Sonntag, 18. Juni 2006
Gestern spätabends nach der Rückkunft aus Bamberg setzen wir noch ein Brot an für’s sonnige Sonntagsfrühstück. Ich werde abkommandiert zum Gewürzemahlen und drehe brav wie mir geheißen an der Kurbel der Handmühle, dabei einen uralten Gassenhauer summend. Plötzlich merke ich bestürzt, daß es sich ja um die Melodie einer alten Spieluhr meiner längst verstorbenen Großmutter handelt, die mir den kleinen Klangerzeuger in frühen Kindertagen zur Beruhigung und Freude vorspielen ließ...
Ich habe jene wohl noch im Elternhaus befindliche Spieluhr seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen, geschweige denn gehört. Doch offenbar wäre das auch nicht nötig: Ihr Klingen und ihr Rhythmus ist in meinen Synapsen längst unauslöschlich fest verdrahtet. Es reicht das gedankenverlorene Drehen an irgendeiner Kurbel, um die verschüttet geglaubte Erinnerung zu heben! Ich kriegte vor Rührung eine Gänsehaut und feuchte Augen.
Freitag, 9. Juni 2006
In meinem gestrigen Beitrag schwelgte (schwolg?) ich in schönen Erinnerungen an das feuerrote Spielmobil. Mit solchen nostalgischen Remineszenzen stehe ich keineswegs alleine da: Die Leser-Foren von Websites wie www.wunschliste.de, www.tv-kult.de oder www.fernsehserien.de sind voll von wehmütigen Fernseh-Erinnerungen längst erwachsener Jungs und Mädels. Oft wünschen sich die heutigen Mütter und Väter nicht nur aus Wehmut Wiederholungen der sie damals prägenden Jugend-Sendungen: Sie halten das auch für weit geistreichere Kost als das, was ihrem Nachwuchs heutzutage aus der Glotze entgegenströmt...
Mich würde interessieren, zu welchen TV-Serien aus dem früheren Kinderprogramm meine nunmehr mittelalten LeserInnen nachhaltige Erinnerungen in sich tragen? Wer hat noch welche Titelmelodien im Kopf, wer kennt noch welche Charaktere? Ich bin mir sicher, daß das Verfolgen der oben erwähnten Links manch’ verschüttete Erinnerung wieder nach oben bringen wird!
Donnerstag, 8. Juni 2006
Vor einem guten Vierteljahrhundert (!) habe ich eine Anzahl wahrlich zauberhafter Märchen-Verfilmungen aufgezeichnet, die seinerzeit im Rahmen der Kindersendung »Das feuerrote Spielmobil« vom Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wurden:
Anmoderiert und kommentiert wurden die teils recht freien Adaptionen Grimm’scher Märchen von dem Duo Frank und Frei (Wolfgang Jansen und Frithjof Vierock), die mitunter sogar durch das Übernehmen eigenständiger Rollen vollständig in das spannende Geschehen eintauchten.
Der gelegentliche Perspektivwechsel ‑die filmische Handlung wurde unterbrochen, damit Frank & Frei das Geschehen kommentieren und ihre Meinungen über das Verhalten der Protagonisten austauschen konnten- wirkt auf mich noch heute als ungemein modernes und wirkungsvolles Stilmittel: Das war wirklich Kunst und keineswegs »nur« Kinderkram!
Besonders fasziniert hat mich bis heute der damals revolutionär neue Einsatz der Bluescreen-Technik, mit deren Hilfe den im leeren Studio agierenden Schauspielern gemalte Szenenbilder quasi untergeschoben werden konnten: Die nicht selten fantastisch überhöhten Szenerien erinnerten mich an Hieronymus Bosch, an Caspar David Friedrich und andere mystisch angehauchte Meister...
Auf meinen stets sorgfältig gelagerten Video-Kassetten konnte ich folgende Episoden (mit HiFi-Ton!) über zweieinhalb Jahrzehnte bis in die Gegenwart retten:
Das tapfere Schneiderlein
Teil 1: Vom Kampf mit dem Riesen
Teil 2: Ein König fällt auf den Bauch
Die Eule
Der alte Sultan
Sechse kommen durch die ganze Welt
Teil 1: Sechse helfen einander
Teil 2: Ein König nimmt Reißaus
Simeliberg
Rumpelstilzchen
Das blaue Licht
Teil 1: Der Soldat und die Hexe
Teil 2: Der Soldat und der König
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Obwohl sich hier einmal mehr die haushohe Überlegenheit des längst verdrängten Betamax-Videosystems zeigt (Bild und Ton sind frisch wie ehedem), werden meine soliden SONY-Recorder nun doch langsam müde. Es ist also langsam an der Zeit, diese (und andere) Preziosen zu digitalisieren, damit sie glücklich bis an ihr (bzw. mein) Lebensende an meiner Seite und in meiner Sammlung weiterbestehen können.
Ich wage leider kaum zu hoffen, daß diese grandiosen und zeitlosen Märchen-Interpretationen irgendwann einmal auf DVD erscheinen könnten. Falls dieser Wunschtraum aber doch jemals Realität würde, ich wäre einer der ersten Käufer!
P.S.: Leider weiß ich nicht, ob meine Kollektion vollständig ist. Wer von weiteren Filmen aus dieser Reihe Kenntnis hat, möge sein/ihr Wissen in einem Kommentar zu diesem Beitrag mit uns allen teilen...
Dienstag, 6. Juni 2006
Dienstag, 30. Mai 2006
Ich habe mir vorgenommen, spätestens bis Ende 2007 mein umfangreiches Video-Archiv im Betamax-Format gesichtet und die mir davon als absolut unverzichtbar erscheinenden Schätze auf ein digitales Medium überspielt zu haben, zum Zwecke des dauerhaften Bewahrens. Während sich die Sorge um den Erhalt vieler aufgenommener Spielfilme durch das Erscheinen schöner DVD-Editionen oft von selbst erledigt, kann man bei vielen anspruchsvollen Fernsehspielen aus der Blütezeit des öffentlich-rechtlichen Kulturfernsehens kaum auf derlei Hilfe von außen hoffen.
Was mir dieser Tage beim Durchsehen einiger TV-Mitschnitte aus den 1980ern aufgefallen ist, verdient meines Erachtens schon deshalb Erwähnung, weil man daraus recht klar erkennt, in welche Richtung die weitere Entwicklung in der Medienlandschaft seither gelaufen ist:
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Meine beiden SONY BetaHiFi-Videorecorder haben jeweils gut 22 Jahre auf dem Buckel, wiegen pro Stück soviel wie 10 heutige VHS-Schuhkartons und haben auch eine mindestens 10 mal so lange Lebensdauer wie diese. Vergleichbare Qualität wird heutztage offenbar weder hergestellt noch nachgefragt.
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Filme wurden von leibhaftigen Ansagerinnen (deren Outfit und eulenhafte Brillen heute überaus bizarr anmuten) mit Inhaltsbeschreibung vorgestellt.
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Spielfilm-Ausstrahlungen wurden seinerzeit weder gekürzt noch durch tumbe Werbeeinblendungen in das Bild noch durch das brutale Abwürgungen des Abspannes verstümmelt. Sogar das Senderlogo wurde oft nur für wenige Minuten dezent eingeblendet.
Wenn man sich einige Zeit solcherart mit seinen alten Archiv-Schätzen beschäftigt hat, dann ist der Blick ins aktuelle TV-Programm (selbst bei den »besseren« Sendern) doch wieder recht ernüchternd. Ach ja...
Sonntag, 14. Mai 2006
Sehr sehenswert: Das Automobilbau-Museum-Eisenach ist einen Abstecher wert! Weitere Fotos von unserem Besuch dort gibt es in meinem Bildarchiv zu sehen.
Montag, 24. April 2006
Fundstück: |
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Art / Typ: |
Lundia-Stuhl »Lundi-Sit« aus verleimten Schichtholz |
Herkunft: |
Niederlande, ca. 1990 |
Zustand: |
neuwertig |
Fundort: |
in einem Lundia-Laden in Amsterdam erworben (April 1992) |
Kaufpreis: |
Hfl 249,00 (entspricht ca. EUR 113,00) |
Notizen: |
Mit diesem Stuhl verbinde ich manche Erinnerungen, die hier aber nichts zur Sache tun. Verweisen möchte ich auf das klare und sachliche Design sowie auf die herausragende Funktionalität: Die Sitzfläche wird hinter der Lehne mit einem gleichfalls hölzernen Steckbolzen gesichert und kann in Sekundenschnelle auf eine von sieben Sitzhöhen verstellt werden. Die Montageschlitze sehen nicht nur gut aus, sondern dienen auch als Tragegriffe. Der ganze Stuhl besteht somit aus nur vier zusammengesteckten Teilen! Er kam schlau zerlegt in einem flachen Tragekarton mit Eingriffschlitz durch das Rückenteil (was die drei Stunden beladenen Fußmarsches durch die holländische Hauptstadt nicht wirklich erleichterte).
Der Autor hat ein Faible für die warme Anmutung naturbelassenen Holzes und kann das überaus flexible Lundia-Regalsystem für Wohnzwecke sehr empfehlen. Seines Wissens war der gezeigte Stuhl allerdings nie bei deutschen Systempartnern, sondern nur im Herkunftsland Holland erhältlich.
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Montag, 17. April 2006
Fundstück: |
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Art / Typ: |
Philips HiFi-Kassettendeck N2521 |
Herkunft: |
Deutschland / Niederlande, ca. 1978 |
Zustand: |
optisch fabrikneu, funktional einwandfrei bis auf die durch Auslaufen der Ölfüllung wirkungslos gewordene Bremse des nach oben aufschwingenden Kassettenfaches |
Fundort: |
regulär im Fachhandel gekauft (Erlangen, im März 1979) |
Kaufpreis: |
DM 598,00 |
Notizen: |
Noch heute bin ich meiner Tante dankbar, daß sie mir vor vielen Jahren den Erwerb dieses Jugendtraumes ermöglichte: Das schon damals extravagant designte Philips N2521 ist bis zum heutigen Tag ein echter Hingucker geblieben! Im Ruhezustand lege ich gerne wie im Foto zu sehen eine alte Klarsicht-Kassette mit Metallspulen ein, um den Effekt zu verstärken. Die ungewöhnliche Hochkant-Bauweise hat es meines Wissens sonst nur noch bei einem (erheblich teureren) Gerät von Tandberg gegeben.

In unserer digitalisierten Gegenwart mag die althergebrachte Analogtechnik als hoffnungslos veraltet erscheinen, und Argumente wie Rausch- und Verschleißfreiheit sprechen natürlich zugunsten zeitgemäßer Aufnahmeverfahren. Dennoch: Die Sinnlichkeit zweier rotierender Bandspulen, sanft zappelnder Zeiger, langsam sich drehender Zählwerkswalzen ist im Zuge der technischen Evolution verloren gegangen, und wer wie ich in jungen Jahren versucht hat, Radiosendungen möglichst sekundengenau mitzuschneiden, wird das sicher gleichfalls als Verlust empfinden. Das Gros der heute verkauften Gerätschaften mag meßtechnisch in einer anderen Liga spielen, doch was in jeder Hinsicht billig konstruiert ist, wird auch nicht mehr wertgeschätzt: Immer schnellere Modellwechsel und wachsende Müllberge sprechen da eine deutliche Sprache...
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Mittwoch, 5. April 2006
Fundstücke: |
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Art / Typ: |
4 »wilde Kerle« aus der TV-Serie »Kli-Kla-Klawitterbus« |
Herkunft: |
Deutschland (Fa. Schleich, © TV 60 München), 1974 |
Zustand: |
tadellose Erhaltung mit unbeschädigter Detail-Bemalung |
Fundort: |
3 Figuren aus eigener Kindheit herübergerettet,
1 noch fehlende (der große Graue) nachträglich online ersteigert |
Kaufpreis: |
nicht mehr ermittelbar |
Notizen: |
Für einen kindsköpfigen Mittvierziger wie den zonebattler gehört die Fernsehserie Kli-Kla-Klawitterbus fraglos zum kollektiven Erinnerungsschatz seiner Generation. Besonders ansprechend fand der Autor damals die zwischendrin eingespielten Animations-Filmchen mit Plastilin-Figuren der oben gezeigten Charaktere. Bis heute kann er die dazugehörige Gassenhauer-Melodie pfeifen...
Das eher mühsame Trick-Filmen im Bild-für-Bild-Verfahren ist im Zeitalter leistungsfähiger Computer übrigens keineswegs obsolet geworden: Die Macher von Wallace & Gromit schwören aus guten Gründen noch immer auf diese arbeitsintensive Methode!
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Dienstag, 4. April 2006
Fundstück: |
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Art / Typ: |
Agfa Clack Mittelformat-Rollfilmkamera (6x9) |
Herkunft: |
Deutschland, 1954 |
Zustand: |
guter Erhaltungszustand mit gebrauchstypischen Farbbereibungen an den Kanten des lackierten Metallgehäuses und feinen Kratzern am Bakelit-Oberteil. Verschluß leichtgängig und nicht verharzt. |
Fundort: |
Flohmärkte (recht häufig anzutreffenes Massenprodukt) |
Kaufpreis: |
je nach Erhaltungszustand ca. EUR 2,00 bis EUR 8,00 |
Notizen: |
Dieser einfache und formschöne Apparat kann mit einiger Berechtigung als die »Volkskamera« der Nachkriegszeit bezeichnet werden. Es existieren (mindestens) zwei Versionen, die eine mit einem optionalen Gelbfilter, die andere stattdessen mit einer einschwenkbaren Nahlinse.

Der Verfasser ist stolzer Besitzer von fünf Exemplaren in vier verschiedenen Original-Bereitschaftstaschen (Weichplastik braun, dunkelgrün, weinrot sowie Leder dunkelbraun). Die Abbildung ganz oben zeigt die Kamera mit dem auch für die 6x6 Schwestermodelle Click I und Click II passenden Blitz Clibo.
Allein für die Vitrine ist der technisch primitive Apparat allemal zu schade, denn mit modernem Dia-Film sind brillante Ergebnisse zu erzielen. Dazu sei auf einen eigenen Beitrag in diesem Weblog sowie auf des Autors Fotogalerie »zeiTRAum« verwiesen.
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Sonntag, 2. April 2006
Fundstück: |
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Art / Typ: |
GRUNDIG HiFi-Tuner MT 200
GRUNDIG HiFi-Vorverstärker MXV 100
Farbe gold-metallic (Entwickler-Jargon: »nikotin-silber«) |
Herkunft: |
Deutschland (in Sonderheit Fürth i. Bay.), ca. 1981 |
Zustand: |
optisch fabrikneu, funktional einwandfrei |
Fundort: |
Geschenk eines um des Autors Leidenschaft wissenden Kollegen |
Kaufpreis: |
EUR 0,00 |
Notizen: |
Heimisches HiFi-Equipment der absoluten Spitzenklasse, tut ein Vierteljahrhundert (!) nach seiner Herstellung immer noch tadellos seinen Dienst: Über gebraucht erworbene GRUNDIG Aktiv-Boxen größeren Kalibers (und vergleichbaren Alters) klingen Chor- und Orchesterwerke so unerhört präsent und orginalgetreu, daß sie den stolzen Besitzer zuweilen zu Tränen rühren...

Leider ist der epochal passende Zuspieler (der welterste CD-Player Philips CD 100) wegen eines lästigen thermischen Fehlers derzeit indisponiert und somit letztlich doch unpäßlich. Bis auf Weiteres leistet daher ein moderner Grundig-Taschenspieler mutmaßlich asiatischer Provenienz musikalische Zuträgerdienste.
Auf Veranstaltungen im nahen Rundfunkmuseum der Stadt Fürth treffe ich in der dortigen Cafeteria (dem ehemaligen Büro von Max Grundig) gelegentlich längst pensionierte Grundig-Entwickler, die so manche spannende Insider-Story aus glorreicheren Zeiten zu erzählen wissen: Wenn man die engagierten Menschen hinter seinen schönen Geräten leibhaftig kennenlernen darf, wachsen einem diese natürlich noch mehr ans Herz!
P.S.: Die knorrige Wurzel ist gleichfalls ein Fundstück, will sagen ein Mitbringsel und Erinnerungs-Anker aus einem naturnahen Wanderurlaub in Kappadokien (Zentral-Türkei).
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Fundstück: |
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Art / Typ: |
Obstschale aus lackiertem Draht und farbigem Wickelband |
Herkunft: |
unbekannter Hersteller, wohl 1950er Jahre |
Zustand: |
vollständig mit Gummi-Füßen, Lackierung stellenweise berieben |
Fundort: |
Flohmarkt Nürnberg-Gebersdorf |
Kaufpreis: |
EUR 1,00 |
Notizen: |
Ein wunderschönes Teil! Hätte ich sicherlich auch für EUR 0,50 bekommen können, aber in dieser Preislage noch zu feilschen wäre mir als kleinlich erschienen (und peinlich vorgekommen).
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Süßer und scharfer Senf: