Sonntag, 30. August 2009
Nach zwei am Bad Reichenhaller Friedhofs-Parkplatz ‑mithin in ruhiger Gesellschaft- verbrachten Nächten ging die Reise jetzt zügig weiter in Richtung Westen. Nur von einem kurzen Abstecher nach Inzell unterbrochen, fuhren wir durch bis Reit im Winkl und von dort aus hoch bis an den Chiemsee. Bald nach dem Aufbrechen hielt ich irgendwo unterwegs [1] kurz an, um die wundersam-nebelfeuchte Morgenstimmung in den dichtbewaldeten Gebirgsausläufern in einer HDR-Aufnahme festzuhalten:
Nach einer beschaulichen Pause am See ging es zügig wieder nach Süden, wobei wir einzig in Aschau im Chiemgau kurz verweilten. Ansonsten durchschnitten wir noch einen letzten Zipfel Österreichs, bevor das Auto dann endgültig von den großen Bergen weg in Richtung Tegernsee rollte. En passant nutzte ich eine der letzten Möglichkeiten, eine selbstzufriedene Bergwiesenbewohnerin abzulichten...
Am späten Nachmittag erreichten wir den Tegernsee bei Gmund und unternahmen dort sogleich eine ausgedehnte Wanderung an dessen beschaulichen Gestaden. Am Anblick des flirrenden Abendlichtes auf den sanft sich kräuselnden Wassern erfreuten sich Jung und Alt sowie natürlich der Autor und seine stets gezückte Kamera:
Es war Mittwoch und der Andrang gering, ja nachgerade nicht existent. Hin und wieder konnte man freilich erahnen, daß am Wochenende erheblich mehr los ist, wenn die Münchner nämlich meinen, sich hier naherholen zu müssen statt daheim in ihrer Stadt zu bleiben und Ruhe zu geben...
Mitten in der Woche freilich war von Streß und Stau und Gezerre und Geplärre nichts zu sehen und nichts zu hören, und so konnte ich abends um sechs einen absolut friedlichen Tegernsee auf den Film Chip bannen [2]:
Die Nacht verschliefen wir höchst kommod auf einem öffentlichen Parkplatz Gmunds, der sogar über ein Toilettenhäuschen mit Steckdosen und fließend warmem Wasser verfügte, ein eindeutiges Indiz für überbordenden kommunalen Reichtum.
Anderntags brachen wir früh am Morgen auf, faßten frische Milch für das Frühstück in der Stadt Tegernsee, verzehrten dasselbe genüßlich am Ufer von Rottach-Egern und vollendeten im Uhrzeigersinn über Bad Wiessee die Tour um den Teich. Die nächste Station war dann erst wieder Bad Tölz, welches wir ausgiebig zu Fuß erkundeten und erforschten. Über Benediktbeuern tuckerten wir dann schließlich bis an den Kochelsee, wo wir am Maschinenhaus des Walchensee-Kraftwerkes Posto bezogen, um nämliches am folgenden Morgen zu besichtigen... [3]
Mit dem Freitag brach der letzte Tag der Reise an. Nach ausgiebiger Inspektion des recht informativen Besucherzentrums [4] und anschließendem Besuch des Franz Marc Museums im nahen Kochel sausten wir über Penzberg [5] schnurstracks hoch bis an den Starnberger See, wohin es den zonebattler geradezu magnetisch zog: In Bernried wollte er unbedingt das »Museum der Phantasie« mit den Sammlungen von Lothar-Günther Buchheim besuchen, und dafür drohte die Zeit langsam knapp zu werden. Es reichte aber noch für ein mehrstündiges Eintauchen in das Reich des 2007 verstorbenen, streitbaren Multi-Talents; der geneigten Leserschaft sei ein Besuch im auch architektonisch faszinierenden Museum wärmstens anempfohlen...
Erschöpft und mit Eindrücken voll töffelten wir nach freundlicher Starthilfe durch andere Buchheim-Jünger [6] weiter bis nach Andechs, um mit einer zünftigen Brotzeit im dortigen Kloster-Biergarten die Reise gemütlich ausklingen zu lassen. Der Andrang hielt sich auch dort in überschaubaren Grenzen, das Essen schmeckte gut, die dunkle Radlerhalbe ausgesprochen lecker. Seine Wirkung auf die Sinne war indes zu spüren, und der zonebattler war froh, sich nur einen halben und keinen ganzen Liter des süffigen Trunkes hinter die nicht vorhandene Binde gekippt zu haben. Gleichwohl sah er unten am Parkplatz manches nicht doppelt oder dreifach, sondern gleich im Dutzend:
Ein Auto dieses Typs war ihm zeitlebens nicht untergekommen, geschweige denn deren zwölf nebeneinander! Wie wir später daheim ergoogelten, waren wir Zeuge eines höchst außergewöhnlichen »Cosmonauten-Treffens« geworden, über das sowohl der SPIEGEL als auch die Süddeutsche Zeitung ausführlich berichteten. Die mit Kurzzeit-Kennzeichen zugelassenen, markant-schnittigen Sportwagen jenes nie in Deutschland angebotenen Mazda-Modells waren für dieses exklusive Event doch tatsächlich per Schiff aus Japan herbeigeschafft worden!
Mit diesem Schmankerl zum Schluß soll es genug sein. Ein letzter Schnappschuß vom Andechser Maibaum und dem sich darüber ausbreitenden Abendhimmel ‑beides in den leuchtenden Landesfarben Bayerns gehalten- möge diese lange Reise-Reportage nunmehr beschließen. Zu sehen gab es danach auch nichts Nennenswertes mehr, und eine Schilderung der spätabendlichen Marschfahrt nach München und weiter über die Autobahn nach Fürth wäre so einschläfernd wie diese selbst.
Für die knapp zwei Wochen Rundreise hat der Herr des virtuellen Hauses hier glatt nochmal soviel gebraucht, um sie zur eigenen Erinnerung und zur Gemütsergötzung seines Publikums medial aufzubereiten. Ob er sich das beim nächsten Mal wieder antun mag, dessen ist er sich im Moment noch keineswegs sicher.
Gut. Nach einer kleinen Sendepause dreht es sich hier in diesem virtuellen Theater demnächst wieder um Fürth und seine nähere Umgebung!
[1] Ich könnte den Aufnahmeort ja jederzeit genau lokalisieren, aber jetzt gegen Ende der Expedition schenke ich mir derlei enervierende Extravaganzen...
[2] Jawohl, mein lieber Wiisen, auch das ist natürlich wieder ein aus fünf Einzelfotos zusammengemixtes HDR-Bild ! ;-)
[3] Seine bessere Hälfte wollte unbedingt noch das obere Ende der gigantischen Röhren inspizieren und trieb den zonebattler (und dieser seine Renngurke) die Serpentinen hoch bis fast nach Urfeld. Bei einer kurzen Pause oben ‑bei der der Berichtende noch auf ein Paar offenbar vergessener Wanderstiefel deutete und anschließend erhobenen Zeigefingers auf den guten Brauch des doppelten Blicks zurück verwies- vergaß die Beifahrerin ihren erleichterungshalber kurz abgeschnallten Bauchgurt, der ‑als Vorsichtsmaßnahme gegen Schurken und Lumpenpack- vom Bar- über Kartengeld bis hin zu Schlüsseln und Ausweisen alles enthielt, was wichtig ist und schwer wiederzubeschaffen wäre. Erst Stunden später (nach dem Abendessen und dem Umbau des Einsatzwagens zum Nachtlager) fiel ihr das Fehlen des Handys auf: In rekordverdächtiger Zeit ward der grüne Blechkamerad wieder in fahrfähigen Zustand versetzt und durch stockdunkle Nacht erneut die Serpentinen hochgeprügelt. Der Lohn des bangen Wartens: Das wertsachenbeladene Wimmerl fand sich an gemutmaßter Stelle glücklich wieder, prall gefüllt mit allen erwarteten Ingredienzien. Ein viertes Mal und letztes Mal ging es nun auf die zickezacke Bergstraße. Fazit: 4 x 30 min Fahrertraining plus diverse Adrenalinschübe, ohne oben irgendwas von den Kraftwerksanlagen gesehen zu haben...
[4] welches übrigens ein recht repräsentatives Exempel dafür abgibt, daß für die Errichtung spektakulärer Bauten und mondäner Präsentationen oft aberwitzige Geldbeträge flüssig gemacht werden können, es aber hinterher an allen Ecken und Enden fehlt, um selbst banalste Instandhaltungsarbeiten zeitnah durchzuführen (durchgebrannte Lampen, Computerhänger, verschlissene Kleinteile etc.).
[5] woselbst wir ‑zur eigenen Verblüffung- an einer außerordentlich ästhetischen Moschee vorbeibrummelten!
[6] Das nach längerer Fahrt durch Waldschneisen versehentlich nicht ausgeschaltete Fahrlicht hatte unterdessen die eher klein dimensionierte, unter dem Fahrersitz eingebaute Batterie leergelutscht, aber ein Satz dicker Überbrückungskabel gehört glücklicherweise zur Standardbestückung des Expeditionsmobils.
Samstag, 29. August 2009
Die Alpen! Als dramatisch veranlagter Mensch mit Hang zum Bombastischen und Pompösen unterlegt der zonebattler überwältigende Anblicke gern mit der passenden Musik. Zwar ist er Besitzer keines Autoradios, aber er hat die praktische Fähigkeit, einmal gehörte Melodien und Rhythmen umstands- und apparatelos aus den Tiefen seines Gedächtnisses abzurufen und sich direkt ins Hirn einzuspielen, in highfidelem Stereo, ohne jedes Rauschen und mit nicht nachweisbarem Klirrfaktor. Und das, obwohl er noch nicht einmal richtig Noten lesen kann! Angesichts der grandiosen Kulisse von stolzen Steinzacken ertönte die Alpensymphonie von Richard Strauss [1] aber ganz von selbst in des Berichterstatters Birne, und er konnte beliebig laut aufdrehen, ohne die Beifahrerin zu nerven...
Mit klingendem Spiel im Schädel und Blick in Richtung Watzmannmassiv brummte der Chronist also frohgemut nach Bad Reichenhall. Der hurtig fortschreitende Klimawandel ist wohl die Ursache dafür, daß der allseits beliebte Ferienort inzwischen schon weitgehend unter den grünen Blättern exotischer Pflanzen verborgen liegt:
Verborgen sind dort am Morgen auch die Kurgäste, die offenbar erst einmal alle ihre kauf- und saufrausch-induzierten Brummschädel vom Vorabend schlafend auskurieren müssen: Die ganzen salzsoleverspritzenden Kuranlagen rund um das Gradierwerk waren jedenfalls weitgehend verwaist. Außer uns war um halb neun (!) einzig ein amtlich bestallter Liegestuhlabwischer und ‑zurechtrücker schon auf den Beinen...
Nach diesen letztlich müßigen Betrachtungen wollte der wehmütige und zuweilen zur Melancholie neigende Verfasser dann aber endlich weiter via Berchtesgaden an den Königssee, den er vor schier unendlich langer Zeit als kleiner Bub samt Mutter und Großmutter schon einmal staunend befahren hatte. Staunen konnte der unterdessen ergraute erkahlende zonebattler auch bei seiner beherzt angetretenen Schiffsreise in die Vergangenheit, diesmal über die nach 30 Jahren just diesen Sommer fällige Erneuerung des Schindeldaches [2] der Wallfahrtskapelle von St. Bartholomä:
Indes wechselten wir dort zunächst nur das Boot, um schnurstracks durchzusummen [3] bis ans hintere Ufer des fjordartigen Alpensees. Von dort aus ging es in eineinhalbstündiger Wanderung weiter bis an den idyllisch gelegenen Obersee. Während der zonebattler und seine bessere Hälfte den nicht ganz einfachen Hindernislauf über Stock und Stein mit soliden Wanderstiefeln absolvierten, gingen zierliche Japanerinnen mit Badeschläppchen und die eine oder andere germanische Maid mit Stöckelpumps an den Start. Zu unserer Verblüffung schlugen sie sich damit gar nicht schlecht und kamen ziemlich zeitgleich mit uns bei der Fischunkelalm an...
In der den Sommer über bewirtschafteten Almhütte werden allerlei ortsübliche Brotzeiten verkauft, und als die Reisebegleiterin nach dem Verzehr einer solchen noch weiter in Richtung Röthbachfall am hinteren Ende des Talkessels gazellierte, zog es unsereiner vor, sich seitlich an der Hütte auf einer grob behauenen Bank niederzulassen und den zu staatsbürgerlichen Bildungszwecken mitgeführten Spiegel ausgiebig zu studieren. [4]
Der Rückmarsch gestaltete sich dann als einigermaßen unspektakulär, und so waren wir weitere eineinhalb Stunden später wieder am Bootsanleger, um der Rückfahrt in Richtung St. Bartholomä zu harren...
Das Wasser beider Seen ist von kristallklarer Transparenz und Trinkwasserqualität. Sein naturgemäß hoher Kalkanteil führt zu der durch Lichtbrechung entstehenden, smaragdgrünen Anmutung. Besonders interessant ist es, die dort dümpelnden und gründelnden Enten bei der Abwicklung ihres Tagesgeschäftes zu beobachten: Während das Federvieh anderswo ja meist im Wortsinne im Trüben fischt, scheinen sie im Königsee schier in der Luft zu schweben, weshalb man kann ihre Paddel- und Tauchmanöver in allen Einzelheiten beobachten kann:
In St. Bartholomä angelandet, inspizierten wir die Verköstigungsmöglichkeiten (anständig) und die Pilgerkapelle (feucht muffelig). Im einsetzenden Nieselregen das Seeufer und den durch länger zurückliegende Lawinen-Druckwellen teils flachgelegten Urwald erforscht. Die bessere Hälfte wollte anschließend unbedingt noch bis zur »Eiskapelle« an der Watzmannflanke flitzen [5]; der unter der Last seiner Jahre Ausrüstungsgegenstände schon etwas ermattete zonebattler blieb einmal mehr zurück, döste ein bißchen auf einer Bank nach Art der Leguane, schnürte anschließend ein wenig um die Buden mit Touristen-Zubehör herum und wurde schlagartig in seine Kindheit zurückgeworfen, als er dort eines Mustersortimentes ausgeblichener (ausgebleichter?) Stocknägel ansichtig wurde:
Jene Wanderandenken aus buntem Blech hatte er sich als kecker Knabe stets gerne an sein Stöckchen genagelt, wobei es ihm ehedem wohl einigermaßen egal war, ob die wohlfeilen Trophäen rechtschaffen erlaufen oder einfach nur erkauft worden waren. Wo mag der weiland plakettenübersäte Stock wohl abgeblieben sein? Kitsch hin, Sentimentalität her: Es hat etwas Anrührendes, wen derlei Tand nach vier Dezennien noch unverändert zu haben ist...
Während der um seine Fassung bemühte Berichterstatter also in seine unschuldige Kindheit zurückblickte, schaute so mancher Mitpassagier munter durch die Röhre: Man fragt sich unwillkürlich, ob es wirklich ein Fortschritt ist, heutzutage für wenig Geld Videos in Sendequalität aufnehmen zu können: Kaum einer macht sich doch schon bei Fotos die Mühe der Auswahl und zielgruppengerechten Aufbereitung, noch viel geringer dürfte der Anteil jener sein, die aus ihren alle zehn Meter gefilmten Panoramaschwenks verdaubare Zusammenfassungen für die Daheimgebliebenen schneiden. Wer aber soll das meist lieblose Draufgehalte jemals anschauen? Als die Welt noch schwarzweiß war und die Kleinbildfilme teuer, da sorgten schon Aufwand und Materialpreis dafür, daß Halter(innen) eines ordentlichen Knips-Apparates diesen halbwegs selektiv einsetzten. Aber diese Zeiten sind auf immer vorbei...
Vorbei ist nunmehr auch die siebte und vorletzte Episode meines mittlerweile arg ausufernden Reise-Rapports. Morgen folgt der definitiv letzte Teil, der manche Überraschung birgt und uns abschließend wieder heim ins schöne Fürth bringt.
[1] Erinnert und in Auszügen nachvollzogen wurde die wunderbare Einspielung mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Georg Solti aus dem Jahre 1979. Diese habe ich als LP schon seit Jahrzehnten im Plattenschrank stehen. Als ich später anno 1983 als early adopter einen der ersten CD-Spieler erwarb, gab es unter den gerade mal zwei Handvoll zum Systemstart erhältlichen Silberscheiben tatsächlich auch eine Aufnahme der »Alpensymphonie« unter Herbert von Karajan. Die stellte zwar rein technisch alle bisherigen Tonträger in den Schatten und verfügte zudem über ein schönes Cover-Foto mit dem Matterhorn drauf, war aber ansonsten in meinen Ohren wegen der zäh gedehnten Tempi eine eher fade Enttäuschung. Groß war daher die Freude, als ich in 1986 meine geliebte Solti-Interpretation auch als CD erwerben und damit ordentlich Rabatz machen konnte!
[2] Wir hatten Stunden später noch Gelegenheit, uns die Arbeiten aus der Nähe anzuschauen: Mit gasbrennerbeheizten Biegeformen werden die vorher befeuchteten Schindeln in die gewünschte Krümmung gebracht, ein schweißtreibender Job für den jungen Mann, der die ganzen Vorrichtungen im gleichbleibendem Takt manuell und mit einiger Kraftanstrengung zu bedienen hatte.
[3] In diesem Jahr gibt es ein bemerkensweres Jubiläum zu feiern: Seit exakt 100 Jahren fährt die Königssee-Flotte mit akkubetriebenen Elektroschiffen und damit äußerst umweltfreundlich! Mit Verbrennungsmotoren (Außenbordern) sind nur einige wenige Schiffe von Förstern und Fischern ausgerüstet.
[4] Das reicht mir aber auch wieder für ein paar Jahre: Was einstmal eine Instanz als das deutsche Nachrichtenmagazin war, ist heute über weite Strecken nur noch buntes Trallala. Immerhin kann man das Hefterl im Gegensatz zur F.A.Z. auch in eng bestuhlten Verkehrsmitteln lesen, ohne die Gesichter der Sitznachbarn zu beschatten (und damit deren Gemüt zu verdunkeln)...
[5] eine im gegebenen Zeitrahmen (bis zur Abfahrt des letzten Bootes) beachtliche Tour-de-force, eindrucksvoll dokumentiert durch den mitgeführten Tracker.
Mittwoch, 19. August 2009
Wenn man keinen Zug und keinen Flieger erreichen muß, trödelt man gerne etwas vor sich hin, läßt sich mit dem Beladen des Autos Zeit und tut noch dieses oder jenes. Blumenkästen wollen schlußendlich auch noch von den Balkonen in den Hof hinunter getragen werden, auf daß es der Nachbar mit dem vertretungshalbernen Gießen leichter haben möge. Zwischendrin sind kleine Verschnaufpausen angenehm, und überdies ist man ja im Urlaub und nicht auf der Flucht. Na gut, so gegen 14 Uhr tuckerten wir dann endlich los gen Osten. Nach noch nicht einmal eineinhalb Stunden Fahrt machten wir im malerischen Kastl bereits eine erste Wanderpause, es gibt schließlich überall was zu sehen in unserem schönen Bayernlande. Auf der Weiterfahrt über Schmidmühlen und Rieden nach Theuern hatten wir zwei interessante Begegungen. Die erste war recht dynamischer Art:
Gleichzeitig zu marschieren, dumm zu gucken, zu kauen und zu kacken ist schon eine reife Leistung, unsereins schafft allenfalls drei von diesen vier Tätigkeiten simultan!
Eine knappe Stunde später gab es schon das nächste unverhoffte Zusammentreffen, welches fotografisch zu dokumentieren ich mir nicht verkneifen konnte:
Der rechterhand stehende Vetter meiner Renngurke stand unabgesperrt in einer pittoresken Gasse von Schmidmühlen. Sein Herrchen (oder Frauchen) haben wir leider nicht zu Gesichte bekommen. Wäre sicher auch interessant gewesen, aber man kann nicht alles haben und es war langsam an der Zeit, sich einen Schlafplatz zu suchen. Gerade am Anfang einer Reise ist man noch nicht so fit im Erspähen geeigneter Orte, der Blick dafür will wieder auf’s Neue geschult und geschärft sein...
Am nächsten Morgen standen wir nach ambulantem Frühstück kurz nach neun am Hammerherrenschloß in Theuern, in welchem das Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern untergebracht ist. Für Spurensucher wie uns sind industriegeschichtliche Artefakte stets von besonderem Interesse, und wenn der zappelige zonebattler alte Feldbahnen und neue Kunst auf einem Fleck vorfindet, dann ist er hemmungslos begeistert und ganz in seinem Element:
Man merkt dem Museum an, daß seinerzeit viel Geld und Mühe hineingesteckt worden sind, es lag ja im förderungswürdigen Grenzland und der »Eiserne Vorhang« war nicht allzu weit weg. Doch während die Dokumentationen und Sonderschauen zu historisch abgeschlossenen Themen (Bergbau in der Region, Industrialisierung) auch heute noch vor dem kritischen Auge bestehen können, wirken manche Abteilungen zu »modernen« Gebieten (z.B. Halbleiterproduktion) mittlerweile reichlich angestaubt, weil nach der (sicher ziemlich aufwendigen) Errichtung halt keine Fortschreibung und Aktualisierung mehr erfolgte. Heutzutage wird der schmale Etat vermutlich allenfalls für das Putzpersonal reichen und nicht für wissenschaftliche Mitarbeiter, und mit der Spendierfreude der Sponsoren aus der Wirtschaft wird es in der tiefen Provinz auch nicht mehr allzuweit weit her sein...
Aber ich will nicht maulen, der Eintrittspreis ist kaum der Rede wert und die Fülle des Gezeigten bietet für jeden etwas. An diesem ruhigen Ferientag hatten wir das Haus fast ganz für uns alleine, keine Schulklassen auf Pflichtbesuch lärmten durch das alte Gemäuer. Übrigens gehören zum Museum noch weitere Gebäude in fußläufiger Entfernung, beispielsweise ein eindrucksvolles altes Glasschleif- und Polierwerk. Das früher zum Polieren verwendete Eisenoxid (Polierrot) sorgte dort dermaleinst für ein eher monochromes Dasein (und heutzutage für reizvolle Stillleben):
Zwischendrin plauderten wir ein wenig mit einer weißgekleideten Mutter von vier braven und wohlerzogenen Kindern, doch blieb die Unterhaltung etwas einseitig (und einsilbig), was vermutlich auf das dortige Idiom zurückzuführen ist: Wer versteht schon waschechte Oberpfälzer? [1]
Über leere Landstraßen zuckelten wir weiter ostwärts und inspizierten ausgiebig die Stadtkerne von Schwandorf und Neunburg vorm Wald. Die historische Innenstadt von Neunburg ist übrigens unbedingt sehenswert, wenngleich sie dem Fremden manches Rätsel aufgibt:
In unmittelbarer Nähe der deutschen Ostgrenze bezogen wir schließllich bei Hammer in der Nähe von Waldmünchen unser nächstes Nachtquartier am Rande eines schützenden Maisfeldes. In der nächsten Folge werden wir dann endlich Tschechien erreichen, das Land der herrlichen Städtchen und der schönen Frauen. [2]
[1] Der Herr UpperPalatine möge mir die verallgemeinernde Aussage verzeihen: Ich betrachte ihn als regelbestätigende Ausnahme!
[2] Aus Gründen des Selbsterhaltungstriebes werde ich den zweiten Aspekt nicht detaillierter ausführen können, wofür ich jetzt schon um Verständnis bitte...
Montag, 20. Juli 2009
Die langen, heißen Sommertage verbrachten ich und die restliche Dorfjugend in meinen nun schon ewig zurückliegenden Kindheitsjahren großenteils im Oberndorfer Weiher nahe Möhrendorf, woselbst dem Vernehmen nach ein riesiger Wels oder auch Waller unvorsichtige Eindringlinge in sein Reich hinabziehen und dort verspeisen würde. Oft haben wir das in spielerischen Aktionen simuliert, uns gegenseitig angetaucht und hinterrücks angefallen. Und auch wenn die grusige Geschichte vom furchterregenden Riesenwaller mit seinen langen Barteln letztlich doch nur eine Legende zu sein schien, ein gewisser Restschauer blieb stets erhalten, schon wegen der unergründlichen Tiefe des moordunklen Weihers und seiner eisigen Kälte unterhalb der sonnenerwärmten Oberflächenschichten.
Obwohl ich es an sich auch heute noch nicht allzu weit hin hätte, bin ich schon recht lange nicht mehr am, geschweige denn im Oberndorfer Weiher gewesen. Nach der Lektüre von Madame Modestes Kunststückchen »Wo die Welse wohnen« scheint es zudem fraglich, ob ich den nötigen Mut heute noch aufbrächte...
Samstag, 13. Juni 2009
Sonntag, 7. Juni 2009
Samstag, 30. Mai 2009
In des zonebattler’s längst vergangenen Jugendjahren empfahl der Mineralölkonzern ESSO seinen Kunden, nach Möglichkeit »den Tiger in den Tank« zu packen und unterstrich diese kühne Aufforderung durch das Verteilen allerlei gestreifter Gebhinforts. [1] Vermutlich sollte die edle Großkatze Kraft und Geschmeidigkeit symbolisieren und insinuieren, ihre comic-haft stilisierte Maskottchen-Inkarnation darüberhinaus wohl auch Pfiffigkeit und Schläue, Eigenschaften also, mit der sich der zapfhahnsuchende Automobilist im Interesse der Markenbindung identifizieren sollte (und nicht selten von sich aus wollte). [2]
Nun ist der Mensch als solcher schon mangels natürlich gewachsener Räder kein Fahrzeug im engeren Sinne, ein Automobil im Sinne von »selbstbeweglich« ist er freilich allemal. Gelegentlich betankt werden muß der homo sapiens ebenfalls, gerne mit raffinierten Betriebsstoffen, wenn auch nicht unbedingt mit Mineralölen. Aber immerhin scheint es für die Lebensmittelindustrie genug Gemeinsamkeiten zwischen Maschine und Mensch zu geben, um auch letzterem den Tiger in den Tank (sprich Magen) einflößen zu wollen, und zwar in Form sehr energiehaltiger Kakao-Getränke.
Womit wir endlich beim heutigen Thema wären: Ist ‑außer mir- schon mal jemandem aufgefallen, daß auf den (meist herstellerübergreifend knallgelb gefärbten) Kakao-Milchmixgetränkepulververkaufsverpackungen bei zahlreichen Fabrikaten ein cartoonisierter Tiger den Werbe- und Sympathieträger der Marke gibt? Hier eine kleine Auswahl an aktuellen Beispielen:
Spötter mögen einwenden, daß man bei exzessivem Genuß von mit derartigem Pulver versüßter Milch (Vollmilch zumal) bald weniger wie ein drahtiger Tiger aussieht denn wie eine pralle Gelbbauchunke, und dem ist in Kenntnis der in derlei Trunken enthaltenen Nährwerte wenig entgegenzuhalten. Indes scheint es eine Überlegung wert, woher wohl die starke Affinität der milchversüßenden Kakaopulverabfüller zu gestreiften Raubkatzen kommt. Kann eines der hier lesenden Leckermäuler vielleicht mit einer plausiblen Theorie dazu aufwarten? [3]
[1] Heute sagen die unentwegt in Fremdsprachen dummlallenden Marketingfritzen natürlich Giveaways zu so etwas...
[2] Kaum hatte ich diesen Satz geschrieben, rief ich testhalber die ESSO-Homepage auf und fand den Tiger immer noch als offizielles Wappentier in Amt und Würden. Man glaube mir bitte, daß ich die oben beschriebene Assoziation von »Kraft und Geschmeidigkeit« eigenständig niederschrieb, bevor ich diese Passage wortgleich auf der ESSO-Website wiederfand!
[3] Man beachte die eher geringen Überlappungen der Verbreitungsgebiete von Kakao-Bohnen und Tigern. Letztere ernähren sich zudem gern von deftiger Kost und weniger von Milchmixgetränken...
Sonntag, 17. Mai 2009
Montag, 11. Mai 2009
Tierisch komisch und allzu menschlich: Wenn Papageien tanzen und Pandas niesen !
Sonntag, 19. April 2009
Montag, 6. April 2009
Nach langer Winterruhe heute die Tretboote Nr. 1 und Nr. 2 ausgekellert, auf die Schnelle einsatzklar gemacht und in einer abendlichen Runde um die Stadt probehalber eingefahren. Ketten und Getriebe glatt laufend, Hydraulikbremsen (an Nr. 1) bzw. Seilzugbremsen (an Nr. 2) souverän zupackend. Beide Lichtanlagen funktionsfähig einschließlich rückwärtiger LED-Blinker. Winterschlaf überstanden!
Im kurvenreichen Abschnitt an der Pegnitz entlang Richtung Nürnberg unverhoffte Begegnung mit schwer adipöser Radlerin auf schlingerndem Gegenkurs, dem schönen Wort »Manövriermasse« eine neue und tiefere Bedeutungs-Facette hinzufügend.
Rückwärts am Bohlenweg unweit des Rundfunkmusems Bisamratten beim Dreikampf (Schwimmen, Kopulieren, Futtern) am Flußufer beobachtet: Schamloses Gebaren der pelzigen Nager in aller Öffentlichkeit, wie die Tiere...
Kurz vor dem Heimathafen plötzlich ein sehr schmerzhaftes Pieksen in der rechten Innenhand. Ursache: Ein Seelen-Riß im rechten Schaltungs-Bowdenzug direkt am Daumenschalter. Abzwacken des hervorstehenden Drahtstückes brachte kurzfristig Besserung, aber das Seil wird wohl bald ganz getauscht werden müssen. Schande, das Ding ist doch noch keine 16 Jahre alt...
Unterwegs mindestens drei bekannte Gesichter gesehen, das ist halt unser Fürth, wie wir es lieben. Darum geht es auch morgen und übermorgen und überhaupt jetzt wieder fast jeden Abend auf Rundkurs. Ahoi!
Dienstag, 24. März 2009
Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...