Freitag, 30. Dezember 2005
Kurz vor dem Jahreswechsel habe ich (mal wieder) versucht, die selbstauferlegte Komplexität des eigenen Lebens etwas zu reduzieren. Insbesondere habe ich mir lange brachliegende virtuelle Baustellen angesehen, um Entscheidungen hinsichtlich der weiteren Vorgehensweise zu treffen...
Als ich im Jahre 1998 mit der eigenen Homepage www.klein-aber-fein.de online ging, schuf ich in meiner ersten (und schier grenzenlosen) Begeisterung sogleich zahlreiche Unter-Abteilungen, in welchen ich meine Sammlungen für mich und die interessierte Fachwelt dokumentierte: Videospiele, Brettspiele, Minolta-Kameras, Modellbahnen und manches mehr. Vieles von dem war damals noch nicht anderweitig im Web zu finden, und so hatten meine Seiten bald regen Zulauf. Dies umso mehr, als ich fast alles von vorneherein zweisprachig in deutsch und englisch anlegte (was nicht nur die Leserzahlen, sondern natürlich auch den Aufwand in die Höhe trieb).
Der erhoffte Effekt, nämlich das vermehrte Kontakteknüpfen mit Gleichgesinnten zwecks Erfahrungsaustausch und Fachsimpelei, stellte sich leider nicht im erwarteten Umfang ein. Weit zahlreicher waren (oftmals in barsch-forderndem Tonfall vorgetragene) Hilfe-Ersuchen von Leuten, die in den jeweiligen Gebieten weniger wußten als ich: So sollte ich Stücke identifizieren, den mutmaßlichen Verkaufserlös abschätzen, Prospekte versenden, Bedienungsanleitungen kopieren und, und, und... Meine selbstverfaßten Texte zu Kameras und Spielen erfuhren dahingehend Wertschätzung, daß sie von faulen Schmarotzern gerne als Beschreibungen in die eigenen eBay-Auktionstexte hinüberkopiert wurden: Auch dies ein höchst ärgerlicher Nebeneffekt, mit dem ich anfangs in meiner Naivität nicht gerechnet hatte.
Weil mir das strukturierte Homepage-Basteln großen Spaß bereitete, wuchs das Skelett schneller als das Fleisch: Viele Einzel-Seiten waren zwar rasch angelegt, aber vorerst noch ohne die dafür vorgesehenen Rezensionen, Fotos und sonstigen Inhalte, von der englischen Fassung gar nicht zu reden. Als der Spaß des »Claim-Absteckens« vorüber war, fing die eigentliche Arbeit an...
Irgendwann saß ich dann in der spent investment trap, der Falle der bereits getätigten Investitionen: Wenn man viel Aufwand (sei es an Zeit, sei es an Geld, sei es an »Herzblut«) in ein Projekt gesteckt hat, mag man es nicht einfach abbrechen, weil man ja schon so viel investiert hat. Und so läuft man schnell Gefahr, trotz Interessenwandels, Lustlosigkeit, Unmotiviertheit etc. den ohnehin schon unwiederbringlich verlorenen Ressourcen u.U. noch mehr gutes Geld und wertvolle Zeit hinterherzuwerfen...
Ich habe jetzt sozusagen die Notbremse gezogen und all’ die unfertigen Websites geschlossen (sprich vom Netz genommen), zu denen ich heute nimmer stehe oder die mich schlicht nicht mehr interessieren. Natürlich hebe ich sie mir lokal und offline auf, im Material-Fundus leisten sie vielleicht irgendwann mal gute Dienste. Aber ich habe mich der selbstauferlegten Verpflichtung entledigt, da irgendwann mal (ohne rechte Begeisterung) weitermachen zu müssen. Hat mir gutgetan, sich aus dem eigenen Gestrüpp zu befreien! Was übrig bleibt an fertigzustellenden Projekten (z.B. meine Sorgenfrei! Ratgeber-Seite) ist gut überschaubar und durchaus noch im aktuellen Interessenfokus.
Neben der Pflege bezahlter Auftragswerke werde ich mich primär diesem Weblog, zonebattler’s homezone also, widmen. Das ist Arbeit genug, und es scheint mir nach langem Experimentieren die perfekte Form zu sein, auch thematisch unzusammenhängende Geistesblitze unter einen Hut zu bringen.
Nach diesem immateriellen »Ausmisten« will ich mich im neuen Lebens- und Kalenderjahr auch vermehrt meinen »handgreiflicheren« Habseligkeiten zuwenden und alles abstoßen, was keine Freude mehr bringt, sondern nur noch mentale Energie bindet (und hin und wieder abgestaubt sein will): Bücher, Platten und andere langlebige Dinge, die nicht zum Verbrauch gedacht und daher irgendwann womöglich zum Ballast geworden sind, ohne daß mir das so recht bewußt geworden ist. Als Trainer und Feng-Shui-Buch-Leser kann man da übrigens anderen vortreffliche Ratschläge zur Lebens-Entrümpelung geben, ohne sie immer auf das eigene Leben konsequent anzuwenden... ;-)
Genug gelabert philosophiert, es mahnt ein weiser Spruch von Eckart Böhmer:
Im Sagen ist es nicht getan – Im Tun ist es gesagt! |
In diesem Sinne: Ans Werk!
Donnerstag, 29. Dezember 2005
In seiner Retro-Küche verspeist der zonebattler sein Frühstück von fröhlich-frech-floral verzierten Tellern, die ihm ein glücklicher Zufall letztes Jahr auf einem großen Flohmarkt unter die Augen spielte:
Danach ist ihm immer recht blümerant zumute und der Arbeitstag läßt sich dadurch erheblich leichter ertragen...
Das »für ’nen Appel und ’n Ei« erworbene Kaffee-Service war leider schon beim Kauf nicht mehr ganz komplett (auch ging mir beim dekorschonenden Waschen von Hand unlängst eine Tasse zu Bruch), so daß ich jetzt hier eine Suchanzeige lanciere:
Wer Einzelteile (insbesondere Tassen und Teller) dieses vermutlich aus den 1970er Jahren stammenden Geschirrs der Traditionsmarke Winterling (Marktleuthen) hat bzw. findet und an mich weitervermitteln kann, kriegt mein halbes Königreich und meine Tochter zur Frau neben der Erstattung von Kaufpreis nebst Portokosten noch einen schönen Überraschungs-Bonus aus meinem gepflegten DVD-Fundus. Details vereinbaren AnbieterInnen bitte per Mail mit mir!
Nachtrag vom 21. Feb. 2006:
Dieser Tage sorgte ein Schutzengel dafür, daß unser schönes Blümchen-Geschirr haarscharf eine kleine Katastrophe überlebte...
Samstag, 3. Dezember 2005
Vor etwa 20 bis 30 Jahren waren Geräte der Unterhaltungselektronik noch keine gesichtslosen Leichtbau-Schachteln aus schwarzem Plastik, sondern schwere und solide gebaute HiFi-Komponenten mit individuellem Profil. Tatsächlich waren die Produkte der meisten Hersteller schon von weitem am unverwechselbaren Design zu erkennen: Selbst Geräte der Mittelklasse hatten ein markantes Äußeres und waren gediegen verarbeitet. Im Gebrauchtwaren-Handel findet man für wenig Geld schöne Tuner, Bandmaschinen und Verstärker aus den späten 1970er Jahren, die bis auf den heutigen Tag einwandfrei funktionieren. Einzig Verschleißteile wie Skalen-Lämpchen oder Antriebsriemen müssen manchmal ersetzt werden.
Der erste von vielen: Philips CD-Player CD 100 (1982)
Hin und wieder kann ich es mir nicht verkneifen, auf Flohmärkten besonders schöne Exemplare dieser »HiFi-Dinosaurier« für wenige Euro Lösegeld aus Banausenhand zu befreien und anschließend daheim zu restaurieren. Dank der damals noch nicht maschinell optimierten Produktionsweise sind die Geräte einfach zu zerlegen und recht wartungsfreundlich. Mitunter muß man korrodierte Kontakte polieren oder mittels Kontakt-Spray wieder gut leitfähig machen. Oft reicht aber eine schnelle Innenreinigung per Staubsauger und Pinsel und die sorgfältige Säuberung der Außenflächen, um sich ein nahezu neuwertiges Schmuckstück ins Regal stellen zu können. Dann fehlt mir nur noch eine gute Schallplatte zum nostalgisch-perfekten Musikgenuß...
Dienstag, 22. November 2005
Alle Jahre wieder suchen (und versuchen) wir Pilze »aus heimischem Anbau«, sprich wir ziehen mit Weidenkorb und Taschenmesser in die Wälder und schauen uns um. Als Kind trug ich körbeweise Pfifferlinge, Steinpilze, Maronen und Butterpilze nach Hause, heute machen sich die genießbaren Spezies eher rar...
Hin und wieder freilich kommen wir von solchen herbstlichen Streifzügen immer noch reich beladen heim, wenn auch mit anderen Sorten als früher:
Dieser »Badeschwamm« hier zum Beispiel ist eine Krause Glucke und schmeckt ganz ausgezeichnet. Leider bleibt nach dem Reinigen und Versäubern meist nicht so viel übrig wie es zunächst den Anschein hatte...
Doch hier mein absoluter Favorit, der überaus schmackhafte Parasol-Pilz, auch als Riesen-Schirmpilz bekannt:
Bei Kameraden dieses Kalibers reichen in der Tat einige wenige Exemplare, um mehrere Mittagessen damit bestreiten zu können. Die fleischigen Hüte schneidet man zunächst einmal in handlich portionierte Stücke:
Sodann paniert man die Hutsegmente mit Semmelbröseln und Eigelb und brät die Teile anschließend in der ordentlich vorheizten Pfanne:
Tja, die Ähnlichkeit mit Kalbsschnitzeln ist nicht nur optischer, sondern durchaus auch geschmacklicher Natur: Gut gewürzt wird dieser rein vegetarische Braten zum vortrefflichen Gaumenschmaus, der obendrein rasch zubereitet ist!
Dem übermäßigen Genuß abträglich ist das Wissen um die Strahlenbelastung von Pilzen, wozu man seriöse Fakten u.a. beim Bundesamt für Strahlenschutz sowie in der Zeitschrift Ökotest nachlesen kann. Daher beschränken wir die Schlemmerei sicherheitshalber auch auf ein- bis zweimal pro Jahr.
Fehlt noch was? Ach ja, die Fundstelle... Die behalte ich selbstredend für mich!
Mittwoch, 9. November 2005
Zur Überwindung der Herbst-/Winter-Depression habe ich mir im Asia-Laden einen geradezu provozierend freundlichen »Nicker« gekauft und neben den Computer-Arbeitsplatz auf die Fensterbank gestellt:
Der japanische Plastik-Geselle ist solarbetrieben und nickt bei Licht betrachtet den ganzen Tag selbstversunken und ‑zufrieden vor sich hin. Kitsch hin oder her, die demonstrativ zur Schau gestellte Gelassenheit des skurrilen Männleins (oder Weibleins?) färbt ab: Für 7,90 EUR wird sich kaum ein besserer Therapeut finden!
Dienstag, 8. November 2005
Wenn es denn mal nicht bedeckt ist, zaubert die tiefstehende Spätherbst-Sonne zu früher Stunde malerische Lichtstimmungen in unser Treppenhaus:
Ist das nicht ein herrliches Leuchten? Man könnte glatt ins Schwärmen kommen...
Was man den Fotos freilich nicht ansieht ist die Frische, um nicht zu sagen ungemütliche Kälte, die sich mittlerweile wieder vor der Wohnungstür breitmacht. So hat auch diese Medaille allemal ihre zwei Seiten...
Donnerstag, 27. Oktober 2005
Wenn der Sommer schwindet und die Tage kürzer werden, dann gibt es nur noch wenige Gelegenheiten, sich bei halbwegs angenehmen Temperaturen raus auf den Balkon zu setzen. Im wesentlichen am Wochenende auf einen Kaffee... Gleichwohl zögere ich das Abräumen und Einlagern der Möbel alljährlich so lange es geht heraus, um mir die Illusion des Machbaren bis zum Schluß zu erhalten. Durch die Glastüren in Eßzimmer und Küche habe ich ja stets freien Blick auf meine beiden »Außenposten«:
So lange die Sonne scheint, erfreut mich der einladende Anblick trotz möglicherweise lausiger Kälte draußen... Mittlerweile sind die nicht winterharten Pflanzen schon hereingeholt, und demnächst werde ich wohl auch den Rest ins Haus verfrachten müssen. Eine traurige Angelegenheit, und der Umstand, den Küchenbalkon übers Winterhalbjahr als natürlichen Kühlschrank nutzen zu können, ist mir nur ein schwacher Trost. Aber wie alles im Leben ist auch dieses Geschehen ein zyklisches solches und so freue ich mich jetzt schon darauf, alles im März oder spätestens im April nächsten Jahres wieder hinausschaffen zu dürfen!
Sonntag, 16. Oktober 2005
Bevor wir uns (vor nunmehr sechseinhalb Jahren) in Fürth niederließen, hatten wir erhebliche Renovierungsarbeiten in der frisch angemieteten Wohnung zu bewältigen. In all’ dem Dreck und Chaos waren wir froh, von den Vormietern eine intakte und unverändert weiter benutzbare Küche übernommen zu haben, die dann lange Zeit essentieller Dreh- und Angelpunkt unserer neuen Bleibe war.
Möblierung und allerlei Accessoires der Küche waren in den fränkischen Wappenfarben rot und weiß gehalten, was wir nicht nur witzig fanden, sondern inzwischen durch vielerlei Flohmarkt-Zukäufe perfektioniert haben:
Heute nennt man sowas »Retro-Look«. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht so aussehen mag, wir essen da keineswegs nur Mozzarella mit Tomaten! ;-)
Vor einigen Wochen starb der ebenfalls mit übernommene Handstaubsauger, dessen Akkus allen Wiederbelebungsversuchen zum Trotze das Ende ihrer Lebenszeit erreicht hatten. Also hielt ich bei meinen Flohmarkt-Bestreifungen besonders Ausschau nach geeignetem Ersatz in rot (vorzugsweise) oder weiß (alternativ).
Und was soll ich sagen? Wenige Wochen später hatte ich gleich zwei extrem rare »BiColor«-Geräte gefunden, wie ich sie zuvor noch in keinem Laden gesehen hatte:
Rote Sauger waren mir ja schon gelegentlich untergekommen, weiße begegnen einem auch hin und wieder, aber rotweiße und weißrote, die sind nun wirklich ultraselten: Würden auf eBay sicher irres Geld bringen, aber ich gebe die jetzt natürlich nicht mehr her. Die bleiben (und dienen) in der Küche. Mahlzeit!
Nachtrag vom 21. Feb. 2006:
Die im oberen Bild gezeigte Glaskanne ist leider inzwischen von uns gegangen. Sie wurde das Opfer einer kleinen Katastrophe.
Donnerstag, 22. September 2005
...Scheiden tut weh. Mir jedenfalls ist es jedes Jahr auf’s Neue ein Greuel (von mir aus auch Gräuel), wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden und beide miteinander kälter. Aber es ist halt jetzt wieder soweit und wenigstens ist es tagsüber draußen noch freundlich und sonnig.
Des Nachts freilich fallen die Temperaturen schon wieder auf erschreckend niedrige Werte, und so schien es uns geboten, die sommers in den Hinterhof ausgelagerten Großpflanzen der Spezies Ficus benjamin wieder ins Haus zu schaffen. Nun ist unsere Wohnung eher eine Burg denn ein Schloß und also ohne Orangerie, der verfügbare Platz in Treppenhaus und Wohnräumen zudem begrenzt und nicht beliebig vermehrbar.
Es war im Grunde schon vorher klar, daß unser im Wortsinne größtes Sorgenkind den Weg zurück ins Esszimmer nicht mehr schaffen würde und daher im Herbst anderweitig untergebracht werden muß. Nur wo? Die vor etwa 13 Jahren gekaufte Birkenfeige einfach herzuschenken wäre uns treulos erschienen, und so schlug meine bessere Hälfte vor, das meterhohe Gewächs zu sich ins Büro bzw. in den Gang davor zu stellen. Also gut, Erleichterung allenthalben. Wie aber den sperrigen Strunk dorthin verschaffen?
Zum Glück verfügt unser an anderer Stelle ausführlich beschriebener Einsatzwagen über ein weit auffahrbares Glasdach, so daß der Baum mit seinem schweren Topf für uns grundsätzlich transportierbar war. Freilich mußte ich ihn dazu erst temporär »verschlanken«, was unter Zuhilfenahme einer Rolle Frischhaltefolie recht gut gelang. Zu zweit klappte dann auch das »Einfädeln« in den Minibus.
Die anschließende Sonderfahrt durch die Südstadt geriet zum rechten Spektakel für alle zufällig den Weg säumenden Augenzeugen, die uns mit großem Hallo und Gekicher begrüßten. So einen merkwürdigen Umzug sieht man schließlich nicht alle Tage!
In meinem Hang zum Theatralischen erinnerte mich die Prozession sogleich an den Shakespeareschen Macbeth, dem ja durch eine »Erscheinung« geweissagt wird:
Macbeth soll niemals bezwungen werden, bis der große Birnam-Wald auf Dunsinans Hügel gegen ihn angezogen kommen wird |
Der Schurke fühlt sich bekanntermaßen durch diese Prophezeiung zu noch grausamerem Tun ermutigt, wann hätte man je einen Wald in Bewegung gesehen? Doch kurz vor dem finalen Showdown verfügt der gute Malcolm am Birnam-Wald:
Laßt jeden Soldaten sich einen Ast abhauen, und ihn vor sich her tragen; wir werden dadurch die Anzahl unsers Heers beschatten, und die Kundschafter in Verwirrung setzen |
Und so erfüllt sich die Vorhersehung letztlich doch: der wandelnde Wald ist das gut getarnte Fußvolk von Malcolms Heer, dessen Freund Macduff schließlich dem Bösewicht und Königsmörder Macbeth einen Kopf kürzer macht. So martialisch endete die Fahrt mit dem bewaldeten Wagen durch Fürth allerdings (und gottseidank) nicht... Aber man könnte im kommenden Winter abends mal wieder den ganzen Macbeth lesen und nicht nur die Zusammenfassung !
Donnerstag, 8. September 2005
Eigentlich habe ich dieses Weblog angefangen, um allerlei skurrile oder bemerkenswerte Geschichten festzuhalten, mit denen mich das Leben so zu konfrontieren beliebt. Und hier also ist die erste:
Bei einem freitagabendlichen Spaziergang durch meine geliebte (Wahl-)Heimatstadt Fürth fand ich neulich in einem alten Hinterhof auf einem Schutthaufen eine schlichte Wandlampe, die wundersamerweise völlig heil und unbeschädigt obenauf lag. Das gute Stück war zwar ziemlich verdreckt, aber weder die milchigweiße Glaskugel noch die innen herumdengelnde 75W-Glühbirne hatten den geringsten Schaden.
Ich trug die unverhoffte »Lieferung des Universums« nach Hause, und nach einer gründlichen Reinigung erstrahlte dieser schlichte »Klassiker« in schönstem Weiß. Ein Einsatzort war schnell gefunden: In der dunklen Ecke des Altbau-Wohnungsflurs sollte die Leuchte einen ästhetisch fragwürdigen Vorgänger ersetzen. So weit, so gut. Bis es jedoch endlich soweit war wie im nachfolgenden Bild zu sehen, hatte ich einen halben Samstag lang vier (!) schwere Prüfungen zu bestehen...
Der erste Schock kam gleich bei der ersten testweisen Inbetriebnahme mit einer Energiesparbirne und einem ambulant angeschraubten Netzkabel: Alles funktionierte bestens, doch als ich die (offenbar von mir etwas zu fest angezogene) Glaskugel wieder vom Sockel abschrauben wollte, machte es »knacks« und ich hatte die Kugel plötzlich lose in der einen Hand, während ihr abgebrochenes Gewinde im Sockel (und damit in meiner anderen Hand) verblieben war...
Ich widerstand dem Impuls, alles wutentbrannt in die Ecke zu feuern und so aus zwei Bruchteilen ca. 2.000 Scherben zu machen. Statt dessen versuchte ich, den vorsichtig herausgedrehten, gläsernen Gewindering mit Superkleber wieder an seinem Platz an der Öffnung der Kugel zu befestigen. Zum eigenen Erstaunen funktionierte das auf Anhieb tadellos (und ein zur Vorsicht unter die montierte Lampe gelegtes Sofakissen habe ich am nächsten Morgen wieder beruhigt entfernen können). Erste Lektion also: Glasgewinde nie zu stramm anziehen, auch wenn Superkleber bei glatten Bruchkanten Erstaunliches zu leisten vermag!
Die zweite Heimsuchung ließ indes nicht lange auf sich warten: Auf der Suche nach zwei hinreichend langen Schrauben zur Befestigung der Sockel-Manschette an der Wand entglitt mir dieser weiße Kunststoff-Kragen plötzlich und fiel im Flur zu Boden. Aus einem Teil waren auf einmal drei geworden!
Auch hier hatte ich aber nochmals »Glück im Unglück«: Zerbrochen war nur der innere Gewindering für die Birnenfassung, der »Außenkragen« war heil geblieben. Schier unglaublich, wo doch die »Innereien« aufgrund der versenkten Konstruktion gar keinen Bodenkontakt beim Aufprall gehabt haben konnten! Bei den rauhen Bruchflächen des spröden Kunststoffs half kein Superkleber, da mußte Kontaktkleber (Pattex transparent) ran. Nach erfolgtem »Zusammenflicken« bekam die innere Rundfassung noch einen zusätzlichen »Schutzgürtel« in Form eines starken Kabelbinders... Die zweite Lehre lautet mithin: Nicht mit empfindlichen Werkstücken zu den Schraubenschubladen laufen, sondern stets umgekehrt!
So, nach diesen zwei Unfällen war die liebgewonnene Lampe immer noch äußerlich unversehrt. Jetzt galt es, einen Schalter zu montieren, zu welchem Behufe ich ein Loch in den Kunststoff-Kragen bohren mußte. Mit der Sprödigkeit jenes Plastik-Teils hatte ich ja nun schon meine Erfahrungen gemacht, also bohrte ich sehr vorsichtig mit kleinem Bohrerdurchmesser vor und weitete das Loch dann händisch mit einer Rundfeile auf. So was geht immer mühsam, macht ordentlich Staub und ist obendrein ziemlich langweilig. Na gut, endlich schien das Loch groß genug und ich war froh über den Zufall, noch einen passenden Druckschalter in weiß in der Bastelkiste gehabt zu haben. Leider war das Loch aber doch noch nicht groß (oder rund) genug geworden, und ich ließ mich dazu hinreißen, den Schalterhals etwas zu kräftig dagegen zu drücken: Mit unwilligem »krrrr« knallte der Schalter plötzlich bis zum Anschlag durch das Loch, aber ich hatte dabei sein (Plastik-)Gewinde ziemlich ruiniert...
Schalter also vorsichtig wieder rausoperiert und mit der Rundfeile das Loch noch ein bißchen aufgeweitet sowie in der Geometrie perfektioniert. Glück im Unglück, die dritte: Das Schraubkäppchen des Schalters fand auf dem beschädigten Gewindehals doch noch genug Halt für einen festen Sitz! Die Lektion Nr. 3 muß freilich lauten: Keine Gewaltanwendung bei weichen Materialien!
OK, nach der Verkabelung des Schalters mit der Lampenfassung fehlte nur noch die Endmontage an der Wand. Diese ließ sich recht einfach an, denn erstaunlicherweise waren die benötigten Lochabstände identisch zu denen der Vorgängerleuchte, ich konnte also auf die schon früher sorgsam eingegipsten Dübel in der Wand zurückgreifen. In Altbauwänden neue Dübel zu setzen ist jedesmal ein zeit- und nervenzehrendes Abenteuer, um das ich hier zum Glück denn doch herumkam...
Die Montage der Sockelmanschette war letztlich Minutensache, eine neue Energiesparbirne war rasch hineingedreht und die Glaskugel gaaaaanz vorsichtig ebenso. Schalter an und ES WARD LICHT!
Jedenfalls für ein paar Stunden. Als ich abends den bestandenen »Burn-In-Test« feiern wollte, knippste ich die Lampe aus und gleich wieder an. Aber was tat sich? Nix. Es blieb dunkel. Ein viertes Mal sträubte sich das elende LowTech-Gerät, bei mir seinen Dienst aufzunehmen! Diesmal war es der elektronische Starter der nagelneuen OSRAM-Markenbirne, der offenbar seinen Geist aufgegeben hatte.
Aber so schnell (und so kurz vor dem Ziel) wollte ich nicht aufgeben: von diesem Leuchtmitteltyp (Zweirohr, 12W, E27) hatte ich noch weitere Exemplare in Reserve. Also nochmal VORSICHTIGST die geklebte Glaskugel heruntergedreht und den Leuchtkörper getauscht. Kugel VORSICHTIGST (und nur bis zum ersten geringen Widerstand) wieder draufgedreht und ... aufgeatmet! Mir ging ein Licht auf! Lektion vier, man ahnt es längst: Energiesparlampen nicht aus- und gleich wieder einschalten. Gut, sie müßten es eigentlich abkönnen, aber man sollte es nicht herausfordern...
Seither ist meine dunkle Flurecke abends bestens ausgeleuchtet, wenngleich ich nicht verhehlen kann, die ersten Tage und Abende sehr argwöhnisch auf neue Intrigen des Lampengeistes gewartet zu haben. Kam aber nichts mehr. Vielleicht will er mich ja aber auch erst in Sicherheit wiegen?!
Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...