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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Freitag, 25. Juni 2010

Deut­sche Spra­che, schwe­re Spra­che?

Ge­stern Nach­mit­tag in der In­nen­stadt. Zwei mut­maß­li­che Färd­der mut­maß­lich tür­ki­scher Her­kunft in laut­hal­si­ger Dis­kus­si­on. Der ei­ne re­det ein­dring­lich und ge­sti­ku­lie­rend auf den an­de­ren ein:

Tür­kisch­sprech – Tür­kisch­sprech – Tür­kisch­sprech – Tür­kisch­sprech – All­ge­mei­ne Kon­fi­gu­ra­ti­on / Netz­werk-Kon­fi­gu­ra­ti­on! – Tür­kisch­sprech – Tür­kisch­sprech – Tür­kisch­sprech.

Na al­so, denkt sich un­ser­ei­ner, geht doch! Wer sich bei Han­dy oder Com­pu­ter durch by­zan­ti­ni­sche Kon­fi­gu­ra­ti­ons­me­nüs sei­nen Weg in Deutsch zu bah­nen ver­steht, dem kann doch wohl ein hin­rei­chen­des Maß an Sprach­ver­ständ­nis at­te­stiert wer­den. Daß die Her­ren un­ter­ein­an­der auf Mut­ter­sprach­lich kom­mu­ni­zie­ren, wer woll­te es ih­nen ver­den­ken? Wenn ich nach Ka­li­for­ni­en ver­zö­ge und mich in San Fran­cis­co mit ei­nem Lands­mann un­ter­hiel­te, wür­de ich das ja auch trotz leid­li­cher Be­herr­schung des Eng­li­schen auf Deutsch ma­chen. Mit In­te­gra­ti­ons­ver­wei­ge­rung (die es zwei­fel­los auch gibt) hat das ei­ne wie das an­de­re nichts zu tun!

Mittwoch, 23. Juni 2010

Kar­rie­re­sprung (2)

Kaum sind die Stadt(ver)führungen ab­sol­viert, da ste­hen auch schon die näch­sten Ein­sät­ze als Füh­rungs­kraft vor der Tür: Die Aus­stel­lung »Steam and Steel / Die letz­ten Dampf­lo­ko­mo­ti­ven der USA« mit un­glaub­lich auf­wen­dig in­sze­nier­ten Fo­tos des ame­ri­ka­ni­schen Fo­to­gra­fen O. Win­s­ton Link wird am kom­men­den Frei­tag in der kunst ga­le­rie fürth er­öff­net. An ins­ge­samt vier Sonn­ta­gen (Ter­mi­ne sie­he Fly­er) wird der zone­batt­ler durch die Aus­stel­lung füh­ren. Puf­fer­küs­ser sei­en aber vor­ge­warnt: Hier geht es we­ni­ger um tech­ni­sches Fach­sim­peln als um die Ana­ly­se gran­dio­ser Bild­äs­the­tik!

Dienstag, 22. Juni 2010

Hoch hin­aus

An­läß­lich des rein rech­ne­risch be­vor­ste­hen­den 100. Ge­burts­ta­ges von Kon­rad Zu­se wür­digt die F.A.Z. den deut­schen Er­fin­der und frü­hen Com­pu­ter­pio­nier in ei­nem aus­führ­li­chen Ar­ti­kel. Be­son­ders in­ter­es­sant er­scheint dem stets tüf­tel­freu­di­gen zone­batt­ler die Sa­che mit dem sich selbst er­rich­ten­den He­lix­turm: Ge­dacht als Ba­sis für rie­si­ge Wind­ro­to­ren, soll­te sich der Turm aus Norm­bau­tei­len vom Bo­den aus in die Hö­he »kur­beln« und bei Ge­fähr­dung durch star­ken Sturm auch wie­der ein­ho­len las­sen. Ein Le­ser weist in den Kom­men­ta­ren auf ei­ne hoch­in­ter­es­san­te Di­plom­ar­beit hin, in der die Re­stau­ra­to­rin ei­nes noch exi­stie­ren­den Mo­dells die­ses me­cha­ni­sche Mei­ster­werk mi­nu­ti­ös be­schreibt.

Freitag, 18. Juni 2010

Die Schatz­in­sel (7)

Das Meer! Der wei­te, wei­te Oze­an und sei­ne rau­schen­de Bran­dung, sein un­ab­läs­sig for­dern­des Lecken am Land, sei­ne am Ufer oft spie­le­ri­schen, mit­un­ter aber heil­los ver­hee­ren­den De­mon­stra­tio­nen ei­ner kollos­sa­len Macht fas­zi­nie­ren die Men­schen seit je­her. Ins­be­son­de­re na­tür­lich den ge­mei­nen Bin­nen­länd­ler, der je­ne ge­wal­ti­gen und schier end­los er­schei­nen­den Was­ser­mas­sen nicht tag­täg­lich vor Au­gen hat, son­dern dem die­se Be­geg­nung nur ur­laubs­hal­ber und in grö­ße­ren Zeit­ab­stän­den ver­gönnt ist.

Der zone­batt­ler ist in der ord­nungs­ge­mäß ab­ge­wickel­ten er­sten Hälf­te sei­nes auf 100 Jah­re an­ge­leg­ten ir­di­schen Da­sei­nes schon di­ver­se Ma­le an des sal­zi­gen Was­sers Kan­te ge­stan­den, an der Nord­see, an der Ost­see, im Mit­tel­meer, am At­lan­tik und tat­säch­lich auch am Pa­zi­fik. Schwar­ze Strän­de aus fein zer­krü­mel­ter La­va wa­ren ihm frei­lich bis da­to noch nicht un­ter­ge­kom­men:

Läuferin am abendlichen Strand von Puerto Naos

Wie neu­lich be­reits aus­ge­führt, ist die Kü­ste La Pal­mas über­wie­gend zer­klüf­tet und un­weg­sam, re­gel­rech­te Ba­de­strän­de gibt es nur we­ni­ge und die­se sind noch da­zu von über­schau­ba­rer Aus­deh­nung. Doch selbst dort geht es nicht eben über­lau­fen zu, was un­ser­ei­nem zu­ge­ge­ben sehr ge­le­gen kam, der ich zwar die Men­schen mag, die Leu­te aber mit­un­ter nicht aus­ste­hen kann... Über die Grün­de des Tou­ri­sten-Man­gels zu spe­ku­lie­ren ist hier nicht der rech­te Ort, je­den­falls herrscht im »Won­ne­mo­nat« Mai so­gar in un­mit­tel­ba­rer Nä­he grö­ße­rer Ho­tel­an­la­gen un­über­seh­ba­re Be­le­gungs­flau­te:

Badestrand bei El Socoro

Von der trüb-trau­ri­gen Tri­stesse der über­di­men­sio­nier­ten Bet­ten­bur­gen und der dar­in statt­fin­den­den Zwangs­be­spaßung trä­ger Tou­ri­sten will ich in ei­ner spä­te­ren Fol­ge noch be­rich­ten, hier wol­len wir es bei dem Hin­weis be­las­sen, daß das Meer dort am schön­sten ist, wo man es weit­ge­hend für sich al­lei­ne hat. Wie zum Bei­spiel rund um die so­ge­nann­te »Pi­ra­ten­bucht« un­ter­halb von El Pue­blo an der West­kü­ste:

bunte Schwarzbauten Einheimischer in einer natürlichen Höhle

Der kei­nes­wegs knie­scho­nen­de Ab­stieg dort­hin fand nicht nur in pral­lem Son­nen­lich­te statt, son­dern im spä­te­ren Ver­lauf auch ab­seits der of­fi­zi­el­len We­ge. Über Stun­den kam sich der zone­batt­ler wie­der wie im Film vor, ein ein­sa­mer Schiff­brü­chi­ger ab­seits al­ler be­wohn­ten Ge­fil­de. Das müh­sa­me Vor­an­kom­men, Schritt für Schritt und Me­ter für Me­ter ent­lang eben­so un­ge­si­cher­ter wie stei­ler Ab­bruch­kan­ten sorg­te für sel­ten zu­vor er­leb­ten Ad­re­na­lin­aus­stoß. Doch wie woll­te man je sei­ne ei­ge­nen Gren­zen aus­lo­ten, wenn man sich Ih­nen nicht hin und wie­der auf Sicht- (bzw. Tritt-)weite nä­her­te? Eben. Der spä­te­re, gleich­falls mehr­stün­di­ge Auf­stieg in der glei­ßen­den Son­ne schat­ten­lo­ser Glut re­du­zier­te den Be­richt­erstat­ter auf ein he­cheln­des, japp­sen­des, keu­chen­des und auch weit­ge­hend wür­de­lo­ses Et­was. Ei­ne läu­tern­de Er­fah­rung, ich woll­te sie nie­mals mehr mis­sen.

Nicht min­der be­we­gend war für den Au­tor ein kör­per­lich eher we­nig an­stren­gen­der Nach­mit­tag an den se­mi-na­tür­li­chen Plansch­becken un­weit von Ho­yo Gran­de, nörd­lich von San An­drés an der Ost­kü­ste La Pal­mas ge­le­gen: Ziem­lich ge­nau 19 Jah­re nach sei­nem letz­ten Tauch­gang zog er sich sei­ne (in all den Jah­ren nur leicht gelb­lich ver­färb­te) Pro­fi-Tau­cher­bril­le über, steck­te sich den Schnor­chel in den Schlund und sah fort­an fas­zi­niert dem flim­mern­den Trei­ben un­ter­halb der Was­ser­ober­flä­che zu...

ertauchte Schätze des Meeres: Seeigel-Skelette, Steckmuscheln und ein einsames Krabbenbein

Flos­sen und Blei wa­ren aus Platz- und Ge­wichts­grün­den da­heim ge­blie­ben; in­des es geht auch oh­ne, wenn­gleich man es dann nicht viel tie­fer als drei oder vier Me­ter schafft, be­vor ei­nen der im Salz­was­ser oh­ne­hin er­höh­te Auf­trieb wie­der an die Ober­flä­che zu­rück­drückt. Egal, viel tie­fer sind die in die La­va­kü­ste ge­bag­ger­ten Becken oh­ne­hin nicht. Den­noch wa­ren sie ein span­nen­des Re­vier, denn im­mer wie­der schwapp­te der an­bran­den­de Oze­an über die see­sei­ti­ge Kan­te und spül­te neu­es Ge­tier her­ein, klei­ne Fi­sche, grö­ße­re Fi­sche, gut ge­tarn­te eben­so wie in auf­fäl­li­gen Faben leuch­ten­de. Oh, wie schön ist es dort un­ten, wo al­le lun­gen­at­men­den Zwei­bei­ner die Klap­pe hal­ten und sich in De­mut üben müs­sen...

Nach ei­ner Stun­de ein­sa­men Ge­nus­ses er­hiel­ten der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te un­ver­hofft Ge­sell­schaft in Form ei­nes zwei­ten Pär­chens, wel­ches sich zu­nächst auf ita­lie­nisch un­ter­hielt. Man kam rasch ins Ge­spräch, man schal­te­te auf Deutsch um, denn wie­wohl der jun­ge Mann ita­lie­ni­scher Ab­stam­mung war und sei­ne Freun­din pol­ni­scher, so ka­men sie doch bei­de aus... nein, nicht aus Fürth, aber im­mer­hin aus Nürn­berg-Go­sten­hof! Der Zu­fall woll­te es fer­ner, daß wir ei­ne Wo­che spä­ter nicht nur al­le­samt im glei­chen Flie­ger gen Hei­mat sa­ßen, son­dern dann auch noch die glei­che U‑Bahn nah­men, Um­stei­gen am Plär­rer in­klu­si­ve! So klein ist die Welt. Den bei­den sei hier­mit noch­mals herz­lich zu­ge­wun­ken!

Nun, da­mit sind wir schon wie­der am En­de ei­ner Epi­so­de an­ge­kom­men und kön­nen mitt­ler­wei­le ab­se­hen, daß es ins­ge­samt wohl de­rer zehn ge­ben wird. Ein Dut­zend stim­mungs­vol­ler Schnapp­schüs­se ha­be ich noch vor­be­rei­tet auf Hal­de lie­gen, vier Stück da­von schau­en wir uns in der näch­sten Fol­ge an...

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Dienstag, 15. Juni 2010

Raus aus der Ni­sche!

Vor knapp drei Jah­ren gab es hier an­läß­lich des Ar­ti­kels »Blog­gen ver­pflich­tet« ei­ne län­ge­re Dis­kus­si­on über die Fra­ge, ob ei­nem als leid­lich elo­quen­tem Schrei­ber­ling aus den ei­ge­nen Fä­hig­kei­ten ei­ne mo­ra­li­sche Ver­pflich­tung er­wächst, Ta­lent und Kön­nen auch zum hö­he­ren Woh­le des Ge­mein­we­sens ein­zu­set­zen. Der zone­batt­ler hat das grund­sätz­lich stets be­jaht, frei­lich bis­lang kei­ne rech­te Vor­stel­lung da­von ge­habt, wie er sich ei­ner­seits wohl nütz­lich ma­chen könn­te, oh­ne an­de­rer­seits den ge­wollt schrä­gen Cha­rak­ter sei­ner höchst per­sön­li­chen Spiel­wie­se des heh­ren Ern­stes hal­ber auf­ge­ben zu müs­sen. Jetzt end­lich ist ihm die zün­den­de Idee ge­kom­men!

Un­ter sei­nem rea­len Na­men ar­bei­tet der Ver­fas­ser mit ei­nem (vor­erst noch) klei­nen Kreis nam­haf­ter Ge­sin­nungs­ge­nos­sen seit ei­ni­gen Ta­gen am Ent­wurf ei­nes »Für­ther Bür­ger-Blogs«, wel­ches ein ge­wis­ses Ge­gen­ge­wicht zur eta­blier­ten Pres­se und zu den of­fi­zi­el­len Ver­laut­ba­rungs­me­di­en aus dem Rat­haus dar­stel­len soll: For­mal han­delt es sich um ein (schick im Ma­ga­zin­for­mat ge­styl­tes) Blog, für das Bei­trä­ge zu ver­fas­sen prin­zi­pi­ell je­dem Für­ther und je­der Für­the­rin mög­lich sein soll, Ins­be­son­de­re je­nen, die et­was Sub­stan­ti­el­les zu sa­gen ha­ben (und das auch ei­ni­ger­ma­ßen ver­ständ­lich in Wor­te zu klei­den ver­ste­hen).

Wir wol­len uns da­bei kei­nes­wegs nur auf die schön­gei­sti­gen The­men be­schrän­ken: In­ter­es­sant wird es ja ins­be­son­de­re da, wo es um kon­tro­vers dis­ku­tier­te The­men der lo­ka­len Po­li­tik geht. Dort se­hen wir auch den größ­ten Be­darf, ein we­nig am im­mer noch fest ver­wur­zel­ten In­for­ma­ti­ons-Oli­go­pol der klas­si­schen Me­di­en zu krat­zen... Wer aber we­der auf die In­se­ren­ten­gunst noch auf par­tei­po­li­ti­sche Ver­ban­de­lun­gen Rück­sicht zu neh­men braucht und sich ein­zig an jour­na­li­sti­schen Sorg­falts­kri­te­ri­en ori­en­tie­ren muß, kann so man­ches poin­tiert an­spre­chen, was an­ders­wo un­ter den Tep­pich ge­kehrt wird. Zu ver­die­nen gibt es da­bei frei­lich al­len­falls Ruhm und Eh­re...

Wer sich aus des zonebattler’s lo­ka­ler Le­ser­schaft da­zu be­ru­fen fühlt, sich mit ge­le­gent­li­chen Bei­trä­gen (oder durch­aus auch mit ei­ner re­gel­mä­ßi­gen Ko­lum­ne) an so ei­ner In­itia­ti­ve zu be­tei­lig­ten, der mö­ge sich ‑selbst­ver­ständ­lich un­ver­bind­lich- per Mail an zonebattler@zonebattler.net bei mir mel­den. The­ma­ti­sche Ein­schrän­kun­gen gibt es eben­so­we­nig wie ei­ne Ver­pflich­tung zur re­gel­mä­ßi­gen Mit­ar­beit. In­halt­li­che wie sti­li­sti­sche Qua­li­tä­ten so­wie lo­ka­le Re­le­vanz sind die ein­zi­gen Kri­te­ri­en, die zäh­len! In die­sem Sin­ne: Frei­wil­li­ge vor!

Sonntag, 6. Juni 2010

Nürn­ber­ger Tand in al­le Land

Der Le­xi­ka­li­ker be­stellt sich frän­ki­sche Blei­stif­te aus Ja­pan, um die­se hier­zu­lan­de ei­gen­hän­dig an­spit­zen zu kön­nen (oder eben auch nicht). Für die­ses ex­zen­tri­sche Tun spricht ihm der zone­batt­ler im Na­men des hö­he­ren Un­fugs Dank und An­er­ken­nung aus und wünscht ihm und sei­nen Schrul­len wei­ter­hin al­les Gu­te.

Samstag, 5. Juni 2010

Auf den Hund ge­kom­men

So­was gibt’s wohl nur in New York. Hat je­mand ’ne Idee für ei­ne Für­ther Ak­ti­on? Ich wä­re da­bei!

Freitag, 4. Juni 2010

Von Ur­sa­chen und Wir­kun­gen

Aus dem fer­nen Afri­ka mel­det sich Frau Da­men­wahl zu Wort mit ei­nem klu­gen und an­schau­li­chen Text über Krieg und Frie­den und de­ren kom­ple­xe Zu­sam­men­hän­ge mit der Welt­wirt­schaft. Un­be­dingt le­sens­wert!

Mittwoch, 28. April 2010

Da­men­bei­ne (1)

Bizarr bestrumpfte Damenbeine in Fürth (Bay) Hbf

Bi­zarr be­strumpf­te Da­men­bei­ne in Fürth (Bay) Hbf
 
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Dienstag, 27. April 2010

Rei­sen ins Licht (2)

In Be­glei­tung ei­ner hal­ben Hun­dert­schaft an­de­rer Se­nio­ren Kunst­in­ter­es­sier­ter so­wie sei­ner bes­se­ren Hälf­te als Nest­häk­chen un­ter­nahm der zone­batt­ler am letz­ten Wo­chen­en­de ei­ne von der hie­si­gen Mu­se­ums­in­i­ti­ta­ti­ve or­ga­ni­sier­te Bus­rei­se ins fer­ne Wolfs­burg. Er­ste Sta­ti­on der auch in grup­pen­dy­na­mi­scher Hin­sicht span­nen­den Ex­pe­di­ti­on war das in Pri­vat­be­sitz be­find­li­che Schloß Der­ne­burg, des­sen be­tuch­ter Haus­herr sei­ne Lei­den­schaft für mo­der­ne Kunst pla­stisch zu de­mon­strie­ren weiß:

Skulptur im Garten von Schloß Derneburg

Der Na­me je­nes sehr po­ten­ten ame­ri­ka­ni­schen Geld­jon­gleurs und Wel­ten­bür­gers sei hier dis­kret ver­schwie­gen, ver­dank­te es die Rei­se­grup­pe doch sei­ner Ge­ne­ro­si­tät, daß sie in Be­glei­tung sei­ner ir­di­schen deut­schen Statt­hal­te­rin das in Re­stau­rie­rung be­find­li­che Ge­mäu­er nebst be­stens be­stück­ter Bi­blio­thek und son­sti­gen In­ne­rei­en aus­gie­big be­sich­ti­gen und ge­büh­rend be­stau­nen konn­te.

Die Kunst im Griff ha­bend und gleich­zei­tig von der Kunst er­grif­fen zeig­te sich auch der kun­di­ge Ku­ra­tor un­se­res Nürn­ber­ger Mu­sen-Tem­pels und Fast-Nach­bar des hier rap­por­tie­ren­den Be­richt­erstat­ters. Den an­däch­tig lau­schend Ver­har­ren­den von hin­ten fest­zu­hal­ten war in­des kei­ne gro­ße Kunst:

die Hände des Kurators

An­ge­sichts des ge­trie­be­nen Auf­wan­des zur In­stand­set­zung des al­ten Ge­mäu­ers und der Be­deu­tung der spä­ter dort be­hei­ma­te­ten Kunst­samm­lung war wohl manch ei­ner über­rascht ob der Aus­sa­ge, daß da­für kei­ner­lei öf­fent­li­che Mit­tel in An­spruch ge­nom­men wur­den und wer­den. Je nun, wer hat, der hat! Und wer viel hat und da­von auch der Öf­fent­lich­keit et­was zu­rück­gibt, hat sich al­le Ach­tung red­lich ver­dient...

Gleich ne­ben dem Schloß steht üb­ri­gens ein Ate­lier­haus, wel­ches sich der Vor­be­sit­zer Ge­org Base­litz er­rich­ten ließ. Dort drin­nen spuk­ten ne­ben dem Geist des (durch­aus noch le­ben­den) be­rühm­ten Bild­hau­ers di­ver­se an­de­re sche­men­haf­te Ge­stal­ten her­um:

im ehemaligen Atelierhaus von Georg Baselitz

Nach dem Ge­nuß von ge­reich­tem Ge­bäck und Ge­trän­ken und ei­nem an­schlie­ßen­den Ver­dau­ungs­spa­zier­gang zu den ar­chi­tek­to­ni­schen Schman­kerln im an­gren­zen­den Wald ging es wei­ter zum Schloß Es­sen­ro­de, wel­ches wir mit nur ge­rin­ger Ver­spä­tung er­reich­ten. Des­sen warm­her­zi­ge Haus­her­rin ge­währ­te uns ei­nen in­ter­es­san­ten Ein­blick in die Hi­sto­rie des ba­rocken Hau­ses und in die Tücken der Be­wirt­schaf­tung ei­nes der­ar­ti­gen Be­sit­zes. Im­mer­hin, man hat sich mit Acker­bau und Pfer­de­zucht bis in die Ge­gen­wart zu be­haup­ten ge­wußt. Schwein ge­habt!

stubenreines Hausschwein auf Schloß Essenrode

Ei­gen­tum ver­pflich­tet ja be­kannt­lich, und im Fal­le denk­mal­ge­schütz­ter Ge­mäu­er grö­ße­ren Ka­li­bers ist die­se Her­aus­for­de­rung ge­ra­de­zu mit Hän­den zu grei­fen: Der Er­halt von Haus und Hof er­for­dert nicht nur fi­nan­zi­el­len Ein­satz, son­dern auch gro­ße Hin­ga­be und frag­los auch Dis­zi­plin. Kei­ne klei­ne Auf­ga­be, aber doch ei­ne, die ih­ren Lohn in sich trägt. Bei Tee, Kaf­fee und Ku­chen klang die Stipp­vi­si­te be­schau­lich aus.

Fenstergucker im Schloß Essenrode

Von Es­sen­ro­de aus war es bis Wolfs­burg nur­mehr ein bes­se­rer Kat­zen­sprung. Nach dem Ein­checken ins Ho­tel stand der Abend zur frei­en Ver­fü­gung, was der zone­batt­ler und sei­ne Be­ge­lei­te­rin zu ei­nem aus­gie­bi­gen Fuß­marsch durch die ehe­ma­li­ge Stadt des KdF-Wa­gens bei Fal­lers­le­ben nutz­ten.

Wer aus Fürth kommt und dem­zu­fol­ge ar­chi­tek­to­nisch doch ei­ni­ger­ma­ßen ver­wöhnt ist, der kann der ziem­lich ge­sichts­lo­sen An­häu­fung von bunt zu­sam­men­ge­wür­felt er­schei­nen­den Be­ton­bau­ten in der zu­gi­gen und maß­los wei­ten Fuß­gän­ger­zo­ne nur we­nig ab­ge­win­nen, von re­gel­be­stä­ti­gen­den Aus­nah­men ab­ge­se­hen, von de­nen spä­ter noch die Re­de sein soll. Der abend­li­che In­spek­ti­ons­gang führ­te uns bis in die »Au­to­stadt«, ei­ner Art Dis­ney­land des Volks­wa­gen­kon­zerns. Im abend­li­chen Däm­mer­licht wa­ren kaum noch Pas­san­ten un­ter­wegs, und auch die dienst­tu­en­den En­ten hat­ten zur blau­en Stun­de of­fen­bar schon Fei­er­abend...

Feierabend in der Wolfsburger Autostadt

Dem zone­batt­ler ist der dort mit im­mensem Auf­wand ge­trie­be­ne Kult ums Au­to­mo­bil ab­so­lut un­ver­ständ­lich und we­sens­fremd. Den Schlüs­sel zu sei­ner da­mals na­gel­neu­en Renn­gur­ke fern­öst­li­cher Pro­ve­ni­enz hat er wei­land aus der Hand der Che­fin ei­nes zwei­ein­halb­köp­fi­gen Fa­mi­li­en­be­trie­bes (den in Aus­bil­dung be­find­li­chen Sohn zur Hälf­te, des­sen vor der Werk­statt un­kraut­zup­fen­de Groß­mutter gar nicht ge­rech­net) in Emp­fang ge­nom­men, das er­scheint ihm im Rück­blick als al­le­mal an­ge­mes­se­ner als ein spek­ta­ku­lär in­sze­nier­tes Ab­ho­lungs-Brim­bo­ri­um mit Lich­ter­zau­ber und son­sti­gem (in den Pro­dukt­preis frag­los mit ein­kal­ku­lier­ten) Fir­le­fanz. Aber egal, der künst­li­che Frei­zeit­park rund um des mo­to­ri­sier­ten Deut­schen lieb­stes Kind war ja nur ein en pas­sant mit­ge­nom­me­nes Bett­hup­ferl und als sol­ches dann doch ver­dau­lich...

Der Fol­ge­tag be­gann mit ei­nem üp­pi­gen Sonn­tags­früh­stück (das Wolfs­bur­ger Ho­li­day Inn sei hier­mit lo­bend wei­ter­emp­foh­len), wel­ches ei­ne gu­te Grund­la­ge dar­stell­te für ei­ne sorg­fäl­tig vor­be­rei­te­te Ar­chi­tek­tur­füh­rung. Un­ter der über­aus en­ga­gier­ten und höchst sach­kun­di­gen Lei­tung ei­ner Ar­chi­tek­tin und ei­nes an­ge­hen­den sol­chen ging es in zwei Grup­pen zu­nächst zum Al­var-Aal­to-Kul­tur­haus: Äu­ßer­lich ver­mag der nun schon knapp 50 Jah­re al­te Bau des fin­ni­schen Ar­chi­tek­ten heut­zu­ta­ge nicht mehr son­der­lich zu ge­fal­len, im In­ne­ren aber ist er ei­ne Fund­gru­be wun­der­bar krea­ti­ver De­tail­lö­sun­gen. So­gar die da­mals vom Mei­ster selbst ge­stal­te­ten Lam­pen, Hocker und an­de­ren Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de sind noch weit­ge­hend er­hal­ten. Am nach­hal­tig­sten aber bleibt die raf­fi­nier­te Füh­rung des Ta­ges­lich­tes über dreh- und klapp­ba­re Wand- und Decken­ele­men­te in Er­in­ne­rung. Die da­zu­ge­hö­ri­gen Licht­ein­läs­se ver­lei­hen dem kup­fer­ver­klei­de­ten Dach ei­ne un­ver­wech­sel­ba­re To­po­gra­phie:

Dachdetail des Wolfsburger Alvar-alto-Kulturhauses

Das im An­schluß be­such­te Wis­sen­schafts­mu­se­um »phæ­no« der ira­kisch-bri­ti­schen Ar­chi­tek­tin Za­ha Ha­did stammt aus dem Jah­re 2005 und ist in ge­wis­ser Wei­se das ge­naue Ge­gen­teil des Kul­tur­hau­ses: Äu­ßer­lich spek­ta­ku­lär und wahl­wei­se an ein Raum­schiff, ei­nen Wal, ei­nen Zep­pe­lin oder ei­nen sin­ken­den Hoch­see­damp­fer er­in­nernd, prä­sen­tiert sich das rie­si­ge Ge­bäu­de aus grau­em Sicht­be­ton in sei­nem In­ne­ren eher als kan­ten­ge­glät­te­te Lu­xus-Ver­si­on ei­ner groß­räu­mi­gen La­ger­hal­le...

Nach die­sen sub­jek­ti­ven und we­nig qua­li­fi­zier­ten Ein­las­sun­gen zur zeit­ge­nös­si­schen Bau­kunst der Welt­klas­se wen­den wir uns nun end­lich dem Hö­he­punkt der Rei­se zu, dem lan­ge er­war­te­ten Be­such im Kunst­mu­se­um Wolfs­burg. Des­sen Be­hau­sung weiß in sei­ner stren­gen Ma­te­ri­al­äs­the­tik aus Glas und Me­tall durch­aus zu ge­fal­len, je­den­falls dem Schrei­ber die­ser Zei­len, der hier sei­nem Hang zur Sym­me­trie hul­di­gen und hem­mungs­los aus­le­ben konn­te:

kunstfertige Kamera-Installation am Kunstmuseum

An den Ver­zehr ei­nes Mit­tag­essens mit in­te­grier­tem Kul­tur­zu­schlag im haus­ei­ge­nen Re­stau­rant an­schlie­ßend, er­war­te­te uns nun­mehr die ti­tel­ge­ben­de Rei­se ins Licht, die Be­ge­hung der im­ma­te­ri­el­len Ar­beit »Bridget’s Bar­do« des ame­ri­ka­ni­schen Land-Art-Künst­lers Ja­mes Tur­rell. Im Ge­fol­ge des fach­lich be­schla­ge­nen Licht­künst­lers Bernd Schulz tauch­ten wir ein in ei­nen Raum aus rein­stem Licht...

Man könn­te die­ses phä­no­me­na­le Er­leb­nis schwer­lich ab-lich­ten (und dürf­te das aus ur­he­ber­recht­li­chen Grün­den lei­der oh­ne­hin nicht ma­chen, da­her muß es nach­fol­gend zur ru­di­men­tä­ren Il­lu­stra­ti­on ei­ne kru­de Per­spek­tiv­zeich­nung von ei­ge­ner Hand tun), man kann es kaum be­schrei­ben, man muß es selbst er­lebt ha­ben: Über ei­ne lan­ge Ram­pe geht es hin­ab in ei­nen rie­si­gen Raum, des­sen Wän­de zu leuch­ten schei­nen in ei­nem zy­kli­schen Wech­sel von Rot nach Blau und um­ge­kehrt. Im Wort­sin­ne nicht zu fas­sen ist die Stirn­wand der quad­er­för­mi­gen Hal­le am Fu­ße der Ram­pe, die durch ei­ne Licht­schran­ke und zwei Auf­se­her ge­si­chert wer­den muß: Die Wand ist näm­lich ei­ne dem Ge­hirn nur vor­ge­gau­kel­te, in rea­li­ter öff­net sich der Raum trom­pe­ten­gleich über Hohl­keh­len in al­le vier Rich­tun­gen. Die ei­gent­li­che Rück­wand liegt viel wei­ter hin­ten als ver­mu­tet und ist vom Be­trach­ter beim be­sten Wil­len nicht aus­zu­ma­chen.

am Ziel der Reise: Eintauchen ins reine Licht (perspektivische Prinzipzeichnung)

Au­ßer­halb des Blick­fel­des sind je­ne star­ken LED-Scheinwer­fer (sic!) po­si­tio­niert, die das kom­ple­xe Raum­ge­bil­de in­di­rekt il­lu­mi­nie­ren. Selbst mit die­sem Wis­sen im Hin­ter­kopf sieht der Be­trach­ter aber stets ei­ne far­bi­ge und durch­aus ge­gen­ständ­lich wir­ken­de Wand vor sich: De­ren per­fek­te Il­lu­si­on wä­re nur zu bre­chen, in­dem man ei­nen Ge­gen­stand hin­durch wür­fe (und den man dann auf dem ei­gent­li­chen Bo­den weit da­hin­ter zu lie­gen kom­men sä­he)...

Doch das ist nicht die ein­zi­ge Sen­sa­ti­on: Die von in­nen er­kenn­ba­ren Räu­me hin­ter dem Ein­gang oben und dem Aus­gang un­ten schei­nen in in­ten­siv kom­ple­men­tä­rem Grün oder Gelb zu leuch­ten, ob­wohl sie je­weils rein­weiß ge­stri­chen und auch neu­tral be­leuch­tet sind: Die ei­ge­ne Farb­wahr­neh­mung, der in­ne­re »Weiß­ab­gleich« wird der­ma­ßen nach­hal­tig ver­scho­ben, daß man her­nach meh­re­re Mi­nu­ten braucht, bis die ge­wohn­te Farb­wahr­neh­mung wie­der­her­ge­stellt ist. Es ist im Wort­sin­ne un­faß­bar und gleich­zei­tig un­be­schreib­lich schön: Ge­het hin und seht selbst, so lan­ge das tem­po­rä­re Werk noch be­steht und zu be­stau­nen ist!

Was da­nach noch kom­men konn­te (und muß­te), ist in­des kaum der Re­de wert: Gu­te sechs Stun­den im Bus näm­lich, die le­send, dis­ku­tie­rend oder auch dö­send ab­zu­sit­zen wa­ren. Ge­gen 22 Uhr hat­te uns die Hei­mat wie­der. Noch Ta­ge spä­ter leuch­tet es in der Er­in­ne­rung nach: Der wei­te Weg hat sich oh­ne je­den Zwei­fel und in mehr­fa­cher Hin­sicht ge­lohnt!

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Mittwoch, 21. April 2010

Deut­sche Wert­ar­beit

Fitz­car­ral­do meets Af­ri­can Queen und die hi­sto­ri­sche Wahr­heit ist span­nen­der als je­der Spiel­film: »Das Ka­no­nen­boot, das über die Ber­ge kam« (SPIEGEL ONLINE).

Nä­he­res zum Schiff fin­det sich in ei­nem Wi­ki­pe­dia-Ar­ti­kel.

Mittwoch, 14. April 2010

Leuch­ten­des Bei­spiel

ordnungsgemäß schutzbekleideter Bauarbeiter von oben
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