Mittwoch, 22. März 2006
Letzten Sonntag gelang es mir ja, den längst überfälligen Frühlingsbeginn im Bilde festzuhalten. In meiner Euphorie habe ich tags drauf sogleich die Gartenmöbel vom Dachboden geholt und auf beide Balkons geschafft, so daß es dort (von den Pflanzen mal abgesehen) schon fast wieder so aussah wie Ende Oktober letzten Jahres. Und was gibt es heute, zwei Tage später? Schneeregen! Aber jetzt habe ich die Faxen dicke: Nach Feierabend setze ich mich raus, dann eben mit einem Grog statt einer ersten Radlerhalben!
Dienstag, 21. März 2006
Seit jeher werden Äpfel als gesund für Bauch und Backe empfehlen (»Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können«). In unseren globalen Zeiten kommen heutzutage auch fernöstliche Früchte auf den fränkischen Tisch, ob das unbedingt vonnöten ist, sei mal dahingestellt. Interessant aber war das Preisschild im nahen PLUS-Markt allemal:
Wem fällt hier was auf? Was ist sozusagen faul an diesen Äpfeln? Jemand ’ne Idee?!!
Montag, 20. März 2006
Als 1959er Spätlese ist der zonebattler mit Fernsehserien wie »Bonanza«, »Bezaubernde Jeannie« und »Daktari« aufgewachsen, und bei weiterem Nachdenken fielen ihm bestimmt ein Dutzend weiterer wöchentlicher Zeitkiller ein. Besonders prägend war im Zeitalter der ersten bemannten Mondlandungen freilich eine Science Fiction-Serie namens »UFO« (1970–1971), die neulich in Form silbern schimmernder Untertassen, pardon, ich meine natürlich DVDs, im heimischen Abspielgerät gelandet ist. Als bekennenden Fan der vorausgegangenen Marionetten-Serien von Gerry Anderson (»Stingray«, »Thunderbirds« und »Captain Scarlet and the Mysterons«) hat es mich gereizt, mir seine erste Nachfolge-Produktion mit echten Schauspielern aus Fleisch und Blut noch einmal genauer anzusehen...
Zur mehr oder weniger plausiblen Handlung von »UFO« will ich mich hier gar nicht weiter auslassen, dazu findet man auf vielen Fan-Sites (englischsprachigen wie deutschen) alles Wissenswerte. Ich will vielmehr der Frage nachspüren, was mich (und viele Gleichaltrige) seinerzeit an diesen überirdischen Abenteuern so fasziniert hat: Waren es die hanebüchenen Geschichten, die schrillen Frisuren und zeitgeist-geprägten Kostüme (historisierende Gehröcke bei den Herren, hautenge Overalls bzw. Miniröcke bei den Damen), die (wenn auch aus heutiger Sicht eher rührenden) Tricksequenzen und Modell-Aufnahmen? Alles davon stimmt, und wenn ich es recht überlege, dann läßt sich all’ das zum Attribut very British subsummieren. Womit ich eleganterweise auch gleich den Erfolg von ähnlich erfolgreichen Dauerbrennern wie »Die 2« und »Mit Schirm, Charme und Melone« erklären kann: Die spezielle Mischung aus abgedrehter Story, trockenem Humor, sublim erotischer Spannung und hemmungsloser Technik-Verliebtheit ist es, die Film- und Fernseh-Produktionen (wie die vorgestellte) aus Ihrer Majestät Königreich damals so unverwechselbar machte!
In zwei Box-Sets mit je 13 Folgen (verteilt auf jeweils 4 DVDs) liegt nunmehr die komplette Serie vor, einschließlich aller nie in Deutschland ausgestrahlten Episoden. Tatsächlich gingen hierzulande nur 17 Folgen (und diese obendrein gekürzt) über den Äther. Der Herausgeber Epix Media, den ich schon für seine hervorragende Edition des TV-Klassikers »Ich, Claudius, Kaiser und Gott« lobte, zeigt hier einmal mehr, wie man es (weitgehend kompromißlos) richtig macht!!
Sehr positiv überrascht ist der Autor von der makellosen Bildqualität, der man das Alter der Aufnahmen in keiner Weise ansieht. Auch die Güte der Tonspuren (englisch und deutsch) geht absolut in Ordnung! Sofern Episoden nie für das deutsche Fernsehen synchronisiert worden sind, wurden sie im Original belassen: Mit 35 Jahren Zeitabstand wäre eine glaubwürdige Nachvertonung schlicht nicht mehr realisierbar, zumal einige der damaligen Synchronsprecher bereits verstorben sind. Dafür gibt es durchgängig einblendbare Untertitel in Deutsch oder Englisch, die allerdings erkennbar »mit der heißen Nadel gestrickt« worden sind... Bei den Extras wären ein paar Hintergrund-Interviews mit ehemals Mitwirkenden interessant gewesen, aber angesichts von Episoden-Führer, Charakter-Portraits, Bildergalerien und Trailer mag man nicht wirklich meckern: Vier Sterne gibt es dafür allemal!
Der glänzende Papp-Schuber und die darin enthaltene Kunststoff-Box vermögen zwar auf den ersten Blick zu gefallen, doch ist die stramme Klemm-Befestigung der sich überlappenden DVDs nicht der Weisheit letzter Schluß: Sehr schnell läuft man Gefahr, eine Disc beim Entnehmen zu beschädigen. Daß es da durchaus praktischere Patente gibt, hat Epix Media bei der schon erwähnten Claudius-Box selbst bewiesen. Hier sollte der Publisher unbedingt mal mit seinem Zulieferer reden...
Film / Inhalt |
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Bild & Ton |
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Extras |
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Aufmachung |
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Gesamturteil |
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Unterm Strich kann man diese liebevoll gemachte DVD-Wiederveröffentlichung den junggebliebenen Fans des Genres nur empfehlen: Wer sich die Folgen 1–13 kauft und die Episoden 14–26 am besten gleich mit dazu, kann knappe 20 Stunden lang in spannenden Jugend-Erinnerungen schwelgen, naiv-bunte Zukunfts-Visionen und sexy Sixties-Mode inklusive. Viel Spaß auf dem nostalgischen Retro-Trip!
Sonntag, 19. März 2006
Nach knapp 200 Tagen täglichen Bloggens habe ich keine Lust mehr auf ausgedehnte Redaktionskonferenzen mit mir selber, um die Reihenfolge der vorbereiteten Beiträge festzulegen, aktuelle Ereignisse einzuschieben, deswegen Dateien umzubenennen usw. usf. Man will ja nicht langfristig zum Sklaven seiner zu ehernen Prinzipien erstarrenden Ideen werden!
Heute breche ich daher mit der weiland selbstauferlegten Regel, jeden Tag einen (und genau einen) Beitrag zu veröffentlichen: Der unverhofft schöne Frühlings-Sonntag lädt zum Fotografieren ein, und warum sollte ich das Vorzeigen der Ergebnisse tagelang vor mir herschieben, bloß weil noch ein paar andere, weniger aktuelle Sachen in der Pipeline sind...
Nix da: Heute ist der erste Tag mit mehr als einem Posting, und ab sofort gibt’s hier in diesem virtuellen Theater keinen festen Erscheinungs-Rhythmus mehr. Wenn mir danach zumute ist, wird was eingestellt, wenn nicht, dann nicht. Meine geneigte Leserschaft möge freilich beruhigt sein: Im Durchschnitt wird es deswegen nicht unbedingt weniger zu lesen und anzuschauen geben! ;-)
...offeriert die Immobilienabteilung eines ortsansäsigen Kreditinstitutes. Es muß sich wohl um ein Baumhaus bzw. eine Wohnung in der Baumkrone handeln:
Vielleicht hatte aber auch nur der zuständige Sachbearbeiter einen in der Krone, als er das »neue Zuhause« ablichtete? Und wäre es da drin im Winter nicht arg zugig?
Samstag, 18. März 2006
Ich interessiere mich kein bißchen für Automobile, schon gar nicht für deren technische Finessen. Wozu auch, mit meiner Renngurke bin ich (fast) wunschlos glücklich. Man kann mich mit rollenden Statussymbolen der Sonderklasse schon deshalb kaum beeindrucken, weil ich die Typenbezeichnungen weder kenne noch zu deuten verstehe. Auffallen tut mir als Designfreund allenfalls eine halbwegs gelungene Gestaltung.
Dieser Tage also sah ich auf einem Kundenparkplatz ein schneidig geschnittenes Gefährt, welches sich durch den Stern als Mercedes und durch die rückwärtigen Chrombuchstaben als »SLK« auswies. Die dezent dunkelgrau-amethystene Metallic-Lackierung paßte ganz gut zu der Karosse, und weil ich noch der einkaufenden besseren Hälfte harrte, guckte ich beiläufig mal durch das Beifahrerfenster.
Was ich zu sehen erhoffte? Keine Ahnung, irgendetwas Edles, Vornehmes, oder auch im Gegenteil etwas arg Prolomäßiges. Was ich statt dessen sah, hat mich eher überrascht: Auf dem Beifahrersitz lagen ein evangelisches Gesangbuch und eine handbeschriftete CD mit Predigten. Da schau her, dachte sich der zonebattler, da hast Du deinen Seminar-Teilnehmern immer zu vermitteln versucht, sich nicht vom ersten Eindruck täuschen zu lassen und voreilige Schlüsse zu ziehen, und jetzt warst Du selber sehr flink im Vor-Urteilen... Dem Himmel sei Dank für diese Lektion!
Freitag, 17. März 2006
...ist zwar nicht unbedingt der vorherrschende Geruch in der nahen Luisen-Unterführung, aber neuerdings verbreitet ein Graffiti in unserer Tunnelhälfte doch so etwas wie weltstädtisches Flair:
Da fühlt man sich doch fast ein bißchen wie in New York, vor allem, wenn oben scheppernd Güterzüge drüberrumpeln!
Donnerstag, 16. März 2006
Wohl jede(r) ist beim Zappen durch das abendliche Fernsehprogramm schon mal auf Bob Ross gestoßen: Der (leider vor zehn Jahren verstorbene) Kunsthandwerker hatte sich tatsächlich schon zu Lebzeiten einen gewissen Kultstatus erspachtelt und stupft nunmehr posthum auf BR alpha fröhlich brabbelnd vor sich hin.
Ich hatte schon seit längerem vor, über das Phänomen und Phantom Bob Ross einen ausführlichen Beitrag zu verfassen. Die Mühe kann ich mir freilich jetzt ersparen, denn wie ich soeben bemerke, hat mir Herr blue sky schon die Arbeit abgenommen. Seinen Ausführungen ist nichts hinzuzufügen: Herzlichen Dank dafür!
Mittwoch, 15. März 2006
...ward gesichtet am Rand der Küchenlampe, jetzt schon, wo doch noch nicht einmal der letzte Schnee des Winter restlos dahingeschmolzen ist:
Sie sehen ein Dokument aus dem letzten Stündlein Minütlein der ersten Stechmücke dieses Jahres, welchselbe sich frivol zum Muskeltraining an den Lampenschirm hängte und alle viere sechse von sich streckte, die Rechnung freilich ohne des zonebattler’s eigenen Blutdurst machend...
Dienstag, 14. März 2006
Der zonebattler ist seit jeher ein Liebhaber von Dokumentarfilmen, zumal von jenen, die auf spannende Weise Erhellendes über die Beschaffenheit und den Zustand unserer Welt vermitteln. Und manchmal hat es geradezu Offenbarungs-Charakter, einfach nur normalen Menschen beim Erzählen zuzuhören. Nichts anderes macht und bietet »Gernstl in den Alpen«.
Franz Xaver Gernstl verdient seinen Lebensunterhalt nach eigenem Bekunden mit dem Verplempern von Zeit [1]: Für das Bayerische Fernsehen fährt er mit seinem Kamera-Kumpel und seinem Mikrophon-Mann in einem VW-Bus mehr oder weniger ziellos durch die Gegend und läßt sich treiben... Wo immer er auf Menschen stößt, die interessant erscheinen oder denen ein Ruf vorauseilt, da sucht er das Gespräch, und zwar auf äußerst unprätentiöse Weise.
Und während die Kerners und Beckmanns dieser Fernseh-Republik ihre Talkshow-Gäste zuschwallen und deren Antworten just da abwürgen, wo sie interessant zu werden beginnen (womit diese Selbstdarsteller letztlich sowohl die Gäste als auch ihr Publikum verhöhnen), läßt Gernstl die Menschen fast ausschließlich selber sprechen und hält dabei auch längste Pausen aus. Immer bei laufender Kamera, stets in Großaufnahme. Das ist erstaunlicherweise weder peinlich noch langweilig, und mit der Zeit wird offenbar, daß Zufriedenheit und Lebensglück weder Reichtum noch wohlfeile Statussymbole erfordern, sondern nur eine Aufgabe, eine Passion, eine Berufung. Die, und das ist vielleicht die hoffnungsfroh stimmende Quintessenz, letztlich ein(e) jede(r) irgendwo und irgendwie finden kann!
Siebeneinhalb kurzweilige Fernsehstunden verbringt Gernstl in den Alpen eben dort und läßt uns vom Tegernsee über Tirol und das Engadin bis hin nach Südtirol, Kärnten und die Steiermark hautnah teilhaben an seinen Begegnungen mit höchst individuellen Menschen, die ihr ganz persönliches Stückchen Glück im Leben gefunden haben. Es fällt den um Worte gemeinhin selten verlegenen zonebattler schwer, die Magie dieser vollständig »spannungslosen« Filme adäquat zu beschreiben. Daher nur soviel: Die drei DVDs haben den Autor dieser Zeilen berührt wie schon lange keine Fernseh-Produktion mehr [2].
Auch äußerlich kann die Gernstl-Edition mit einem schön gestalteten und informativen Booklet, einer soliden Kunststoff-Box und einem attraktiven Papp-Schuber rundum überzeugen. Als unbedingt verbesserungswürdig erscheinen mir allerdings die Haltezapfen der Plastik-Box: Die halten die DVDs nämlich auch beim Niederdrücken dermaßen fest, daß man die empfindlichen Scheiben ohne weiteres Werkzeug nur unter bedenklichem Durchbiegen herausoperieren kann. Da sollte schleunigst nachgebessert werden! Von diesem mechanischen Malus abgesehen, kann man dem engagierten Herausgeber EuroVideo nur gratulieren und auf baldige Fortsetzungen hoffen...
Film / Inhalt |
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Bild & Ton |
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Extras |
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Aufmachung |
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Gesamturteil |
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So unspektakulär und gleichwohl tief befriedigend kann Fernsehen sein: Wer sich diese »Drei Scheiben vom Glück« im Laden kaufen oder bei amazon.de bestellen sollte, wird es bestimmt nicht bereuen!
[1] Das Interview findet sich auf der Homepage zum Kinofilm »Gernstls Reisen«, der eine chronologisch sortierte Auswahl aus über 20 Jahren Gernstl’schen Dahinfahrens zeigt. Gleichfalls sehr empfehlenswert !
[2] Der hingerissene Rezensent hätte das Fehlen von Extras in diesem Fall tatsächlich nicht einmal bemängelt. Um so mehr freut er sich daher über ein sehr humorvolles Gernstl-Interview, diverse Outtakes und den Kinofilm-Trailer: Toll!
Süßer und scharfer Senf: