Freitag, 17. Oktober 2008
Kaum am Bahnsteig in Nürnberg angelandet, erbrach des zonebattler’s Heimatzug durch sämtliche Türen mehrere Hundertschaften vorbelustigter Fußballfans aller Altersklassen, durch schwarz-rot-weiße Kittel uniform als AnhängerInnen des 1. FCN ausgewiesen. Der Berichterstatter fand den von ihm angesteuerten Sitzplatz bereits besetzt vor, und zwar durch einen Kasten Warsteiner mit zwei Dutzend leeren Bierpullen drin und einer fünfundzwanzigsten obenauf. Als Serviceleistung für die übrigen Reisenden hat er in Fürth den Kasten kurzerhand mitgenommen und im nahen Kaufmarkt wieder in den Kreislauf gebracht. Der Lohn der Mühe: Dreifuffzich bar auf die Kralle und Dispens vom täglichen Hanteltraining. Die kurz darauf in der Luisenunterführung aufgelesenen Red Bull-Leichtmetalldosen für 0,25 EUR Pfand das Stück sind dagegen eine im Wortsinne läppisch leichte Übung gewesen...
Sonntag, 20. Juli 2008
Wie schon im Vorjahr besuchten der zonebattler und seine bessere Hälfte gestern angekündigterweise ein festliches Konzert des Collegium Musicum im Schloß Weißenstein zu Pommersfelden. Die meteorologische Großwetterlage war einigermaßen wechselhaft, aber alles in allem angenehm. Die Begleitumstände hingegen tendierten im Laufe des Abends eher in Richtung unerfreulich.
Graf Paul von Schönborn stellte zunächst netterweise eine Anzahl der aus über 25 Nationen (!) stammenden jungen OrchestermitgliederInnen vor, die sich zu einigen Wochen intensiver musikalischer Arbeit in dieser so wunderbaren Umgebung zusammgefunden haben: In mittlerweile 50 Jahren habe die Sommer-Akademie und die universale Sprache der Musik einen Beitrag zu Völkerverständigung und zum Weltfrieden geleistet. Danach begrüßte der Hausherr den (mehr oder weniger unverhofft) anwesenden Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, der sich mit einer jovialen kleinen Rede revanchierte [1]. Des Herrn Ministers Entourage belegte etliche Plätze, und der zonebattler fragte sich, ob die Personenschützer mit dem auffällig unauffälligen »Knopf im Ohr« wenigstens teilweise die Musik genießen konnten und nicht aller paar Minuten routinemäßiges Meldungs-Gequäke mit funksprechtypischen Rauschen und Knacken zu hören bekamen. Na ja, Dienst ist Dienst und da gibt es sicher zuweilen Schlimmeres zu erdulden...
In Schumanns 4. Symphonie, die streckenweise schon fast ein wenig nach Bruckner klingt, gab sich das Orchester recht energiegeladen und spielfreudig. Am Ende zu Recht eifrig beklatscht, zeigten viele Streicherinnen am linken Flügel eher reglose bis grimmige Mienen, aber das mag außermusikalische Ursachen gehabt haben, über die hier zu spekulieren müßig wäre.
Gleichfalls grimmig und obendrein übereifrig gerierte sich dann in der Pause ein weiblicher Hausdrachen, der uns demonstrativ eine Flügeltür vor der Nase zuzog, durch die wir vom herrlichen Treppenhaus aus in einen von den Musikern belegten Nebenraum gespäht hatten. Nicht betreten hatten, wohlgemerkt: Von außen hatten wir den in üppiger Barockpracht gestalteten Raum würdigen wollen, man weiß sich ja zu benehmen... Aber nix da, Klappe zu und Ruhe.
Der nach der Pause folgenden Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester von Mozart konnte der zonebattler nicht allzuviel abgewinnen, aber das lag weniger an der durchaus spritzigen Interpretation als vielmehr am Komponisten: Mozart mundet dem Verfasser primär in Schokoladenkugelform. Umso begeisterter war der Autor dann von der Darbeitung eines seiner vielen Lieblingsstücke, der fetzigen Tondichtung »Till Eulenspiegels lustige Streiche« von Richard Strauss, in der es der für seine unerhört dynamischen Orchestrierungen bekannte Spätromantiker nur so krachen läßt. Jubelrufe, frenetischer Applaus, unverändert grimme Mienen bei den linken Streicherinnen, keine Zugabe, aus.
Am stillen, gleichwohl stark frequentierten Örtchen gaben sich nun Volk und Volksvertreter die Klinke in die Hand, und nachdem sich der sich geduldig hintanstellende zonebattler dann endlich auch erleichtert hatte, warfen er und seine bessere Hälfte noch (abermals von außen!) einen schnellen Blick in den berühmten Muschelsaal, bei dessen aufwendiger Instandsetzung sie vor Jahren einem Restaurator über die Schulter hatten blicken dürfen. Die (offenbar geschlossene) Abendgesellschaft interessierte dabei nicht im Mindesten. Aber da kam schon wieder der Drache herangeeilt, um uns fauchend des Hauses zu verweisen, dabei sogar meine Dame grob am Arme packend. Ich empfahl der Furie die gelegentliche Teilnahme an einem Service-Seminar, Bedarf wäre offenkundig vorhanden [2]. Ihre verbalen Entgleisungen zu konservieren schenke ich mir, ein Beitrag zum vom Grafen beschworenen Weltfrieden sind sie jedenfalls nicht gewesen... Immerhin, es hat etwas Erhebendes, wenn eigens schwere schmiedereiserne Tore für einen aufgesperrt und entriegelt werden müssen. Till Eulenspiegel hätte seine Freude gehabt!
[1] in welcher er u.a. betonte, daß so ein Ministeramt zuweilen auch seine angenehmen Seiten habe (am Vortag Versailles, gegenwärtig Pommersfelden, tags drauf Schloß Herrenchiemsee)...
[2] Der Herr Minister und seine ihn behütenden Profis seien hier ausdrücklich von jeder Kritik ausgenommen, es sind wie so oft wohl die übereifigen und überforderten Kleingeister aus der Peripherie, die mit an sich banalen Situationen nicht souverän umzugehen wissen.
Donnerstag, 26. Juni 2008
Gestern Abend konnten wir dem aktuellen EM-Fußballfieber doch noch eine positive Seite abgewinnen: Dank des halbfinalistischen Gerangels zwischen Deutschland und der Türkei hatten wir das neue Fürthermare ganz für uns! Welch’ unerhörter Luxus: Kein Anstehen an den großen Labyrinth-Rutschröhren, kein Suchen nach freien Liegen (im Gegenteil: die Qual der Wahl!), kein Geplärre. Nur Spaß und Erholung pur! Und das obendrein zum Schnäppchenpreis von läppischen sechs Euros für zwei Nasen: Den einen Eintritt schenkte uns die infra weiland per Gutschein an der Jahresabrechnung für Strom und Gas, der andere war hitzebedingt auf die Hälfte reduziert. Was wollte man mehr? Eigentlich nur eine Wiederholung. Und die ist schon für den kommenden Montag terminiert!
Sonntag, 8. Juni 2008
Gestern Mittag marschierten wir zum großen Vollsortimenter-Supermarkt nebenan (den wir ob der unnötig ausufernden (Fertig)Produktpalette und seiner markenbedingt hohen Preise gemeinhin meiden), um einen großen Schwung im Wortsinne zugeflogener Pfandflaschen aller Art zu Geld zu machen, die uns vom ortsansässigen Prekariat in oder um unseren Schrebergarten herum über den Zaun geworfen worden waren. [1]
Während der zonebattler den einen Teil der Behältnisse in den Pfandautomaten schob und anschließend den anderen an der Kasse abzugeben trachtete, inspizierte seine bessere Hälfte das Lebensmittel-Angebot und kam mit zwei Tüten voller biologisch angebauter Kürbiskerne gleichfalls mit ans Kassen-Fließband, freilich nicht, um die Ware zum Zwecke des Verzehrs zu erwerben, sondern vielmehr um sie wegen nennenswerter Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums unverzüglich aus dem Verkehr ziehen zu lassen.
Der junge Herr am Bande ‑ausweislich seines Namensschildes wohl einer der Inhaber des Etablissements- zeigte sich erfreut und dankbar ob der Aufmerksamkeit der Kundin, wähnte sie darob sogar als in der gleichen Branche arbeitend. Ein nettes kleines Intermezzo, über das wir noch auf dem Heimweg angeregt sprachen, während mir das erhaltene Pfandgeld aus allen Taschen zu quellen drohte.
Am Nachmittag dann, als der Unterzeichnende in seiner Eigenschaft als sehr geehrte(r) Steuerpflichtige(r) über seiner EkSt-Erkl 2007 brütete (und darüber nachsann, ob er den aus dem Flaschenpfand resultierenden Reichtum in der Anlage GSE zu deklarieren verpflichtet wäre), ging seine bessere Hälfte doch nochmals kurz nach nebenan zum Laden im Zeichen des großen Vokals, um für frisch zu backende Brote eine Packung jener Kürbiskerne zu kaufen: Ein Vergleich mit unserem benachbarten Grundsortiment-Hauslieferanten hatte nämlich zwischenzeitlich ergeben, daß die gern verarbeiteten Brot-Ingredienzien beim Markenartikler wider Erwarten durchaus günstig zu haben wären.
Man ahnt bereits, was die Hüterin unserer Futter-Vorräte bei Ihrer Rückkunft zu berichten wußte: Genau, die beiden vorher monierten und zurückgezogen gewähnten Tüten standen wieder vorne in der Auslage! Irgendein Dummer wird’s schon nicht merken und die dubiose Ware doch noch gegen gutes Geld mitnehmen...
Nun sind wir die letzten, die in dieser Hinsicht unflexible Prinzipienreiter wären: vielerlei Lebensmittel sind auch noch lange nach Ablauf des MHD unverdorben und ohne weiteres zu genießen. [2] Es erstaunt freilich die verblüffende Nonchalance, mit der hier zunächst vordergründig der Kunde beschwichtigt und hinterher versucht wurde, die als nicht mehr verkehrsfähig erkannte Ware doch noch in Umlauf zu bringen. Der kaufmännische Gewinn der zweifelhaften Maßnahme ist kaum nennenswert, der Imageverlust in unseren Augen dagegen desaströs: In dem Laden kaufen wir jedenfalls nichts mehr!
[1] Ein bemerkenswertes Beispiel für die Umverteilung von Reichtum von unten nach oben übrigens, welches tatsächlich nicht von »denen da oben«, sondern von »jenen da unten« sehenden (bzw. benebelt glasigen) Auges in Eigenregie betrieben wird. Weswegen unsereins sich auch nicht als Ausbeuter sehen muß, sondern sich guten Gewissens als ordentlich bezahlten Straßenreiniger betrachten kann.
[2] Umgekehrt gab es freilich schon manchen Madenbefall im Getreide oder auch schimmelnden Käse lange vor Ablauf der zulässigen Lagerzeit zu beklagen.
Samstag, 3. Mai 2008
So stand es kurz und bündig in großen Lettern auf einem DIN A4-Blatt, welches mit Tesafilm auf die Drei-Eiskristalle-Fachtür der mannshohen Kühl-/Gefrierschrank-Kombination geklebt war. Eigentlich wollen wir ja nur milchholenderhalber um die Ecke zum Discounter tappen, und nun stand das silbergraue Ding da wenige Dutzend Schritte von der eigenen Haustür entfernt auf dem Bürgersteig. Was tun? Lange bleibt sowas sicher nicht am hellichten Tag in des Universums Auslage stehen...
Schnelle Inspektion: Keine Kratzer, keine Beulen, innen der übliche Siff aus Ketchup-Resten und sonstigen Überläufen. Inneneinrichtung komplett, nur leichte Risse an den Falzen der Dichtungsbänder. Kompressor und Wärmetauscher kaum verstaubt, seitlich ein paar angetrocknete Fettspritzer. Offenbar wurde in der Küche der Vorbesitzer tatsächlich noch gekocht und nicht nur mikrowellerisch aufgewärmt. Muß man anerkennen. Doch weiter in der Befunderhebung: 201 plus 57 Liter Nutzinhalt, Energie-Effizienzklasse A. Schnelle Entscheidung: Sicherstellen.
Heimgespurtet, Ladeplattform mit Rollen dran geholt. Den Schrank auf dieselbe gehoben und ab durch die Mitte. Im Hausgang deponiert, das Absetzen des (FCKW-freien!) Kühlmittels abgewartet. Derweil im Netz ergoogelt, daß das durchaus noch aktuelle Produkt eines litauischen Markenherstellers neu immerhin um 340 EUR kostet. Nach der Karenzzeit kurzer Funktionstest: Sauber anspringender Kompressor, leiser Lauf, Innenraumbeleuchtung in Ordnung. Gut. Der Zettel hatte also recht. Warmes Wasser und Spülmittel in den Eimer gegeben, um die Inbesitznahme durch tatsächliche und symbolisch-rituelle Rundum-Reinigung zu vollenden...
Der Haushalt des zonebattler ist ja bekanntermaßen reich an Dingen, die ihm das Universum kostenlos und franko vor die Nase gelegt hat. Indessen war hier die Lieferfrist außerordentlich kurz: Erst am Vorabend hatten seine bessere Hälfte und er beim Abendspaziergang an der Rednitz entlang aus einer spontanen Laune heraus den neuen Saturn betreten und beim ziellosen Schlendern durch die Haushaltsgeräte-Abteilung diverse Kühl-Kombis ohne konkrete Kaufabsicht inspiziert. Und nun das!
Gleich am Montag Abend sollten wir uns große Plasma-Fernseher anschauen gehen...
Freitag, 18. April 2008
Folgendes schrub ich heute an das zuständige Bahnhofsmanagement in Nürnberg:
Sehr geehrter Herr xxx,
täglich muß ich beobachten, daß gleich mehrere Schwelbrände in der Bahnsteig-Unterführung des Bf Fürth (Bay) Hbf für eine extrem lästige und auch potentiell gesundheitsgefährdende Luftverschmutzung sorgen. Insbesondere zu den verkehrsreichen Zeiten am Morgen und am Nachmittag stehen RaucherInnen traubenweise um die Rauchverbotsschilder (!) im Tunnelgang herum und werfen ihre noch glimmenden Zigarettenstummel in das, was sie irrtümlicherweise für Aschenbecher halten:
Es handelt sich bei Stahlprofilen wie dem beispielhaft abgebildeten jedoch mitnichten um Aschenbecher, sondern lediglich um die noch an den Wänden belassenen Aufhängevorrichtungen für die längst abmontierten Aschenkübel! Die Demontage der großen Ascheimer hat also letztlich nichts bewirkt: Die Reisenden bzw. Wartenden nehmen die Montageeisen als schlanke Aschenbecher wahr, aus denen es nun stundenlang in unerträglicher Weise qualmt und stinkt.
Ich bitte Sie daher zuständigkeitshalber, auch diese Montageprofile baldmöglichst abmontieren zu lassen: Wenn sich die ordnungsgemäße Durchsetzung des Rauchverbots schon mangels Personals als problematisch erweist, so sollten zumindest alle Bauteile aus dem öffentlichen Raum verschwinden, die mit einiger Phantasie für Aschenbecher gehalten werden können... Vielen Dank!
Beste Grüße,
gez. Unterschrift |
So, mal sehen, was nun dabei ‑außer dubiosen Rauchzeichen- herauskommt...
Dienstag, 15. April 2008
Habe soeben mit einem netten konzerninternen Kunden, der das bisher nur vertretungshalber wahrgenommene Geschäft mit meiner Firma und mir nunmehr hauptamtlich übernommen hat, fernmündlich allerlei schlaue Modalitäten und unbürokratische Vorgehensweisen ausbaldowert und vereinbart. Wenngleich der Kollege akustisch zweifellos als eingeborener Kölscher Jong zu identifizieren ist, weist ihn sein Name nicht minder eindeutig als Sohn türkischer Eltern aus. Da mußte ich dann schon schmunzeln, als er mir auf meine Bitte nach weiterhinniger gemeinsamer Beschreitung des kleinen Dienstweges antwortete:
Na klar, wir wollen doch die Kirche im Dorf lassen! |
Recht hat er. Und mit den Moscheen und den Synagogen und dem Kölner Dom verfahren wir selbstredend genauso!
Montag, 31. März 2008
Gestern habe ich die Hälfte der winterlich eingemotteten Liegerad-Flotte flott gemacht, will sagen unter allerlei Verrenkungen aus dem tiefen Keller gewuchtet und fahrfähig hergerichtet. Das Rangieren der Langlieger durch das enge Stiegenhaus war das Schwierigste, ansonsten waren die ausladenden Vehikel nach wenigen Aufpumpzyklen an den etwas erschlafften Reifen schnell wieder einsatzklar.
Die erste Kurz-Tour des ziemlich wechselwarmen Frühlings (ordentlich heiß im Sonnelichte, empfindlich kalt dagegen noch in den eher zugigen und schattigen Streckenabschnitten) führte uns nach Oberasbach, woselbst wir die geradezu legendäre Frau Praml besuchten: Wie wir aus einer preisgekrönten Reportage der besten Dokumentarfilmer in town wußten, steht jene mittlerweile 90 Jahre alte Dame (!) noch täglich (jawohl, Mo-So) in ihrem rührend altmodischen Laden und bietet dort Lebensmittel (Mo-Sa) und Schnittblumen (So) feil, dazu Lotto-Lose, Fliegenfänger, Zeitschriften und sonstwas. Was an sich ja schon bemerkenswert wäre. Geradezu unglaublich freilich mutet der Umstand an, daß die Lady vom Jahrgang 1918 noch dermaßen attraktiv (und zudem fesch gewandet) ist, daß manche potentielle Tochter mit drei Jahrzehnten weniger auf dem Tacho dagegen alt und oma-mäßig ausschaut. Hut ab!
Witziger- und zufälligerweise bot sich dann unverhofft und ungeplantermaßen noch die Gelegenheit, eine weitere »Hauptdarstellerin« einer Medien PRAXIS-Reportage leibhaftig kennenzulernen: Die resolut-charmante »Chormutter« des Windsbacher Knabenchores war auf Einladung unseres umtriebigen Filmteams nach Fürth gekommen, um sich die schönste Stadt des Universums geführterhalber aus der Nähe anzuschauen. Also wieder rauf auf die Straßen-Tretboote und an der Weikershofer Gaggerlas-Quelle vorbei Kurs auf den Fürther Stadtpark genommen.
Nach diesem etwas weitläufigen Geschlenker durch die Botanik nähern wir uns nun endlich dem eigentlichen Thema des heutigen Blogbeitrages, nämlich dem buchhalterischen Verlangen des Unterzeichnenden, seine Ausflüge, Exkursionen, Reisen und Touren irgendwie zu dokumentieren, und zwar sowohl möglichst genau als auch mit einigermaßen geringem Aufwand. Zu gerne würde ich nämlich wissen, wie viele Kilometer ich nun gestern auf meinem Trampelflitzer zurückgelegt habe. Ja, ich weiß, elektronische Kilometer‑, Kalorien- und Erbsenzähler für Drahtesel gibt es an jeder Ecke für wenig Geld, aber ich mag solche Dinger nicht wirklich an meinen Rädern haben: Ich bin (nicht nur) da recht eigen...
Nachdem mich aber mein Freund der Baum Lexikaliker auf die Produktgattung der GPS-Datenlogger aufmerksam gemacht und mich dazu auf einen höchst ergiebigen Testbericht verwiesen hatte, war es um mich geschehen: Heute mittag bestull ich mir sogleich so ein kleines Kästla vom Typ RoyalTek RGM-3800. Das kommt in Rucksack oder Westentasche und soll dann fleißig per GPS-Satelliten-Ortung alle 15 Sekunden festhalten, wo (und wie hoch) ich mich gerade befinde. Daheim wird später die Protokoll-Datei auf den PC gezogen und ausgewertet: Am faszinierendsten finde ich die Möglichkeit, sich die zurückgelegten Strecken (einschließlich aller Irrwege) auf Google-Earth-Luftbildern visualisieren zu lassen. Grandios!
Aber das ist sozusagen ja erst die halbe Miete. Wenn der kleine GPS-Tracker einerseits ständig zu jeder beliebigen Zeit seine Position notiert, andererseits meine Kamera (bei richtig gestellter innerer Uhr) zu jedem Foto die Uhrzeit seiner Entstehung festhält, dann kann ein Stück schlauer Software beides hinterher in Relation zueinander setzen und in den EXIF-Daten eines jeden geschnappten Schusses den dazugehörigen Ort vermerken! Und das ist dann wirklich eine ultrapraktische Sache: Wenn jede Bilddatei den Ort ihrer Entstehung mit sich herumträgt, kann man eigene Reisen hinterher viel lebhafter am (virtuellen) Globus nachvollziehen als jemals zuvor! Und das alles für im Grunde läppische 60 Euronen...
Mit ein bißchen Wühlen im Netz habe ich hier und da schon recht pfiffig erscheinende Auswerte-Programme aufgetan. Jetzt warte ich gespannt und einigermaßen ungeduldig auf mein Postpaket und hoffe, hier schon bald über erste eigene Erfahrungen mit dem GPS-Logger berichten zu können.
Mittwoch, 19. März 2008
Heute wieder Heimarbeit,
derweil es draußen lustig schneit.
Drin tönen Palestrina-Messen,
und grad’ habe ich ein Käsbrot ‘gessn.
Frisch gestärkt mach ich jetzt weiter,
doch unter’m Strich ist’s gar nicht heiter... |
Freitag, 14. März 2008
Wollte mal eben zur 85-jährigen Nachbarin J. ins Nachbarhaus (Nr. 15) rüberhupfen, um deren defekte Stehlampe zu reparieren bzw. das Ding zur Instandsetzung ins eigene Heim (Nr. 13) zu verschaffen. Indessen Frau J. war nicht da. Unverrichteter Dinge wieder einrücken wollen, dabei Herrn D. aus Haus Nr. 9 erspäht und lauthals begrüßt. Anschließender Schwatz auf dem Bürgersteig. Nach einigen Minuten Verstärkung durch Frau K. (Haus Nr. 5) erfahren, die eigentlich ihre Tochter von der nahen Bushaltestelle abholen wollte. Lebhafter Nachrichtenaustausch, fröhliches Geschnatter selbviert. Ankunft und Auftritt Frau S. (Haus Nr. 7), soeben vom ALDI zurückkommend, wo wir sie eine halbe Stunde vorher schon getroffen und uns ausgiebig ausgequatscht hatten. »Weit seid ihr ja nicht gekommen«, ruft sie von ihrer Haustür aus herüber. Stimmt. Warum auch, wenn das Leben hier stattfindet?
Donnerstag, 13. März 2008
So, heute habe ich mal einen Tag zur Abwechslung daheim gearbeitet: Die anspruchsvolle Sonderaufgabe ‑Übersetzung einer 106-seitigen Insider-Präsentation [1] für ausländische Delegationen ins Englische- verträgt sich nicht mit dem lauten Büroleben, woselbst ständig die Telefone quengeln und es überhaupt zugeht wie in einem Taubenschlag...
Auf fünf Tage habe ich den zu treibenden Aufwand mal grob taxiert, macht bei überschlägiger Rechung bei 100 Folien und einem 8‑Stunden-Tag 10 Folien pro Halbtag oder auch 2,5 Stück je Stunde. Das klingt nach lässig, ist aber eher sportlich, da reichlich Fachkauderwelsch aus technischen wie juristischen Disziplinen enthalten ist. [2]
Immerhin, mit leichtem Beschummeln (Vorziehen der banalen Begrüßungs- und Verabschiedungsfolien sowie derjenigen mit mehr bunten Bildchen denn furchtbaren Formulierungen drauf) habe ich das selbstgesetzte Soll des ersten Tages prächtig übererfüllt. Der Spielraum für die Folgetage (je einen pro Woche) wird dadurch natürlich enger, aber es wird schon irgendwie werden. Es ist ja die letzten 48 Jahre auch immer irgendwie gegangen...
[1] Nein, ich bin nicht mehr Trainer, nein, ich enthalte mich daher einer pädagogisch fundierten Meinung zu einem Wust aus 106 Folien, die meisten davon mit reichlich Kommentaren. Mein großer Mentor Peter T. freilich meinte seinerzeit lakonisch: »Mehr als 10 Folien sind ein Film!«
[2] Obendrein bearbeitet natürlich keiner meine unterdessen im Gefechtsstand eintrudelnden Mails, Faxe und Anrufe, die Arbeit am angestammten Arbeitsplatz vermehrt sich also weiterhin wie von selbst. O fröhlicher Freitag, harre meiner!
Dienstag, 11. März 2008
Meine Damen und Herren,
in wenigen Minuten erreichen wir pünktlich den Bahnhof Nürnberg Hbf. Bitte steigen Sie dort alle aus, wecken Sie Ihren Nachbarn und vergessen Sie nix... |
Wenn das kein netter Start in den Tag ist... ;-)
Süßer und scharfer Senf: