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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Donnerstag, 4. November 2010

Ticktack-Tak­tik

Freund Le­xi­ka­li­ker hat­te mir un­längst ei­nen ticken­den Floh ins Ohr ge­setzt: Oh­ne Un­ter­laß schwärm­te er mir von sei­nen zahl­rei­chen Zeit­ei­sen vor, na­ment­lich von den schö­nen Au­to­ma­tik-Zwie­beln der Se­rie 5 von Sei­ko. [1] Nun ist es ja nicht so, daß der zone­batt­ler kei­ne Arm­band­uh­ren be­sä­ße, er hat ganz im Ge­gen­teil ein Dut­zend da­von in der Nacht­tisch-Schub­la­de lie­gen! Die­se frei­lich däm­mern al­le­samt in schein­to­tem Zu­stand ei­ner höchst un­ge­wis­sen Zu­kunft ent­ge­gen, denn sie lei­den an lee­ren Bat­te­rien und schmol­len stil­le...

Wenn man al­ler­dings in die Jah­re kommt, dann schei­nen ei­nem ge­die­ge­ne Me­cha­nik und En­er­gie­aut­ar­kie weit wich­ti­ger zu sein als höch­ster Prä­zi­si­ons­lauf, wes­halb der Wunsch nach ei­ner rein me­cha­ni­schen Au­to­ma­tik-Uhr lang­sam aber si­cher in des Au­tors Hirn Ge­stalt an­nahm. [2] Er schlief noch ein paar­mal drü­ber, dann de­le­gier­te er den Be­schaf­fungs­akt an sei­nen zeit­mes­ser­af­fi­nen Kum­pa­nen. Ge­stern kam die­ser auf ei­ne Stipp­vi­si­te vor­bei, und das hat un­ser­ei­ner nun da­von:

zonerbattler's neue Seiko 5

Das vor­hin am­bu­lant auf dem Eß­zim­mer­tisch ar­ran­gier­te Still­le­ben [3] zeigt das edel­stäh­ler­ne und sat­te 144 Gramm wie­gen­de Mo­dell SNZG13J1, wel­ches wie die an­de­ren »Fün­fer« auch über ei­nen Glas­bo­den ver­fügt, durch den sich das Wer­keln des Wer­kes vor­treff­lich be­ob­ach­ten läßt: sehr me­di­ta­tiv und un­ter­halt­sa­mer als fern­zu­se­hen!

In­ter­es­sant an den äu­ßerst wer­tig ver­ar­bei­te­ten Sei­kos ist meh­rer­lei: Er­stens wer­den hier­zu­lan­de nur ei­ni­ge we­ni­ge Mo­del­le (zu eher üp­pi­gen Prei­sen) an­ge­bo­ten, das Gros der aus­ufern­den Pro­dukt­pa­let­te wird of­fi­zi­ell nur in asia­ti­schen Ge­fil­den ver­trie­ben, wo die Ver­sor­gung mit Knopf­zel­len für Quarz­uh­ren an­geb­lich pro­ble­ma­tisch wä­re. Ei­ne schwer zu be­grei­fen­de Ex­port-Po­li­tik, die über­dies wohl da­für sor­gen soll, daß der vor­geb­li­che Edel-Nim­bus der Mar­ke in Deutsch­land kei­nen Scha­den nimmt [4].

Zwei­tens sind die­se Uh­ren er­staun­lich preis­wert, sie fan­gen schon im zwei­stel­li­gen Eu­ro-Be­reich an und he­ben auch bei den mas­si­ven Top-Mo­del­len kei­nes­wegs in aber­wit­zi­ge Hö­hen ab: Mein im obi­gen Bild ge­zeig­ter Im­port-Chro­no­me­ter stammt von ei­nem freund­li­chen Hol­län­der und hat mich ge­ra­de mal EUR 130,00 ge­ko­stet...

Drit­tens sind die ein­schlä­gi­gen Fach-Fo­ren voll von be­gei­ster­ten Be­sit­zern, die den nach­ge­ra­de le­gen­dä­ren Sei­ko 5ern un­ver­wüst­li­che Ro­bust­heit und prä­zi­sen Lauf über Jah­re, wenn nicht gar Jahr­zehn­te be­schei­ni­gen. Wor­an ich kei­ne Se­kun­de zwei­fe­le: Ver­mut­lich brau­che ich mich zu mei­nen Leb­zei­ten um Er­satz nicht mehr zu sor­gen! Wo­bei schon jetzt die Ver­su­chung an mir nagt, mir viel­leicht noch die­se, die, je­ne, die da, die auch noch, die­se, je­ne dort, die hier und ggf. auch noch die­se da zu­zu­le­gen...

 
[1] Die »5« steht sub­sum­mie­rend für die Merk­ma­le Au­to­ma­tik­werk, stoß­fest, was­ser­fest, Da­tums­an­zei­ge, Wo­chen­tags­an­zei­ge, die al­len Mo­del­len der Se­rie ge­mein sind.

[2] Trieb­ver­stär­kend kam zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen die un­längst er­fah­re­ne Wir­kung auf Drit­te hin­zu, die von (wirk­lich oder schein­bar) no­blen Uh­ren aus­zu­ge­hen scheint.

[3] Ja, das Blatt rechts oben stammt von ei­nem Ging­ko-Baum in Bü­ro-Nä­he...

[4] Da­bei ist Sei­ko nach mei­nen Be­ob­ach­tun­gen in Deutsch­land kaum noch im sta­tio­nä­ren Han­del prä­sent, könn­te al­so mit krea­ti­ver Pro­dukt­po­li­tik eher Markt­an­tei­le ge­win­nen als (noch wei­ter) ver­lie­ren.

Montag, 1. November 2010

Spiel­zeug für Er­wach­se­ne

Von 1962 bis 1976 lei­ste­te sich der ame­ri­ka­ni­sche 3M-Kon­zern den »Lu­xus« ei­ner ei­ge­nen Spie­le-Ab­tei­lung: In meh­re­ren Se­ri­en er­schie­nen vie­le an­spruchs­vol­le Ti­tel, die sich trotz (oder we­gen) ein­fa­cher Re­geln und kur­zer Spiel­dau­er durch au­ßer­ge­wöhn­lich ho­hen Spiel­witz aus­zeich­ne­ten. Der Er­folg war in­des nicht von Dau­er: Sei es, daß die Zeit noch nicht reif war für an­spruchs­vol­le (und teu­re) Er­wach­se­nen-Spie­le, sei es, daß die en­ga­gier­te Spie­le-Mann­schaft von 3M im Lau­fe der Jah­re nach und nach in an­de­re Fir­men­be­rei­che »weg­be­för­dert« wur­de, nach 14 Jah­ren je­den­falls war die Fir­ma des un­ge­wöhn­li­chen Ge­schäfts­be­rei­ches über­drüs­sig. Das Aus kam ins­be­son­de­re für die deut­sche Nie­der­las­sung völ­lig über­ra­schend, der Rest­be­stand der zum Teil lie­be­voll über­setz­ten Spie­le lan­de­te auf den Ramsch­ti­schen. Scha­de drum: Ti­tel wie das nach­fol­gend in der US-Ver­si­on ab­ge­bil­de­te »Breakth­ru« ha­ben das Zeug zum Klas­si­ker!

Breaktru-Schuber (US-Ausführung)

In den Kom­men­ta­ren zu die­sem Ar­ti­kel fin­den Sie Ab­bil­dun­gen, Be­schrei­bun­gen und Kurz-Re­zen­sio­nen von Spie­len der be­rühm­ten »Bookshelf«-Serie. Mit ih­ren so­li­den Schu­ber-Schach­teln im Ein­heits­for­mat (30 x 21,5 x 6 cm) ge­rei­chen die­se Aus­ga­ben in der Tat je­dem Bü­cher­re­gal auch heu­te noch zur Zier­de. Üb­ri­gens: »3M« stand (und steht auch heu­te noch) für »Min­ne­so­ta Mining & Manu­fac­tu­ring Cor­po­ra­ti­on«.

Von vie­len Spie­len die­ser Rei­he exi­stie­ren Va­ri­an­ten, die sich in Schu­ber­far­be, 3M Lo­go-Ge­stal­tung, Ma­te­ri­al­aus­stat­tung und teil­wei­se so­gar in den Spiel­re­geln un­ter­schei­den. Auch un­ter­schied­li­che Schu­ber­grö­ßen – zu­mal bei Erst­auf­la­gen – hat es zu­wei­len ge­ge­ben. Ne­ben den ge­nann­ten »Bookshelf«-Titeln und den von man­chen Samm­lern mit­un­ter da­zu­ge­rech­ne­ten »3M Clas­sics« gab es von 3M noch ei­ne Men­ge an­de­rer Spie­le in di­ver­sen Se­ri­en, so z.B. die »Flat­box Sports Games« und die »Cas­set­te Games«. Fer­ner wa­ren »Spe­cial Edi­ti­ons« und »Su­per Pad Games« im Lie­fer­pro­gramm. Hier sei nur die Rei­he der »Ga­met­te Games« her­vor­ge­ho­ben, in der sich auch ei­ni­ge Ti­tel der »Bookshelf«-Reihe in ver­ein­fach­ter Form wie­der­fin­den.

Vie­le ehe­ma­li­ge 3M-Spie­le wur­den in den USA noch von der Fir­ma Ava­lon Hill wei­ter­pro­du­ziert. Auch in Deutsch­land gab es Wie­der­auf­la­gen – in an­de­rer Aus­stat­tung – von Top-Ti­teln wie »Ba­zaar« und »Ac­qui­re« (bei Schmidt) oder »Twixt« (bei Schmidt und Klee). Viel­leicht bringt die Zu­kunft noch manch’ freu­di­ges Wie­der­se­hen: Ge­nia­le Ideen ver­al­ten schließ­lich nicht. An­ge­sichts der erst­klas­si­gen Qua­li­tät der sei­ner­zeit ver­wen­de­ten Ma­te­ria­li­en und des schö­nen De­signs emp­feh­le ich gleich­wohl al­len Freun­den des ge­pfleg­ten Tüf­telns, sich auf Floh­märk­ten oder im In­ter­net nach den in­zwi­schen recht sel­ten ge­wor­de­nen Ori­gi­na­len um­zu­se­hen. Es lohnt sich!

P.S.: In­ter­es­sier­te Le­se­rIn­nen fin­den hier und da wei­te­ren Le­se­stoff zum The­ma...

Sonntag, 24. Oktober 2010

Zu­rück in die Zu­kunft

Ei­gent­lich ha­be ich ja mit Face­book, You­Tube, Sky­pe und Twit­ter we­nig bis nix am Hut. Aber die fik­ti­ven Re­tro-Zu­kunfts­an­zei­gen da­für, die ge­fal­len mir: Da ha­ben die Krea­ti­ven der bra­si­lia­ni­schen Agen­tur Mo­ma Pro­pa­gan­da ei­nen ech­ten Hit ge­lan­det! Ge­fun­den ha­be ich die­se me­dia­len Mei­ster­wer­ke üb­ri­gens ganz pro­sa­isch off­line und auf dem So­fa im Kunst­ma­ga­zin art.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Rei­se ins Re­vier (3)

Nach dem Auf­wa­chen auf dem – wie es ein smar­ter Mak­ler sehr tref­fend aus­drücken wür­de – äu­ßerst ver­kehrs­gün­stig ge­le­ge­nen Wohn­mo­bil-Stell­platz be­sich­tig­ten wir (nur ei­ne ob­li­ga­to­ri­sche Kat­zen­wä­sche und ein wie üb­lich am­bu­lant ein­ge­nom­me­nes Früh­stück spä­ter) den Ober­hau­se­ner Ga­so­me­ter. Als in der Tat sehr ein­drucks­voll er­wies sich das In­ne­re des gi­gan­ti­schen Hohl­kör­pers, ins­be­son­de­re aber auch die ak­tu­el­le Aus­stel­lung »Stern­stun­den – Wun­der des Son­nen­sy­stems«, die noch bis zum En­de des lau­fen­den Jah­res be­wun­dert wer­den kann. Die über­gro­ßen Fo­tos, die aus­la­den­den Pla­ne­ten­mo­del­le und ins­be­son­de­re das nach­ge­ra­de rie­si­ge Mond­mo­dell loh­nen ei­nen Ab­ste­cher in die dicke Röh­re al­le­mal!

Aus den Tie­fen des Alls resp. des ehe­ma­li­gen Gas­be­häl­ters wie­der ans Ta­ges­licht zu­rück­ge­kehrt, mach­ten wir in­ter­es­se­hal­ber ei­nen Rund­gang durch das na­he­ge­le­ge­ne Cen­trO, dem laut Ei­gen­wer­bung »größ­ten Shop­ping- und Frei­zeit­zen­trum Eu­ro­pas«. Na ja, es gibt dort wie hier und über­all sonst im We­sent­li­chen die glei­chen Ket­ten­lä­den, ei­ne Freß­ro­tun­de ei­nen Food Court und die heut­zu­ta­ge üb­li­che Shop­ping-Cen­ter-Ar­chi­tek­tur. Der zone­batt­ler ließ sich letzt­lich von der all­ge­mei­nen Kon­sum-Stim­mung um ihn her­um an­stecken und zück­te ver­zückt sei­ne Geld­bör­se... [1]

Über dem Kauf­rausch war es Nach­mit­tag ge­wor­den, dar­um galt es, hur­tig auf die Au­to­bahn zu flit­zen und sich vom sanft säu­seln­den Han­dy in die quir­li­ge In­nen­stadt Düs­sel­dorfs lot­sen zu las­sen. In der dor­ti­gen Kunst­samm­lung NRW (K20 am Grab­beplatz) tra­fen wir uns zu­nächst mit ei­nem uns bis da­to nur vir­tu­ell be­kann­ten Blog­ger-Kol­le­gen zu ei­nem höchst an­re­gen­den Plausch. Dann mee­te­ten & gree­te­ten wir noch ei­ne lie­be (Fast-)Nachbarin aus Fürth, welch­sel­be in wacke­rer, ge­dul­dig er­tra­ge­ner Pend­ler-Exi­stenz in je­nem be­rühm­ten Kunst-Tem­pel ihr werk­täg­li­ches Ein- und Aus­kom­men fin­det...

In­des wa­ren wir ja nicht nur zum Schä­kern und sich Be­schnup­pern nach Düs­sel­dorf ge­kom­men, nein, es war­te­te am Abend ein re­spek­ta­bler Kunst­ma­ra­thon auf uns in Form der vie­len zeit­gleich statt­fin­den­den Ver­nis­sa­gen zur Qua­dri­en­na­le 2010! Wir guck­ten und scho­ben uns bis spät in die mil­de Nacht durch die frisch er­öff­ne­ten Aus­stel­lun­gen »Jo­seph Beu­ys. Par­al­lel­pro­zes­se« (K20), »Nam Ju­ne Pa­ik« (mu­se­um kunst pa­last) und »Der Ro­te Bul­li. Ste­phen Shore und die Neue Düs­sel­dor­fer Fo­to­gra­fie« (NRW-Fo­rum), bis wir dann end­lich er­mat­tet quer durch die Stadt (er­neut vom Han­dy si­cher ge­lei­tet) in Rich­tung Aus­stel­lung Nr. 4 (K21 Stän­de­haus) tapp­ten, wo­selbst die eben­so ab­seits wie ko­sten­frei ge­park­te Renn­gur­ke un­se­rer harr­te. Schön war die Kunst, schön war die Nacht, schön zeig­te sich auch die bunt il­lu­mi­nier­te Sky­line des Dor­fes an der Düs­sel:

Düsseldorf bei Nacht

Erst nach Mit­ter­nacht lie­fen wir wie­der in Ober­hau­sen ein, wo wir di­rekt am Fu­ße des Ga­so­me­ters ei­ne Wa­gen­burg bil­de­ten und uns zur (dies­mal ge­büh­ren­frei­en) Ru­he nie­der­leg­ten...

Am Tag Nr. 8 un­se­rer Ex­pe­di­ti­on wa­ren wir schon lan­ge vor der er­neu­ten Öff­nung des dicken Wahr­zei­chens von Ober­hau­sen wie­der wach und rei­se­be­reit. Wir tucker­ten los in Rich­tung Es­sen, wo­selbst wir schon wie­der ei­ne Ver­ab­re­dung hat­ten: Am Ran­de der welt­be­rühm­ten Ze­che Zoll­ver­ein woll­ten wir uns mit ei­nem mei­ner flei­ßi­gen Home­page-Zu­trä­ger tref­fen, der uns – als Ein­hei­mi­scher be­stens orts- und kul­tur­kun­dig – die um­fang­rei­chen Ein­rich­tun­gen der rie­si­gen still­ge­leg­ten An­la­ge zei­gen und er­läu­tern woll­te. Es wur­de ein lan­ger, lehr­rei­cher und bun­ter Tag...

Förderturm der Zeche Zollverein
 
Detail der Kokerei
 
abgesperrtes Werksgebäude

In sei­nem Hang zum Skur­ri­len und Bi­zar­ren fiel dem zone­batt­ler so man­ches De­tail auf. Un­ter an­de­rem kam ihm die­ser höchst ei­gen­ar­ti­ge Mast­schmuck vor die Lin­se:

mustergültiges Exempel von Strickgraffiti

Zu­nächst konn­ten wir uns kei­nen Reim auf je­nes eben­so ge­lun­ge­ne wie selt­sa­me Woll-Ob­jekt ma­chen. Ein Blick auf den an­ge­knüpf­ten Bei­pack­zet­tel klär­te uns je­doch schnell auf: »Strick­graf­fi­ti soll den öf­fent­li­chen Raum et­was bun­ter ma­chen und be­schä­digt nichts.« Wenn das kein Bei­spiel für vor­bild­haft bür­ger­li­ches En­ga­ge­ment ist!

Nach­dem wir uns am spä­ten Nach­mit­tag von un­se­rem mul­ti­ta­len­tier­ten Füh­rer-Freund ver­ab­schie­det hat­ten, fuh­ren wir wei­ter in Rich­tung Sü­den, nah­men un­ter­wegs Be­triebs­stof­fe für Mensch und Ma­schi­ne auf und be­gan­nen mit der Su­che nach ei­nem Plätz­chen für die Nacht. Dies ge­stal­te­te sich dies­mal als un­er­war­tet schwie­rig, es woll­te sich par­tout kein ge­eig­ne­ter Ort er­spä­hen las­sen. Nach lan­ger Odys­see – es war in­zwi­schen schon dun­kel ge­wor­den – be­zo­gen wir end­lich pro­vi­so­risch Po­sten auf ei­nem Be­su­cher-Park­platz am Nord­ost-Ufer des Bal­de­ney­se­es.

Was sich letzt­lich als gu­te Wahl ent­pupp­te: Im Grun­de soll­te man sich in Bal­lungs­räu­men oh­ne­hin von der Idee ver­ab­schie­den, ei­nen Schlaf­platz »im Grü­nen« aus­fin­dig ma­chen zu kön­nen. Mit­ten drin im ur­ba­nen Ge­tüm­mel fin­den sich noch am ehe­sten leid­lich ab­ge­le­ge­ne Ecken an Fried­hö­fen, Su­per­märk­ten oder Fa­bri­ken, wo sich des Nachts kaum ein Mensch hin­ver­irrt. Und wenn doch mal ei­ner sei­nen Vier­bei­ner Gas­si führt, dann gucken bei­de meist dis­kret zu Sei­te. So je­den­falls un­se­re Er­fah­rung; die ech­ten Schur­ken schla­gen am helll­lich­ten Ta­ge zu...

Der neun­te Tag un­se­rer Rei­se war er­stens ein Sonn­tag und mach­te zwei­tens sei­nem Na­men we­nig Eh­re: Es reg­ne­te mehr oder we­ni­ger fast den gan­zen Tag über. Das scher­te (schor?) uns frei­lich we­nig, denn wir hat­ten oh­ne­hin ein eher in­häu­si­ges Be­sich­ti­gungs­pro­gramm zu ab­sol­vie­ren. Die er­ste Sta­ti­on (die uns schon fast ei­nen hal­ben Tag ko­ste­te) war die ober­halb des Bal­de­ney­se­es thro­nen­de Vil­la Hü­gel, die bis 1945 das re­prä­sen­ta­ti­ve Re­fu­gi­um der In­du­stri­el­len-Fa­mi­lie Krupp ge­we­sen war:

fauchender Löwe aus Stein, die Villa Hügel bewachend

Die in der Vil­la ge­zeig­te Dau­er­aus­stel­lung zur Ge­schich­te von Fa­mi­lie und Fa­brik wür­digt ei­ner­seits die gro­ßen tech­ni­schen Lei­stun­gen des von der klei­nen Klit­sche zum Welt­kon­zern ge­wach­se­nen Un­ter­neh­mens, do­ku­men­tiert aber auch die schick­sal­haf­te Ver­strickung mit dem NS-Re­gime, das oh­ne den »Krupp­stahl« schwer­lich hät­te Krieg füh­ren kön­nen...

Nach Ver­ab­fol­gung die­ser üp­pi­gen Do­sis Zeit­ge­schich­te mach­ten wir uns wie­der auf in Rich­tung In­nen­stadt, um die zwei­te Ta­ges­hälf­te im Mu­se­um Folk­wang zu ver­brin­gen. Da­nach wa­ren wir platt bzw. voll, aber es reich­te doch noch für ei­ne schnel­le Um­run­dung des Aal­to-Thea­ters zu Fuß, um nach der be­reits im April er­folg­ten Be­sich­ti­gung des Wolfs­bur­ger Kul­tur­hau­ses je­nem Bau ein zwei­tes Werk des fin­ni­schen Ar­chi­tek­ten ver­gleichs­hal­ber hin­zu­zu­ge­sel­len. Und weil sich der Marsch an der fri­schen Luft als be­le­bend er­wies, ha­ben wir dann auch noch ‑zu­min­dest von au­ßen – die präch­ti­ge Al­te Syn­ago­ge in­spi­ziert.

Nach so viel Es­sen für die Au­gen war die Zeit zum Es­sen für den Ma­gen ge­kom­men, welch­sel­bi­ges wir wie­der an den Ge­sta­den des Bal­de­ney­se­es ein­nah­men, an sei­nem nord­west­li­chen Zip­fel un­ter­halb der Vil­la Hü­gel. Mit ei­nem nächt­li­chen Spa­zier­gang (es reg­ne­te mitt­ler­wei­le nicht mehr) zum in der Fer­ne er­ahn­ten Stau­wehr run­de­te sich der Tag: Drei Vier­tel der Rei­se ins Un­be­kann­te konn­ten nun­mehr als er­folg­reich ab­sol­viert gel­ten. Zum letz­ten Vier­tel bre­chen wir in der näch­sten Fol­ge auf!

 
[1] Aus­ga­ben­rech­nung: EUR 2,40 (Piz­za­stück) + EUR 0,40 (Klo­frau) = EUR 2,80 To­tal

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Donnerstag, 7. Oktober 2010

Tem­pel­bau in Go­sten­hof?

In Win­des­ei­le wird auf dem Ge­län­de des frü­he­ren Nürn­ber­ger Con­tai­ner­bahn­ho­fes der­zeit ein ko­los­sa­les Hal­len-Kon­glo­me­rat hoch­ge­zo­gen, wel­ches ganz un­will­kür­lich As­so­zia­tio­nen an die Athe­ner Akro­po­lis her­vor­ruft:

Stahlbetonskelette der neuen Werkhallen von DB Regio

Frei­lich soll hier spä­ter al­len­falls dem Gott des Fort­schritts ge­hul­digt wer­den: Was hier ent­steht, sind kei­ne heh­ren Hal­len zum Ruh­me hö­he­rer We­sen, son­dern schlicht die Trieb­zughal­len des neu­en Wer­kes von DB Re­gio. Er­staun­lich frei­lich, wie schnell so­was heut­zu­ta­ge geht dank mo­du­la­rer Fer­tig­bau­wei­se...

Mittwoch, 29. September 2010

Ab­ge­stuft

Meh­re­re be­mer­kens­wer­te (Wendel-)treppen ha­be ich in die­sem Blog über die Jah­re schon zu­sam­men­ge­tra­gen, aber die »Stairs to Nowhe­re« sind noch­mal ein ganz an­de­res Ka­li­ber. Dan­ke an Frau Eto­sha für den Hin­weis!

Sonntag, 26. September 2010

Holz­weg­wei­ser

Hin und wie­der wer­den vir­tu­el­le Be­su­che­rIn­nen von Goog­le & Co. auf ver­al­te­te und mitt­ler­wei­le nicht mehr exi­sten­te Adres­sen ver­wie­sen. Grün­de für zwi­schen­zeit­lich er­folg­te Per­ma­link-Än­de­run­gen gibt es (auch auf mei­nen di­ver­sen Bau­stel­len) meh­re­re: Um­be­nen­nung oder end­gül­ti­ge Lö­schung von Ar­ti­keln dürf­ten die häu­fig­sten sein. In den von mir be­trie­be­nen oder auf­trags­hal­ber ge­pfleg­ten Blogs ha­be ich die­se (sel­te­nen) Fäl­le zu­meist mit ei­ner au­to­ma­ti­schen Wei­ter­lei­tung auf die je­wei­li­ge Start­sei­te be­ant­wor­tet. Heu­te aber ha­be ich mich hin­ge­setzt und aus­sa­ge­kräf­ti­ge In­fo-Sei­ten für den be­rüch­tig­ten »Er­ror 404« ge­ba­stelt. Man pro­bie­re bit­te:

www.zonebattler.net/unfug

www.medienpraxis.tv/veraltet

www.fuerther-freiheit.info/nixgibts

www.gebaeudereinigung-rost.de/fehlanzeige

Die ge­nann­ten Links sind na­tür­lich nur Bei­spie­le, die ent­spre­chen­de Feh­ler­sei­te wird selbst­re­dend bei jeg­li­cher Art von un­gül­ti­gem Sei­ten­auf­ruf an­ge­zeigt. Auch wenn im Ide­all­fall kaum je­mand die­se Sei­ten je­mals zu Ge­sich­te be­kom­men wird, so hal­te ich sie doch für ei­nen wich­ti­gen Ser­vice-Bau­stein im im­mer­wäh­ren­den Be­mü­hen um die Gunst des ge­schätz­ten Kun­den Le­sers!

Dienstag, 21. September 2010

Busi­ness-Plan

Das vir­tu­el­le Tür­schild mei­ner seit ca. 1995 be­stehen­den »Text­werk­statt« war von 1999 bis heu­te in ei­nem we­nig re­prä­sen­ta­ti­ven Un­ter­ord­ner mei­ner (Haupt-)Domain klein-aber-fein.de un­ter­ge­bracht. Die Grün­de wa­ren ba­nal: Zum ei­nen ko­ste­ten in den spä­ten 1990ern zu­sätz­li­che Do­mä­nen noch rich­ti­ges Geld, zum an­de­ren wa­ren die gän­gi­gen En­dun­gen .com, .de und .in­fo schon da­mals an­der­wei­tig ver­ge­ben...

Bei ei­nem rou­ti­ne­mä­ßi­gen Kon­troll­gang durch mei­ne di­gi­ta­len Ka­ta­kom­ben bin ich vor­hin eher bei­läu­fig dar­auf ge­sto­ßen, daß die neu­mo­di­sche und eher un­be­kann­te En­dung .biz wie »busi­ness« noch zu ha­ben war. Und da ich in mei­nem Web­ho­sting-Pa­ket oh­ne­hin noch ei­ne zu­sätz­li­che In­klu­siv-Do­main frei hat­te, muß­te ich auch nicht lan­ge nach­den­ken. We­ni­ge Maus­klicks spä­ter war die Sa­che un­ter Dach und Fach: Des zonebattler’s lieb­ha­be­rei­hal­ber und ne­ben­her be­trie­be­nes Kleinst­un­ter­neh­men fir­miert ab so­fort un­ter www.textwerkstatt.biz. »biz« wie »bi­zarr« mit hin­ten »z« wie »zone­batt­ler«: Hät­te mir auch schon frü­her ein­fal­len kön­nen!

Samstag, 28. August 2010

Mund­ge­rech­te Auf­be­rei­tung

Als das Ge­spräch neu­lich auf die Ge­stal­tung von Web­sites im All­ge­mei­nen, Blogs im Be­son­de­ren und der »Für­ther Frei­heit« im Spe­zi­el­len kam, mein­te Klaus H. aus F. (Na­me der Re­dak­ti­on be­kannt), daß »al­le Welt nur noch Word­Press ver­wen­det«, wes­we­gen »auch al­le Sei­ten gleich aus­se­hen« wür­den. Er schien mir das durch­aus ver­ächt­lich zu mei­nen...

Wenn man sei­ne Ein­schät­zung als et­was über­spitz­te Hy­po­the­se gel­ten läßt (man kann frei­lich über die Wahl des über­zu­stül­pen­den The­mes und ggf. des­sen in­di­vi­du­el­le Mo­di­fi­ka­ti­on sehr wohl op­ti­sche Dif­fe­ren­zie­run­gen er­zie­len), dann fra­ge ich mich gleich­wohl, ob die Kri­tik nicht am We­sent­li­chen vor­bei­geht: Mei­ner Mei­nung nach ist es nach­ge­ra­de sinn­voll und wün­schens­wert, ei­nen vi­su­el­len Ge­stal­tungs­stan­dard zu eta­blie­ren!

Wenn es näm­lich nicht ex­pli­zit um künst­le­ri­sche Pro­jek­te von ho­her Ori­gi­na­li­tät und de­ren ge­nuß­vol­le Re­zep­ti­on geht, dann ist es doch der pri­mä­re Zweck ei­nes je­den In­ter­net-Auf­trit­tes, den Be­su­chern die sie in­ter­es­sie­ren­den In­for­ma­tio­nen schnell und um­stands­los zu prä­sen­tie­ren. Des­we­gen schaut der ge­neig­te Gast ja schließ­lich vor­bei: Ent­we­der hat ihn ei­ne Such­ma­schi­ne her­ge­lei­tet, oder er hat die Home­page ge­zielt an­ge­steu­ert, um sei­nen Wis­sens­durst zu stil­len. Da wä­re es ab­so­lut kon­tra­pro­duk­tiv (weil zeit­rau­bend und ner­vig), sich je­des­mal grund­le­gend neu ori­en­tie­ren zu müs­sen, weil die An­ord­nung und Ge­stal­tung der Na­vi­ga­ti­ons­ele­men­te im­mer wie­der um des schie­ren An­ders­sein wil­lens vom eta­blier­ten de-fac­to-Stan­dard ab­weicht...

Je­der kennt zum Ex­em­pel das Sym­bol des Wa­ren­korbs in Form ei­nes sty­li­sier­ten Ein­kaufs­wa­gens, sei­ner­zeit von amazon.com ein­ge­führt und längst in un­zäh­li­gen Web­shops in ähn­li­cher Form zu fin­den: Es wä­re doch ha­ne­bü­che­ner Un­fug, auf ein so ein­gän­gi­ges Sym­bol zu ver­zich­ten, nur weil man im vir­tu­el­len Rau­me par­tout an­ders auf­tre­ten will als an­de­re. »Der Kö­der muß dem Fisch schmecken und nicht dem Ang­ler«, wie der zone­batt­ler zu­wei­len zu sa­gen pflegt.

Mei­ne ei­ge­nen (si­cher nicht re­prä­sen­ta­ti­ven, ge­schwei­ge denn me­tho­disch kor­rekt er­ho­be­nen) Un­ter­su­chun­gen zei­gen mir, daß die we­nig­sten Be­su­cher mei­ner Web­sites mei­ne meist mit ex­or­bi­tan­tem Auf­wand pi­xel­ge­nau aus­ge­tüf­tel­ten Lay­outs über­haupt be­wußt zur Kennt­nis neh­men oder gar ken­ner­haft gou­tie­ren: Fra­ge ich nach der Wir­kung ei­ner ge­än­der­ten Schrift­art oder ei­nes aus­ge­tausch­ten Fo­tos, dann ist das in der Re­gel (fast) nie­man­dem auf­ge­fal­len. Weil es den Leu­ten näm­lich nicht um die Form geht, son­dern um den In­halt (den sie wie oben aus­ge­führt oh­ne Um­we­ge zu fin­den hof­fen). Wo­mit be­wie­sen wä­re, daß An­leh­nung an sich her­aus­kri­stal­li­siert ha­ben­de Ge­stal­tungs­stan­dards sehr sinn­voll ist, auch wenn es viel­leicht bei Auf­trags­ar­bei­ten zu­nächst schwer­fal­len mag, dem Kun­den das schein­ba­re Main­stream-De­sign als op­ti­mal zu ver­kau­fen.

Mein per­sön­li­ches Fa­zit: Aus nar­ziss­ti­scher Selbst­über­hö­hung wer­de ich wei­ter­hin tüf­teln und selbst­ver­liebt an De­tails mei­ner vir­tu­el­len Bau­ten fei­len, die die mei­sten Be­trach­te­rIn­nen nicht be­mer­ken wer­den; ein­ge­denk der Le­se­rIn­nen und de­ren Er­war­tungs­hal­tung wer­de ich je­doch eben­falls wei­ter­hin von all­zu un­kon­ven­tio­nel­len Website-»Aufhübschungen« ab­se­hen!

Montag, 23. August 2010

Tee-Stun­de

TEE-Triebkopf der Baureihe 602 im DB Museum Nürnberg
Samstag, 14. August 2010

Sau­ber­ma­cher

Die Neu­ge­stal­tung der Home­page ei­ner ver­wandt­schaft­lich ver­bun­de­nen Fir­ma be­trei­be ich der­zeit als ein wei­te­res Word­Press-Pro­jekt. Erst­mals grei­fe ich da­bei auf das seit der Ver­si­on 3.0 mit­ge­lie­fer­te neue Stan­dard-The­me na­mens »Twen­ty Ten« zu­rück, wel­ches ich farb­lich schon ein we­nig an die be­stehen­den Er­for­der­nis­se an­ge­paßt ha­be:

Screenshot von www.gebaeudereinigung-rost.de

Ins­ge­samt prä­sen­tiert sich das The­me als zeit­ge­mäß mo­dern in der An­mu­tung und als recht pfle­ge­leicht in der Ad­ap­ti­on, selbst für je­man­den mit nur ru­di­men­tä­ren CSS-Kennt­nis­sen wie mich!

Dem ei­nen oder der an­de­ren mag das der­zeit dort ver­wen­de­te Ti­tel­fo­to be­kannt vor­kom­men: In der Tat ha­be ich mich da bei mir selbst be­dient und auf die Schnel­le nichts Bes­se­res ge­fun­den, was sich mit dem The­ma »Rei­ni­gen und Sau­ber­ma­chen« as­so­zi­ie­ren lie­ße. Im­mer­hin wei­sen Schip­pen und Schub­kar­ren schon eher in die rich­ti­ge Rich­tung als die paar im Lie­fer­um­fang des The­mes ent­hal­te­nen Na­tur­im­pres­sio­nen (so schön die für sich ge­nom­men auch sein mö­gen).

So, und jetzt bit­te ich mich zu ent­schul­di­gen, ich muß möch­te an mei­ner neu­en Bau­stel­le wei­ter­wer­keln...

Dienstag, 10. August 2010

Kopf­ball

Der sportlich dekorierte ICE 3 'Montabaur' bei betriebsbedingtem Halt kurz vor Fürth (Bay) Hbf
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