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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Montag, 8. Dezember 2008

Al­les wie ge­habt?

Auch der an­son­sten un­be­darft op­ti­mi­sti­sche zone­batt­ler ist seit Wo­chen schon höchst rea­li­ter ver­un­si­chert hin­sicht­lich der kri­sen­si­che­ren Un­ter­brin­gung sei­ner Not­gro­schen [1]. Ge­mein­hin hält er sich mit öf­fent­lich ein­seh­ba­ren Ein­las­sun­gen zum The­ma Geld­an­la­gen und Fi­nan­zen ab­sicht­lich zu­rück, je­den­falls all­hie­ro in sei­ner ho­me­zo­ne. Aus­nahms­wei­se macht er den welt­weit schwe­len­den Brand­satz aber doch zum The­ma, und zwar in Form ei­nes emp­feh­len­den Hin­wei­ses auf den F.A.Z.-Ar­ti­kel »War­um kei­ner mehr durch­blickt«. [2]

 
[1] sind Mün­zen mit dem Nenn­wert von EUR 0,10 ei­gent­lich noch recht­mä­ßig als »Gro­schen« ti­tu­lier­bar oder ist die­se schö­ne al­te Be­zeich­nung mit der letz­ten Wäh­rungs­um­stel­lung end­gül­tig ob­so­let ge­wor­den? Ich plä­die­re für das Bei­be­hal­ten der tra­dier­ten No­men­kla­tur, sonst wis­sen ja spä­te­re Ge­ne­ra­tio­nen z.B. beim Hö­ren von Beet­ho­vens »Wut über den ver­lo­re­nen Gro­schen« gar nicht mehr, war­um da ei­ner so au­ßer sich vor Er­re­gung auf dem Pia­no­for­te her­um­häm­mert...

[2] Man be­ach­te auch die zahl­rei­chen Kom­men­ta­re un­ter dem Ar­ti­kel!

Dienstag, 2. Dezember 2008

Kehr­sei­te des Ka­pi­ta­lis­mus

Ab­stieg in Ame­ri­ka: »Vom ei­ge­nen Haus di­rekt auf die Stra­ße«.

P.S.: Herr boo­me­rang, am lieb­sten hät­te ich jetzt ei­nen Ge­ni­tiv-Apo­stroph hin­ter »Ka­pi­ta­lis­mus« ge­setzt, um den kor­rek­ten Ca­sus hin­ter dem oh­ne­hin auf »s« en­den­den No­men an­ge­mes­sen zu de­kla­rie­ren! ;-)

Sonntag, 23. November 2008

Ge­gen das Ge­lum­pe

Sehr le­sens­wert: Ein Auf­ruf zur Re­vo­lu­ti­on ge­gen die Be­ta-Kul­tur !

Montag, 10. November 2008

Obst­sa­lat

Der un­bot­mä­ßi­ge Le­xi­ka­li­ker läßt den ge­bo­te­nen Re­spekt vor neu­ar­ti­ger Tech­nik völ­lig ver­mis­sen und legt in der Grün­zeug­ab­tei­lung des Su­per­mark­tes sei­ne Bir­ne sei­nen ei­ge­nen Kopf der High­Tech-Waa­ge zur Schät­zung vor bzw. auf: Kein Wun­der, daß das ar­me Ding da ganz durch­ein­an­der kommt, wenn sein Ka­me­ra-Au­ge den Schalk im Nacken des L. zu se­hen kriegt!

Montag, 8. September 2008

Schei­dungs­grund

Beim tur­nus­mä­ßig längst fäl­li­gen Blick in das Hil­fe­fo­rum mei­nes Blog­pro­vi­ders bin ich auf die­sen Bei­trag ge­sto­ßen und ha­be dem zu mei­nem Er­schrecken und Ent­set­zen ent­neh­men müs­sen, daß in al­len ko­sten­lo­sen Blogs auf twoday.net ‑al­so auch dem mei­nen- neu­er­dings Wer­be­ban­ner ein­ge­blen­det wer­den. Zwar krie­gen die der­zeit nur je­ne Be­su­che­rIn­nen zu Ge­sich­te, die über Such­ma­schi­nen­ab­fra­gen her­ge­schickt wer­den (Stamm­le­se­rIn­nen blei­ben al­so un­be­hel­ligt), den­noch ist das aus meh­re­ren Grün­den für mich auf Dau­er nicht ak­zep­ta­bel: Er­stens will ich grund­sätz­lich kei­ne Re­kla­me hier ha­ben (de­ren »Ab­fär­ben« auf die ei­ge­nen In­hal­te ja kaum zu ver­mei­den ist), zwei­tens sprengt es das Lay­out und schän­det die Äs­the­tik. Bei­des ist müh­sam zu­sam­men­ge­tüf­telt und mir hei­lig.

An­stoß neh­me ich über­dies an der Art und Wei­se der Ein­füh­rung die­ser fol­gen­rei­chen Neue­rung: Wie vie­le der Dis­ku­tan­ten hier hal­te ich es für dumm und di­let­tan­tisch, so et­was von jetzt auf gleich ein­zu­füh­ren und den of­fi­zi­el­len Aus­hang da­zu im Kel­ler mit der ka­put­ten Glüh­bir­ne zu ver­öf­fent­li­chen. Daß auch ko­sten­lo­se An­ge­bo­te ir­gend­wann mal re­fi­nan­ziert wer­den müs­sen, steht au­ßer Fra­ge. Aber das taugt nicht als Ent­schul­di­gung für ein der­art un­sen­si­bles Ver­prel­len der Stamm­nut­zer.

All’ das macht es schwer, der bis­he­ri­gen Platt­form noch län­ger die Treue zu hal­ten, zu­mal dann, wenn das ei­ge­ne Blog als am­bi­tio­nier­tes Pro­jekt von lang­fri­sti­ger Dau­er an­ge­legt ist. Aus dem Bauch her­aus wür­de ich sa­gen, na gut, dann ma­che ich halt end­lich Ernst da­mit und zie­he doch voll­stän­dig auf ei­ge­ne Res­sour­cen um: Der Le­xi­ka­li­ker hat’s mir ja vor­ge­macht und wird nicht mü­de dar­in, die Vor­zü­ge von Word­Press zu prei­sen. Aber der hat­te ja auch nur ei­ne Hand­voll al­ter Bei­trä­ge zu mi­grie­ren, bei mir wä­ren es Tau­sen­de. Frei­lich, ich könn­te den har­ten Schnitt ma­chen, hier auf­hö­ren und an­ders­wo und an­ders­wie von vor­ne an­fan­gen. Aber ich ver­lin­ke ja nun mal ger­ne auch im ei­ge­nen Fun­dus hin und her und auf Dau­er geht das nur, wenn al­les auf ei­ner Platt­form liegt und aus ei­nem Guß ist...

Die Al­ter­na­ti­ve wä­re, mir hier für fünf Eu­ro im Mo­nat die er­neu­te Wer­be­frei­heit zu er­kau­fen. Doch wer weiß, was die Zu­kunft bringt? Je­den­falls will die ad­äqua­te Vor­ge­hens­wei­se gut über­legt sein, und bis ich zu ei­ner Ent­schei­dung ge­langt bin, geht es hier erst­mal wei­ter wie ge­wohnt!

Ab­schlie­ßend ei­ne Bit­te an die ge­schätz­te Le­ser­schaft: Sucht doch mal mit Tan­te Goog­le nach dem zone­batt­ler und klickt mal auf ei­nen der ge­fun­de­nen Ver­wei­se hier­her in mei­ne ho­me­zo­ne: Wie wirkt die Wer­bung im Sei­ten­kopf auf Euch?

 

Hin­weis: Seit dem 1. Jan. 2009 läuft die­ses Blog auf ei­ner ei­ge­nen, un­ab­hän­gi­gen Word­Press-In­stal­la­ti­on. Der obi­ge, im Ori­gi­nal-Wort­laut über­nom­me­ne Bei­trag so­wie die un­ten fol­gen­de Kom­men­ta­re sind zu­min­dest in Tei­len ver­al­tet, da ur­sprüng­lich auf ei­ner an­de­ren Platt­form er­stellt und auf die­se in­halt­li­chen Be­zug neh­mend.

Mittwoch, 3. September 2008

Gna­den­ge­such

Hinweisschild an einem Fürther Ladengeschäft
Montag, 25. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (8)

Wie­der in Frank­reich an­ge­lan­det, streb­ten wir la­tent heim­wärts un­ter An­vi­sie­rung der fol­gen­den noch zu be­sich­ti­gen­den oder kurz heim­zu­su­chen­den Etap­pen­zie­le: Cap Blanc-NezWis­santCap Gris-NezBou­lo­gne sur MerLe Tou­quetAb­be­villeAmi­ensRoyeNo­yonLe Ples­sis-Bri­onCom­piè­g­nePier­re­fondsSois­sonsLaonReimsChâ­lons-en-Cham­pa­gneL’É­pi­neVer­dunMetzIdar-Ober­steinMei­sen­heim (Glan)Rüs­sels­heimVeits­höch­heim, wo­bei die letzt­ge­nann­ten vier Sta­tio­nen na­tür­lich schon wie­der in Deutsch­land zu ver­or­ten sind.

Als un­er­war­tet schwie­rig ge­stal­te sich tat­säch­lich der Ver­such, den in Eng­land fast leer­ge­fah­re­nen Kraft­stoff­tank des Ein­satz­wa­gens auf fran­zö­si­schem Bo­den wie­der voll­zu­krie­gen: Vie­le Tank­stel­len ha­ben zwar 24 Stun­den pro Tag ge­öff­net, ar­bei­ten aber oh­ne jeg­li­ches Per­so­nal. Die au­to­ma­ti­schen Zapf­säu­len wie­der­um moch­ten un­se­re an­son­sten welt­weit al­ler­or­ten pro­blem­los funk­tio­nie­ren­den VI­SA-Kar­ten nicht ak­zep­tie­ren. Letzt­lich ka­men wir nur dank der Un­ter­stüt­zung ei­nes freund­li­chen Mon­sieurs zum drin­gend be­nö­tig­ten Sprit, der mit sei­ner Kar­te die Pum­pe be­dien­te und da­für von mir Bar­geld in die Hand ge­drückt be­kam. Man re­cher­chie­re in ein­schlä­gi­gen Fo­ren, in die­se lan­des­ty­pi­sche Fi­nan­zie­rungs-Fal­le tapp­ten schon vie­le an­de­re Tou­ri­sten vor uns...

Doch wei­ter zu des Lan­des be­kann­te­ren Spe­zia­li­tä­ten: Die Fran­zo­sen stel­len vor al­lem wei­che Kä­se­sor­ten und gothi­sche Ka­the­dra­len her, letz­te­re in deut­lich we­ni­ger Va­ria­tio­nen, da­für von er­heb­lich län­ge­rer Halt­bar­keit. Des zonebattler’s bes­se­re Hälf­te kann oh­ne wei­te­res ein Dut­zend Got­tes­häu­ser pro Tag ver­dau­en, er selbst al­len­falls de­ren drei oder vier, dann läßt er die Schul­tern hän­gen und kann die Ka­me­ra nicht mehr ge­ra­de hal­ten:

Rosettenfenster der Kathedrale von Laon

Sehr nett ist die Idee, die gro­ßen Kir­chen­schif­fe au­ßer­halb der Got­tes­dienst­zei­ten aus den oh­ne­hin vor­han­de­nen Säu­len­laut­spre­chern de­zent mit an­ge­mes­se­ner Mu­sik zu be­schal­len, al­so bei­spiels­wei­se mit mit­tel­al­ter­li­chen Mes­sen oder Ma­dri­ga­len. Gar ko­misch wird ei­nem frei­lich zu­mu­te, wenn auf ei­ner Sei­te die Bo­xen pha­sen­ver­kehrt an­ge­schlos­sen sind und sich dann statt in­ne­rer Er­he­bung rasch in­ne­re Mul­mig­keit ein­stellt...

in der Kathedrale von Soissons

Im Nor­den Frank­reichs sind die Er­in­ne­run­gen an den »Gro­ßen Krieg« all­ge­gen­wär­tig, wo­mit sie dort frei­lich kei­nes­wegs die tem­po­rä­re Un­ter­wer­fung durch die Deut­sche Wehr­macht von 1940 bis 1944 mei­nen, son­dern den er­sten Welt­krieg von 1914 bis 1918, der im kol­lek­ti­ven Ge­dächt­nis der Deut­schen schon recht ver­blaßt zu sein scheint. Das nach­wir­ken­de Trau­ma ist frei­lich ver­ständ­lich, denn das apo­ka­lyp­ti­sche Mas­sen­ster­ben im weit­ge­hend sta­tio­nä­ren Stel­lungs­krieg fand ja über­wie­gend im na­hen Flan­dern und auf fran­zö­si­schem Bo­den statt. Der Nor­den des Lan­des ist denn auch über­säht mit Ge­denk­stät­ten und Sol­da­ten­fried­hö­fen mit Ge­fal­le­nen (aus bei­den Welt­krie­gen).

französischer Soldatenfriedhof

Zwei­mal hat Deutsch­land im letz­ten Jahr­hun­dert un­säg­li­ches Leid über sei­ne Nach­barn ge­bracht, da gibt es nichts zu be­schö­ni­gen und auch nichts zu ver­ges­sen. Den mitt­ler­wi­le in Zen­tral­eu­ro­pa herr­schen­den Frie­den auf Dau­er zu be­wah­ren ist ei­ne Auf­ga­be, die wir den elend kre­pier­ten Op­fern al­ler Na­tio­nen schul­dig sind...

Am Mor­gen nach der letz­ten Über­nach­tung im ehe­ma­li­gen Fein­des­land ha­be ich die Ka­me­ra him­mel­wärts durch das Glas­dach un­se­res mo­bi­len Bet­tes blicken las­sen:

morgendlicher Ausblick aus dem mobilen Schlafzimmer

So schön und mit­un­ter so­gar idyl­lisch das Le­ben auf Ach­se auch zeit­wei­se ist (die Über­grif­fe kri­mi­nel­ler Sub­jek­te mal au­ßen vor ge­las­sen), nach gut zwei Wo­chen sehnt man sich nach ei­nem rich­ti­gen Bett un­ter der Wir­bel­säu­le, und auch ei­ne funk­tio­nie­ren­de Du­sche mit Ein­he­bel-Misch­bat­te­rie ist letzt­lich kom­for­ta­bler als so ein Pla­stik­ka­ni­ster mit tags­über son­nen­erwärm­ten Brauch­was­ser. Und den­noch: Die von uns prä­fe­rier­te Art des wil­den Cam­pens (bei der wir nie mehr in der Land­schaft zu­rück­las­sen als Rei­fen­spu­ren und or­ga­nisch ab­bau­ba­re Stoff­wech­sel­pro­duk­te) ist ei­ne sehr be­glücken­de, da er­den­de und na­tur­na­he. Mit Geiz hat das nichts zu tun, was wohl jede(r) Gleich­ge­sinn­te be­stä­ti­gen wird...

Den Bo­gen schlie­ßen möch­te ich (wie in der zwei­ten Fol­ge an­ge­kün­digt) mit ein paar Be­mer­kun­gen zur Rei­se­fo­to­gra­fie: Wer ein­ger­ma­ßen äs­the­ti­sche und for­ma­le An­sprü­che an die Kunst des Ab­bil­dens stellt, läuft schnell nur noch mit dem »Su­cher­blick« durch die Ge­gend und ver­dirbt sich über Fra­gen der Bild­ge­stal­tung den Ge­nuß des Au­gen­blicks. Zu­dem trifft man auf Rei­sen häu­fig zu Zei­ten ho­hen Son­nen­stan­des und er­go bei un­vor­teil­haf­ter oder un­spek­ta­ku­lä­rer Be­leuch­tung bei je­nen Se­hens­wür­dig­kei­ten ein, die (am frü­hen Mor­gen oder spä­ten Nach­mit­tag auf­ge­nom­men) in Bild­bän­den oder auf Post­kar­ten so un­er­hört viel pla­sti­scher und fo­to­ge­ner wir­ken. Aus die­sen Grün­den las­se ich die Ka­me­ra mitt­ler­wei­le oft stecken und fo­to­gra­fie­re nur hin und wie­der ein paar De­tails (oder ma­che ge­le­gent­li­che Be­lich­tungs­rei­hen für spä­te­re HDR-Ex­pe­ri­men­te). Die rein per­sön­li­che Funk­ti­on von Rei­se­fo­tos, näm­lich das nach­hal­ti­ge Ver­an­kern von Er­in­ne­run­gen für ein spä­te­res Wie­der­auf­le­ben­las­sen, konn­te ich in­zwi­schen weit­ge­hend an mei­nen im er­sten Teil vor­ge­stell­ten GPS-Tracker de­le­gie­ren. Auch wenn der von Goog­le Earth ge­währ­te Blick aus der Vo­gel­per­spek­ti­ve nicht im­mer ganz ak­tu­ell und nicht über­all hoch auf­ge­löst ist: Die spä­ter fast auf den Me­ter ge­nau nach­voll­zieh­ba­re Rei­se­rou­te er­füllt den ge­nann­ten Zweck her­vor­ra­gend und er­mög­licht ei­nem ein­fa­cher und bes­ser denn je, die ei­ge­nen Ex­pe­di­tio­nen noch­mals im Gei­ste haut­nah zu er­le­ben...

 
Epi­log:

An ei­nem Sams­tag Abend wie­der in Fürth an­ge­kom­men, lie­fen wir so­fort un­se­ren ho­me­zo­ne-na­hen Dis­coun­ter an, um Frisch­milch und an­de­re Le­bens­mit­tel für den lee­ren Kühl­schrank da­heim zu bun­kern. Doch was er­späh­te ich so­gleich auf den Milch­packun­gen, so­gar je­nen der aus­ge­wie­se­nen Bio-Va­ri­an­te? Jetzt län­ger halt­bar oh­ne Ge­schmacks­ein­bu­ßen. Ja von we­gen! Mein wei­ßes Le­bens­eli­xier ran­giert jetzt sen­so­risch ir­gend­wo zwi­schen Frisch­milch und H‑Milch, der »Vor­teil« der län­ge­ren Halt­bar­keit nutzt al­lein der La­ger­lo­gi­stik, aber nicht dem Ver­brau­cher. Kaum ist man mal weg, krem­pelt der Han­del das Sor­ti­ment klamm­heim­lich um. Ihr Schur­ken, ihr elen­den Schuf­te, wenn ich Euch er­wi­sche, las­se ich euch in H‑Milch er­trän­ken!

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Freitag, 22. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (5)

End­lich auf bri­ti­schem Bo­den an­ge­langt, kurv­ten wir so­gleich sou­ve­rän durch Do­ver und freu­ten uns wie­der des Le­bens. Die Links­fah­re­rei er­schien mir üb­ri­gens nie als pro­ble­ma­tisch: Ge­wöh­nungs­be­dürf­tig sind ein­zig die teils in­ein­an­der über­ge­hen­den Kreis­ver­keh­re, aber im Ge­gen­satz zu den lie­bes­tol­len Fran­zo­sen (sie­he ge­stern) fah­ren die Bri­ten ge­mein­hin di­stin­gu­iert und zu­vor­kom­mend. Nach­dem wir uns in der Fuß­gän­ger­zo­ne der al­ten Ha­fen­stadt zu­nächst mit dem Nö­tig­sten ver­sorgt hat­ten (ins­be­son­de­re mit Rei­se­füh­rern), ver­lie­ßen wir die Stadt in Rich­tung Krei­de­klip­pen, schau­ten von dort oben dem ge­schäf­ti­gen Trei­ben im Ha­fen zu und füh­ren dann nach Nor­den, im­mer der Kü­ste ent­lang...

weiße Kreideklippen nördlich von Dover

An­ge­sichts des eher knap­pen Zeit­bud­gets (Mitt­woch mit­tags an­ge­lan­det, stan­den bis zur ge­buch­ten Fähr­pas­sa­ge in Ge­gen­rich­tung am fol­gen­den Mon­tag Mit­tag ge­ra­de ein­mal zwei an­ge­knab­ber­te und vier vol­le Rei­se­ta­ge zur Ver­fü­gung) muß­te ich mei­ne ur­sprüng­li­che Hoff­nung auf­ge­ben, doch noch bis ins süd­west­li­che Corn­wall zu kom­men. Es schien al­le­mal ver­nünf­ti­ger, sich eher klein­räu­mi­ger zu be­we­gen und sich da­für in­ten­siv in Kent (dem »Gar­ten Eng­lands«) und im an­gren­zen­den Sus­sex um­zu­schau­en. Ei­ne gu­te Ent­schei­dung, hiel­ten sich doch die zu fah­ren­den Ta­ges­etap­pen da­durch in an­ge­neh­men Gren­zen.

Groß­bri­tan­ni­en ist aus vie­ler­lei Grün­den ein Land ganz nach des zonebattler’s Ge­schmack: Er­stens kann er da in den Buch­hand­lun­gen nicht nur stun­den­lang schmö­kern und blät­tern, son­dern das Ge­druck­te auch le­sen und ver­ste­hen. Zwei­tens fin­det der be­ken­nen­de Floh­markt­freak dort in je­der Stadt in be­ster La­ge Dut­zen­de gut sor­tier­ter Se­cond-Hand-Shops ver­schie­den­ster Wohl­tä­tig­keits-Or­ga­ni­sa­tio­nen vor, in de­nen ge­spen­de­te Ge­gen­stän­de von eh­ren­amt­li­chen Hel­fe­rIn­nen für ei­nen gu­ten Zweck ver­sil­bert wer­den. Span­nend auch dies! Last but not least kann man über­all fri­sche Milch kau­fen und die­sel­be nach Ge­nuß und in­ter­ner Ver­ar­bei­tung auch wie­der fach­ge­recht ent­sor­gen, denn öf­fent­li­che Toi­let­ten sind nie weit weg. Sehr prak­tisch für Ner­vö­se und Bla­sen­schwa­che!

Toiletten-Schild vor Leeds Castle

Im Ver­gleich zu frü­he­ren Be­su­chen im Land (die sämt­lich schon mehr als ein Jahr­zehnt zu­rück­lie­gen) sind mir dies­mal die zahl­lo­sen Mak­ler­schil­der an zum Ver­kauf ste­hen­den Häu­sern auf­ge­fal­len: Ent­we­der wer­den auch die Eng­län­der we­ni­ger oder aber sie wer­den in Fol­ge der sog. Glo­ba­li­sie­rung mehr als frü­her zur be­ruf­lich be­ding­ten Mo­bi­li­tät ge­zwun­gen. In nicht we­ni­gen Fäl­len dürf­ten wohl auch ge­platz­te Fi­nan­zie­rungs­mo­del­le ur­säch­lich da­hin­ter­ste­hen...

Haus zu verkaufen!

Am un­wahr­schein­lich­sten von den Er­klä­rungs­ver­su­chen er­scheint mir der, daß das Volk der Bri­ten im Schrump­fen be­grif­fen sei: Al­ler­or­ten sieht man näm­lich jun­ge Müt­ter mit zwei, drei, vier oder gar noch mehr Kin­dern. Die­se au­ßer­or­dent­li­che Frucht­bar­keit ist ganz zwei­fel­los ei­ne Fol­ge des lan­des­ty­pi­schen Wet­ters (mil­de Tem­pe­ra­tu­ren kom­bi­niert mit reich­lich Nie­der­schlä­gen), wel­ches be­kann­ter­ma­ßen auch ein au­ßer­or­dent­li­ches Pflan­zen­wachs­tum be­dingt:

teils zugewucherte Telefonzelle Ihrer Majestät

Für In­ter­es­sier­te sei hier der er­ste Teil der Rei­se­rou­te an­hand der be­such­ten Or­te pro­to­kol­liert: Do­verDealSand­wichRams­gateMar­ga­teCan­ter­bu­ryWyeAsh­fordLen­hamLeeds Cast­leMaids­toneRoy­al Tun­bridge WellsUck­fieldLe­wesIs­fieldBrigh­ton. Wie es dort ‑am Schei­tel- und Wen­de­punkt der Rei­se- zu­ging, er­zäh­le ich in der näch­sten Epi­so­de...

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Mittwoch, 20. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (3)

Kaum ist man aus Aa­chen raus, ist man auch schon in Bel­gi­en drin: Man merkt es so­fort an den die Au­to­bahn des nachts be­leuch­ten­den Stra­ßen­lam­pen, mit de­nen sie sich dort drü­ben vor licht­scheu­em Ge­sin­del zu schüt­zen hof­fen. Die stän­di­ge Il­lu­mi­na­ti­on führt lei­der auch da­zu, daß die Ein­hei­mi­schen und vie­le ih­rer Be­su­cher un­ter­des­sen ei­ne ge­wis­se Angst vor der Dun­kel­heit ent­wickelt ha­ben und da­her (vor­zugs­wei­se in däm­me­ri­gen Kir­chen) mit al­lem un­ent­wegt her­um­blit­zen, was Han­dy, Ta­schen­ka­me­ra oder Spie­gel­re­flex auf­zu­bie­ten ha­ben. Da nüt­zen auch gro­ße Knips­ver­bots­schil­der in zwei Me­ter Ab­stand nix. Das frei­lich ist ein The­ma für sich, wel­ches der zone­batt­ler noch ein­mal se­pa­rat auf­grei­fen wird...

Doch wie­der zu­rück zum Land der Fla­men und Wal­lo­nen: Die kön­nen aus hi­sto­ri­schen Grün­den nicht so recht mit­ein­an­der und ver­nach­läs­si­gen dar­über au­gen­schein­lich die In­fra­struk­tur. Sel­ten ha­ben wir so vie­le arm­dicke Bäu­me aus Kir­chen- und Pa­last­dä­chern wach­sen se­hen! Was si­cher einst als schlei­chen­de Ver­nach­läs­si­gung be­gann, ist mitt­ler­wei­le vie­ler­orts zum ga­lop­pie­ren­den Ver­fall an­ge­wach­sen. Das kann zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen mit­un­ter recht pit­to­resk wir­ken und an Ve­du­ten von Pi­ra­ne­si er­in­ne­ren, rührt aber dem fas­sungs­lo­sen Be­trach­ter an­ge­sichts der teils ko­los­sa­len Was­ser- und Van­da­len­schä­den das Herz. Vie­les scheint hier al­so am Bo­den dar­nie­der­zu­le­gen, und wenn man sich mit der Ka­me­ra da­zu­legt ‑zum Bei­spiel vor dem Pa­lais Roy­al in Brüs­sel- hat man meist so­gleich et­was Merk­wür­di­ges vor der Lin­se ste­hen...

bodennaher Brüssel-Blick

Über den de­so­la­ten Zu­stand ih­res Ge­mein­we­sens zu Recht fru­striert, grei­fen die Bel­gi­er gern und oft zu trö­sten­den Scho­ko­la­de­stück­chen, wes­halb die hei­mi­sche Pra­li­nen­pro­duk­ti­on in ho­her Blü­te steht, ja nach­ge­ra­de Welt­markt­füh­rer­schaft be­an­spru­chen kann. Daß der Pro­to­kol­lant wäh­rend sei­nes kur­zen Auf­ent­hal­tes nicht gleich fünf Ki­lo zu­leg­te, ist ein­zig den ex­or­bi­tan­ten Prei­sen der sü­ßen De­li­ka­tes­sen ge­schul­det. Weil die Bel­gi­er über der gan­zen Na­sche­rei nicht sel­ten ver­ges­sen, wäh­rend der La­den­öff­nungs­zei­ten auch für die Deckung des Grund­be­dar­fes Sor­ge zu tra­gen, ste­hen in vie­len Ge­mein­den Bro­t­au­to­ma­ten stets dienst­be­reit her­um.

Auch an­son­sten fin­det man im klei­nen Nach­bar­land man­che Ei­gen­ar­tig­keit in der Welt der Wirt­schaft, zum Bei­spiel ehe­ma­li­ge Kir­chen, in de­nen heut­zu­ta­ge nur noch dem Mam­mon ge­hul­digt wird:

zu einer Modeboutique umgewidmete Kirche in Gent

In­wie­weit sich in sol­chen Kon­sum­tem­peln [sic!] ei­ne zu­neh­men­de Gott­lo­sig­keit in der Ge­sell­schaft wi­der­spie­gelt, soll an die­ser Stel­le nicht wei­ter dis­ku­tiert wer­den. Auch soll kei­nes­wegs der Ein­druck ent­ste­hen, daß Bel­gi­en nicht auch schö­ne Sei­ten auf­zu­wei­sen hät­te. Das Ge­gen­teil ist der Fall! Im ost­flan­dri­schen Gent zum Ex­em­pel kommt man gar nicht um­hin, in na­he­zu je­der Blick­rich­tung an­sichts­kar­ten­ge­rech­te Stim­mungs­bil­der vor sich zu se­hen:

Postkartenbild von Gent

Auch Brüg­ge in West­flan­dern ist be­rühmt für sei­ne in­tak­te mit­tel­al­ter­li­che Alt­stadt. Wäh­rend wir in Deutsch­land al­len­falls Ro­then­burg ob der Tau­ber als ver­gleich­ba­ren Trumpf aus­spie­len kön­nen, ha­ben die Bel­gi­er dut­zen­de put­zi­ger Städt­chen in der Hin­ter­hand und im Hin­ter­land. Den­noch: Hin­ter man­cher nett her­aus­ge­put­zen Fas­sa­de kön­nen Ab­grün­de lau­ern, Grau­en und Ent­set­zen gar! We­he dem, der dort den Schritt über die Schwel­le wagt:

unerhörter Hilferuf in Brügge

Der ab­ge­bil­de­te stum­me Schrei schien bis da­to nicht er­hört wor­den zu sein, ob­wohl man wohl da­von aus­ge­hen kann, daß die mei­sten Bel­gi­er nicht nur ent­we­der des Nie­der­län­di­schen oder Fran­zö­si­schen mäch­tig sind. Auch der zone­batt­ler un­ter­nahm kei­ne An­stal­ten, hier wei­ter nach dem Rech­ten zu se­hen. Tags drauf war ihm dann frei­lich selbst nach ei­nem Hil­fe­ruf zu­mu­te, als er und sei­ne bes­se­re Hälf­te näm­lich arg­lo­se Op­fer leib­haf­ti­ger Ver­bre­cher wur­den. Mehr da­zu in der näch­sten Epi­so­de...

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Samstag, 19. Juli 2008

Schil­der­rät­sel

Im ge­ring fre­quen­tier­ten Trep­pen­haus ei­nes Nürn­ber­ger Tra­di­ti­ons­kauf­hau­ses [1] er­späh­te ich neu­lich die­ses nicht nur in ty­po­gra­phi­scher Hin­sicht höchst in­ter­es­san­te Ge­bots­schild:

Gebotsschild

Wo­zu wird der stau­nen­de Gast hier auf­ge­for­dert? Soll er zum na­hen Feu­er­lö­scher grei­fen, falls ihm der Kit­tel Pelz brennt und in hel­len Flam­men steht? Oder soll er sich am Aus­la­den ei­nes Fracht­kah­nes hel­fend be­tei­li­gen (wo­bei ein sol­cher dort man­gels Was­ser­stra­ße ‑zu­mal hoch dro­ben auf dem Da­che- bis da­to nicht zu se­hen war)? Wä­re je­nes aber in die­sen ser­vice­ori­en­tier­ten Zei­ten, da der Kun­de Kö­nig sein soll, nicht ei­ne reich­lich un­bil­li­ge For­de­rung? Wo­mög­lich geht es dann wohl doch um des Re­gen­ten Zo­bel und des­sen Brand­ge­fähr­dung durch, tja, wo­durch nun ei­gent­lich? Blitz­schlag viel­leicht? Brand­stif­tung durch den mon­ar­chie­feind­li­chen Mob? Rat­los zog der knip­sen­de zone­batt­ler von dan­nen, aber viel­leicht weiß ja ein(e) spitz­fin­di­ge Leser(in) zur Auf­klä­rung bei­zu­tra­gen...

 
[1] Nicht, daß dort Tra­di­tio­nen an die Lauf­kund­schaft ver­kauft wür­den (al­len­falls stün­den in die­sen glo­ba­li­sier­ten Zei­ten wel­che zur Ver­äu­ße­rung an po­ten­te In­ve­sto­ren), ich will da­mit viel­mehr an­deu­ten, daß es sich hier um ei­ne ge­ra­de­zu alt­ehr­wür­di­ge In­sti­tu­ti­on in der Re­gi­on han­delt...

Donnerstag, 10. Juli 2008

Wahn oder Wirk­lich­keit?

Wie die Für­ther Nach­rich­ten dem stau­nen­den Le­ser heu­te mit­tei­len, scheint ein po­ten­ter por­tu­gie­si­scher In­ve­stor im Her­zen der Stadt ein rie­si­ges Ein­kaufs­zen­trum (»Neue Mit­te«) er­rich­ten zu wol­len. Das wä­re dann in der Tat für die Für­ther Ci­ty ei­ner der größ­ten Ein­grif­fe in der Nach­kriegs­ge­schich­te ! Die in dem ver­link­ten Zei­tungs­ar­ti­kel an­ge­deu­te­ten Kon­se­quen­zen kann man gar nicht auf die Schnel­le über­se­hen, ge­schwei­ge denn wür­di­gen, zu viel­fäl­tig wä­ren die Aus­wir­kun­gen auf das Stadt­bild, den Ver­kehr, die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung der Kom­mu­ne. Der zone­batt­ler neigt al­ters- und na­tu­rell­be­dingt zwar eher zur Skep­sis, hält sich aber mit ei­ner ab­schlie­ßen­den Wer­tung vor­erst noch zu­rück... Was den­ken all’ die an­de­ren Für­the­rIn­nen hier?

 

Hin­weis: Seit dem 1. Jan. 2009 läuft die­ses Blog auf ei­ner ei­ge­nen, un­ab­hän­gi­gen Word­Press-In­stal­la­ti­on. Mit dem Um­zug von der frü­he­ren Blog-Platt­form wur­de das bis da­to prak­ti­zier­te, ge­staf­felt ein­ge­rück­te Kom­men­tie­ren auf­ge­ge­ben, bei dem man­che Le­se­rIn­nen ih­re Dis­kus­si­ons­bei­trä­ge nicht an der ei­gent­lich ge­dach­ten Stel­le treff­si­cher zu pla­zie­ren wuß­ten. Im neu­en Blog ist da­her nur noch das chro­no­lo­gisch se­ri­el­le Kom­men­tie­ren zu­ge­las­sen, die je­weils letz­te Mei­nungs­äu­ße­rung steht ganz un­ten. Um die lo­gi­sche Ab­fol­ge der aus dem al­ten Sy­stem im­por­tier­ten Tex­te zu wah­ren, muß­ten ei­ni­ge Kom­men­ta­re durch Ab­än­dern ih­res Zeit­stem­pels in den ur­sprüng­li­chen Kon­text zu­rück­sor­tiert wer­den. Wäh­rend al­so die Da­tums- und Zeit­an­ga­ben der Kom­men­ta­re bis zum 31. Dez. 2008 mög­li­cher­wei­se ir­re­füh­rend sein kön­nen, wur­de in­halt­lich selbst­ver­ständ­lich nichts ver­än­dert oder gar ma­ni­pu­liert.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Kleckern mit Klötz­chen

In sei­nem op­tisch opu­len­tem Blog prä­sen­tiert der Kul­tur­ba­nau­se wun­der­schön mi­ni­ma­li­sti­sche LE­GO-Wer­bung. Wie wohl zeit­ge­nös­si­sche Re­kla­me für pla­sti­cant aus­sä­he? Ein U‑­Boot-Pe­ri­skop aus nur ei­nem blau­en 90-Grad-Win­kel kä­me je­den­falls ziem­lich rea­li­stisch da­her!

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