelegenheit zum Bespechten und Befingern leibhaftiger iPads hatte, habe ich mir bewußt »nur« ein preiswertes Netbook zugelegt: Der taschentaugliche Klapprechner kostet zwar nur die Hälfte der billigsten Apple’schen Designflunder, ist für mich aber dennoch von (mindestens) doppelt so hohem Nutzwert! Zum einen taugt ein schickes Lifestyle-Tablett primäer zum Konsumieren medialer Inhalte (und weniger zum Produzieren von solchen), zum anderen wollte ich mit meinem gewohnten (und von mir im Halbschlaf beherrschten) Software-Arsenal weiterarbeiten können. Zudem war mir eine ordentliche Schnittstellen-Ausstattung wichtig. All das (und mehr) bietet mir mein neues Acer Aspire One D255, welches in der metallic-braunen Ausführung sogar noch einigermaßen mondän aussieht und eine hervorragende Figur abgibt:
Von der weißen Zunge, die uns der formidable Flachmann da keck entgegenstreckt, wird später noch die Rede sein. Zunächst aber noch ein paar Sätze zum gut portablen Reise-Rechner selbst: Wichtig bei der Auswahl, ja nachgerade ein KO-Kriterium war das matte Display: Mir ist schleierhaft, wieso sich glänzende Bildschirme so glänzend (!) zu verkaufen scheinen: Sobald ich das Fenster im Rücken habe oder sonst eine Lichtquelle, taugt so ein Ding nur noch als Schminkspiegel! Der angebliche Zugewinn an Schärfe wird durch die von Haus aus aktivierte Kantenglättung (das schreckliche, aber immerhin abschaltbare »Cleartype« von Windows) ohnehin konterkariert. Jedenfalls bin ich von dem matten Bildschirm sehr angetan, sehe ich doch darauf meine Bilder, Blogs und Bundesgenossen und nicht die reflektierte eigene Birne...
Das Einrichten war an einem Abend erledigt: mitgelieferter Software-Unfug runter, eigenes Programm-Portfolio drauf, fertig. Das aktuelle Windows 7 weiß zu gefallen, die »Starter«-Version zeigt sich als nicht sonderlich kastriert. Zwei Dinge freilich vermochten mich eine ganze Weile zu nerven: Erstens stürzte der (ungeliebte und seltenst benötigte, aber als wesentlicher Systembestandteil eben doch vorhandene) Internet Explorer bei jedem Start gleich wieder ab, zweitens tickte die Festplatte des ansonsten sehr laufruhigen Maschinchens in unregelmäßigen Abständen wie ein prellender Uhrzeiger. Klickrrr. Klickrrr. ... Klickrrr.
Die Sache mit dem laufunwilligen Standard-Browser versuchte ich rasch mit der Neu-Installation der aktuellen Beta des IE 9 wieder ins Lot zu bringen, leider zunächst vergeblich. Endlich ließ sich das Programm aber zu einer etwas ausführlicheren Fehlermeldung herab, anhand derer ich den eigentlichen Übeltäter ausfindig machen konnte: »TaskBar Shuffle« war das Sandkorn im Getriebe, jenes kleine Programm, welches mir auf dem ollen Hauptrechner mit Windows XP das freie Verschieben und Umsortieren der Programm-Schaltflächen in der Taskleiste ermöglicht. Unter dem aktuellen Windows 7 ist das kleine Tool nunmehr obsolet, da die praktische Funktion hier schon von Hause aus vorhanden ist. Nach der Deinstallation des Utility wollte auch der IE wieder mitspielen. Na also. Haken dran!
Dem unregelmäßigen Festplatten-Ticken war allerdings weit schwieriger auf die Spur zu kommen. An einen sich ankündigenden Harddisk-Schaden mochte ich von Anfang an nicht glauben, dazu war der Apparillo zu neu und das Geräusch zu reproduzierbar. Sollte ich damit zurück in den Laden gehen und mich in alles anderer als flüsterleiser Umgebung zum Gespött des Personals machen? Die in langen Jahren gewonnene Erfahrung mit kapriziösen Gerätschafen ließen mich auf eine logische (und letztlich abstellbare) Erklärung hoffen. Ich fand sie schlußendlich in einem User-Forum: Der windowseigene Indizierungsdienst zur Beschleunigung von Dateisuchen war der geheimnisvolle Stepptänzer! Als ich diesen in den Laufwerkseigenschaften von C: abgeschaltet hatte, kehrte doch noch Ruhe ein. Und das ohne jede Komforteinbuße: Da ich meine Dateien ohnehin nach streng strukturiertem Schema abzulegen pflege, brauche ich die Suchfunktion allenfalls einmal pro Halbjahr, und dann kann sie ruhig ein paar Sekunden länger brauchen als sonst...
Soweit, so gut, der Rechner tut. Aber wie mit ihm ins Netz der Netze kommen? Der stationäre (und wir erinnern uns, bislang singuläre) PC war über ein simples, aber zuverlässig funktionierendes DSL-Modem angeschlossen. Jenes mußte einem Router weichen, und zwar einem solchen mit WLAN-Antenne. Aus der elektrischen Bucht fischte ich mir die in solchen Fällen gern genommene FRITZ!Box WLAN 3170 und löhnte dafür nur ein gutes Drittel des aktuellen Ladenpreises, was umso verbüffender erscheint, als das Gerät offenkundig unbenutzt und der mitgelieferte Erstkäufer-Kassenbon keine drei Wochen alt war. Was mag da wohl abgelaufen sein? Egal, das andernorts womöglich unpassende Weihnachtsgeschenk kam uns hier gerade recht und bekam sogleich ein kuscheliges Plätzchen in der guten Stube zugewiesen:
Obwohl die Verkäuferin das Mitsenden von Bedienungsanleitung und Installations-CD zunächst vergaß (später aber auf Anfrage flugs nachholte), ging die Einrichtung des farbenfrohen Kästchens schnell und unkompliziert über die Bühne, man findet die einschlägige Dokumentation ja auch auf der Homepage des Herstellers. Was jetzt noch etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist das separate An- und Ausschalten des neuen Routers. Das bisher eingesetzte Modem ließ ich über eine automatische Master-/Slave-Steckdosenleiste vom PC an- und ausknipsen, jetzt freilich soll der Router zuweilen auch dann das WLAN für den Klapp-Knirps aufspannen, wenn der Minitower unter dem Schreibtisch ausgeschaltet bleibt. Aber auch das wird sich pragmatisch handhaben lassen und schnell einspielen.
Einen kompakten und leichten Zweitrechner nimmt man natürlich gerne mit auf die Walz, ermöglicht er einem doch z.B. das kommode Bloggen im Roggen oder auch nur die gewohnte Frühstückslektüre diverser großer Feuilletons im Bett am Rapsfeld. Zu diesem Behufe braucht es einen mobilen Internet-Zugang über die Reichweite des heimischen Drahtlos-Netzes hinaus, und damit kommen wir zu jener »weißen Zunge«, die im oberen Bild so prominent aus dem Gehäuse ragt. Ursprünglich hatte ich ja vor, mir vom Discounter um die Ecke so einen Internet-Stick zu holen. Der eher negative Tenor der recherchehalber zutagegeförderten Kundenstimmen ließ mich aber davon Abstand nehmen und mein Heil im außerordentlich gut beleumundeten FONIC Surf-Stick suchen. Gute Netzabdeckung und problemlose Funktion habe ich gesucht, beides habe ich in rekordverdächtiger Zeit frei Haus geliefert bekommen. Das dazugehörige Tarifmodell ist fair und simpel: Jeder Kalendertag mit Einwahl ins Netz kostet zweieurofuffzich einsneunundneunzich (unabhängig vom übertragenen Datenvolumen), wobei die monatlichen Kosten bei EUR 25,00 EUR 20,00 gedeckelt werden: Auch Vielnutzer zahlen also allenfalls für zehn Tage im Monat, der Rest geht aufs Haus. Angesichts dieser klaren Konditionen leiste ich mir den Luxus, diversen in Foren gelesenen Optimierungs-Tricks nicht weiter nachzugehen...
Potentiellen Nachahmern sei die Nürnberger Filiale der Firma Arlt Computer am Plärrer wärmstens empfohlen: Dort bekommt man eine nützliche Neopren-Tasche für den Flachmann beim gleichzeitigen Kauf des Netbooks für den halben Preis mit dazu, und zehn Mark haben und nicht-haben sind schon 20 Mark, wie des zonebattler’s Oma selig zu sagen pflegte. Das gilt im Euro-Zeitalter gleich doppelt!
Sonntag, 16. Januar 2011
Nach einer faulheitsbedingten Pause von mehreren Jahren habe ich mich jetzt endlich wieder dazu aufraffen können, mit dem Verkauf meiner überzähligen Habseligkeiten zu beginnen: Im Laufe der Zeit haben sich so viele Dinge angesammelt (und platzraubend angestapelt), die einerseits viel zu schade zum Wegwerfen, anderseits zu sehr von nostalgisch-zeitgeschichtlichem Wert sind, um eine sinnvolle Spende für das nahe Gebrauchtwarenkaufhaus abzugeben. Ein gutes Beispiel ist dieser Philips Elektronik-Experimentierkasten aus den späten 1970er Jahren:
Ich hatte weiland als jugendlicher Bastler und Tüftler genau den gleichen Kasten im Einsatz, womöglich wäre er in mehr oder weniger gutem Erhaltungszustand sogar noch irgendwo im Elternhaus wiederzufinden. Mein hier abgebildetes Exemplar indes habe ich vor zwei oder drei Jahren vom Flohmarkt gerettet, es ist erstaunlicherweise unbespielt und mithin der Wunschtraum eines jeden Sammlers. An einen solchen wird der Kasten dann letztlich auch gehen, und meine damalige Investition im Wert eines Tortenstücks wird eine traumhafte Rendite abwerfen, von der selbst der kriminellste Bankster nur träumen kann. Wobei die Taschengeld-Aufbesserung – in absoluten Zahlen betrachtet – natürlich trotzdem längst nicht dazu reichen wird, noch heuer in den fröhlichen Vorruhestand zu gehen...
Die Höhe des Verkaufserlöses ist mir dabei aber gar nicht so wichtig: Es geht mir vor allem darum, daß meine »Schätze« in gute Hände kommen, sprich den Weg zu anderen Liebhabern finden, die meine Pretiosen zu schätzen wissen und sie gut bewahren werden. Bei altem Technikkram funktioniert das so gut wie immer: Da Knaben bekanntlich nur etwa sieben Jahre alt werden (und danach nur noch wachsen), sind sie nach dem Erreichen ihrer maximalen Größe (und insbesondere auch dann, wenn sie wieder zu schrumpeln beginnen) gerne bereit, für die materielle Inkarnation ihrer eigenen Kinder- und Kadettenträume gutes Geld für gute Ware springen zu lassen, wenn es nur jene Spielzeuge sind, die sie damals selbst besaßen (oder sich danach mit am Schaufenster plattgedrückter Nase verzehrten). Neben jahrzehntealten Experimentierkästen (die in unbespieltem Zustand zu finden natürlich auch mir als Flohmarkt-Trüffelschwein nur noch seltenst gelingt) sind es insbesondere alte HiFi-Geräte, die heutzutage mitunter zu aberwitzigen Summen weggehen, welche ein Mehrfaches ihres damaligen Neupreises betragen können...
Zu meiner Freude ist das Einstellen eigener Angebote in die »elektrische Bucht« heutzutage einfacher denn je, auch wenn das Anfertigen aussagekräftiger Fotos und das Verfassen detailgetreuer Beschreibungstexte natürlich selbst den Routinier einiges an Zeit kostet. Dennoch: Ist man erstmal wieder drin und stellt alle paar Tage ein bis zwei Offerten bereit, dann kriegt man das qualifizierte Anpreisen und die spätere logistische Abwicklung (Korrespondenz, Inkasso, Verpackung und Versand) mit minimalem Aufwand und quasi nebenher auf die Reihe. Und Spaß macht es ja schließlich auch (mir jedenfalls).
Mich würde interessieren, wieviel Prozent aller verschickten Päckchen und Pakete heutzutage dem Austausch von Gebrauchtwaren zuzurechnen sind: Was dem Einen sein Ballast, ist des Anderen Begehr, und erst das Internet hat es geschafft, für private Angebote jenseits von Immobilien und Kraftfahrzeugen einen bestens funktionierenden Second-Hand-Markt zu etablieren. Das freut viele, aber natürlich nicht alle, insbesondere nicht die Hersteller, die gerne neuen Krempel verkaufen würden, statt den alten herumgeschoben zu wissen (und daran nichts zu verdienen). Aber so ist das halt, der Geist ist aus der Flasche und geht nicht mehr hinein. Außerdem hat sich der virtuelle Handel ja auch auf den Neuwarenvertrieb höchst beflügelnd ausgewirkt...
Doch damit genug der markttheoretischen Betrachtungen: In meiner Nachttischschublade harrt ein Dutzend Armbanduhren mit längst leergelutschten Knopfzellen darauf, von mir vorteilhaft abgelichtet und potentiellen Interessenten angedient zu werden. Mir reicht mein mechanisches Zeiteisen bis ans Ende meiner Tage, daher weg mit den Altlasten, selbst wenn das in diesem Fall definitiv ein Draufzahlgeschäft werden wird. Eine leere (und wieder anderweitig nutzbare) Schublade ist freilich auch ein schöner Gewinn!
Freitag, 24. Dezember 2010
Dem Beispiel eines kreativen Künstlers folgend, experimentiert des zonebattler’s bessere Hälfte derzeit mit der Herstellung von Modeschmuck aus leeren Nespresso-Kapseln. Ein erstes Prototyp-Fragment schaut schon recht vielversprechend aus:
Da wir im eigenen Haushalt Kaffeegetränke blechabfallfrei mit einer antiken Tchibo Picco herzustellen pflegen, sind wir beim Rohmaterial für die Zierrat-Produktion auf externe Hilfe angewiesen: Wer immer im näheren Umkreis heute von Christkind und/oder Weihnachtsmann eine neumodische Nespresso-Kaffeemaschine geschenkt bekommt, wird hiermit freundlichst ersucht, die benutzten Patronen für uns aufzuheben: Den bunten Aluminium-Bechern wird eine zweite Karriere als Schmuckstück garantiert, und das ist doch allemal besser (und mondäner) als im Müll zu landen...
Mittwoch, 22. Dezember 2010
Des zonebattler’s bessere Hälfte hat einen Apple iPod Touch neuester Bauart (32 GB) geschunken gekrochen, für den wir in unserem Haushalt keinerlei Verwendung sehen. Falls jemand aus der Leserschaft das noch originalverpackte und ‑versiegelte Gerät haben möchte: Für EUR 250,00 ist es zum Schnäppchenpreis wohlfeil!
Sonntag, 21. November 2010
Montag, 15. November 2010
Frau Damenwahl machte sich lesenswerte Gedanken über Das Diktat der Effizienz.
Mittwoch, 10. November 2010
Von Anton Atzenhofer, dem Schöpfer meines servilen kleinen Dieners, stammt auch das nette Titelbild zu dieser Ausstellungs-Ankündigung in der »Fürther Freiheit«. Wer einen nieder- und unterschwelligen Zugang zur hiesigen Kunstszene sucht (und sich dabei ein Stück vom besten Kuchen weit und breit einverleiben mag), verpaßt am kommenden Samstag keinesfalls die Vernissage!
Donnerstag, 4. November 2010
Freund Lexikaliker hatte mir unlängst einen tickenden Floh ins Ohr gesetzt: Ohne Unterlaß schwärmte er mir von seinen zahlreichen Zeiteisen vor, namentlich von den schönen Automatik-Zwiebeln der Serie 5 von Seiko. [1] Nun ist es ja nicht so, daß der zonebattler keine Armbanduhren besäße, er hat ganz im Gegenteil ein Dutzend davon in der Nachttisch-Schublade liegen! Diese freilich dämmern allesamt in scheintotem Zustand einer höchst ungewissen Zukunft entgegen, denn sie leiden an leeren Batterien und schmollen stille...
Wenn man allerdings in die Jahre kommt, dann scheinen einem gediegene Mechanik und Energieautarkie weit wichtiger zu sein als höchster Präzisionslauf, weshalb der Wunsch nach einer rein mechanischen Automatik-Uhr langsam aber sicher in des Autors Hirn Gestalt annahm. [2] Er schlief noch ein paarmal drüber, dann delegierte er den Beschaffungsakt an seinen zeitmesseraffinen Kumpanen. Gestern kam dieser auf eine Stippvisite vorbei, und das hat unsereiner nun davon:
Das vorhin ambulant auf dem Eßzimmertisch arrangierte Stillleben [3] zeigt das edelstählerne und satte 144 Gramm wiegende Modell SNZG13J1, welches wie die anderen »Fünfer« auch über einen Glasboden verfügt, durch den sich das Werkeln des Werkes vortrefflich beobachten läßt: sehr meditativ und unterhaltsamer als fernzusehen!
Interessant an den äußerst wertig verarbeiteten Seikos ist mehrerlei: Erstens werden hierzulande nur einige wenige Modelle (zu eher üppigen Preisen) angeboten, das Gros der ausufernden Produktpalette wird offiziell nur in asiatischen Gefilden vertrieben, wo die Versorgung mit Knopfzellen für Quarzuhren angeblich problematisch wäre. Eine schwer zu begreifende Export-Politik, die überdies wohl dafür sorgen soll, daß der vorgebliche Edel-Nimbus der Marke in Deutschland keinen Schaden nimmt [4].
Zweitens sind diese Uhren erstaunlich preiswert, sie fangen schon im zweistelligen Euro-Bereich an und heben auch bei den massiven Top-Modellen keineswegs in aberwitzige Höhen ab: Mein im obigen Bild gezeigter Import-Chronometer stammt von einem freundlichen Holländer und hat mich gerade mal EUR 130,00 gekostet...
Drittens sind die einschlägigen Fach-Foren voll von begeisterten Besitzern, die den nachgerade legendären Seiko 5ern unverwüstliche Robustheit und präzisen Lauf über Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte bescheinigen. Woran ich keine Sekunde zweifele: Vermutlich brauche ich mich zu meinen Lebzeiten um Ersatz nicht mehr zu sorgen! Wobei schon jetzt die Versuchung an mir nagt, mir vielleicht noch diese, die, jene, die da, die auch noch, diese, jene dort, die hier und ggf. auch noch diese da zuzulegen...
[1] Die »5« steht subsummierend für die Merkmale Automatikwerk, stoßfest, wasserfest, Datumsanzeige, Wochentagsanzeige, die allen Modellen der Serie gemein sind.
[2] Triebverstärkend kam zugegebenermaßen die unlängst erfahrene Wirkung auf Dritte hinzu, die von (wirklich oder scheinbar) noblen Uhren auszugehen scheint.
[3] Ja, das Blatt rechts oben stammt von einem Gingko-Baum in Büro-Nähe...
[4] Dabei ist Seiko nach meinen Beobachtungen in Deutschland kaum noch im stationären Handel präsent, könnte also mit kreativer Produktpolitik eher Marktanteile gewinnen als (noch weiter) verlieren.
Dienstag, 2. November 2010
Warum eigentlich nicht einen Monat lang täglich mal schnell was Kreatives tun ?
Sonntag, 31. Oktober 2010
Am zehnten Tage unserer Ruhrgebiets-Visite schauten wir uns zunächst noch ein wenig in Essen um, insbesondere umrundeten wir per pedes den riesigen Grugapark. Von außen wohlgemerkt, denn künstlich angelegte Pflanzen-Arrangements stehen nicht wirklich im Fokus unseres floralen Interesses. Übrigens waren die an der Park-Peripherie entdeckten Einrichtungen viel spannender, die nonchalanterweise in Eigeninitiative inspizierte Friedhofs-Lehrgärtnerei mit (mutmaßlich) leichenlosen Liegestätten beispielsweise hatte nicht nur morbiden, sondern auch ästhetischen Reiz...
Adieu Essen, hallo Duisburg! Der schwergewichtige Reiseführer legte uns zunächst den Besuch des Innenhafens nahe, wo eine postindustrielle Misch-Nutzung (wassernahes Wohnen, Gastronomie, Dienstleister, Kultur) ein ebenso abwechslungsreiches wie attraktives Areal (wieder-)belebt hat. Das dort ansässige Museum Küppersmühle für Moderne Kunst hatte leider wie jeden Montag geschlossen, dem Legoland Discovery Centre wollten wir weder Zeit noch Geld opfern, aber auch so geriet der Rundgang zum spannenden Erlebnis-Nachmittag. Wir tappten tapfer bis in die City und retour und waren hernach so zufrieden wie die en passant gekraulten Zirkus-Esel.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann den faszinierenden Landschaftspark Duisburg-Nord, den wir erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder verließen. In dem nachgerade riesigen Areal rund um ein längst stillgelegtes Hüttenwerk gibt es soviel zu sehen, daß man darin ohne weiteres mehrere Tage schauend und staunend zubringen könnte...
Die Vielfalt der heutigen Nach-Nutzungen der massigen Anlagen verblüffte uns immer wieder. Der Deutsche Alpenverein unterhält dort nicht nur seine landesweit niedrigstgelegene »Berghütte«, sondern auch – in mehreren Abteilungen der alten Erzbunkeranlage – einen alpinen Klettergarten mit Schwierigkeitsgraden für jeden Geschmack:
Höhepunkt der Besichtigung war ganz zweifellos (und auch im wortwörtlichen Sinne) die Besteigung des ehemaligen Hochofens Nr. 5, der bis an die Spitze begehbar gemacht wurde. Wer die melancholische Atmosphäre solcher alten Industrierelikte zu schätzen weiß, kommt hier ebenso auf seine Kosten wie der Knipser auf der Suche nach ungewöhnlichen Motiven...
wir nächtigten am Rande des weitläufigen Parks und brachen anderntags nach Dortmund auf, wo der zonebattler zunächst einem seiner dienstlichen Kunden einen halboffiziellen Besuch abstattete und sich und seiner besseren Hälfte das ICE-Werk zeigen ließ: Nicht alle Tage bietet sich selbst unsereinem die Gelegenheit, unter aufgeständerten Gleisen den Bauch eines ICE T zu betrachten und dessen bistrotischgroße Bremsscheiben aus der Nähe zu bestaunen...
Selbstverständlich hielt sich unsereiner strikt an das im Werk herrschende Fotografierverbot, und daher kann ich diese Episode leider nur mit einem Schnappschuß illustrieren, der auf dem kurzen Fußweg zwischen Werkbereich und Parkplatz entstand:
Quer durch die Stadt ging es dann zum berühmten »Dortmunder U«, welchselbiges uns allerdings nur die animierte Fassade und ansonsten die kalte Schulter zeigte: Die neue Heimat des früheren Museums am Ostwall war noch im Umbau begriffen, die Ausstellung noch im Werden und mithin nicht zu sehen. Pech gehabt!
Was es hingegen zu sehen gab, war die Innenstadt und ihre Fußgängerzone, na gut, sind wir halt auch da mal gewesen... Ach ja: Alle paar hundert Meter begegnet man in Dortmund einem mehr oder weniger auf Kunst komm raus originell gestalteten Nashorn. Wenn das der Dürer wüßte!
Wesentlich interessanter gestaltete sich der abendliche Abstecher zur Zeche Zollern: Zwar kamen wir erst bei Kassenschluß dort an, konnten aber zumindest noch das Freigelände erforschen und die einzigartigen Jugendstil-Industriebauten bewundern. Heute stehen ja Arbeits- und Materialkosten in umgekehrten Verhältnis als Anno 1904, daher wachsen in Industriegebieten allenthalben nur noch Betonsärge aus der Erde und keine architektonischen Meisterwerke mehr. Schon das macht die Zeche Zollern zu einem einzigartigen Kleinod im großen Maßstab! Gleich nebenan auf dem Besucher-Parkplatz stellten wir hernach unsere Renngurke ab und betteten uns ein letztes Mal im mobilen Schlafzimmer zur Ruhe.
Der zwölfte und letzte Tag unserer Reise war angebrochen. Als erstes steuerten wir die Kokerei Hansa an und erreichten diese eine Viertelstunde vor der regulären Öffnung. Kaum hatten wir die Nase ins Gelände gesteckt, wurden wir schon aufgegriffen, an die Uhrzeit erinnert und an den offiziellen Besuchereingang verwiesen. Artig setzten wir uns dort auf die Wartebank vor dem Kassenfenster und wurden von der diensttuenden Aufsichtsperson per Kopfnicken begrüßt, ansonsten aber geflissentlich ignoriert, auch über den Schlag der vollen Stunde hinaus. Als gelernter Beamter und praktizierender Dienstleister kann der zonebattler die Mentalität von vorgefundenen Servicepersonalen ebenso rasch wie zweifelsfrei einschubladisieren, daher erschien es ihm ratsam, sich hier auf keine Diskussionen mehr einzulassen und kurzerhand auf eigene Faust das Areal zu erkunden. Was sich – im Nachhinein betrachtet – als ebenso zweckdienlich wie im Grunde entbehrlich entpuppte: Was wir dort zu sehen bekamen, hatten wir andernorts schon längst erforscht.
Wir fuhren weiter in Richtung Soest, um den zum Urlaubsbeginn bei den dort hausenden Freunden entliehenen Regional-Atlas wieder abzugeben. Unterwegs besuchten wir noch in (auf?) Schloß Cappenberg eine Kunstausstellung mit Werken von Günter Haese, einem Protagonisten der Kinetischen Kunst.
Diese Ausstellung erwies sich als überaus inspirierend und hervorragend gestaltet, wahrlich ein unverhofftes Highlight am Ende unserer Reise. Umgekehrt verhielt es sich leider mit dem Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna, welches wir mit großen Erwartungen betraten, jedoch einigermaßen enttäuscht wieder verließen. Immerhin: die begehbare Camera Obscura von James Turrell [1] mit der Projektion eines kreisrunden Himmelsauschnittes bleibt als grandioses Werk in Erinnerung.
Der Rest ist schnell erzählt: Von Unna nach Soest, von Soest auf die Autobahn und auf den 400 km bis Fürth alle 100 km eine kleine Pause gemacht. Gegen 22 Uhr trafen wir dann wohlbehalten daheim ein, wuchteten zunächst den mitgeführten Hausrat ins Treppenhaus und wunderten uns wie stets nach der Rückkehr von einer Campingreise über dessen scheinbare Volumenzunahme: Sechs oder sieben Mal ächzte der zonebattler die 66 Stufen hoch zu seiner homezone, jedes Mal bepackt wie ein Lastesel und mitunter auch schnaubend wie ein solcher. Am Ende stand die Erlösung in Form eines warmen Duschbades...
Zu Ende ist nunmehr auch diese Reise-Reportage, zu deren ordnungsgemäßen Niederschrift sich der Verfasser diesmal mehr als sonst überwinden mußte. Er bittet die geduldige Leserschaft submissest um Verzeihung für die langen Pausen zwischen den Teilen und verspricht für die Zukunft – erstmal nix.
[1] dessen Genialität wir bereits in Wolfsburg bestaunt hatten.
Sonntag, 17. Oktober 2010
Nach dem Aufwachen auf dem – wie es ein smarter Makler sehr treffend ausdrücken würde – äußerst verkehrsgünstig gelegenen Wohnmobil-Stellplatz besichtigten wir (nur eine obligatorische Katzenwäsche und ein wie üblich ambulant eingenommenes Frühstück später) den Oberhausener Gasometer. Als in der Tat sehr eindrucksvoll erwies sich das Innere des gigantischen Hohlkörpers, insbesondere aber auch die aktuelle Ausstellung »Sternstunden – Wunder des Sonnensystems«, die noch bis zum Ende des laufenden Jahres bewundert werden kann. Die übergroßen Fotos, die ausladenden Planetenmodelle und insbesondere das nachgerade riesige Mondmodell lohnen einen Abstecher in die dicke Röhre allemal!
Aus den Tiefen des Alls resp. des ehemaligen Gasbehälters wieder ans Tageslicht zurückgekehrt, machten wir interessehalber einen Rundgang durch das nahegelegene CentrO, dem laut Eigenwerbung »größten Shopping- und Freizeitzentrum Europas«. Na ja, es gibt dort wie hier und überall sonst im Wesentlichen die gleichen Kettenläden, eine Freßrotunde einen Food Court und die heutzutage übliche Shopping-Center-Architektur. Der zonebattler ließ sich letztlich von der allgemeinen Konsum-Stimmung um ihn herum anstecken und zückte verzückt seine Geldbörse... [1]
Über dem Kaufrausch war es Nachmittag geworden, darum galt es, hurtig auf die Autobahn zu flitzen und sich vom sanft säuselnden Handy in die quirlige Innenstadt Düsseldorfs lotsen zu lassen. In der dortigen Kunstsammlung NRW (K20 am Grabbeplatz) trafen wir uns zunächst mit einem uns bis dato nur virtuell bekannten Blogger-Kollegen zu einem höchst anregenden Plausch. Dann meeteten & greeteten wir noch eine liebe (Fast-)Nachbarin aus Fürth, welchselbe in wackerer, geduldig ertragener Pendler-Existenz in jenem berühmten Kunst-Tempel ihr werktägliches Ein- und Auskommen findet...
Indes waren wir ja nicht nur zum Schäkern und sich Beschnuppern nach Düsseldorf gekommen, nein, es wartete am Abend ein respektabler Kunstmarathon auf uns in Form der vielen zeitgleich stattfindenden Vernissagen zur Quadriennale 2010! Wir guckten und schoben uns bis spät in die milde Nacht durch die frisch eröffneten Ausstellungen »Joseph Beuys. Parallelprozesse« (K20), »Nam June Paik« (museum kunst palast) und »Der Rote Bulli. Stephen Shore und die Neue Düsseldorfer Fotografie« (NRW-Forum), bis wir dann endlich ermattet quer durch die Stadt (erneut vom Handy sicher geleitet) in Richtung Ausstellung Nr. 4 (K21 Ständehaus) tappten, woselbst die ebenso abseits wie kostenfrei geparkte Renngurke unserer harrte. Schön war die Kunst, schön war die Nacht, schön zeigte sich auch die bunt illuminierte Skyline des Dorfes an der Düssel:
Erst nach Mitternacht liefen wir wieder in Oberhausen ein, wo wir direkt am Fuße des Gasometers eine Wagenburg bildeten und uns zur (diesmal gebührenfreien) Ruhe niederlegten...
Am Tag Nr. 8 unserer Expedition waren wir schon lange vor der erneuten Öffnung des dicken Wahrzeichens von Oberhausen wieder wach und reisebereit. Wir tuckerten los in Richtung Essen, woselbst wir schon wieder eine Verabredung hatten: Am Rande der weltberühmten Zeche Zollverein wollten wir uns mit einem meiner fleißigen Homepage-Zuträger treffen, der uns – als Einheimischer bestens orts- und kulturkundig – die umfangreichen Einrichtungen der riesigen stillgelegten Anlage zeigen und erläutern wollte. Es wurde ein langer, lehrreicher und bunter Tag...
In seinem Hang zum Skurrilen und Bizarren fiel dem zonebattler so manches Detail auf. Unter anderem kam ihm dieser höchst eigenartige Mastschmuck vor die Linse:
Zunächst konnten wir uns keinen Reim auf jenes ebenso gelungene wie seltsame Woll-Objekt machen. Ein Blick auf den angeknüpften Beipackzettel klärte uns jedoch schnell auf: »Strickgraffiti soll den öffentlichen Raum etwas bunter machen und beschädigt nichts.« Wenn das kein Beispiel für vorbildhaft bürgerliches Engagement ist!
Nachdem wir uns am späten Nachmittag von unserem multitalentierten Führer-Freund verabschiedet hatten, fuhren wir weiter in Richtung Süden, nahmen unterwegs Betriebsstoffe für Mensch und Maschine auf und begannen mit der Suche nach einem Plätzchen für die Nacht. Dies gestaltete sich diesmal als unerwartet schwierig, es wollte sich partout kein geeigneter Ort erspähen lassen. Nach langer Odyssee – es war inzwischen schon dunkel geworden – bezogen wir endlich provisorisch Posten auf einem Besucher-Parkplatz am Nordost-Ufer des Baldeneysees.
Was sich letztlich als gute Wahl entpuppte: Im Grunde sollte man sich in Ballungsräumen ohnehin von der Idee verabschieden, einen Schlafplatz »im Grünen« ausfindig machen zu können. Mitten drin im urbanen Getümmel finden sich noch am ehesten leidlich abgelegene Ecken an Friedhöfen, Supermärkten oder Fabriken, wo sich des Nachts kaum ein Mensch hinverirrt. Und wenn doch mal einer seinen Vierbeiner Gassi führt, dann gucken beide meist diskret zu Seite. So jedenfalls unsere Erfahrung; die echten Schurken schlagen am hellllichten Tage zu...
Der neunte Tag unserer Reise war erstens ein Sonntag und machte zweitens seinem Namen wenig Ehre: Es regnete mehr oder weniger fast den ganzen Tag über. Das scherte (schor?) uns freilich wenig, denn wir hatten ohnehin ein eher inhäusiges Besichtigungsprogramm zu absolvieren. Die erste Station (die uns schon fast einen halben Tag kostete) war die oberhalb des Baldeneysees thronende Villa Hügel, die bis 1945 das repräsentative Refugium der Industriellen-Familie Krupp gewesen war:
Die in der Villa gezeigte Dauerausstellung zur Geschichte von Familie und Fabrik würdigt einerseits die großen technischen Leistungen des von der kleinen Klitsche zum Weltkonzern gewachsenen Unternehmens, dokumentiert aber auch die schicksalhafte Verstrickung mit dem NS-Regime, das ohne den »Kruppstahl« schwerlich hätte Krieg führen können...
Nach Verabfolgung dieser üppigen Dosis Zeitgeschichte machten wir uns wieder auf in Richtung Innenstadt, um die zweite Tageshälfte im Museum Folkwang zu verbringen. Danach waren wir platt bzw. voll, aber es reichte doch noch für eine schnelle Umrundung des Aalto-Theaters zu Fuß, um nach der bereits im April erfolgten Besichtigung des Wolfsburger Kulturhauses jenem Bau ein zweites Werk des finnischen Architekten vergleichshalber hinzuzugesellen. Und weil sich der Marsch an der frischen Luft als belebend erwies, haben wir dann auch noch ‑zumindest von außen – die prächtige Alte Synagoge inspiziert.
Nach so viel Essen für die Augen war die Zeit zum Essen für den Magen gekommen, welchselbiges wir wieder an den Gestaden des Baldeneysees einnahmen, an seinem nordwestlichen Zipfel unterhalb der Villa Hügel. Mit einem nächtlichen Spaziergang (es regnete mittlerweile nicht mehr) zum in der Ferne erahnten Stauwehr rundete sich der Tag: Drei Viertel der Reise ins Unbekannte konnten nunmehr als erfolgreich absolviert gelten. Zum letzten Viertel brechen wir in der nächsten Folge auf!
[1] Ausgabenrechnung: EUR 2,40 (Pizzastück) + EUR 0,40 (Klofrau) = EUR 2,80 Total
Sonntag, 10. Oktober 2010
Der geneigten Leserschaft wird nicht entgangen sein, daß ich mich derzeit um die ordnungsgemäße und (über)fällige Fortsetzung der aktuellen Reiseberichterstattung weiterhin zu drücken scheine. Das liegt daran, daß ich dieser Tage wie ein Berserker hier, da und dort meine anderen virtuellen Äcker bestellt habe und zwischendrin im analogen Leben des goldenen Herbstes üppiger Fülle teilhaftig zu werden suchte. Ich werde der selbstauferlegten Chronistenpflicht in Kürze nachkommen, überlege mir freilich, ob ich mir beim nächsten Mal nicht einfach die Gnu’sche Attitüde zu eigen machen und nur noch Bilder zeigen sollte...
Süßer und scharfer Senf: