Donnerstag, 6. Juli 2006
Mein privater Schreibtisch steht wie hinlänglich bekannt in Fürth (Bay), mein dienstlicher hingegen in Nürnberg. Beide befinden sich jeweils im 3. Stockwerk. Den Weg dazwischen lege ich werktäglich je 1x in beiden Richtungen zurück, wofür ich ohne jede Hast und Eile jeweils knappe 20 Minuten brauche: 7 Minuten Fahrzeit per Regional-Express, links wie rechts flankiert von ein paar Minuten Spaziergang zu Fuß. Wenn’s knapp ist, geht’s auch in einer Viertelstunde zu machen...
Mit diesem denkbar kurzen Dienstweg (den ich dazu noch großenteils lesend verbringen kann) weiß ich mich im Vergleich zu Kollegen, Bekannten und Freunden als geradezu unerhört privilegiert. Und ich hoffe, diesen paradiesischen Zustand noch lange genießen zu können: Nicht für 300 EUR Gehaltserhöhung würde ich signifikant längere Wegezeiten in Kauf nehmen wollen!
Darf ich die geschätze Leserschaft (sofern berufstätig) nunmehr neugierigerhalber befragen, wie’s mit dem eigenen Hin und Her zur Arbeit aussieht?
Donnerstag, 22. Juni 2006
Ich neigte schon recht früh zur Dickköpfigkeit [1] und mußte daher vermittels einer Zangengeburt in diese Welt gezogen werden, und zwar im Waldkrankenhaus zu Erlangen. Meine eher unspektakuläre Jugend verbrachte ich in einem Kaff nebendran, woselbst sich die Dinge eher behäbig drehten (und das bis auf den heutigen Tag immer noch tun). Neun Schuljahre lang besuchte ich in Alterlangen ein Gymnasium, wonach mir zwar nicht unbedingt menschliche, so aber immerhin doch die allgemeine Hochschulreife attestiert werden konnte...
In Erlangen hatte ich später den ersten eigenen Hausstand, die erste Frau, die erste Wohnung und den ersten Garten. Das alles währte lange, ist aber mittlerweile schon noch länger Vergangenheit, was nicht unbedingt der Stadt Erlangen anzulasten wäre. Gleichwohl ist mir die Stadt inzwischen so fremd geworden, daß ich sie trotz der Nachbarschaft zur neuen Heimat allenfalls noch zweimal im Jahr aufsuche: Einmal (demnächst wieder) zum Flohmarkt des Zollhausfestes, dann noch einmal nach den Sommerferien zum Flohmarkt am Würzburger Ring drüben in Büchenbach, jenseits des Main-Donau-Kanals.
Ich will damit durchaus nichts gegen die Stadt der Studenten und Siemensianer sagen, sie hat halt in meinem Augen nichts, was mich anzöge und nichts, was mich länger dort hielte: Sie ist so nüchtern und glatt wie die dort ansässige Industrie [2].
In den letzten Jahren sind mir fast alle Bekanntschaften dorthin versandet, was einerseits traurig stimmt, andererseits durch unvergleichlich vitalere Kontakte innerhalb Fürths mehr als nur ausgeglichen wird. Ob’s an der hiesigen Kulturszene liegt oder an altersmilder Herangehensweise meinerseits, ich weiß es nicht, und es ist mir auch einerlei! Jedenfalls höre ich jetzt endgültig damit auf, gelegentlich in die Erlanger Nachrichten reinzuklicken. In diesem Sinne: Ade Erlangen, mach’s gut!
[1] nicht zu verwechseln mit Engstirnigkeit!
[2] die freilich zugegeben für Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum sorgt...
Mittwoch, 21. Juni 2006
Mit seinem ambulant-amateuerhaften Geschreibsel lokalpatriotischer Prägung hat der zonebattler mittlerweile die Aufmerksamkeit der Profis erregt: Nach Dienstschluß hat er daher heute nicht etwa Feierabend, sondern gleich mehrere Verabredungen mit VertreterInnen der schreibenden und werbenden Zunft! Die einen wollen ihn für einen Zeitungsartikel interviewen, die anderen mit ihm die Möglichkeiten einer kreativen Zusammenarbeit ausloten...
Da pocht des Schreibers Herz ganz aufgeregt (was bei der gegenwärtig schwülen Witterung eher kontraproduktiv ist), denn derlei Interesse ist natürlich zuförderst eine implizite Anerkennung des eigenen Tuns, positives Feedback also, wie man es sich direkter und ehrlicher kaum wünschen kann. Andererseits schwappen im Gefolge natürlich sogleich Versagensängste und die Furcht hoch, möglichen Erwartungen nicht gerecht werden zu können: Merkwürdigerweise macht auch jahrelange Berufspraxis als extrovertierter Vorturner mit besten Referenzen nicht frei davon.
Andererseits könnte ich das ganze Aufhebens eigentlich ganz locker nehmen und genüßlich auskosten: Ich muß ja weder von meinen Wortdrechseleien noch von meinen fotografischen Eskapaden leben! Den Lebensunterhalt verdiene ich mir schließlich auf gänzlich prosaische Art und Weise... Im Grunde aber bin ich froh, im gesetzten Alter immer noch zu Aufbruchstimmung und Lampenfieber fähig zu sein!
Freitag, 16. Juni 2006
In einem der ersten Beiträge dieses Weblogs habe ich meinen kulturinteressierten Leserinnen den Tag des offenen Denkmals empfohlen. Heute weise ich auf ein gleichfalls jährlich wiederkehrendes Event hin, daß mir selbst bis dato unbekannt war, mir aber als mindestens ebenso spannend erscheint: Die Architektouren der Bayerischen Architektenkammer [1] finden stets am letzten Juni-Wochenende statt, heuer also am 24. und 25. Juni 2006. Es gibt dazu einen prallen, reich bebilderten Katalog in Booklet-Form [2], der alle an diesem Wochenende zugänglichen Bauwerke (private wie öffentliche) in Kurzform vorstellt.
Für einen Architektur-Fan wie den zonebattler ist sowas natürlich ein Highlight ersten Ranges: Wann hat man denn normalerweise schon Gelegenheit, einen Blick hinter die Fassaden mondäner Villen oder Firmen-Hauptquartiere zu werfen? Es bleibt noch eine Woche Zeit, die interessantesten Objekte auszuwählen und eine optimierte Route auszutüfteln: Mehr als eine gute Handvoll Ortstermine wird man jedoch aus Zeit- und Entfernungsgründen schwerlich schaffen...
[1] Erfahren habe ich davon durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung.
[2] zu beziehen über die Homepage der Bayerischen Architektenkammer. Es liegen aber auch Exemplare zum Mitnehmen aus am Info-Stand im Nürnberger Büro in der Lorenzer Straße (unweit der Kunsthalle, schräg gegenüber von »2001«).
Donnerstag, 15. Juni 2006
Vier 150g-Becher milden Natur-Joghurts gibt es typischerweise für nur 0,49 EUR, wohingegen mit Zucker, Aroma und Konservierungsmitteln aufgehübschte Sorten ein Mehrfaches kosten. Erheblich billiger kommt das süße Leckermaul weg, wenn es sich eine Packung Waldbeeren-Früchtetee-Granulat als Zusatzstoff für Standard-Joghurts besorgt: Bei allen Discountern wird das an sich für die Getränkezubereitung gedachte Zeugs für 0,99 EUR pro 400g-Dose verkauft. Das trockene Konzentrat ist ziemlich ergiebig: Ein, zwei, drei Teelöffel davon in den Joghurt gerührt, und schon schmeckt dieser ziemlich fruchtig und durchaus lecker!
Ein weiteres Rezept ist nicht weniger schnell umzusetzen und womöglich noch wirtschaftlicher: Man schütte den Inhalt eines Bechers Naturjoghurt in den Mixer, gebe kaltes Wasser in gleicher Menge sowie einen halben Teelöffel Salz hinzu und mische die Melange gründlich auf bzw. durch. Was kommt dabei raus? Richtig, bester »türkischer« Ayran, wie er beim Dönermann für mindestens 0,80 EUR pro Becher (sprich 1,60 EUR für die soeben selbst gemixte Menge) zu haben wäre...
Montag, 12. Juni 2006
Zur Verblüffung meiner Nachbarschaft erscheine ich des Abends nicht mit der Gießkanne, sondern mit dem Gartenschlauch auf den Balkonen, um dortselbst das (mehr oder weniger) üppig sprießende Grüß zu wässern. Nun ist so eine Ausrüstung ja per se nichts Ungewöhnliches, aber im dritten Stock Altbau vermutlich doch ein eher seltener Anblick. Gleichwohl eine ungemein praktische Angelegenheit: An einem extra installierten Y‑Stück am Waschmaschinen-Anschluß in der Küche hängt die textilummantelte Gummiwurst den ganzen Sommer über, durch einen eigenen Kugelhahn mit langem Absperrhebel separat gesichert. Statt nun etwa mit mehreren vollen (und dementsprechend schweren) Gießkannen durch die Salons zu tappen (was ja auch ein gewisses Risiko in sich birgt) wusele ich behende mit dem Schlauch durch die Wohnung und bringe das segensreiche Naß gezielt in die Töpfe zu deren durstenden Insassen...
Uups, da fällt mir ein, daß ich die Pflanzen in der Orangerie (vulgo Treppenhaus) ganz vergessen hatte: War wohl irgendwie auf dem Schlauch gestanden. Na jedenfalls ist deswegen jetzt hier Schluß, die nichtvirtuelle Arbeit geht vor. Servus!
Sonntag, 11. Juni 2006
Den lokalhistorisch interessierten LeserInnen sei hiermit mitgeteilt, daß ich meine dem ehemaligen Fürther Flußbad gewidmete Homepage aktualisiert, d.h. um einige neue Links und Fotos bereichert habe.
Freitag, 9. Juni 2006
...aber es hält fest, wie die frühere Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm zu behaupten pflegte. Der zonebattler sieht das ebenso, und heute hauen auch die Fürther Nachrichten mit »Eine Liebe auf den zweiten Blick« in die gleiche Kerbe!
Sonntag, 4. Juni 2006
Der Drall ist bunt, gleichwohl ist und bleibt dieses Weblog eine fußballfreie Zone!
Mittwoch, 17. Mai 2006
Irgendwo habe ich mal gelesen, daß etwa 80% (!) der Westdeutschen noch nie im östlichen Teil des Landes (von mir gerne als Neufünfland bezeichnet) gewesen sind, und umgekehrt soll es tatsächlich nicht viel anders sein. Mir persönlich ist das absolut unverständlich, zumal es aus meiner Sicht als gelernter Wessi »drüben« enorm viel zu entdecken gibt: schöne Landschaft, fantastische Kulturdenkmäler, bemerkenswerte Menschen...
Nun ist das dem Frankenland benachbarte Thüringen ja sicher nicht repräsentativ für das gesamte »Beitrittsgebiet«, man muß ferner zwischen Stadt und plattem Land differenzieren, auch gilt es (wie überall) mit Verallgemeinerungen vorsichtig zu sein. Gleichwohl glauben wir als recht erfahrenene Ostdeutschland-Reisende doch ein paar bemerkenswerte Trends und Eigenheiten erkennen zu können:
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Es wurde unglaublich viel (und oft mit Liebe zum Detail) saniert, von ganzen Häuserzeilen angefangen bis hin zu den Gassen und Bürgersteigen. Wer einen Film über die marode Endzeit der DDR drehen wollte, fände eine passende Kulisse eher im fränkischen Fürth als in Eisenach, Gotha, Erfurt oder Weimar.
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Der Anteil der bis dato unsanierten Gebäude ist in den letzten Jahren ganz erheblich geschrumpft. Gleichwohl ist der mitunter anzutreffende, grelle Kontrast zwischen baufällig und renoviert für unsere Augen immer wieder staunenswert...
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Trotz aller Qualitäten des urbanen Wohnens in wiederhergestellter Prachtkulisse scheint es auch den Ostdeutschen ins freistehende (doch meist ebenso gesichts- wie geschichtslose) Eigenheim am Stadtrand zu ziehen. Dies ist womöglich nur teilweise dem gesamtdeutschen Herdentrieb geschuldet, ein durch Luxus-Sanierungen von Investorenhand in die Höhe getriebenes allgemeines Mietniveau dürfte den Trend verstärkt haben.
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In der Tat sind allerorten erhebliche Wohnungsleerstände zu konstatieren, und das keineswegs in unattraktiven Ecken oder heruntergekommenen Altbauten: Ganz im Gegenteil findet man zahlreiche vorhanglose Wohnungen aller Größen in bester Citylage und in vortrefflich instandgesetzten Stadthäusern vor.
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Es ist auf den ersten Blick zu erkennen, daß Unmengen Geldes verbuddelt und verbaut worden sind, wodurch insbesondere die historischen Innenstädte ihr Gesicht wiedergewonnen haben. Leider ist auch augenfällig, daß nicht eben selten entweder nur »pinselsaniert«, das gute Material nicht fachmännisch verarbeitet oder der Untergrund schlicht nicht angemessen vorbereitet wurde. Die zwangsläufigen Folgen sind bröckelnder Putz und fortgeschrittene Erosion, die nach wenigen Jahren so extrem nicht sein müßten...
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Die hohe Arbeitslosigkeit und die Abwanderung der jüngeren Menschen in Richtung Arbeitsplatz im Westen ist ‑zumindest in den Städten- nicht auf den ersten Blick offenkundig. Wo allerdings einfachere Arbeiten in Teamarbeit geleistet werden (z.B. bei Grünanlagen-Bepflanzungen u.ä.), fällt auf, daß von n damit betrauten Personen meist n‑n+1 arbeiten und n‑1 dabei zuschauen... Was freilich durchaus kein spezifisch ostdeutsches Phänomen ist!
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Die Landeshauptstadt Erfurt hat geradezu Metropolencharakter, doch selbst eine mittlere Kommune wie die ehemalige Residenzstadt Gotha verfügt über über einen staunenswerten Mix von hochklassigen Einzelhandels-Geschäften verschiedenster Branchen. Keine Spur von 1‑Euro- oder Billigramsch-Läden, wie sie in Großstädten wie Halle (Saale) oder Fürth (Bay) zum mittlerweile gewohnten Straßenbild gehören.
Der Osten Deutschlands ist (mehr als) eine Reise wert, es gibt viel Vertrautes und viel exotisch Anmutendes in enger Nachbarschaft. Wer sich auf Land und Leute einläßt und gerne den Spuren versunkener Zeiten nachspürt, wird durch intensive Erlebnisse und nachhaltige Eindrücke reich belohnt, ohne um die halbe Welt jetten zu müssen...
Sonntag, 14. Mai 2006
Hiermit melde ich mich von einem sechstägigen Camping-Urlaub zurück, den ich mit meiner besseren Hälfte im benachbarten Freistaat Thüringen verbrachte. Von den in Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar und zwischendrin gewonnenen Eindrücken und Erkenntnissen wird noch zu berichten sein, wenn die Wäsche gewaschen, die Ausrüstung verstaut und die allgemeine Grundstellung im Haushalt wiederhergestellt ist. Es sei aber jetzt schon verraten, daß wir (bei bestem Wetter) einmal mehr nicht nur die bereisten Städte und Landstriche, sondern auch unsere fünf Übernachtungen im »Hotel Natur« [1] sehr genossen haben...
Nach einem überwiegend auf den eigenen Füßen (im Wortsinne) durchlaufenen Tag suchen wir uns auf unseren Camping-Touren allabendlich einen Schlafplatz in freier Natur. Dank des zuschaltbaren Allrad-Antriebes klettert unsere treue Renngurke gemsengleich in schwindelnde Höhen, die ansonsten nur noch Traktoren und Luftlandetruppen zugänglich sind. Die exklusiven Panorama-Rundumblicke dort oben schlagen jegliches TV-Programm (das wir mangels mitgeführten Fernsehers freilich ohnehin nicht empfangen könnten). [2]
Während unserer naturnahen Urlaube verzichten wir ganz bewußt auf das, was gemeinhin als selbstverständlich empfunden wird. So haben wir z.B. kein Autoradio und auch ansonsten nur das Allernötigste an Bord: Eine Kunststoffbox mit diversen Küchenutensilien, eine weitere mit Waschzeug, eine Nylon-Tasche mit Wäsche und einigen wenigen Wechsel-Klamotten. Und natürlich die heimischen Federbetten, die die zur Liegefläche umgelegten Hinterbänke zum kommoden »Feldbett« umwandeln (unter dem dann noch zwei Kanister mit je zehn Litern Brauchwasser und eine Kühltasche stehen). Mehr braucht es nicht, tatsächlich vermissen wir auch nichts.
Unser »rollendes Ei« ist ein wahres Raumwunder, zwei Erwachsene können bequem darin wohnen und schlafen. Gründlich gewaschen wird sich am Abend, wenn die untertags an sonnenbeschienener Stelle plazierte Flasche mit dem Waschwasser noch angenehm warm ist. Dann wird noch ein bißchen gelesen und bei Sternenblick durch das Glasdach der Tag beschlossen. Am nächsten Morgen wachen wir zuweilen in der Gesellschaft von Hase und Igel auf (die wir der von Hinz und Kunz jederzeit vorziehen). Nach dem Bettenmachen gibt’s dann erstmal Frühstück!
Selbstredend achten wir darauf, mit unserem Vehikel weder die vorhandenen Wirtschaftswege zu verlassen noch einem eventuellen Forstverkehr im nämlichen zu stehen. Es bedarf ferner keiner besonderen Erwähnung, daß wir außer organisch abbaubaren Stoffen keinerlei Abfälle in der Landschaft zurücklassen...
Ein solcher Urlaub mag vielen als (zu) spartanisch erscheinen, aber uns gefällt das ungebundene Herumvagabundieren auf Zeit. Zur Nachahmung wärmstens empfohlen!
[1] Der zonebattler hat aus beruflichen Gründen schon unzählige Nächte in Hotels (fast) aller Kategorien verbracht und weiß daher, daß der wahre Luxus nicht aus fünf Sternen im Reiseführer, sondern aus fünfzigtausend sichtbaren Gestirnen am Himmelsrund besteht...
[2] Die einzige jederzeit mitgeführte »HiTech-Ausrüstung« besteht (neben der unverzichtbaren Digitalkamera) im handlichen Duo aus Handy und Palm-Organizer, mit dem ich alle paar Tage meine Mails abrufe. Den Abwesenheitsvermerk habe ich nach dem Aufwachen in blühender Landschaft mit jenem Geräte-Gespann abgesetzt.
Montag, 8. Mai 2006
Auf meinen zahlreichen Dienstreisen hatte ich reichlich Gelegenheit zu empirischen Sozialstudien, meist schon am morgendlichen Frühstücksbuffet des jeweiligen Beherbergungs-Betriebes. Eine dortselbst gewonnene Erkenntnis ist z.B. die, daß die Menschheit in zwei Gruppen zerfällt: Die eine verzehrt ihre Frühstücksbrötchen weitgehend vollständig (abgesehen von den beim Aufschneiden in alle Richtungen davonspritzenden Krümeln der knackig (auf-)gebackenen Kruste), die andere zupft den hilflosen Semmeln zunächst das Gewölle, also den losen, sich womöglich etwas zusammenballenden Teil des Innen-Teiges heraus, um ihn angewidert liegenzulassen bzw. sogleich in das Tisch-Mülleimerchen (so vorhanden) zu werfen.
Der zonebattler verhehlt nicht, daß seine Sympathie den Mitgliedern der erstgenannten Gruppe gehört, wohingegen ihm die Kostverächter und Lebensmittel-Verschwender suspekt sind: Da die Erfahrung zeigt, daß sich schon vorher als unangenehm empfundene Zeitgenossen bei einer gemeinsamen Mahlzeit meist als Semmelschänder entpuppen, muß es im Umkehrschluß als weise gelten, den näheren Kontakt zu rechtzeitig entlarvten Frühstücksbanausen nach Möglichkeit zu meiden...
In diesem Sinne: Wohl bekomm’s!
P.S.: Anwesende LeserInnen sind von dieser küchenpsychologischen Klassifizierung selbstverständlich ausgenommen! ;-)
Süßer und scharfer Senf: