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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Donnerstag, 6. Juli 2006

Mehr Le­ben durch we­ni­ger Weg

Mein pri­va­ter Schreib­tisch steht wie hin­läng­lich be­kannt in Fürth (Bay), mein dienst­li­cher hin­ge­gen in Nürn­berg. Bei­de be­fin­den sich je­weils im 3. Stock­werk. Den Weg da­zwi­schen le­ge ich werk­täg­lich je 1x in bei­den Rich­tun­gen zu­rück, wo­für ich oh­ne je­de Hast und Ei­le je­weils knap­pe 20 Mi­nu­ten brau­che: 7 Mi­nu­ten Fahr­zeit per Re­gio­nal-Ex­press, links wie rechts flan­kiert von ein paar Mi­nu­ten Spa­zier­gang zu Fuß. Wenn’s knapp ist, geht’s auch in ei­ner Vier­tel­stun­de zu ma­chen...

Mit die­sem denk­bar kur­zen Dienst­weg (den ich da­zu noch gro­ßen­teils le­send ver­brin­gen kann) weiß ich mich im Ver­gleich zu Kol­le­gen, Be­kann­ten und Freun­den als ge­ra­de­zu un­er­hört pri­vi­le­giert. Und ich hof­fe, die­sen pa­ra­die­si­schen Zu­stand noch lan­ge ge­nie­ßen zu kön­nen: Nicht für 300 EUR Ge­halts­er­hö­hung wür­de ich si­gni­fi­kant län­ge­re We­ge­zei­ten in Kauf neh­men wol­len!

Darf ich die ge­schät­ze Le­ser­schaft (so­fern be­rufs­tä­tig) nun­mehr neu­gie­ri­ger­halb­er be­fra­gen, wie’s mit dem ei­ge­nen Hin und Her zur Ar­beit aus­sieht?

Donnerstag, 22. Juni 2006

Su­chet das Glück zu Er­lan­gen?

Ich neig­te schon recht früh zur Dick­köp­fig­keit [1] und muß­te da­her ver­mit­tels ei­ner Zan­gen­ge­burt in die­se Welt ge­zo­gen wer­den, und zwar im Wald­kran­ken­haus zu Er­lan­gen. Mei­ne eher un­spek­ta­ku­lä­re Ju­gend ver­brach­te ich in ei­nem Kaff ne­ben­dran, wo­selbst sich die Din­ge eher be­hä­big dreh­ten (und das bis auf den heu­ti­gen Tag im­mer noch tun). Neun Schul­jah­re lang be­such­te ich in Al­ter­lan­gen ein Gym­na­si­um, wo­nach mir zwar nicht un­be­dingt mensch­li­che, so aber im­mer­hin doch die all­ge­mei­ne Hoch­schul­rei­fe at­te­stiert wer­den konn­te...

In Er­lan­gen hat­te ich spä­ter den er­sten ei­ge­nen Haus­stand, die er­ste Frau, die er­ste Woh­nung und den er­sten Gar­ten. Das al­les währ­te lan­ge, ist aber mitt­ler­wei­le schon noch län­ger Ver­gan­gen­heit, was nicht un­be­dingt der Stadt Er­lan­gen an­zu­la­sten wä­re. Gleich­wohl ist mir die Stadt in­zwi­schen so fremd ge­wor­den, daß ich sie trotz der Nach­bar­schaft zur neu­en Hei­mat al­len­falls noch zwei­mal im Jahr auf­su­che: Ein­mal (dem­nächst wie­der) zum Floh­markt des Zoll­haus­fe­stes, dann noch ein­mal nach den Som­mer­fe­ri­en zum Floh­markt am Würz­bur­ger Ring drü­ben in Bü­chen­bach, jen­seits des Main-Do­nau-Ka­nals.

Ich will da­mit durch­aus nichts ge­gen die Stadt der Stu­den­ten und Sie­men­sia­ner sa­gen, sie hat halt in mei­nem Au­gen nichts, was mich an­zö­ge und nichts, was mich län­ger dort hiel­te: Sie ist so nüch­tern und glatt wie die dort an­säs­si­ge In­du­strie [2].

In den letz­ten Jah­ren sind mir fast al­le Be­kannt­schaf­ten dort­hin ver­san­det, was ei­ner­seits trau­rig stimmt, an­de­rer­seits durch un­ver­gleich­lich vi­ta­le­re Kon­tak­te in­ner­halb Fürths mehr als nur aus­ge­gli­chen wird. Ob’s an der hie­si­gen Kul­tur­sze­ne liegt oder an al­ters­mil­der Her­an­ge­hens­wei­se mei­ner­seits, ich weiß es nicht, und es ist mir auch ei­ner­lei! Je­den­falls hö­re ich jetzt end­gül­tig da­mit auf, ge­le­gent­lich in die Er­lan­ger Nach­rich­ten rein­zu­klicken. In die­sem Sin­ne: Ade Er­lan­gen, mach’s gut!

 
[1] nicht zu ver­wech­seln mit Eng­stir­nig­keit!

[2] die frei­lich zu­ge­ge­ben für Ar­beits­plät­ze und Wirt­schafts­wachs­tum sorgt...

Mittwoch, 21. Juni 2006

Krib­beln im Bauch

Mit sei­nem am­bu­lant-ama­teu­er­haf­ten Ge­schreib­sel lo­kal­pa­trio­ti­scher Prä­gung hat der zone­batt­ler mitt­ler­wei­le die Auf­merk­sam­keit der Pro­fis er­regt: Nach Dienst­schluß hat er da­her heu­te nicht et­wa Fei­er­abend, son­dern gleich meh­re­re Ver­ab­re­dun­gen mit Ver­tre­te­rIn­nen der schrei­ben­den und wer­ben­den Zunft! Die ei­nen wol­len ihn für ei­nen Zei­tungs­ar­ti­kel in­ter­view­en, die an­de­ren mit ihm die Mög­lich­kei­ten ei­ner krea­ti­ven Zu­sam­men­ar­beit aus­lo­ten...

Da pocht des Schrei­bers Herz ganz auf­ge­regt (was bei der ge­gen­wär­tig schwü­len Wit­te­rung eher kon­tra­pro­duk­tiv ist), denn der­lei In­ter­es­se ist na­tür­lich zu­för­derst ei­ne im­pli­zi­te An­er­ken­nung des ei­ge­nen Tuns, po­si­ti­ves Feed­back al­so, wie man es sich di­rek­ter und ehr­li­cher kaum wün­schen kann. An­de­rer­seits schwap­pen im Ge­fol­ge na­tür­lich so­gleich Ver­sa­gens­äng­ste und die Furcht hoch, mög­li­chen Er­war­tun­gen nicht ge­recht wer­den zu kön­nen: Merk­wür­di­ger­wei­se macht auch jah­re­lan­ge Be­rufs­pra­xis als ex­tro­ver­tier­ter Vor­tur­ner mit be­sten Re­fe­ren­zen nicht frei da­von.

An­de­rer­seits könn­te ich das gan­ze Auf­he­bens ei­gent­lich ganz locker neh­men und ge­nüß­lich aus­ko­sten: Ich muß ja we­der von mei­nen Wort­drech­sel­eien noch von mei­nen fo­to­gra­fi­schen Es­ka­pa­den le­ben! Den Le­bens­un­ter­halt ver­die­ne ich mir schließ­lich auf gänz­lich pro­sa­ische Art und Wei­se... Im Grun­de aber bin ich froh, im ge­setz­ten Al­ter im­mer noch zu Auf­bruch­stim­mung und Lam­pen­fie­ber fä­hig zu sein!

Freitag, 16. Juni 2006

Haus­be­su­che

In ei­nem der er­sten Bei­trä­ge die­ses Web­logs ha­be ich mei­nen kul­tur­in­ter­es­sier­ten Le­se­rin­nen den Tag des of­fe­nen Denk­mals emp­foh­len. Heu­te wei­se ich auf ein gleich­falls jähr­lich wie­der­keh­ren­des Event hin, daß mir selbst bis da­to un­be­kannt war, mir aber als min­de­stens eben­so span­nend er­scheint: Die Ar­chi­tek­tou­ren der Baye­ri­schen Ar­chi­tek­ten­kam­mer [1] fin­den stets am letz­ten Ju­ni-Wo­chen­en­de statt, heu­er al­so am 24. und 25. Ju­ni 2006. Es gibt da­zu ei­nen pral­len, reich be­bil­der­ten Ka­ta­log in Book­let-Form [2], der al­le an die­sem Wo­chen­en­de zu­gäng­li­chen Bau­wer­ke (pri­va­te wie öf­fent­li­che) in Kurz­form vor­stellt.

Für ei­nen Ar­chi­tek­tur-Fan wie den zone­batt­ler ist so­was na­tür­lich ein High­light er­sten Ran­ges: Wann hat man denn nor­ma­ler­wei­se schon Ge­le­gen­heit, ei­nen Blick hin­ter die Fas­sa­den mon­dä­ner Vil­len oder Fir­men-Haupt­quar­tie­re zu wer­fen? Es bleibt noch ei­ne Wo­che Zeit, die in­ter­es­san­te­sten Ob­jek­te aus­zu­wäh­len und ei­ne op­ti­mier­te Rou­te aus­zu­tüf­teln: Mehr als ei­ne gu­te Hand­voll Orts­ter­mi­ne wird man je­doch aus Zeit- und Ent­fer­nungs­grün­den schwer­lich schaf­fen...

 
[1] Er­fah­ren ha­be ich da­von durch ei­nen Ar­ti­kel in der Süd­deut­schen Zei­tung.

[2] zu be­zie­hen über die Home­page der Baye­ri­schen Ar­chi­tek­ten­kam­mer. Es lie­gen aber auch Ex­em­pla­re zum Mit­neh­men aus am In­fo-Stand im Nürn­ber­ger Bü­ro in der Lo­ren­zer Stra­ße (un­weit der Kunst­hal­le, schräg ge­gen­über von »2001«).

Donnerstag, 15. Juni 2006

Den Eu­ro um­ge­dreht (2):
Ge­rührt, ge­schüt­telt, ge­be­chert

Vier 150g-Be­cher mil­den Na­tur-Jo­ghurts gibt es ty­pi­scher­wei­se für nur 0,49 EUR, wo­hin­ge­gen mit Zucker, Aro­ma und Kon­ser­vie­rungs­mit­teln auf­ge­hübsch­te Sor­ten ein Mehr­fa­ches ko­sten. Er­heb­lich bil­li­ger kommt das sü­ße Lecker­maul weg, wenn es sich ei­ne Packung Wald­bee­ren-Früch­te­tee-Gra­nu­lat als Zu­satz­stoff für Stan­dard-Jo­ghurts be­sorgt: Bei al­len Dis­coun­tern wird das an sich für die Ge­trän­ke­zu­be­rei­tung ge­dach­te Zeugs für 0,99 EUR pro 400g-Do­se ver­kauft. Das trocke­ne Kon­zen­trat ist ziem­lich er­gie­big: Ein, zwei, drei Tee­löf­fel da­von in den Jo­ghurt ge­rührt, und schon schmeckt die­ser ziem­lich fruch­tig und durch­aus lecker!

Ein wei­te­res Re­zept ist nicht we­ni­ger schnell um­zu­set­zen und wo­mög­lich noch wirt­schaft­li­cher: Man schüt­te den In­halt ei­nes Be­chers Na­tur­jo­ghurt in den Mi­xer, ge­be kal­tes Was­ser in glei­cher Men­ge so­wie ei­nen hal­ben Tee­löf­fel Salz hin­zu und mi­sche die Me­lan­ge gründ­lich auf bzw. durch. Was kommt da­bei raus? Rich­tig, be­ster »tür­ki­scher« Ay­ran, wie er beim Dö­ner­mann für min­de­stens 0,80 EUR pro Be­cher (sprich 1,60 EUR für die so­eben selbst ge­mix­te Men­ge) zu ha­ben wä­re...

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Montag, 12. Juni 2006

Gut ge­schlaucht ist halb ge­gos­sen

Zur Ver­blüf­fung mei­ner Nach­bar­schaft er­schei­ne ich des Abends nicht mit der Gieß­kan­ne, son­dern mit dem Gar­ten­schlauch auf den Bal­ko­nen, um dort­selbst das (mehr oder we­ni­ger) üp­pig sprie­ßen­de Grüß zu wäs­sern. Nun ist so ei­ne Aus­rü­stung ja per se nichts Un­ge­wöhn­li­ches, aber im drit­ten Stock Alt­bau ver­mut­lich doch ein eher sel­te­ner An­blick. Gleich­wohl ei­ne un­ge­mein prak­ti­sche An­ge­le­gen­heit: An ei­nem ex­tra in­stal­lier­ten Y‑Stück am Wasch­ma­schi­nen-An­schluß in der Kü­che hängt die tex­tilum­man­tel­te Gum­mi­wurst den gan­zen Som­mer über, durch ei­nen ei­ge­nen Ku­gel­hahn mit lan­gem Ab­sperr­he­bel se­pa­rat ge­si­chert. Statt nun et­wa mit meh­re­ren vol­len (und dem­entspre­chend schwe­ren) Gieß­kan­nen durch die Sa­lons zu tap­pen (was ja auch ein ge­wis­ses Ri­si­ko in sich birgt) wu­se­le ich be­hen­de mit dem Schlauch durch die Woh­nung und brin­ge das se­gens­rei­che Naß ge­zielt in die Töp­fe zu de­ren dur­sten­den In­sas­sen...

Uups, da fällt mir ein, daß ich die Pflan­zen in der Oran­ge­rie (vul­go Trep­pen­haus) ganz ver­ges­sen hat­te: War wohl ir­gend­wie auf dem Schlauch ge­stan­den. Na je­den­falls ist des­we­gen jetzt hier Schluß, die nicht­vir­tu­el­le Ar­beit geht vor. Ser­vus!

Sonntag, 11. Juni 2006

Was­ser­spie­le (1)

Den lo­kal­hi­sto­risch in­ter­es­sier­ten Le­se­rIn­nen sei hier­mit mit­ge­teilt, daß ich mei­ne dem ehe­ma­li­gen Für­ther Fluß­bad ge­wid­me­te Home­page ak­tua­li­siert, d.h. um ei­ni­ge neue Links und Fo­tos be­rei­chert ha­be.

Freitag, 9. Juni 2006

Fürth zieht nicht an...

...aber es hält fest, wie die frü­he­re Stadt­hei­mat­pfle­ge­rin Bar­ba­ra Ohm zu be­haup­ten pfleg­te. Der zone­batt­ler sieht das eben­so, und heu­te hau­en auch die Für­ther Nach­rich­ten mit »Ei­ne Lie­be auf den zwei­ten Blick« in die glei­che Ker­be!

Sonntag, 4. Juni 2006

Kon­trast­pro­gramm

Der Drall ist bunt, gleich­wohl ist und bleibt die­ses Web­log ei­ne fuß­ball­freie Zo­ne!

Mittwoch, 17. Mai 2006

Im Na­hen Osten

Ir­gend­wo ha­be ich mal ge­le­sen, daß et­wa 80% (!) der West­deut­schen noch nie im öst­li­chen Teil des Lan­des (von mir ger­ne als Neu­fünf­land be­zeich­net) ge­we­sen sind, und um­ge­kehrt soll es tat­säch­lich nicht viel an­ders sein. Mir per­sön­lich ist das ab­so­lut un­ver­ständ­lich, zu­mal es aus mei­ner Sicht als ge­lern­ter Wes­si »drü­ben« enorm viel zu ent­decken gibt: schö­ne Land­schaft, fan­ta­sti­sche Kul­tur­denk­mä­ler, be­mer­kens­wer­te Men­schen...

Nun ist das dem Fran­ken­land be­nach­bar­te Thü­rin­gen ja si­cher nicht re­prä­sen­ta­tiv für das ge­sam­te »Bei­tritts­ge­biet«, man muß fer­ner zwi­schen Stadt und plat­tem Land dif­fe­ren­zie­ren, auch gilt es (wie über­all) mit Ver­all­ge­mei­ne­run­gen vor­sich­tig zu sein. Gleich­wohl glau­ben wir als recht er­fah­re­ne­ne Ost­deutsch­land-Rei­sen­de doch ein paar be­mer­kens­wer­te Trends und Ei­gen­hei­ten er­ken­nen zu kön­nen:

  • Es wur­de un­glaub­lich viel (und oft mit Lie­be zum De­tail) sa­niert, von gan­zen Häu­ser­zei­len an­ge­fan­gen bis hin zu den Gas­sen und Bür­ger­stei­gen. Wer ei­nen Film über die ma­ro­de End­zeit der DDR dre­hen woll­te, fän­de ei­ne pas­sen­de Ku­lis­se eher im frän­ki­schen Fürth als in Ei­sen­ach, Go­tha, Er­furt oder Wei­mar.

  • Der An­teil der bis da­to un­sa­nier­ten Ge­bäu­de ist in den letz­ten Jah­ren ganz er­heb­lich ge­schrumpft. Gleich­wohl ist der mit­un­ter an­zu­tref­fen­de, grel­le Kon­trast zwi­schen bau­fäl­lig und re­no­viert für un­se­re Au­gen im­mer wie­der stau­nens­wert...

Ein halber Sanierungsfall
  • Trotz al­ler Qua­li­tä­ten des ur­ba­nen Woh­nens in wie­der­her­ge­stell­ter Pracht­ku­lis­se scheint es auch den Ost­deut­schen ins frei­ste­hen­de (doch meist eben­so ge­sichts- wie ge­schichts­lo­se) Ei­gen­heim am Stadt­rand zu zie­hen. Dies ist wo­mög­lich nur teil­wei­se dem ge­samt­deut­schen Her­den­trieb ge­schul­det, ein durch Lu­xus-Sa­nie­run­gen von In­ve­sto­ren­hand in die Hö­he ge­trie­be­nes all­ge­mei­nes Miet­ni­veau dürf­te den Trend ver­stärkt ha­ben.

  • In der Tat sind al­ler­or­ten er­heb­li­che Woh­nungs­leer­stän­de zu kon­sta­tie­ren, und das kei­nes­wegs in un­at­trak­ti­ven Ecken oder her­un­ter­ge­kom­me­nen Alt­bau­ten: Ganz im Ge­gen­teil fin­det man zahl­rei­che vor­hang­lo­se Woh­nun­gen al­ler Grö­ßen in be­ster Ci­ty­la­ge und in vor­treff­lich in­stand­ge­setz­ten Stadt­häu­sern vor.

  • Es ist auf den er­sten Blick zu er­ken­nen, daß Un­men­gen Gel­des ver­bud­delt und ver­baut wor­den sind, wo­durch ins­be­son­de­re die hi­sto­ri­schen In­nen­städ­te ihr Ge­sicht wie­der­ge­won­nen ha­ben. Lei­der ist auch au­gen­fäl­lig, daß nicht eben sel­ten ent­we­der nur »pin­sel­sa­niert«, das gu­te Ma­te­ri­al nicht fach­män­nisch ver­ar­bei­tet oder der Un­ter­grund schlicht nicht an­ge­mes­sen vor­be­rei­tet wur­de. Die zwangs­läu­fi­gen Fol­gen sind bröckeln­der Putz und fort­ge­schrit­te­ne Ero­si­on, die nach we­ni­gen Jah­ren so ex­trem nicht sein müß­ten...

Ein typischer Bauschaden
  • Die ho­he Ar­beits­lo­sig­keit und die Ab­wan­de­rung der jün­ge­ren Men­schen in Rich­tung Ar­beits­platz im We­sten ist ‑zu­min­dest in den Städ­ten- nicht auf den er­sten Blick of­fen­kun­dig. Wo al­ler­dings ein­fa­che­re Ar­bei­ten in Team­ar­beit ge­lei­stet wer­den (z.B. bei Grün­an­la­gen-Be­pflan­zun­gen u.ä.), fällt auf, daß von n da­mit be­trau­ten Per­so­nen meist n‑n+1 ar­bei­ten und n‑1 da­bei zu­schau­en... Was frei­lich durch­aus kein spe­zi­fisch ost­deut­sches Phä­no­men ist!

  • Die Lan­des­haupt­stadt Er­furt hat ge­ra­de­zu Me­tro­po­len­cha­rak­ter, doch selbst ei­ne mitt­le­re Kom­mu­ne wie die ehe­ma­li­ge Re­si­denz­stadt Go­tha ver­fügt über über ei­nen stau­nens­wer­ten Mix von hoch­klas­si­gen Ein­zel­han­dels-Ge­schäf­ten ver­schie­den­ster Bran­chen. Kei­ne Spur von 1‑­Eu­ro- oder Bil­lig­ramsch-Lä­den, wie sie in Groß­städ­ten wie Hal­le (Saa­le) oder Fürth (Bay) zum mitt­ler­wei­le ge­wohn­ten Stra­ßen­bild ge­hö­ren.

Der Osten Deutsch­lands ist (mehr als) ei­ne Rei­se wert, es gibt viel Ver­trau­tes und viel exo­tisch An­mu­ten­des in en­ger Nach­bar­schaft. Wer sich auf Land und Leu­te ein­läßt und ger­ne den Spu­ren ver­sun­ke­ner Zei­ten nach­spürt, wird durch in­ten­si­ve Er­leb­nis­se und nach­hal­ti­ge Ein­drücke reich be­lohnt, oh­ne um die hal­be Welt jet­ten zu müs­sen...

Sonntag, 14. Mai 2006

Ein Bett am Raps­feld

Hier­mit mel­de ich mich von ei­nem sechs­tä­gi­gen Cam­ping-Ur­laub zu­rück, den ich mit mei­ner bes­se­ren Hälf­te im be­nach­bar­ten Frei­staat Thü­rin­gen ver­brach­te. Von den in Ei­sen­ach, Go­tha, Er­furt, Wei­mar und zwi­schen­drin ge­won­ne­nen Ein­drücken und Er­kennt­nis­sen wird noch zu be­rich­ten sein, wenn die Wä­sche ge­wa­schen, die Aus­rü­stung ver­staut und die all­ge­mei­ne Grund­stel­lung im Haus­halt wie­der­her­ge­stellt ist. Es sei aber jetzt schon ver­ra­ten, daß wir (bei be­stem Wet­ter) ein­mal mehr nicht nur die be­rei­sten Städ­te und Land­stri­che, son­dern auch un­se­re fünf Über­nach­tun­gen im »Ho­tel Na­tur« [1] sehr ge­nos­sen ha­ben...

Abendstimmung

Nach ei­nem über­wie­gend auf den ei­ge­nen Fü­ßen (im Wort­sin­ne) durch­lau­fe­nen Tag su­chen wir uns auf un­se­ren Cam­ping-Tou­ren all­abend­lich ei­nen Schlaf­platz in frei­er Na­tur. Dank des zu­schalt­ba­ren All­rad-An­trie­bes klet­tert un­se­re treue Renn­gur­ke gem­sen­gleich in schwin­deln­de Hö­hen, die an­son­sten nur noch Trak­to­ren und Luft­lan­de­trup­pen zu­gäng­lich sind. Die ex­klu­si­ven Pan­ora­ma-Rund­um­blicke dort oben schla­gen jeg­li­ches TV-Pro­gramm (das wir man­gels mit­ge­führ­ten Fern­se­hers frei­lich oh­ne­hin nicht emp­fan­gen könn­ten). [2]

Sonnenuntergang bei Erfurt

Wäh­rend un­se­rer na­tur­na­hen Ur­lau­be ver­zich­ten wir ganz be­wußt auf das, was ge­mein­hin als selbst­ver­ständ­lich emp­fun­den wird. So ha­ben wir z.B. kein Au­to­ra­dio und auch an­son­sten nur das Al­ler­nö­tig­ste an Bord: Ei­ne Kunst­stoff­box mit di­ver­sen Kü­chenuten­si­li­en, ei­ne wei­te­re mit Wasch­zeug, ei­ne Ny­lon-Ta­sche mit Wä­sche und ei­ni­gen we­ni­gen Wech­sel-Kla­mot­ten. Und na­tür­lich die hei­mi­schen Fe­der­bet­ten, die die zur Lie­ge­flä­che um­ge­leg­ten Hin­ter­bän­ke zum kom­mo­den »Feld­bett« um­wan­deln (un­ter dem dann noch zwei Ka­ni­ster mit je zehn Li­tern Brauch­was­ser und ei­ne Kühl­ta­sche ste­hen). Mehr braucht es nicht, tat­säch­lich ver­mis­sen wir auch nichts.

Morgens am Rapsfeld

Un­ser »rol­len­des Ei« ist ein wah­res Raum­wun­der, zwei Er­wach­se­ne kön­nen be­quem dar­in woh­nen und schla­fen. Gründ­lich ge­wa­schen wird sich am Abend, wenn die un­ter­tags an son­nen­be­schie­ne­ner Stel­le pla­zier­te Fla­sche mit dem Wasch­was­ser noch an­ge­nehm warm ist. Dann wird noch ein biß­chen ge­le­sen und bei Ster­nen­blick durch das Glas­dach der Tag be­schlos­sen. Am näch­sten Mor­gen wa­chen wir zu­wei­len in der Ge­sell­schaft von Ha­se und Igel auf (die wir der von Hinz und Kunz je­der­zeit vor­zie­hen). Nach dem Bet­ten­ma­chen gibt’s dann erst­mal Früh­stück!

Das rollende Hotel

Selbst­re­dend ach­ten wir dar­auf, mit un­se­rem Ve­hi­kel we­der die vor­han­de­nen Wirt­schafts­we­ge zu ver­las­sen noch ei­nem even­tu­el­len Forst­ver­kehr im näm­li­chen zu ste­hen. Es be­darf fer­ner kei­ner be­son­de­ren Er­wäh­nung, daß wir au­ßer or­ga­nisch ab­bau­ba­ren Stof­fen kei­ner­lei Ab­fäl­le in der Land­schaft zu­rück­las­sen...

Ein sol­cher Ur­laub mag vie­len als (zu) spar­ta­nisch er­schei­nen, aber uns ge­fällt das un­ge­bun­de­ne Her­um­va­ga­bun­die­ren auf Zeit. Zur Nach­ah­mung wärm­stens emp­foh­len!

 
[1] Der zone­batt­ler hat aus be­ruf­li­chen Grün­den schon un­zäh­li­ge Näch­te in Ho­tels (fast) al­ler Ka­te­go­rien ver­bracht und weiß da­her, daß der wah­re Lu­xus nicht aus fünf Ster­nen im Rei­se­füh­rer, son­dern aus fünf­zig­tau­send sicht­ba­ren Ge­stir­nen am Him­mels­rund be­steht...

[2] Die ein­zi­ge je­der­zeit mit­ge­führ­te »Hi­Tech-Aus­rü­stung« be­steht (ne­ben der un­ver­zicht­ba­ren Di­gi­tal­ka­me­ra) im hand­li­chen Duo aus Han­dy und Palm-Or­ga­ni­zer, mit dem ich al­le paar Ta­ge mei­ne Mails ab­ru­fe. Den Ab­we­sen­heits­ver­merk ha­be ich nach dem Auf­wa­chen in blü­hen­der Land­schaft mit je­nem Ge­rä­te-Ge­spann ab­ge­setzt.

Montag, 8. Mai 2006

Men­schen im Ho­tel

Auf mei­nen zahl­rei­chen Dienst­rei­sen hat­te ich reich­lich Ge­le­gen­heit zu em­pi­ri­schen So­zi­al­stu­di­en, meist schon am mor­gend­li­chen Früh­stücks­buf­fet des je­wei­li­gen Be­her­ber­gungs-Be­trie­bes. Ei­ne dort­selbst ge­won­ne­ne Er­kennt­nis ist z.B. die, daß die Mensch­heit in zwei Grup­pen zer­fällt: Die ei­ne ver­zehrt ih­re Früh­stücks­bröt­chen weit­ge­hend voll­stän­dig (ab­ge­se­hen von den beim Auf­schnei­den in al­le Rich­tun­gen da­von­sprit­zen­den Krü­meln der knackig (auf-)gebackenen Kru­ste), die an­de­re zupft den hilf­lo­sen Sem­meln zu­nächst das Ge­wöl­le, al­so den lo­sen, sich wo­mög­lich et­was zu­sam­men­bal­len­den Teil des In­nen-Tei­ges her­aus, um ihn an­ge­wi­dert lie­gen­zu­las­sen bzw. so­gleich in das Tisch-Müll­ei­mer­chen (so vor­han­den) zu wer­fen.

Der zone­batt­ler ver­hehlt nicht, daß sei­ne Sym­pa­thie den Mit­glie­dern der erst­ge­nann­ten Grup­pe ge­hört, wo­hin­ge­gen ihm die Kost­ver­äch­ter und Le­bens­mit­tel-Ver­schwen­der su­spekt sind: Da die Er­fah­rung zeigt, daß sich schon vor­her als un­an­ge­nehm emp­fun­de­ne Zeit­ge­nos­sen bei ei­ner ge­mein­sa­men Mahl­zeit meist als Sem­mel­schän­der ent­pup­pen, muß es im Um­kehr­schluß als wei­se gel­ten, den nä­he­ren Kon­takt zu recht­zei­tig ent­larv­ten Früh­stücks­ba­nau­sen nach Mög­lich­keit zu mei­den...

In die­sem Sin­ne: Wohl bekomm’s!

P.S.: An­we­sen­de Le­se­rIn­nen sind von die­ser kü­chen­psy­cho­lo­gi­schen Klas­si­fi­zie­rung selbst­ver­ständ­lich aus­ge­nom­men! ;-)

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