Samstag, 3. Dezember 2005
Vor etwa 20 bis 30 Jahren waren Geräte der Unterhaltungselektronik noch keine gesichtslosen Leichtbau-Schachteln aus schwarzem Plastik, sondern schwere und solide gebaute HiFi-Komponenten mit individuellem Profil. Tatsächlich waren die Produkte der meisten Hersteller schon von weitem am unverwechselbaren Design zu erkennen: Selbst Geräte der Mittelklasse hatten ein markantes Äußeres und waren gediegen verarbeitet. Im Gebrauchtwaren-Handel findet man für wenig Geld schöne Tuner, Bandmaschinen und Verstärker aus den späten 1970er Jahren, die bis auf den heutigen Tag einwandfrei funktionieren. Einzig Verschleißteile wie Skalen-Lämpchen oder Antriebsriemen müssen manchmal ersetzt werden.
Der erste von vielen: Philips CD-Player CD 100 (1982)
Hin und wieder kann ich es mir nicht verkneifen, auf Flohmärkten besonders schöne Exemplare dieser »HiFi-Dinosaurier« für wenige Euro Lösegeld aus Banausenhand zu befreien und anschließend daheim zu restaurieren. Dank der damals noch nicht maschinell optimierten Produktionsweise sind die Geräte einfach zu zerlegen und recht wartungsfreundlich. Mitunter muß man korrodierte Kontakte polieren oder mittels Kontakt-Spray wieder gut leitfähig machen. Oft reicht aber eine schnelle Innenreinigung per Staubsauger und Pinsel und die sorgfältige Säuberung der Außenflächen, um sich ein nahezu neuwertiges Schmuckstück ins Regal stellen zu können. Dann fehlt mir nur noch eine gute Schallplatte zum nostalgisch-perfekten Musikgenuß...
Freitag, 2. Dezember 2005
Ich bin ein großer »Usability«-Verfechter, also um die möglichst simple und klare Bedienbarkeit meiner Websites bemüht. Erst recht bei zonebattler’s homezone, die ja inzwischen längst zu meinem Lieblingsprojekt avanciert ist. Heute will ich mir mal ein bißchen in die Karten schauen lassen und offenbaren, was ich mir da so alles an Gedanken gemacht habe...
Schon der Titel meines Weblogs ist mit Bedacht gewählt: Mit der unorthodoxen Namenswahl versuche ich den schwierigen Spagat, sowohl bei der jungen Generation zu punkten als auch die ältere (mutmaßlich konservativere) Leserschaft nicht allzusehr zu befremden. Im Zweifel schiele ich freilich nach dem eher avantgardistischen Publikum, dem das Wortspiel (hoffentlich) zu gefallen vermag. Die Herkunft des Pseudonyms zonebattler hatte ich gleich zu Beginn meiner Bloggerei erläutert.
Nun zur »Fassade«: Grundsätzlich kann so ein Weblog in weiten Teilen vom Benutzer optisch an den eigenen Geschmack angepaßt werden. Es gilt freilich hier wie anderswo, daß erstens weniger oft mehr ist und zweitens der Köder dem Fisch schmecken muß und nicht dem Angler!
Eine erste wesentliche Entscheidung betrifft die Hintergrundfarbe: Ich habe da ein leicht grünbetontes Grau genommen, um sowohl hellen als auch dunklen Fotos einen ebenso neutralen wie kontrastierenden Präsentationsuntergrund zu geben. Zudem ist die Farbe eine Anspielung an das »Grau der Großstadt«, soll jedoch eher neutral als trist wirken. Die Helligkeit habe ich so gewählt, daß sich schwarze Schrift immer noch gut lesbar davon abhebt. Alle Links und aktiven Elemente sind in leuchtendem Grün gehalten, eine Reverenz an meine Wahlheimatstadt Fürth. Konsequenterweise kommt die Farbe auch in meinem Logo vor, dem stilisierten Fürther Kleeblatt (dies hat eine sehr klare und prägnante Form, die selbst als Mini-Icon von 16x16 Pixeln Größe noch gut zu erkennen ist).
Soweit meine Überlegungen zu den Farben, weiter geht es zum Layout. In unserem abendländischen Kulturkreis lesen wir typischerweise von links nach rechts (und von oben nach unten), also gehört links oben gleich unter der Titelleiste die aktuelle Story hin und sonst nichts. Daraus folgt zwingend, daß die Navigationselemente (Neuzugänge, Kalender, Suchfeld) und alles andere Drumherum an den rechten Rand müssen. Alles andere verwirrt und stellt elementare wahrnehmungstheoretische Erkenntnisse auf den Kopf. Wer solche essentiellen Dinge nur um des anders Machen willens anders macht, mag sich für einen bahnbrechenden Künstler halten, nachhaltigen Erfolg haben wird er damit nicht: Surfer stimmen mit den Füßen (resp. der Maus) ab und wer sich nicht auf Anhieb zurechtfindet, ist eine Sekunde und einen Mausklick später gleich wieder weg!
Die Beiträge selbst sollten unbeschadet ihres Inhaltes einen gewissen optischen Wiedererkennungswert haben, weswegen ich alle Bilder gleich groß, mindestens aber gleich breit mache. In der Regel heißt das 300 x 225 320 x 240 Pixel (Format 4:3), was einen guten Kompromiß aus Erkennbarkeit einerseits und geringer Dateigröße andererseits darstellt. Außerdem schiebe ich mit kleinen, zum großformatigen Ausdruck ungeeigneten Fotos der unautorisiert kommerziellen Verwendung meiner Bilder (in Kalendern, Websites, Prospekten) einen Riegel vor. Wo ich die Bilddateien speichere und wie ich sie referenziere, steht hier beschrieben.
Recht umstritten ist die Frage, ob man verlinkte Seiten in neuen Browser-Fenstern oder stets und ausnahmslos im gerade aktiven öffnen sollte, da viele SurferInnen angeblich primär die Vor- und Zurück-Pfeile ihres Browsers zum Navigieren benutzen. Ich selbst verfolge eine konsequente »Misch-Strategie«: Verweise zu externen Seiten öffnen immer neue Fenster (und lassen meine Homepage im Hintergrund geöffnet), Links zu Zielen innerhalb von zonebattler’s homezone rufen die referenzierten Seiten im bestehenden Fenster auf.
Da meine Zielgruppe nicht unbedingt jugendliche Computerfreaks sind, geize ich nicht mit Hintergrund-Erklärungen, wo immer es mir angebracht erscheint. Ein Beispiel hierfür ist das Kommentar-Formular, in dem Fachtermini wie »URL« ebenso erläutert werden wie der Sinn hinter der Eingabe eines verzerrten Code-Wortes. Damit hoffe ich die Hemmschwelle zu senken, die insbesondere unerfahrene Weblog-LeserInnen davon abhalten kann, eigene Kommentare abzusetzen. Die Technik des Weblogs hat meines Erachtens stets im Hintergrund zu bleiben und muß auch vom Laien intuitiv und komplikationslos bedienbar sein.
Sehr viel Hirnschmalz habe ich in die Ausgestaltung der Navigationsspalte am rechten Rand von zonebattler’s homezone investiert. Insbesondere über die Reihung der verfügbaren Module habe ich lange nachgedacht und auch ein paarmal »umdekoriert«, bis ich (halbwegs) zufrieden war...
Als erstes kommt natürlich die Begrüßung und Einladung mit der Möglichkeit zum Login (pardon: zur Anmeldung). Es folgt das Rubriken-Menü als »Appetizer« für neu hinzukommende (und damit besonders orientierungsbedürftige) LeserInnen. Die sollen zumindest andeutungsweise sofort sehen, was ihnen hier geboten wird. Erst dann kommt die Liste mit den letzten Neuzugängen, die eher für wiederkehrende Stamm-LeserInnen gedacht ist und diesen zeigen soll, was sich seit ihrem letzten Besuch getan hat. Wohl etwas seltener benötigt, gleichwohl nicht weniger wichtig sind das Archiv (in nicht weiter erklärungsbedürftiger Kalenderform) und das Suchfeld, weswegen ich diese Elemente weiter unten plaziert habe. Zwischen diesen beiden Modulen gibt es neuerdings ein Bild-Link zu einem weiter zurückliegenden Artikel, um meine eher visuell veranlagten LeserInnen mit einem optischen »Zuckerstückchen« neugierig zu machen...
Es folgen dann die (durchaus sorgfältig bedachten) persönlichen Empfehlungen in Sachen Lektüre, Musik und Film sowie als Abschluß ein kleines Status-Feld mit diversen statistischen Angaben und sonstigen Diensten. In allen Bereichen habe ich x Formulierungen getestet und x‑1 davon verworfen, bis ich mit Inhalt und Ästhetik (Prägnanz, Wortabstände, Vermeidung häßlicher Zeilenumbrüche) einigermaßen zufrieden war.
Nun mag man einwenden, daß ich da viel reichlich Aufwand in Kleinigkeiten gesteckt habe, die ohnehin niemand bemerkt. Ich glaube das nicht: Bei jeder Spielart einer künstlerischen Ausgestaltung sind es oft Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen »geht so« und »grandios« ausmachen. Nicht immer kann der ungeschulte Betrachter diese im unbewußt auffallenden Unterschiede auch konkret benennen, aber das tut der Wirkung keinen Abbruch. Außerdem, was heißt schon Aufwand: Wenn das Tüfteln Spaß und Freude macht, ist’s ja keine Fronarbeit...
So, das war jetzt noch keineswegs alles, was es aus dem »Maschinenraum« von zonebattler’s homezone zu berichten gäbe. Aber damit will ich es für heute genug sein lassen, ich wollte ja nur an ein paar Beispielen demonstrieren, daß meine Zuwendung und Detailliebe nicht nur den Inhalten gilt, sondern auch den formalen Aspekten. Wünsche weiterhin viel Freude beim Lesen, und wenn Sie irgendetwas als verbesserungswürdig empfinden, dann verraten Sie mir das bitte!
Donnerstag, 1. Dezember 2005
Für die Dezember-Preisfrage präsentiere ich ein Lieblings-Foto, das mir auch kompositorisch recht vorzeigbar erscheint. Wo mag das hier sein, liebe LeserInnen:
Wie immer zeigt mein Rätselbild ein Bauwerk aus der Kleeblatt-Stadt Fürth i. Bay.!
Wer als erste(r) unter richtigem Namen und mit funktionierender eMail-Adresse die korrekte Antwort in einen Kommentar zu diesem Beitrag schreibt, gewinnt einen schönen Preis aus meinem Fundus. Diesmal ist es (passend zur Weihnachtszeit):
Bis zum Erscheinen des nächsten Rätsels (also genau einen Monat lang) können Lösungen eingereicht werden. Die Laufzeit endet mit dem Erscheinen eines weiteren Rätsel-Bildes am jeweils nächsten Monatsanfang. Mit der Vorstellung eines neuen Preisrätsels wird die zutreffende Antwort zur Vorgängerfrage (in einem Kommentar zu dieser) bekanntgegeben, sofern sie bis dahin nicht richtig beantwortet wurde.
Mittwoch, 30. November 2005
Ich habe zwei denkwürdige Nächte in einem bis dato noch nicht ausprobierten Hotel in Ludwigsburg hinter mir: Die Zimmerflucht ein langer Schlauch im fünften Stock, mindestens sechs Meter Panorama-Fenster-Front hinunter zu Straße und Eisenbahn, die ganze Nacht unzureichend gedämmter Verkehrslärm und dazu das Tröten von Sicherungsposten von einer Baustelle im Gleisbereich. Telefon von außen her ständig besetzt (zu wenig Leitungen?), der Wecker staubig, die Heizung blubbernd, die Bettdecke dünn, der Duschkopf verkalkt. Im Flur vor dem Zimmer und auch im Stockwerk darunter hängt abstrakte Kunst in Öl an den Wänden, kein einziges Bild richtig herum, bei allen (!) steht die gut lesbare Signatur des Künstlers entweder auf dem Kopf oder auf die Seite gekippt. Der Frühstücksraum ist eng wie eine U‑Bahn, entsprechend nah sitzt man/frau sich auf der Pelle. Gesamturteil: Na ja.
Aber das alles kann mich nicht wirklich mehr berühren: Zum einen bin ich in solchen Dingen eher anspruchslos und pflegeleicht (habe auch schon Fragwürdigeres erlebt), zum anderen markiert das Erlebnis das Ende einer persönlichen Epoche. Nach einem sechstägigen Seminar geht meine berufliche Zwitterexistenz (halb Trainer, halb Bildungsplaner) heute relativ unspektakulär zu Ende: Ich werde um 15:36 Uhr in den Zug Richtung Heimat springen und dann gut drei Stunden Zeit haben, meine Jahre als Wissens- und Könnens-Vermittler Revue passieren zu lassen... Zukünftig werde ich wohl ausschließlich als Planer tätig sein und dafür sorgen, daß Trainer, TeilnehmerInnen, Fahrzeuge, Schulungsunterlagen usw. zur vorgesehenen Zeit am vorgesehenen Ort irgendwo in Deutschland zusammenkommen.
Ich hänge das Trainer-Dasein mit einem weinenden und einem lachenden Auge an den Nagel: Einerseits ist das Vermitteln von Fähigkeiten und Fertigkeiten eine äußerst befriedigende Tätigkeit (sofern sich die Seminar-TeilnehmerInnen halbwegs interessiert zeigen und/oder motivierbar sind), andererseits hadere ich schon seit längerem mit den Rahmenbedingungen des Jobs. Vor allem ist es die Herumreiserei, die nur denen als attraktiv erscheint, die die Praxis nicht aus eigener Anschauung kennen...
Ein Wochen-Seminar beginnt für den Trainer in (m)einem bundesweit (neuerdings auch zunehmend international) tätigen Untenehmen meist mit einer Voranreise am Sonntag (ohne Überstunden, ohne zusätzliche Bezahlung) und endet ebenso oft am späten Freitag Abend. Zwischendrin sieht man a) Verkehrsmittel (in meinem Fall Züge und Taxis), b) Schulungsräume und c) Hotelzimmer von innen. Des Abends kann man Fußgängerzonen besichtigen, deren gesichtslose Kommerz-Meilen in jeder Stadt weitgehend identisch sind. Museen haben überwiegend schon geschlossen. Nach einem Tag intensiver Arbeit mit Menschen (was auch die Stimme recht beanspruchen kann) ist mir selten nach Gesellschaft zumute, da will ich eher meine Ruhe. Jetzt im Winter bleibe ich im auswärtigen Trainingszentrum am Rechner hocken und pflege Homepage und Weblog, aber es macht schon einen Unterschied, ob man sich die Rahmenbedingungen des Feierabends selber setzen kann oder halt zusehen muß, die fern der Heimat verbrachte Freizeit halbwegs sinnvoll zu nutzen. Mir jedenfalls ist die heimische Couch lieber als jedes Hotelbett!
Der Planertätigkeit geht der Glanz des Theatralischen und des individuellen Stils weitgehend ab, und auch wenn ich interessante Themen und Inhalte beplane und als Mitarbeiter des »Ressourcen-Managements« eine wichtige Aufgabe erfülle, so ist das auf meiner Ebene natürlich eine ziemlich abstrahierte Tätigkeit, zu deren Ausübung ich den überwiegenden Teil der Arbeitszeit auf den Bildschirm glotze, bunte Kästchen in Tabellen verschiebe, Buchungsmasken bediene und Kunden-Anfragen beantworte.
Der ganz große Pluspunkt (neben dem guten und sehr kollegialen Betriebsklima) liegt für mich im Umstand, zwischen meinem Büro in Nürnberg und meiner Wohnung in Fürth nur ganze sechs Regional-Express-Fahrminuten zu wissen. Im Regelfall brauche ich vom Bürostuhl bis auf das schon erwähnte Lieblingssofa gerade mal 20 Minuten. Eingedenk der Tatsache, daß die unmittelbaren Kollegen um mich herum jeden Tag aus Augsburg oder Karlstadt (Main) hereinpendeln (und abends wieder zurück), kann ich mich damit als privilegiert und glücklich schätzen!
Die Tätigkeit in der Nähe des heimischen Herdes erlaubt zudem die Teilnahme an lokalen Events und das Treffen mit Nachbarn und Freunden, was man ja »auf Achse« notgedrungen entbehren muß. Von daher bin ich’s zufrieden, und gelegentliche Dienstreisen zu bundesweiten Konferenzen etc. werden mir hin und wieder eine willkommene Abwechslung sein...
So, und nun auf und frisch gestartet in den letzten Trainings-Tag!
Dienstag, 29. November 2005
Vor Äonen von Jahren (so etwa zwischen 1985 und 1990 n. Chr.) arbeitete der zonebattler im Dienste der damaligen Deutschen Bundesbahn als Schichtleiter in einem Rechenzentrum. Dessen Leiter strebte zwar nicht nach der Weltherrschaft (war auch keinesfalls vom dazu nötigen Kaliber), ferner entsprachen die Kolleginnen nicht dem gängigen Hollywood-Typus, aber sonst hätte unser Computer-Bunker durchaus als Kulisse für einen James-Bond-Streifen herhalten können: Schrankgroße Rechner, blinkende Birnchen, zuckende Bandspulen und unentwegt ratternde Drucker allenthalben. Das alles in einem fensterlosen Beton-Hochsicherheitstrakt, der nur per Code-Karte zu betreten war. Ein paar Bilder aus dieser abgeschlossenen Welt haben bis in die Gegenwart überlebt:
Wie lief das damals? Eine ganze Abteilung Programmierer codierte Software-Module in Assembler oder Cobol, die von MitarbeiterInnen der Arbeitsvorbereitung mittels »Job Control« zu Batch-Jobs zusammengestellt und hernach an uns »Kellerknechte« in die Produktion überstellt wurden.
Als steuernde Datenträger kamen in meiner Anfangszeit noch Lochkarten zum Einsatz, später wurden die Jobs papierlos an grün leuchtenden Bildschirm-Terminals editiert. Die zur Laufzeit angeforderten, externen Datenträger zur Ein- oder Ausgabe waren Magnetbänder vom Durchmesser einer Pizza. Die mußte man von Hand auf die großen Bandmaschinen »mounten«, erst Jahre später hielt mit halbautomatischen Kassetten-Geräten etwas mehr Komfort Einzug...
Die Druckausgabe auf Listenpapier oder spezielle Vordrucke erfolgte anfangs über lärmende »Kettendrucker«, in denen 132 Hämmer von hinten auf ein schnell umlaufendes Typenband klopften und so die aufgeprägten Buchstaben und Zahlen über ein Farbtuch auf das Papier übertrugen. Später kamen dann schnelle Laserdrucker von der Größe mehrerer Gefriertruhen hinzu. Da waren die Operateure ständig mit dem Herbeiwuchten und Abtransportieren der schweren 2000-Blatt-Kartons beschäftigt, die nach dem Einfädeln und Justieren ziemlich schnell durch die Maschinen gelaufen waren... Ob das ganze Zeugs dann jemals von irgend jemandem gelesen wurde?
Im Rückblick frage ich mich, welche Rechenpower wir wohl damals auf hunderten von klimatisierten Quadratmetern auf dem aufgeständerten Doppelboden stehen hatten. Vermutlich lag sie irgendwo zwischen der Leistung meines Palm-Organizers in der Hosentasche und der Performance meines mittlerweile veralteten PCs unter dem heimischen Schreibtisch!
Für mich haben diese etwa 15 Jahre alten Fotos besonders augenbefeuchtenden Wert, da ich mit jedem unscheinbaren Detail etwas anfangen kann und damit so manche Erinnerung verbinde. Mein herzlicher Dank gilt dem ehemaligen Kollegen B., der die Aufnahmen seinerzeit erstellt und bis heute aufbewahrt hat.
Montag, 28. November 2005
»Tanken Sie mal wieder auf: Wir senken die Benzinpreise!« trötet es mir aus einem unangeforderten Werbebrief der »VOLKSWAGEN BANK direct« entgegen. [Einschub: Firmierung tatsächlich mit fetten Versalien vorne und englisch geschriebenen direct-Wurmfortsatz kursiv hintendran, wie es halt heutzutage unseliger Zeitgeist ist. Immerhin haben sie dankenswerterweise auf ein »& more...« am Schluß verzichtet, so modisch wollten sie dann wohl auch wieder nicht sein...]
Für das Tanken mit der eilfertig angedienten »Volkswagen VISA card« werden mir 1% Rückvergütung versprochen, leider »aus technischen Gründen« nicht an Supermarkt-Tankstellen sowie nur bis zu einem maximalen Tankumsatz von 2.000 EUR im Jahr.
Dummerweise habe ich genau heute vor einem Vierteljahr (also am 28.08.2005) zum letzten Mal aufgetankt, und zwar 26,55 Liter Normalbenzin zum Preis von 33,97 EUR. Derzeit ist der 40-Liter-Tank meines Gefährts immer noch zu einem Drittel gefüllt. Nicht, daß ich einen Wunderwagen hätte, es liegt schlicht daran, daß das Fahrzeug überwiegend ein Stehzeug ist. Wie schon früher ausgeführt und allgemein bekannt, ist die Fürther Südstadt der Nabel der Welt, mithin muß ich mich kaum mit maschineller Hilfe fortbewegen. Und wenn doch, dann mit meinem unerreicht ökonomischen 11.000 PS-Dienstwagen.
Keine Ahnung, was der Liter Sprit heute kostet. Nehmen wir zur Sicherheit und der einfacheren Rechnerei halber mal 1,50 EUR an, dann würde ich für das Befüllen eines restlos leergeschlürften Tanks demnach glatte 60,00 EUR löhnen müssen. Die Rückvergütung würde mithin 60 Cent betragen, im Quartal wohlgemerkt. Gut, man fährt mitunter etwas mehr, geben wir für alle Fälle 100% Aufschlag und landen dann bei 1,20 EUR Ersparnis in 3 Monaten, ergo 4,80 EUR im Jahr. Klingt gut! Doch wo ist der Haken? Im Kleingedruckten: Die Karte selbst kostet 20,00 EUR im Jahr (schon verloren!) und wäre zudem die dritte in meinem Geldbeutel. Obendrein fände ich es stillos, meinen treuen Subaru-Minibus mit einer Volkswagen-Karte vollzutanken.
Und die Moral von der Geschicht’? Die hat schon Henry Ford formuliert:
Reich wird man nicht von dem, was man verdient,
sondern von dem, was man nicht ausgibt |
Heißt in meine Diktion übersetzt: Wer dorthin zieht, wo sich Arbeit und Freunde in der Nähe finden, kriegt zwar kein Prozent zurückerstattet, muß aber von 100 EUR Spritgeld 99 EUR erst gar nicht berappen!
Sonntag, 27. November 2005
Die teuerste Kamera ist dem billigsten Klick-Kasten kein bißchen überlegen, wenn es um physikalische Grundsätzlichkeiten geht, denen das Edelteil natürlich genauso unterliegt wie der Schnäppchen-Apparillo. Beispiel Perspektive: Von schräg unten aufgenommen weist eine Hausfassade immer »stürzende Linien« auf, an sich parallele, senkrechte Linien streben also nach oben hin scheinbar zueinander. Unser Gehirn weiß um die Rechtwinkligkeit von Bauten und gleicht das in unserer Wahrnehmung wieder aus, doch die unbestechliche Linse des Aufnahmegerätes liefert zwangsläufig ein Bild, welches uns »kippend« und falsch erscheint:
Die Fotografen früherer Zeiten haben das mit teuren »Shift-Objektiven« oder verschiebbaren Objektiv-Standarten ausgeglichen, unsereins behilft sich heutzutage mit Software und zieht das Bild mit der Maus solange an einer Ecke, bis die Parallelität der waag- und senkrechten Linien halbwegs wiederhergestellt ist:
Sieht man den Unterschied? Ich denke schon. Meine Empfehlung zur Bearbeitung digitaler Fotos lautet FixFoto. Das Programm kann eine ganze Menge, ohne dabei mit sinnlosen Funktionen überfrachtet zu sein. 14 Tage lang kann man es kostenlos und unverbindlich testen, danach kostet eine Benutzerlizenz moderate 30,00 EUR.
Wenn man bedenkt, wieviel manche eine(r) für seine/ihre Kamera auszugeben bereit ist, dann sind drei rote Scheine ein Klacks. Freilich erfordert es etwas Zeit zum Ausprobieren und Bereitschaft zum Lernen, und beides bringt in unserer schnellebigen Zeit nicht jede(r) gerne auf... Es lohnt sich aber!
Nachtrag vom 4. Jul. 2007:
Der Preis einer FixFoto-Lizenz ist mittlerweile um 5,00 EUR auf 35,00 angehoben worden, was mir freilich immer noch als ein sehr günstiges Angebot erscheint!
Samstag, 26. November 2005
Als der zonebattler gestern Abend von einer schlauchenden Seminar-Woche aus Ludwigsburg nach Fürth heimkehrte, ist er erst mal nicht nach Hause, sondern schnurstracks und mit Sack und Pack (sprich Rucksack und Rollkoffer) vom Bahnhof aus ins Kleine Atelier Hirschenstraße geeilt, um dort einer Vernissage beizuwohnen. Seit gestern also (und bis zum 24.12.2005) gibt es da Holzarbeiten des polnischen Künstlers Marian Ulc zu sehen:
Mein erster Schnappschuß zeigt einen Klezmer-Musikanten, einen aus einem Ensemble von vieren. Sehr ansprechend und mal was anderes als die immergleichen Jazz-Musiker! Himmlische Melodien kommen dagegen von diesen Wesen:
Auch ohne Herkunft und Vita des Künstlers zu kennen, liegt man mit einer ersten Einordnung »naive Kunst aus Osteuropa« sicherlich richtig. Hier marschieren (passend zur Weihnachtszeit) die Heiligen Drei Könige auf:
Alle Schnitzfiguren sind von matter und zurückhaltender, »erdiger« farblicher Fassung. Ein weiterer gemeinsamer Nenner ist der irgendwie nachdenkliche Blick aller Figuren, der selbst den Vierbeinern zu eigen ist:
Die Verführung von Adam und Eva als biblische Schlüsselszene, plastisch dargestellt in einem umrahmenden Apfel:
Jetzt bei der Nachbereitung der Fotos für diesen Artikel fällt mir auf, daß die männlichen Figuren (einschließlich des Adam) sämtlich durch einen Schnurrbart typisiert sind, der ja in West-Europa längst aus der Mode gekommen ist.
Alles in allem anrührend bodenständige und »ehrliche« Kunst mit einem gewissen altmodischen Touch. Ich war dann doch etwas verblüfft, im Info-Blatt über den Künstler das Foto eines eher jüngeren Mannes zu sehen. Sympathisch! Bei uns würde es doch kaum noch ein Künstler wagen, mit derart »handgreiflichen« und eingängigen Arbeiten seiner Religiosität Ausdruck zu verleihen...
Ergänzend möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß noch eine ganze Reihe interessanter Bilder der polnischen (freilich in Franken lebenden und arbeitenden) Künstlerin Maria Fuks die Wände bereicherte:
Motive waren überwiegend Tanz-Szenen, der Stil hat mich mitunter an die französischen Impressionisten erinnert. Die meist kleinformatigen Bilder entziehen sich einer halbwegs aussagekräftigen Foto-Dokumentation, die muß man sich selber anschauen. Der zonebattler empfiehlt daher einmal mehr den Weg in die Fürther Hirschenstraße Nr. 31!
Freitag, 25. November 2005
Des Mittags flitzt der gleich nebendran arbeitende zonebattler gerne in die Halle des Nürnberger Hauptbahnhofes, um sich mit einem frischen Salat und noch frischeren Brezeln zu versorgen. Letztere plumpsen im backWERK in einer Tour aus dem Ofen in die Auslage, so daß er dort oft noch ganz warme und somit überaus leckere Laugenbrezeln erstehen kann. Bislang schien das eher etwas ungünstig im Zwischengeschoß gelegene backWERK von der Mundpropaganda der KundInnen leben zu müssen (und zu können), aber neuerdings wird mit härteren Bandagen um das Kleingeld der Hungrigen gekämpft:
Selbst die Fußböden müssen jetzt als Werbeflächen herhalten, was im gezeigten Fall der althergebrachten Brezelfrau (hinten rechts) langfristig den Garaus machen dürfte: Deren Stand mit Brezeln zu je 0,45 Euro ist mit dem Reklameteppich und dessen 0,29 Euro-Offerte ja gar nicht gemeint, was sicherlich tagtäglich zu etlichen Mißverständnissen führt...
So sehr ich der Brezelfrau ihr Zubrot zur Rente gönne, auch die Aufrüstung vom Holzwagerl zur Edelstahl-Vitrine bringt mich als Kunden nicht zurück: Die »klassischen« Brezeln mit Feinsalz-Bestäubung sind einfach zu hygroskopisch, ziehen also schnell Feuchtigkeit aus der Luft und werden weich und labberig. Da greife ich natürlich lieber zur frisch gebackenen Grobsalz-Laugenbrezel, zumal wenn diese noch erheblich preiswerter ist. Mahlzeit!
Donnerstag, 24. November 2005
Ein Färdder ruft beim Radiosender an.
Färdder: »Kenntn Sie a Schdigg vom Beedhoofm fier miich schbilln?«
Moderator: »a‑Moll oder c‑Moll?«
Färdder: »Aamol langt scho, zeemol wär mer zvill«
[Ein sprachkundlicher Beitrag meines Freundes und Nachbarn Udo Meyer, den ich hiermit der frankophonen (und frankophilen) Öffentlichkeit zur Kenntnis bringe.]
Mittwoch, 23. November 2005
Ich liebe alte Städte wie Regensburg, Bamberg oder Görlitz, die weder durch den Krieg noch durch die Bauwut danach nachhaltig ihr Gesicht verloren haben. Fürth kann sich da ohne weiteres einreihen, wenngleich im Wortsinne »herausragende« Betonsünden wie das Sparkassen-Gebäude oder das Hochhaus am Bahnhof an recht brachiale Bauboom-Zeiten erinnern, die gar nicht so lange zurückliegen...
Ganze Straßenzüge sind hier in Fürth noch in prächtigster Gründerzeit-Neo-Renaissance erhalten, und das im warmen Goldton des fränkischen Sandsteins. Eine einmalige Kulisse! Insbesondere die Eckhäuser waren zu den Kreuzungen hin besonders prächtig geschmückt, oft mit eindrucksvollen Zwiebeltürmen wie hier an der Ecke Karlstraße / Amalienstraße:
Leider sind viele dieser rein der Ästhetik dienenden Zier-Aufsätze heute spurlos verschwunden, sei es durch Kriegsschaden, sei es durch Verwitterung, Blitzschlag oder (häufiger wohl) Abriß durch unsensible Hausbesitzer. So sieht das ansonsten noch bestens gepflegte Haus von der alten Postkarte heute aus:
Wer’s nicht anders kennt, mag mit den Schultern zucken. Wer aber einen Sinn für Schönheit und Proportionen hat, wird den Unterschied bemerken (und den Verlust des geschindelten Dach-Türmleins als schmerzlich empfinden). Nach Studium des bebilderten Beispiels mögen die geneigten LeserInnen spaßeshalber mal erhobenen Hauptes durch die Stadt laufen, um nach weiteren Dächern Ausschau zu halten, denen »oben was fehlt«!
Ich würde mir jedenfalls wünschen, daß Besitzer und Bewohner alter Häuser ihre Immobilien und Behausungen nicht nur unter rein praktischen Aspekten beurteilten, sondern auch deren Schönheit bewahren und ggf. wiederherstellen würden. Klar kostet das was, aber es bereichert doch letztlich alle. Wo müßte man den Hebel also ansetzen? Wie bei so vielen Zeiterscheinungen schon bei der entsprechenden Erziehung des Nachwuchses, denke ich. Da werden die Weichen gestellt, da fängt es an (oder eben auch nicht)...
P.S.: Wie die Fürther Nachrichten bereits letzten Samstag ankündigten, findet heute um 19.00 Uhr im historischen Sitzungssaal des Rathauses eine prominent besetzte Podiumsdiskussion zum Thema Denkmal statt. Hingehen!
P.P.S.: Weitere Bilder finden Sie in den Kommentaren zu diesem Beitrag.
Dienstag, 22. November 2005
Alle Jahre wieder suchen (und versuchen) wir Pilze »aus heimischem Anbau«, sprich wir ziehen mit Weidenkorb und Taschenmesser in die Wälder und schauen uns um. Als Kind trug ich körbeweise Pfifferlinge, Steinpilze, Maronen und Butterpilze nach Hause, heute machen sich die genießbaren Spezies eher rar...
Hin und wieder freilich kommen wir von solchen herbstlichen Streifzügen immer noch reich beladen heim, wenn auch mit anderen Sorten als früher:
Dieser »Badeschwamm« hier zum Beispiel ist eine Krause Glucke und schmeckt ganz ausgezeichnet. Leider bleibt nach dem Reinigen und Versäubern meist nicht so viel übrig wie es zunächst den Anschein hatte...
Doch hier mein absoluter Favorit, der überaus schmackhafte Parasol-Pilz, auch als Riesen-Schirmpilz bekannt:
Bei Kameraden dieses Kalibers reichen in der Tat einige wenige Exemplare, um mehrere Mittagessen damit bestreiten zu können. Die fleischigen Hüte schneidet man zunächst einmal in handlich portionierte Stücke:
Sodann paniert man die Hutsegmente mit Semmelbröseln und Eigelb und brät die Teile anschließend in der ordentlich vorheizten Pfanne:
Tja, die Ähnlichkeit mit Kalbsschnitzeln ist nicht nur optischer, sondern durchaus auch geschmacklicher Natur: Gut gewürzt wird dieser rein vegetarische Braten zum vortrefflichen Gaumenschmaus, der obendrein rasch zubereitet ist!
Dem übermäßigen Genuß abträglich ist das Wissen um die Strahlenbelastung von Pilzen, wozu man seriöse Fakten u.a. beim Bundesamt für Strahlenschutz sowie in der Zeitschrift Ökotest nachlesen kann. Daher beschränken wir die Schlemmerei sicherheitshalber auch auf ein- bis zweimal pro Jahr.
Fehlt noch was? Ach ja, die Fundstelle... Die behalte ich selbstredend für mich!
Süßer und scharfer Senf: